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Der Spitzwegerich im Porträt
02. Oktober 2013 -Verschiedene Wegerich-Arten werden schon seit Jahrtausenden in der Heilkunde genutzt, ganz besonders der Breit- und der Spitzwegerich. „Heute wissen wir, dass der Spitzwegerich die stärkste Wirkung besitzt“, sagt Studienkreisleiter Johannes Mayer. Seine zahlreichen Inhaltsstoffe ließen positive Effekte bei Katarrhen der Atemwege und Entzündungen von Mund und Rachenschleimhaut sowie bei Wunden erwarten. Pharmakologische Laboruntersuchungen würden diese Effekte belegen.
Von der Pflanze mit wissenschaftlichem Namen Plantago lanceolata werden ausschließlich die Blätter verwendet. Zu ihren wichtigsten Inhaltsstoffen gehören die Iridoidglykoside wie Aucubin und Catalpol, die eine antibakterielle Wirkung zeigen, sowie Schleimstoffe, die reizmildernde Effekte besitzen. „Sie bilden eine Art schützenden Film über die Schleimhaut in Mund und Rachen. Damit kann der Spitzwegerich lästigen Hustenreiz mindern“, erläutert Mayer.
Hinzu kommen Gerbstoffe, die mit 6,5 Prozent Anteil die größte Inhaltsstoffgruppe bilden. Sie wirken zusammenziehend und blutstillend, stabilisieren so die Schleimhäute. Weitere Inhaltsstoffe, die an der Heilwirkung des Spitzwegerichs beteiligt sein könnten, sind Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Saponin, Kieselsäure und Mineralstoffe wie Zink und Kalium.
Äußerliche Anwendung bei Entzündungen und Insektenstichen
Das Symptom Husten ist eigentlich der Ausdruck eines schützenden Reflexes, der die Atemwege reinigen soll. Durch die Reinigung der sensiblen Nervenfasern wird dieser Reflex ausgelöst, auch wenn, wie bei einem trockenen Husten, kein Fremdkörper entfernt werden muss. In diesen Fällen ist die reizmildernde Wirkung der pflanzlichen Inhaltsstoffe des Spitzwegerichs wertvoll. Äußerlich kann Spitzwegerichkraut auch bei Entzündungen der Haut verwendet werden. „In der Erfahrungs- und Volksmedizin gilt Spitzwegerich seit langem als ein gutes Mittel zur ersten Wundversorgung und bei Insektenstichen“, so Meyer weiter. Allerdings liegen keine aktuellen klinischen Studien zum Spitzwegerich vor, weswegen die Wahl zur „Arzneipflanze des Jahres“ auch als Aufruf an die Forschung zu verstehen ist.
Nicht ganz eindeutig ist die Bedeutung des Gattungsnamens „Wegerich“. Der Volkskundler Heinrich Marzell schreibt in seinem Lexikon der deutschen Pflanzennamen, dass es sich einfach um einen Männernamen wie „Guter Heinrich“ handle. Andere leiten den Namen vom althochdeutschen Wort „rich“ ab, was „König“ bedeutet. Wegerich hieße demnach „König des Weges“. Nachdem vor allem der sehr robuste Mittlere Wegerich selbst auf befahrenen Wegen gedeiht, erscheint diese Herleitung zumindest sinnvoll.
Seit der Antike im Einsatz
Den Spitzwegerich findet man allerdings mehr an Wegrändern und in trockenen Weisen. Seinen Namen verdankt er den spitz zulaufenden, langen, schmalen, aufrecht stehenden Blättern, die eine Bodenrosette bilden. In Abhängigkeit zu den Bedingungen kann die Pflanze zwischen fünf und 60 Zentimeter hoch werden. Die Blütezeit reicht von Mai bis in den September. Ursprünglich nur auf der nördlichen Halbkugel beheimatet, ist er heute nahezu weltweit anzutreffen.
Von der Antike bis in die Neuzeit hinein galt als wichtigstes Einsatzgebiet des Breit- und des Spitzwegerichs die Stillung von Blutungen bei Wunden, in den Luftwegen, im Darm und gegen starke Menstruationsblutungen. Auch andere Verletzungen wie Brandwunden, Insektenstiche und Tierbisse sowie Knochenbrüche werden häufig als Einsatzgebiete genannt. Sogar Shakespeare erwähnt „plantain“ mehrfach in seinen Werken als Mittel gegen Hautverletzungen. Daneben spielten die Wegerich-Arten bei der Behandlung von Asthma, Geschwülsten und Geschwüren – insbesondere in der Mundhöhle – eine große Rolle und wurden auch bei Zahn- und Ohrenschmerzen sowie gegen brennende Augen eingesetzt.
Text: Gunnar Bartsch, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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