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Nicht Papier statt Plastik, sondern Mehrweg ist die Lösung
Geschirr aus Maisstärke, aus Zucker, aus Bambus: Es gibt inzwischen sehr viele Angebote an vermeintlichem ökologischem, natürlichem Einweggeschirr oder an bioabbaubaren bzw. kompostierbaren To-go-Verpackungen. So werden Kund*innen gelockt, die denken, damit tun sie der Umwelt etwas Gutes. Für den NABU ist das oftmals Greenwashing und Verbrauchertäuschung, denn die Werbeaussagen halten in der Regel nicht, was sie versprechen. Auch können sogenannte Reboundeffekte eintreten. Das bedeutet, dass Verbraucher*innen mehr Einweggeschirr nutzen als vorher, wenn suggeriert wird, dass es sich um besonders umweltfreundliche Materialien handelt. Außerdem ist die Versuchung größer, den Abfall im Park oder am Seeufer liegenzulassen, wenn Materialien als bioabbaubar oder kompostierbar beworben werden.
Für den NABU sind aktuell die als öko oder natürlich beworbenen Einwegmaterialen aus Pappe oder aus bioabbaubaren Kunststoffen keine Lösung des Problems, da hier Umweltlasten nur verlagert werden.
NABU-Bewertung der Materialien
Bioabbaubare Kunststoffe
Bioabbaubare Kunststoffe können aus fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Bei Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen wird oftmals PLA (Polylactide) eingesetzt, das sind Polymilchsäuren. Die Milchsäure wird aus Stärke gewonnen, bei PLA meist aus Maisstärke. Wichtigster PLA-Produzent sind die USA, wo über 90 Prozent des angebauten Mais gentechnisch verändert ist. Inzwischen wurden auch – in vergleichsweise kleinem Maßstab – gentechnikfreie PLA-Kapazitäten aufgebaut, bei der hauptsächlich Zuckerrohr aus Thailand eingesetzt wird.
Produkte aus PLA wie Getränkebecher oder Plastikbesteck dürfen offiziell als bioabbaubar gekennzeichnet werden, obwohl die Abbaubarkeit nur in einer industriellen Kompostierungsanlage funktioniert (Zertifizierung EN13432, auf der Verpackung ist oft auch ein grüner Keimling abgebildet). Im Gartenkompost oder vor allem am Strand oder im Meer hat PLA genauso wenig zu suchen wie konventionelle Kunststoffe. Gerade im Meer baut sich PLA aufgrund der kalten Temperaturen nicht ab, obwohl es an sich ein „abbaubarer Kunststoff“ ist.
PLA kann in den existierenden Recyclingströmen nicht verarbeitet werden, daher wird PLA verbrannt statt recycelt, auch wenn der Plastikbecher über die Gelbe Tonne entsorgt wird.
Papier und Pappe
Papierbasierte Alternativen erscheinen oft umweltfreundlicher als sie sind. Im Gegensatz zu Holz sind Papier und Pappe kein wirkliches Naturprodukt, wie man häufig auf Verpackungen lesen kann. Die Herstellung ist sehr Rohstoff- und Energieintensiv. Auch werden über den gesamten Produktionsweg viele Chemikalien eingesetzt. Das Herauslösen der Fasern aus dem Holz, aus denen dann Zellstoff und dann Papier entstehen kann, ist ein energieaufwändiger chemischer Prozess. Letztlich besteht Papier bis zu 35 Prozent aus Füllstoffen, insbesondere Kreide, und aber auch aus anderen chemischen Zusatz- und Hilfsstoffen. Dazu gehören optische Aufheller, Kleber, Druckfarben und spezielle Stoffe, die bestimmte Funktionen des Papiers gewährleisten.
