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Seegraswiesen (Großes Seegras und Zwergseegras)



Seegraswiese - Foto: Wolf Wichmann
Das Große Seegras ist eine von zwei in der Ostsee verbreiteten Seegrasarten. Bis zu 1000 Sprosse wachsen auf nur einem Quadratmeter. So entsteht ein vielfältig strukturierter Lebensraum mit zahllosen Versteckmöglichkeiten für junge Fische, Muscheln und Seesterne. Auf den bis zu zwei Meter langen Blättern weiden winzige Schnecken und kleine Krebse. Seegraswiesen gelten als die „Kinderstuben der Ostsee“.
Seegräser sind von unschätzbarer Bedeutung. Sie festigen das Sediment am Meeresboden und geben Sauerstoff ins Wasser ab. Darüber hinaus mindern sie die Klimaerwärmung, da sie große Mengen von Kohlendioxid speichern. Trotzdem gehen wir zu sorglos mit ihnen um. Die übermäßigen Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft in die Ostsee hat die Bestände des Großen und Kleinen Seegrases dramatisch reduziert. Beide Arten sind heute streng geschützt.
Merkmale und Lebensraum
Das Große Seegras hat lange, schmale Blätter, die bis zu 200 Zentimeter lang werden können. Im Herbst sterben die Blätter ab oder werden auch durch Seevögel abgeweidet. Der Wurzelbereich überwintert und treibt im nächsten Frühjahr neue Blätter aus. Jedem Strandbesucher sind vermutlich die besonders nach Stürmen angespülten Büschel abgestorbener Blätter bekannt.
Seegraswiesen bilden dichte Bestände. Viele Tiere legen hier ihre Eier ab und Jungtiere finden Schutz vor Fressfeinden. Die Wiesen schaffen zudem besondere Lebensbedingungen, indem sie die Wasserströmungen bis zu 40 Prozent reduzieren können. Seegräser geben Sauerstoff in das Wasser ab und bieten einen attraktiven Lebensraum für am Meeresboden lebende Tiere wie Würmer, Krebse, Muscheln und Seeigel.
Seegraswiesen zeichnen sich durch eine sehr hohe Produktivität aus. In der Wachstumsphase binden sie etwa zwei Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Tag und können eine Biomasse von bis zu fünf Kilogramm pro Quadratmeter erreichen. Damit bilden sie einen wichtigen Grundstein für die Nahrungskette des Meeres. Ein Viertel der von der Seegraswiese gebildeten Biomasse wird in andere marine Lebensräume exportiert, die somit ebenfalls von den Seegraswiesen abhängen.
Seegraswiesen kommen im Flachwasser vom Atlantik bis zum Mittelmeer sowie in der Nord- und Ostsee vor. Als Seegraswiese werden Bestände von Seegras bezeichnet, bei denen die Bedeckung mehr als 20 Prozent beträgt.
Das ist besonders an Seegras
Seegraswiesen können sehr alt werden. Ein vor den Åland-Inseln zwischen Schweden und Dänemark untersuchter Bestand wurde auf 800 bis 1600 Jahre geschätzt. Grund dafür ist ihre Fortpflanzungsweise. Zwar blühen Seegräser und bilden kleine Nussfrüchte aus, vorrangig vermehren sie sich jedoch über unterirdische Ausläufer. Deshalb kann ein großer Bestand aus nur einigen wenigen Individuen bestehen und entsprechend alt werden.
Gefährdungs- und Schutzstatus
Nach der IUCN Liste für gefährdete Arten (Rote Liste) sind die beiden bei uns heimischen Seegrasarten global nicht gefährdet. Die Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee (HELCOM) stuft die Bestände der Ostsee jedoch als stark gefährdet ein. Grund dafür ist die starke Nährstoffbelastung, die das Wasser trübt. Dadurch kann das Sonnenlicht nicht mehr tief genug vordringen. Seegräser, die ursprünglich bis in 17 Metern Wassertiefe vorkamen, sind heute nur noch in vier bis sechs Metern zu finden. In Deutschland sind Seegraswiesen als gefährdete Biotope der Roten Liste gesetzlich geschützt.
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