Fehlt etwas im Kleiderschrank, besser zu gebrauchter statt zu neuer Kleidung greifen. Foto: NABU/S. Kühnapfel
Neue Mode aus alten Kleidern?
Besser ist länger tragen!
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Loch im Kleidungsstück? Knopf abgefallen? Am besten reparieren statt wegwerfen! Foto: NABU/S. Kühnapfel
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Letzte Möglichkeit für ausgediente Kleidung: Seriöse Altkleidercontainer. Foto: NABU/Verena Bax
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Ist Kleidung zerschlissen und nicht mehr tragbar, wird sie als letzten Schritt recycelt. Foto: NABU/Verena Bax
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Recycltes Endprodukt, aus dem beispielsweise Dämmstoffe für Autos gemacht werden. Foto: NABU/Verena Bax
In den vergangenen Jahren ist der Textilkonsum extrem gestiegen: Zwischen 12 und 25 Kilogramm werden in Deutschland aktuell pro Kopf und Jahr gekauft. Dabei werden viele Textilien nur kurze Zeit genutzt. Aber auch wenn Ausrangiertes fachgerecht in seriöse Altkleidercontainer gegeben oder für gemeinnützige Zwecke gespendet werden kann, ist es letztlich ökologischer, insgesamt weniger Neues zu kaufen.
Ein neues Kleidungsstück verbraucht – je nach Material – Wasser, Boden, Düngemittel, Erdöl, Pestizide, Farbstoffe und vieles mehr. Davon abgesehen: Neben der Umwelt belastet ein neues Kleidungsstück auch den Geldbeutel.
Was kann ich tun, wenn ich wirklich mal einen neuen Look will oder Kleidungsstücke nicht mehr passen? Da gibt es vielfältige Möglichkeiten, etwa das Weitergeben an Freunde und Bekannte, die Teilnahme an Kleidertauschpartys oder – als letzte Möglichkeit – die Altkleidersammlung.
Was passiert mit Altkleidung?
Alte Textilien können an Sammelcontainer, Kleiderkammern oder lokale soziale Projekte abgegeben werden. Schätzungsweise eine Million Tonnen getrennt gesammelte Alttextilien werden nach Hochrechnungen des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) in Deutschland jährlich erfasst. Insgesamt ist die Datenlage über die Menge und den weiteren Weg der erfassten Alttextilien allerdings schwach; verlässliche Statistiken existieren (noch) nicht. Der bvse stützt sich bei der Aussage überwiegend auf Befragungen im gewerblichen Sektor der Altkleidersammlungen und der Textilsortierbetriebe. Gemeinnützige Sammler werden dabei nicht berücksichtigt.
Mehr als die Hälfte der Textilien wird laut Experten und Expertinnen des bvse weiter genutzt: Zu einem kleinen Anteil landen alte Kleider so in deutschen Second-Hand-Länden, zu einem Großteil in anderen Ländern. Textilien, die nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Zweck verwendet werden können, werden beispielsweise zu Putzlappen verarbeitet oder auch zu Vlies-, Dämm- und Füllstoffen recycelt. Nur ein sehr geringer Teil der gesammelten Textilien gelangt laut Angaben des bvse in die Müllverbrennungsanlage oder wird als Ersatzbrennstoff genutzt.
Welchen Altkleidercontainer wähle ich?
Altkleider gehören nie in den Restmüll. Bei der Fülle von Altkleidersammlungen jedoch fällt die Auswahl schwer. Es gibt viele Sammelcontainer im Namen großer sozialer Organisationen, hinter denen allerdings private Unternehmen stecken, die die Altkleider möglichst lukrativ vermarkten und verwerten. Diese sozialen Organisationen „verkaufen“ hier letztlich nur ihren guten Namen. Neben gewerblichen und gemeinnützigen Sammlungen gibt es auch kommunale. Hier wird der Gewinn für die Stabilisierung der Abfallgebühren eingesetzt.
Für eine seriöse Sammlung achten Sie auf das Label FairWertung oder das bvse-Qualitätssiegel. FairWertung e.V stellt sicher, dass die gesammelten Textilien und Schuhe bzw. die Verkaufserlöse auch wirklich sozialen und karitativen Zwecken zugutekommen; online wird eine PLZ-Suche für eine Sammlung in der Nähe angeboten. Das bvse-Qualitätssiegel indes wird an Unternehmen vergeben, die sich Transparenz bei der Sammlung verpflichten. Zusätzlich geht es um den Schutz der Umwelt – abgegebene Kleidungsstücke werden so gut wie möglich als Second-Hand-Ware gespendet oder vermarktet.