Um Papier nassfest, fettbeständig oder reißfest zu machen, werden Chemikalien im Papier verarbeitet und Kunststoffbeschichtungen aufgetragen. Ohne die Chemikalien und Kunststoffe könnte Papier gar nicht als Einweggeschirr oder To-Go-Verpackung für feuchte oder fettige Lebensmittel genutzt werden. In verschiedenen Marktchecks wurden in To-go-Verpackungen sogenannte PFAS (= Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) gefunden, wie zum Beispiel vom Landesinstitut für Bedarfsgegenstände in Niedersachen, das Pappteller untersucht hat. Diese persistenten Chemikalien werden zum Beispiel auch für feuerfeste Textilien oder für beschichtete Bratpfannen genutzt. PFAS reichern sich in der Natur, aber auch im Körper von Menschen dauerhaft an, wo sie das Immunsystem schwächen und andere gesundheitliche Auswirkungen haben.
Viele Expert*innen meinen, dass man Papier – aufgrund der chemischen Herstellungsprozesse und der Vielzahl an chemischen Hilfsstoffen im Papier – sogar als Chemieprodukt bezeichnen sollte. Auch die braune Optik bei Papier bedeutet nicht, dass es ein Naturprodukt ist. Papier wird sehr oft nur braun gefärbt, damit es nicht unattraktiv gräulich oder gelblich aussieht. Selbst wenn Papier biologisch abbaubar ist, dürfen die im Papier verarbeiteten Chemikalien nicht in der Natur landen. Das gilt auch für die Kunststoffbeschichtung im Pappbecher. Daher dürfen auch Einweggeschirr und To-go-Verpackungen aus Papier oder Pappe nicht unachtsam in der Natur liegen gelassen werden.
Andere holzbasierte oder pflanzliche Materialien
Auf dem Markt werden auch diverse Angebote aus pflanzlichen Rohstoffen wie Bagasse aus Zuckerrohr oder Zuckerrohrzellstoff, Weizenkleie oder Laub, Pappelholz oder Palmblätter angeboten. Eine umfassende ökologische Einschätzung ist nicht einfach bzw. nicht möglich, da die Daten bzw. Studien dafür fehlen. Die meistens Rohstoffe oder auch ein Großteil der fertigen Produkte kommen aus China oder Indien. Allein der Transport um den halben Globus für ein so kurzlebiges Produkt wie einen Einwegteller ist nicht umweltfreundlich.
Oft handelt es sich bei neuen Materialien auch um Reste aus der Agrarwirtschaft („biogene Reststoffe“) wie Zuckerrohr-Bagasse, Stroh oder Gras. Diese werden als besonders umweltfreundlich angepriesen, da es sich um „Abfall“ handele. An sich ist die Verwendung von Abfällen sehr gut, wenn dadurch keine neuen Rohstoffe eingesetzt werden müssen.
In der Agrarwirtschaft muss man jedoch bedenken, dass „Abfälle“ in der Regel weiterverwendet und nicht einfach nur vernichtet werden. So wird in Südamerika der „Abfall“ aus dem Zuckerrohranbau, die Zuckerrohr-Bagasse, in der Zuckerproduktion als Brennstoff genutzt. Damit werden fossile Energieträger und Holz als Brennstoff ersetzt. Zudem wird Bagasse (wenn aufbereitet) auch als Viehfutter verwendet, das sonst auf weiteren landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden müsste. Bagasse kann sogar auch als Rohstoff für Baumaterialien verwendet werden, was bisher wohl eher selten in der Praxis geschieht, aber möglich ist. Daher empfiehlt der NABU die Nutzung von Einweggeschirr und To-go-Verpackungen aus Bagasse genauso wenig wie anderes Einweggeschirr.
Auch bei Stroh ist Vorsicht geboten: Der NABU empfiehlt grundsätzlich, nur bis zu 20 Prozent des anfallenden Strohs dem Acker zu entnehmen. Mindestens 80 Prozent sollten zum Humusaufbau auf der Fläche verbleiben. Das anderweitig genutzte Stroh sollte dann möglichst langlebig genutzt werden zum Beispiel zur Wärmedämmung.
