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Outdoorjacken haben es in sich
Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, kommt nicht ohne sie aus: Wasserdichte und atmungsaktive Jacken machen es leichter, auch bei Regen aufs Auto zu verzichten. Und trotzdem können solche Kleidungsstücke wahre Umweltsünder sein. Denn in vielen Jacken, Regenhosen und Handschuhen stecken hochproblematische Substanzen.
Per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFC, stehen bei Umwelt- und Verbraucherschützern wie dem NABU in der Kritik. Die überaus stabilen Verbindungen aus Kohlenstoff und Fluor werden unter anderem für die Herstellung wasserdichter Membranen verwendet. Zusätzlich sorgen PFC für eine wasser- und schmutzabweisende Oberfläche von Regenjacken und anderen Kleidungsstücken. Doch in der Stabilität dieser Substanzen liegt auch ihre Gefahr. „PFC werden in der Umwelt kaum oder gar nicht abgebaut“, erklärt Dr. Annegret Biegel-Engler, Biochemikerin beim Umweltbundesamt (UBA).
PFC landet über das Abwasser in Flüssen und Meeren
Längst haben sich PFC über den Globus verteilt und sind selbst in den entlegensten Gegenden der Erde zu finden. Greenpeace wies Spuren davon zum Beispiel im Himalaya, in den Anden und im sibirischen Altai-Gebirge nach. Menschen können PFC über die Atemluft oder die Nahrung aufnehmen. Manche der Substanzen lösen sich im Wasser, beispielsweise beim Waschen von Funktionskleidung. Über das Abwasser landen sie in Flüssen und Meeren. „Werden sie dort von Tieren aufgenommen, können sie wieder in unsere Nahrungskette gelangen“, so Biegel-Engler. PFC wurden sogar im menschlichen Blut und in der Muttermilch nachgewiesen.
Die sogenannten langkettigen PFC, Verbindungen mit besonders langen Kohlenstoffketten, gelten laut UBA als „besonders besorgniserregende Stoffe“. Dazu gehört auch Perfluoroktansäure (PFOA), die bei Herstellern wasserdichter Membranen über lange Zeit sehr beliebt war. Einmal aufgenommen, verbleiben die Chemikalien mehrere Jahre im Körper, möglicherweise mit schwerwiegenden Folgen: Einige der Substanzen können die Fortpflanzung schädigen und stehen im Verdacht, Krebs auszulösen. „Da PFOA und weitere langkettige PFC toxische Eigenschaften besitzen, sehr langlebig sind und sich in Organismen anreichern, setzt sich das UBA für ein EU-weites Verbot dieser Chemikalien ein“, sagt Biegel-Engler.
Für Regen- und Funktionskleidung sind PFC unschlagbar
Die meisten Hersteller von Outdoorkleidung sind inzwischen auf kurzkettige PFC umgestiegen. Diesen Substanzgruppen wurde bisher noch keine gesundheitsschädigende Wirkung nachgewiesen. Doch ihre Stabilität könnte die wasserlöslichen Chemikalien zur Zeitbombe machen, wenn immer mehr davon in die Umwelt gelangen. „Wir finden kurzkettige PFC schon heute in Gewässern und teilweise auch im Grundwasser“, so Biegel-Engler. Von dort können sie auch ins Trinkwasser gelangen. Welche Folgen das für den Menschen hat, wird man vielleicht erst in mehreren Jahren wissen.
Für Regen- und Funktionskleidung sind PFC unschlagbar, da sie gleichzeitig wasser- und schmutzabweisendend wirken. Das leisten andere Materialien nicht, doch es ist für den Einsatz im Alltag auch nicht nötig. Wer auf einer Bohrinsel arbeitet, muss gegen Wasser und Öl geschützt sein. Für Radfahrer und Wanderer reicht aber eine wasserdichte Jacke – selbst bei Dauerregen. Einige Hersteller setzen bereits Alternativen zu PFC ein. Mithilfe von Wachsen, Polyurethanen oder Silikonen machen sie ihre Kleidung wasserdicht. Solche Chemikalien sind zwar nicht vollkommen unbedenklich, aber in der Umwelt weitaus besser abbaubar. Einige Outdoormarken verzichten komplett auf PFC, andere produzieren einzelne Kollektionen ohne die umstrittenen Substanzen. Wer eine PFC-freie Jacke sucht, sollte sich im Laden beraten lassen. Manche Kleidungsstücke sind auch mit einem entsprechenden Etikett gekennzeichnet. Da die Hersteller auf die Chemikalien nicht ausdrücklich hinweisen müssen, bleibt nur die Suche nach PFC-freien Produkten.
Auf Siegel achten
Die umstrittenen Substanzen finden sich nach Recherchen von Greenpeace aber längst nicht nur in Regenkleidung. Manche Hersteller nutzen sie auch für die schmutzabweisende Ausrüstung von Soft-Shell-Jacken, genau wie einige Jeanshersteller. Damit reihen sich PFC in die lange Liste umwelt- und gesundheitsbelastender Chemikalien der Textilindustrie ein. Letztlich sind sie nur ein – wenn auch extremes – Beispiel dafür, wie Kleidung die Umwelt und Gesundheit belastet, ganz zu schweigen von den Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken.
Für Verbraucher ist es nicht immer einfach zu erkennen, ob Jeans oder eine Jacke umweltfreundlich hergestellt wurde. Denn anders als bei Lebensmitteln gibt es für Textilien bisher kein einheitliches Bio-Siegel. Einige Kennzeichnungen helfen aber, sich im Kleiderdschungel zurecht zu finden. Bei Produkten aus Naturfasern können sich Käufer am Global Organic Textile Standard, kurz GOTS, orientieren (siehe Kasten). „PFC sowie weitere gesundheitsschädliche Chemikalien sind in GOTS-zertifizierten Produkten verboten“, so NABU-Konsumexpertin Indra Enterlein. Für Textilien aus Kunstfasern empfiehlt der NABU das Bluesign-Siegel – auch wenn es den Einsatz von PFC nicht grundsätzlich ausschließt. Eine Reihe anderer problematischer Chemikalien dürfen im Herstellungsprozess nicht verwendet werden. Zudem betont Enterlein: „Schließlich ist jene Regenjacke oder Jeans am umweltfreundlichsten, die man viele Jahre trägt. Und weil die Umweltauswirkungen beim Waschen nicht zu vernachlässigen sind sollten die Klamotten nur dann in der Waschmaschine landen, wenn sie wirklich schmutzig sind.“
Ann-Kathrin Marr (Nh 4/16)
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