Vorsicht: Unter den Sammlungen finden sich auch illegal aufgestellte Container. Sie unterscheiden sich optisch nicht. Seriöse Sammlungen sind für Nachfragen erreichbar und geben ihre Kontaktdaten an.
Aktuell gibt es auch die Möglichkeit der freiwilligen Rücknahme von Alttextilien durch namhafte Hersteller oder Vertreiber. Kunden können ihre Altkleider in den Geschäften abgeben oder einschicken. Hierbei handelt es sich nicht um eine Sammlung für soziale Zwecke. Manche nehmen außerdem bislang nur ihre eigene Ware zurück und tauschen Alttextil gegen Rabattgutscheine. Für eine flächendeckende Umweltschutzmaßnahme müssten die Geschäfte alle Textilien zurücknehmen und keinen weiteren Kaufanreiz durch Gutscheine setzen.
Wenn Kleidung tatsächlich kaputt und zerschlissen ist, gehört sie nicht in den Altkleidercontainer, sondern sollte beim kommunalen Wertstoffhof abgegeben werden.
Gibt es einen geschlossenen Kreislauf für Textilien?
Leider noch nicht. Viele Hürden verhindern einen geschlossenen Kreislauf. Es mangelt bereits an der fachgerechten Entsorgung. Es gibt in Deutschland zwar die Möglichkeit, Textilien getrennt zu sammeln – laut einer Studie der Technischen Universität Dresden soll aber noch immer fast ein Fünftel davon im Restmüll landen. Doch lediglich Textilien, die sehr stark mit Chemikalien verschmutzt und beispielsweise mit Farbe in Kontakt gekommen sind, sollten in den Hausmüll geworfen werden. Diese Textilien kommen schließlich in die Müllverbrennungsanlage. Das Verbrennen anderer Textilien ist ökologisch nicht sinnvoll, da die Produktion von Fasern laut einer Studie der Technischen Universität Wien mehr Energie verbraucht, als durch die energetische Verwertung zurückgewonnen werden kann.
Die getrennte Sammlung ist der erste Schritt für die Kreislaufführung. Weitere Probleme ergeben sich beim Weiterverwenden und beim Recycling: Textilien werden häufig zu Putzlappen verarbeitet – sind diese verschmutzt, landen sie nach Gebrauch allerdings in der Restmülltonne und fallen dann aus dem Kreislauf. Ähnlich sieht es beim Recycling aus, wo zurzeit (noch) qualitativ minderwertige Ware entsteht, die in einem weiteren Schritt nicht mehr kreislauffähig ist. Dennoch ist diese Art der Nutzung für die Umwelt besser, als der Kauf von Neuware.
Für einen geschlossenen Stoffkreislauf sind nicht nur Verbraucher und Verbraucherinnen gefragt, sondern auch Hersteller, Händler, Sammler und die Politik. So sind gesetzliche Quoten für mehr und besseres Recycling vonnöten. Textilien müssten außerdem bereits bei der Herstellung so gestaltet werden, dass sie sich später möglichst einfach zu hochwertigen Fasern recyceln lassen. Hier gibt es jedoch noch viel Forschungsbedarf.
Ist Recycling die Lösung?
Nur bedingt, denn auch Recycling verbraucht Energie und bei einigen Verfahren Chemikalien. Recycling darf nicht unter dem Vorwand eingesetzt werden, es sei bedenkenlos, weiter massenhaft zu produzieren und damit Ressourcen zu verschwenden. Bisher werden Altkleider häufig zu weniger wertvollen Vlies-, Isolier- und Füllstoffen, etwa für die Autoindustrie, verarbeitet. Es findet somit ein Downcycling statt. Aus ökologischen Gesichtspunkten ist der Einsatz von Rezyklatfasern mit qualitativ niedrigerem Niveau aber immer noch besser als das Entsorgen von Fasern. Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Frage, wie rasch aus einem alten Kleidungsstück wieder ein hochwertiges neues werden kann; die Projekte befinden sich jedoch noch im Pilotstatus.