Viele auf pflanzenbasierte Materialien werden als „bio“ beworben, der Anbau der Rohstoffe hat aber nichts mit dem ökologischen Landbau zu tun. Eher im Gegenteil: Der Zuckerrohranbau ist hochindustrialisiert, in Palmen- und Bambusplantagen werden giftige Pflanzenschutzmittel gespritzt. So verwundert es nicht, dass bei einer Untersuchung von Öko-Test vor einigen Jahren in einigen der untersuchten Einwegtellern Keime, Schimmelpilze oder auch Rückstände von Pestiziden gefunden wurden. In sehr vielen Produkten wurden auch halogenorganische Verbindungen nachgewiesen, die Öko-Test auf Rückstände der Chlorbleiche zurückführt. Der Grund: Das Geschirr soll möglichst hell sein und chlorfreie Bleiche ist teuer.
Einwegglas und Aluminium
Alu-Einweggeschirr als Plastikersatz wäre ökologisch gesehen ein Rückschritt, denn Aluminium hat eine noch schlechtere Klimabilanz als Kunststoff. Die Herstellung ist extrem energieintensiv und es wird der Rohstoff Bauxit benötigt, dessen Abbau mit hohen ökologischen Risiken verbunden ist.
Einwegglas hat ein sehr gutes Image. Die Recyclingquoten sind hoch und in der Öffentlichkeit gilt Glas als umweltfreundlicher als Kunststoff. Ökobilanzen zu Verpackungen bestätigen jedoch, dass Einwegglas sehr viel höhere Umweltlasten aufzeigt als Papier und Kunststoff: Der Energiebedarf für die Herstellung und für das Recycling ist enorm. Das schwere Gewicht verursacht durch den Transportaufwand hohe Schadstoffemissionen zulasten von Umwelt und Gesundheit. Dies wird leider in der Öffentlichkeit kaum gesehen. Glas sollte nur in Mehrwegverpackungen mit möglichst geringen Transportwegen eingesetzt werden.
Was fordert der NABU?
Für den NABU kann die Lösung gegen die Ressourcenverschwendung durch Einwegplastik nur Mehrweg heißen – auch Mehrweg aus Plastik wird empfohlen. Andere Einwegmaterialien machen das To-go-System nicht besser. Grüne Werbeslogans verdecken die negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes lohnt sich ökologisch ein Mehrweg-Kaffeebecher bereits nach zehnmaliger Nutzung. Inzwischen haben sich auch für Speisen schon einige lokale Mehrwegsysteme etabliert. So kann inzwischen nicht nur auf den Einweg-Kaffeebecher verzichtet werden, sondern auch auf die (in der Regel noch materialintensivere) To-Go-Verpackung fürs Mittagessen. Auch nehmen immer mehr gastronomische Betriebe kundeneigene Becher und Dosen an. Hier kann jede*r einen wichtigen Beitrag leisten, die Abfallberge in Deutschland zu reduzieren.
Tipps für den Alltag
- Eigenen Thermobecher mitnehmen oder ein Café auswählen, das ein Mehrweg-Pfandsystem für den Kaffeegenuss anbietet.
- Bei immer mehr Imbissen und Restaurants können Sie eigene Dosen fürs Mittagessen benutzen. Bei vielen Restaurants gibt es mittlerweile Anbieter von Mehrweg-Pfandsystemen. Das Pfand wird dann zum Beispiel über eine App verbucht.
- Zum Grillen oder Picknick im Park können Sie echtes Geschirr von zu Hause mitnehmen oder Mehrweggeschirr aus Kunststoff wie PP (Polypropylen). Das ist leicht, robust, langlebig, recyclingfähig und nicht gesundheitsgefährdend.
- Für Feste mit vielen Leuten können Sie sich ein Set Mehrweggeschirr und -besteck anschaffen. Das kann im Bekanntenkreis auch gut ausgeliehen werden.
- Lassen Sie keinen Abfall im Park oder am Strand zurück. Am besten entsorgen Sie alles zu Hause, da die öffentlichen Mülleimer oft überfüllt sind und der Abfall schnell verweht oder auch von Tieren wie Vögeln gerne wieder aus den Abfalleimern herausgeholt wird.
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