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Das Übersehene Knabenkraut ist "Orchidee des Jahres 2008"
Die Arbeitskreise Heimische Orchideen (AHO) haben das Übersehene Knabenkraut - wissenschaftlich Dactylorhiza praetermissa - zur Orchidee des Jahres 2008 gewählt. Übersehen kann man die Pflanze kaum, denn mit bis zu 70 Zentimetern Wuchshöhe ist sie eine der stattlichsten heimischen Orchideen. Dennoch dauerte es bis Anfang des letzten Jahrhunderts, bis der Botaniker George Claridge Druce Dactylorhiza praetermissa als eigene Art erkannte.
Wie das sehr ähnliche Torf-Knabenkraut Dactylorhiza sphagnicola kommt die Orchidee des Jahres 2008 in einem fast identischen Gebiet des vom atlantischen Meeresklima bestimmten Westeuropa vor, von Südengland über Teile Frankreichs, die Benelux-Staaten bis in den äußersten Westen und Nordwesten Deutschlands sowie Dänemark. Während das Torf-Knabenkraut auf sauren Mooren gedeiht, mag es das Übersehene Knabenkraut zwar ebenfalls feucht und nährstoffarm, doch müssen die Verhältnisse kalkreich sein. Es wächst deshalb auf Kalkflachmooren ebenso wie auf Nasswiesen, Dünensenken und Großseggensümpfen.
Die Laubblätter von Dactylorhiza praetermissa sind entweder rein grün oder wie bei der Varietät junialis mit ringförmigen Flecken versehen. Im Juni bildet das Übersehene Knabenkraut einen bis 60, manchmal auch 80 rosafarbene oder blassviolett-purpurne Einzelblüten starken, zylindrischen Blütenstand aus. Der Blütensporn ist in der Regel höchstens so lang wie die mit dunkelroten Punkten oder kurzen Strichen versehene Blütenlippe, während er beim Torf-Knabenkraut deutlich länger ist.
Da das Übersehene Knabenkraut in Westdeutschland den Rand seines Areals erreicht, ist es bei uns schon von Natur aus selten. Dazu kommt die Zerstörung geeigneter Biotope durch Entwässerung, Überdüngung oder Verbuschung. Die wenigen noch vorhandenen Wuchsorte sind deshalb dringend schutzbedürftig. Wie viele Orchideen neigt Dactylorhiza praetermissa zur Hybridisierung, sie pflanzt sich also mit anderen Arten fort, vor allem mit dem Gefleckten Knabenkraut (Dactylorhiza maculata). Botaniker stellten fest, dass sich gerade am Rand des Verbreitungsgebietes Mischformen beider Arten bilden und dabei die eigentliche Dactylorhiza praetermissa verdrängen.