Am Unteren Niederrhein ist ein wichtiges Brutgebiet für den stark gefährdeten Kiebitz – doch auch hier lauern viele Gefahren. Bitte helfen Sie dabei, die Kinderstuben des kleinen Vogels zu schützen!
Jetzt spenden!Seltener Bewohner feuchter Niedermoorwiesen
Der Große Klappertopf ist Blume des Jahres 2005
Die Hamburger Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen hat den Großen Klappertopf zur Blume des Jahres 2005 ernannt. Der Klappertopf wächst vor allem auf feuchten Niedermoorwiesen, vereinzelt auch auf Halbtrockenrasen und Küstendünen. Durch Entwässerung, Düngung und häufigere Mahd wurden in den letzten Jahrzehnten viele Feuchtwiesen in blütenarmes Standardgrünland umgewandelt. Der Große Klappertopf ist deshalb inzwischen in ganz Deutschland selten geworden und steht auf der Roten Liste der bedrohten Blütenpflanzen.
Der Große Klappertopf wird 50 bis 70 Zentimeter hoch, er blüht von Mai bis August. Die zitronengelben Blüten haben die Form einer Kronenröhre, sie werden fast nur von Hummeln bestäubt. Der Name stammt von den bei Wind locker im Blütenkelch klappernden Samenständen. Diese Samen haben einen Flügelsaum, so dass der Wind sie über weite Strecken verbreitet. Der Klappertopf ist einjährig, überwintert also als Same.
Botanisch betrachtet gehört der Große Klappertopf (Rhinanthus serotinus oder auch Rh. angustifolius) zu den Sommerwurzgewächsen Orobanchaceae. Zu den heimischen Verwandten in dieser Familie gehören unter anderem Königskerze, Ehrenpreis und die Fingerhüte. Besonders eng verwandt ist der Klappertopf mit Läusekraut (Karlszepter), Wachtelweizen, Augen- und Zahntrost.
Halbschmarotzer auf Wiesengräsern
Die Pflanzen dieser letztgenannten Gattungen sehen sich nicht nur recht ähnlich, ihre Lebensweise ist auch vergleichbar, sie sind alle so genannte Halbschmarotzer. Während Vollschmarotzer wie die Sommerwurz Wasser und sämtliche Nährstoffe von ihrer Wirtspflanze beziehen, zapfen Halbschmarotzer den Wirt nur teilweise an und betreiben immerhin eigenständig Fotosynthese, gewinnen also aus Wasser und Kohlendioxid unter Zuhilfenahme des Sonnenlichts Sauerstoff und Zucker. Und weil Fotosynthese nur mittels des Blattgrüns (Chlorophyll) funktioniert, haben Halbschmarotzer immer auch grüne Blätter, während Vollschmarotzer ohne Blattgrün auskommen. Als Wirte nutzen die Klappertöpfe Wiesengräser.
Es gibt zwar nur wenige heimische Klappertopfarten, sie zu unterscheiden ist aber selbst für Botaniker
nicht immer einfach. Normalerweise werden sich verschiedene Arten ja nicht untereinander vermehren. Bei den Klappertöpfen sind die Artgrenzen aber relativ durchlässig, so dass "Bastarde" etwa zwischen dem Großen und dem Kleinen Klappertopf vorkommen. Noch ausgeprägter ist dieses Phänomen übrigens bei Brombeeren und bei Habichtskräutern, nur absolute Spezialisten können dort die unzähligen Arten, Unterarten und Mischlinge sicher auseinanderhalten.
Jahreszeitlich wechselndes Erscheinungsbild
Als wäre das nicht schon genug, verwirren die Klappertöpfe den interessierten Naturfreund zusätzlich mit wechselnden Erscheinungsformen. So sind Klappertöpfe in Beständen, die im Frühjahr blühen, recht schlank und kaum verzweigt, während die erst im Sommer blühenden Pflanzen einen vergleichsweise weit ausladenden und verzweigten Körperbau haben. Botaniker nennen das Saison-Dimorphismus. Außerdem unterscheiden sich im Flach- oder Hügelland wachsende Klappertöpfe erheblich von denen im Alpenvorland und in den Alpen. Aus dem Dimorphismus, der Zweigestaltigkeit, wird also ein Polymorphismus, eine Vielgestaltigkeit.
All dies führte dazu, dass die Pflanzenkundler sich über die Jahre hinweg nie ganz sicher waren, wie viele Arten, Unterarten und nicht eben nicht nur zufallsbedingte Varianten an Klappertöpfen es denn eigentlich bei uns gibt. Wer in verschiedene Pflanzenbestimmungsbücher schaut, wird darauf auch unterschiedliche Antworten erhalten. Der Große Klappertopf jedenfalls kommt insgesamt bundesweit vor, ist im Norden aber deutlich häufiger, am wenigsten Große Klappertöpfe wachsen im Südwesten der Republik. Von den anderen Arten gedeiht nur der Kleine Klappertopf gleichmäßig im ganzen Land, während der im Süden und der Mitte sehr häufige Zottige Klappertopf in der norddeutschen Tiefebene fast vollständig fehlt und der Grannen-Klappertopf lediglich im gebirgigen Süden und im Harz vorkommt. (elg)