Plastikfreier Einkauf - Foto: Iris Barthel
44 Tage plastikfrei
Wie geht Plastikfasten in unserer Plastikgesellschaft?
Die österliche Fastenzeit umfasst pi mal Daumen 40 Tage und geht es darum, auf etwas zu verzichten. Ich habe mich also für das Plastikfasten entschieden, nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern weil ich wissen wollte, wie das praktisch funktioniert und ob ich das wirklich umsetzen kann. Die Idee war geboren und meinen Versuch konnte jeder auf dem NABU-Blog im Internet mitverfolgen. Während meines Plastikfastens wurde ich immer wieder gefragt, wie es mir geht, ob ich durchhalte und ob es mir schwer fällt? Meistens ist es mir nicht schwer gefallen, da ich schon früher beim Einkaufen darauf geachtet habe, gewisse unnütze Dinge aus Plastik zu vermeiden.
Trotzdem: Das Fasten hat mir eine ganz neue Welt eröffnet. Das bewusste Nachdenken darüber, welche Kosmetik ich im Bad benutze, ging sogar über das Plastik hinaus zu den Inhaltsstoffen. Gerade aufgrund von Mikroplastik und Hormonen in der Kosmetik, möchte ich künftig darauf achten, was in meinen Pflegeprodukten drin ist. Warum gibt es kein Pfandsystem, bei dem ich die Verpackung zurück geben kann.
Beim Einkaufen habe ich mich eingeschränkt. Ich habe keine Lust und keine Zeit, jeden Tag eine Stunde zu fahren, um im Unverpackt Laden in Berlin-Kreuzberg einzukaufen. Dort gibt es alle Lebensmittel unverpackt. Ich kann sie in eigene Behältnisse abfüllen. An Grundnahrungsmitteln hat es mir trotzdem nicht gefehlt. Brot backe ich jetzt selber. Erstaunt hat mich, dass selbst in Bioläden Plastiktüten bei Obst und Gemüse Standard sind und es Milchprodukte selten im Glas gibt. Daher gehe ich jetzt häufig auf den Wochenmarkt. So gab es aber auch Abwechslung auf meinem Teller. Ich koche jetzt mit dem, was gerade zu bekommen ist. Vanillezucker habe ich beispielsweise schon immer selbst gemacht. Am Anfang musste ich mehr Geld ausgeben, aber das hat sich zum Ende des Monats ausgeglichen. Überrascht hat mich, dass in den Deckeln von Glasverpackungen auch Plastik verarbeitet ist.
Rückkehr zu alten Mustern?
Wie geht es jetzt nach dem „Plastikfasten“ weiter? Das heißt aber nicht, dass ich nach diesem Experiment wieder zu den alten Mustern zurückkehre. Ich habe viel gelernt in den letzten Wochen und einiges fiel mir auch nicht schwer, umzusetzen. Meinen Ausflug in einen konventionellen Supermarkt habe ich dokumentiert. Damit wollte ich zeigen, dass ein plastikfreier Einkauf auch in einem ganz normalen Supermarkt möglich ist. Mit einer Einkaufsliste mit Dingen, die ich plastikfrei besorgen sollte, bestückt, ging es los.
Als mittlerweile alter Hase auf dem Gebiet hatte ich zwei Jutebeutel, zwei Gemüsebeutel und eine kleine Papiertüte mit. Nicht bekommen habe ich Reis, Müsli, Kaffee und Backpulver. Selbst Haferflocken sind in beschichteten Tüten. Der Grund: Sobald es feucht wird, sind die Flocken natürlich nicht mehr verwendbar. Beim Backpulver ist dies ähnlich. In Großmärkten für Gastronomie gibt es Backpulver allerdings plastikfrei – aber auch nur in der Riesenpackung. Als Alternative hilft Natron. Allerdings gibt es im Biomarkt Haferflocken in Papierverpackung und außerdem lässt sich Müsli auch einfach leicht selbst herstellen. Beim Kaffee ist es knifflig. Es soll wohl Kaffee in Papierverpackung geben, habe aber noch keinen gefunden. In Röstereien kann man den Kaffee in seine mitgebrachte Dose abfüllen lassen. Mein größter Erfolg: Wurst wurde mir bereitwillig in meine Papiertüte gelegt. Solange die Tüte auf der Theke bleibt, oder das Gefäß, ist das kein Problem. Auch Backwaren einfach in die mitgebrachte Tüte legen lassen.
Kochen, backen, selber machen, einkochen
Schwierig wird es, wenn man im konventionellen Supermarkt Biogemüse kaufen will, denn vieles ist in Plastik verpackt. Daher gehe ich lieber zu meinem kleinen Regionalmarkt vor Ort oder zum Wochenendmarkt, bei dem es Wurst, Käse, Kartoffeln, Obst, Milch usw. aus der Region gibt. Auf dem Land sind häufig sogenannte Hofläden eine gute Alternative. Obst und Gemüse sind nicht teurer als im Supermarkt, nur bei den anderen Produkten gibt es Preis-, aber auch Qualitätsunterschiede.
Wer mehr Zeit beim Kochen investiert, spart Geld. Und Überraschung, es macht auch noch Spaß. Marmelade selber machen, Brot backen, Limo ansetzen. Wie vor 50 Jahren.
Eine besondere Herausforderung war das Badezimmer. Ich zählte 34 Tuben, Verpackungen und Co. aus Plastik. Kommen wir damit gleich zum positiven Aspekt: Ich habe Seife gekauft und Shampooseife, beides in Papier eingepackt. Duschen wird also kein Problem sein. Haarspülung und Haarkur vermisse ich nicht. Außerdem soll die Haarseife so lange halten, wie drei 250 ml-Flaschen Shampoo, sagte die Verkäuferin. Ich wasche mir oft die Haare, also mal sehen. Bei Zahnpasta sieht es düster aus. Es gibt einen Anbieter, der Metallverpackungen hat, doch die Verschlusskappe ist immer aus Plastik. Ich benutze eine elektrische Zahnbürste, dabei fällt zumindest nicht so viel Müll an, wie bei Wegwerfzahnbürsten. Es gibt Zahnbürsten aus Holz und welche mit Wechselköpfen, doch eine wirkliche Alternative sind sie für mich langfristig wohl nicht. Kommen wir zum „Geschäft“ – dem Klogang. Dank der Zero Waste Familie habe ich Klopapier gefunden, dass keine Plastikumverpackung hat.
Ende gut, alles gut? Das Fasten hat mir gut getan, für langfristige Änderungen steht aber auch der Handel in der Verantwortung.
Nicole Flöper
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