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Zurück zur Natur
In Bayern kann sogar der letzte Weg klimaschonend sein. Die Öfen der Feuerbestattung Traunstein brennen mit Biogas, ihre Abwärme heizt die Büros, der Strom stammt aus erneuerbaren Quellen. Maßnahmen, die die CO2-Emissionen von rund 15 auf knapp unter drei Kilogramm pro Bestattung gedrückt haben. Damit gehört der Betrieb zu den ökologischen Vorreitern unter den rund 160 Krematorien in Deutschland. Denn Feuerbestattungen haben eine schlechte Klimabilanz. Die Öfen müssen mindestens 90 Minuten lang zwischen 900 und 1.200 Grad heiß sein und verfeuern meistens Erdgas. Der letzte Weg wird somit nicht nur zur Belastung für Angehörige, sondern auch für das Klima.
Die Feuerbestattung Traunstein, die ihr Konzept als würdigen Abschluss für ein nachhaltig geführtes Leben bewirbt, steht stellvertretend für den tiefgreifenden Wandel, den die Bestattungskultur in den letzten Jahren vollzogen hat. War in Deutschland einst Körperbestattung im Holzsarg nahezu selbstverständlich, werden heute über drei Viertel der Verstorbenen eingeäschert und in der Urne beigesetzt. „Der Trend zur Einäscherung hat die Bestattungskultur vielfältiger gemacht“, sagt Christoph Keldenich von Aeternitas, der Verbraucherinitiative für Bestattungskultur: „Denn eine Urne ist kompakter und handlicher als ein Sarg.“
Im Baumgrab zurück zur Natur
Das ermögliche beispielsweise Seebestattungen, bei denen eine wasserlösliche Urne im Meer versenkt wird, aber auch andere Arten von Gräbern, etwa die Beisetzung in einer Urnenkirche oder im Begräbniswald. So nennt man naturnahe Wälder, in denen die Asche von Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen im Wurzelbereich eines Baumes zur letzten Ruhe gebettet wird. Inzwischen gibt es deutschlandweit über 200 Begräbniswälder.
Die Idee stammt aus der Schweiz: Man erwirbt ein bis zu 99 Jahre währendes Nutzungsrecht für einen Baum, zu dessen Füßen man beerdigt sein will. Per Namensschild kann das Grab kenntlich gemacht werden – Grabschmuck ist jedoch untersagt. Indem die Baumwurzeln in der Asche enthaltene Nährstoffe aufnehmen, gehen die Verstorbenen über in den ewigen Kreislauf aus Werden und Vergehen.
Eine Urnenbestattung im Begräbniswald ist wie eine Rückkehr in die Natur. Aber ist sie deshalb nachhaltiger als die Körperbestattung auf dem Friedhof? „Eine Frage, die derzeit auch die Bestattungsbranche beschäftigt“, erläutert Aeternitas-Experte Keldenich. Denn der Nachhaltigkeitsgedanke sei inzwischen zum Werbeargument avanciert. „Aber was ökologischer ist, Sarg oder Urne, das bleibt bis dato eine Glaubensfrage“, stellt Keldenich klar: „Dazu gibt es keine gesicherte Datenlage.“ Bei der Körperbestattung wird zwar kein Erdgas verfeuert, doch das Grab hebt ein Bagger aus, der dabei CO2 ausstößt – je tiefer die Grube, desto mehr.
Bestattungsalternativen im Wartestand
Zudem hängt die Umweltfreundlichkeit einer Bestattung noch von anderen Faktoren ab. Etwa vom Grabstein, der nicht importiert, sondern aus der Region sein sollte. Oder von der Entfernung zu Krematorium und Begräbnisstätte: Je weiter weg, desto höher der CO₂-Ausstoß beim Transport. Auch das Material von Sarg und Urne spielt eine Rolle. Geworben wird mit sich schnell zersetzenden Materialien wie Pappe, Korbgeflecht oder Pilzmycel. Im Begräbniswald sind biologisch abbaubare Urnen sowieso Pflicht.
Während Begräbniswälder sich jedoch bereits etabliert haben, stecken andere ökologische Alternativen zur traditionellen Körperbestattung noch in der Konzept- oder Pilotphase. Etwa die sogenannte Promession, bei der man den Leichnam durch Schockfrosten entwässert und versprödet. Die Trockenmasse wird pulverisiert und im kompostierbaren Sarg beigesetzt. Binnen zwölf Monaten soll daraus Humus entstehen. Soweit das Konzept. Doch bislang wird es noch nirgendwo angewandt.
In den USA, Kanada und Großbritannien wird die alkalische Hydrolyse praktiziert. Dafür steckt man den Leichnam in einen Edelstahltank, flutet diesen mit Kalilauge und erhitzt das Ganze auf 170 Grad. Innerhalb von drei Stunden sind nur noch Knochenreste für die Urne und eine ölige, sterile Flüssigkeit übrig, die entsorgt wird. Die Methode, die hierzulande allerdings verboten ist, wird als ökologisch beworben. Im Vergleich zu einer Feuerbestattung spare sie 85 Prozent Energie ein und erzeuge keine giftigen Rückstände. Belastbare Ökobilanzen gibt es allerdings bislang nicht.
Kompostierung mit Grünschnitt
Eine weitere Bestattungsalternative, die ebenfalls mit Umweltfreundlichkeit wirbt, wird dagegen in Schleswig-Holstein bereits erprobt. Bei der sogenannten Reerdigung wird der nackte Leichnam in einem mit Heu, Stroh und Grünschnitt gefüllten Stahlbehälter für 40 Tage eingeschlossen. Mithilfe zugeführter Luft zersetzen körpereigene Mikroorganismen das Weichgewebe zu Erde. Die Knochen werden – wie im Krematorium auch – gemahlen, mit der Erde vermischt und auf dem Friedhof beigesetzt. Anders als im Krematorium würden jedoch keine fossilen Brennstoffe verheizt, wirbt der Anbieter „Meine Erde“. Lediglich 30 Kilowattstunden Strom seien für die technischen Prozesse nötig. Das Verfahren wird von der Universität Leipzig wissenschaftlich begleitet.
Schleswig-Holstein plant, Reerdigungen dauerhaft zu erlauben. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben das Verfahren dagegen untersagt. Wegen „möglicher Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung“ und „des sittlichen Empfindens der Allgemeinheit“.
Hartmut Netz (Naturschutz heute 1/24)
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