Echtes Faser-zu-Faser-Recycling ist bislang die Ausnahme. Einige namenhafte Kleidungshersteller bieten bereits Kleidungsstücke mit Rezyklatfasern an, die in der Regel auch Frischfasern enthalten. Häufig fehlt bei der Kleidung die erste Voraussetzung, damit Fasern recycelt werden können: die Sortenreinheit. Für das Faser-zu-Faser-Recycling müssen Farben, Applikationen, Reißverschlüsse und Garne aus unterschiedlichen Materialien aufwändig voneinander getrennt werden. Dies geht auf Kosten der Qualität der Garne. Größtes Problem ist im Moment, dass die Kosten für Recycling-Fasern höher sind als für neue Fasern.
Recycling muss hochwertiger und besser werden. Dafür ist es wichtig, dass Recycling für Hersteller und Vertreiber verpflichtend wird – denn diese erreichen Zielgruppen, die ihre Produkte sonst nicht ins Recycling geben würden. So kann die Sammelmenge erhöht werden. Die Kooperation der Abfallwirtschaft mit Herstellern/Vertreibern kann außerdem neue Recyclingchancen ermöglichen, beispielsweise durch die Entwicklung neuer Verfahren. Bislang werden Forschungsanstrengungen mit Pionierunternehmen durch fehlende Anreize eher ausgebremst.
Was ist „Design for Recycling“?
Bei diesem Ansatz steht die Recyclingfähigkeit eines Produkts im Vordergrund. Es wird sichergestellt, dass sich Textilien leichter zerlegen und recyceln lassen. Damit wird die Voraussetzung für geschlossene Stoffströme geschaffen. Ein Problem beim Recycling ist die Schadstoffbelastung der Textilien. Nur wenn Kleidung bereits ohne Chemikalien produziert wurde, kann schadstofffreies Recycling sichergestellt werden. Beim Design for Recycling werden Schadstoffe von Anfang an weggelassen. Ein Beitrag zur Umweltverträglichkeit ist so sichergestellt.
Wichtig ist, nicht die Langlebigkeit von Kleidung außer Acht zu lassen. Es muss ein Anreiz zum längeren Tragen und für längere Haltbarkeit geschaffen werden. Dieser könnte bei Qualität und Stil der Mode ansetzen und auch zur Reparatur der Stücke einladen. Ein ganzheitlicher Ansatz sollte das Recycling und die lange Nutzung berücksichtigen.
Textilien müssen in der Zukunft aber nicht nur recyclingfähig sein, sondern auch hohe Rezyklatanteile beinhalten. Denn ohne einen Markt für Rezyklatfasern bringt auch das Faserrecycling nichts.
Was kann ich tun?
Für den Schutz der Umwelt ist es am besten, Textilien lange zu nutzen. Dafür ist es ratsam, Kleidung wenig zu waschen, zu trocknen und zu bügeln, sondern sie stattdessen häufiger auszulüften. Wenn einmal Abwechslung im Kleiderschrank gewünscht ist, ist es ökologisch besser, auf gebrauchte Kleidung zu setzen. Entweder mit Freunden/Bekannten oder auf Tauschparties gebrauchte Kleidung „ertauschen“, oder in Second-Hand-Länden erwerben.
Wichtig ist, möglichst keine Neuware zu kaufen, denn jedes neu produzierte Teil geht zu Lasten der Umwelt. Bevor Kleidung ausgedient hat, sollte geschaut werden, ob sie repariert werden kann. An kleine Löcher oder Knöpfe selbst Hand anlegen, alternativ gibt es die Änderungsschneiderei.
Soll Kleidung ausrangiert werden, sollte sie in Altkleidercontainer mit dem Label FairWertung oder dem bvse-Siegel eingeworfen werden. Zerschlissene Kleidung sollte zum Wertstoffhof gebracht werden, sie gehört nicht in den Altkleidercontainer. Stark verschmutzte Kleidung, beispielsweise durch Farbe oder andere Chemikalien, kommt in den Restmüll.
Das fordert der NABU von Politik und Handel:
- Verbindliche erweiterte Herstellerverantwortung. Das meint die finanzielle Verantwortung jener Unternehmen, die Textilien auf den Markt bringen. Sie sollten verpflichtet werden, Alttextilien zurückzunehmen und gesetzlich vorgegebene Sammelziele einzuhalten.
- Langfristige Designstrategien für optimales Recycling und langes Tragen durch die erweiterte Herstellerverantwortung oder die Ausweitung der Ökodesignrichtlinien auf Textilien.
- Gesetzliche Quoten für eine hochwertige Verwertung und besseres Recycling.
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