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Armleuchteralgen (Characeae)
Von der Seite aus betrachtet, erkennt man schnell, woher sie ihren Namen haben: Wie die Lichter eines Kerzenleuchters sind die Geschlechtsorgane der Armleuchteralgen auf ihren Seitentrieben angeordnet. Unter Wasser sehen sie deshalb aus wie kleine Tannenbäumchen. 36 Arten dieser sehr alten Algenfamilie sind aus Deutschlands Gewässern bekannt, einige wenige leben auch in der Ostsee. Denn hier entgehen sie der Konkurrenz anderer Pflanzen, wie zum Beispiel in nährstoffbelasteten Süßwasserseen.
Die zunehmende Überdüngung der Ostsee mit Nährstoffen aus der Landwirtschaft trübt jedoch ihre Überlebenschancen. Dabei sind Armleuchteralgen ein wichtiger Bestandteil seltener und streng geschützter Lebensräume der Ostsee. Viele Jungfische und andere Organismen nutzen sie gern als Versteck.
Merkmale und Lebensraum
Die Armleuchteralgen (Characeen) stellen im System der bisher endeckten Lebewesen eine isolierte Gruppe dar. Manchmal werden sie auch zu den Grünalgen gezählt, denn ihre Pigmente und Reservestoffe weisen auf eine mögliche Verwandtschaft hin. Mit den höheren Pflanzen sind sie aber nicht verwandt, obwohl sie die gleiche Körperform haben: Der je nach Art bis zu einem Meter lange Spross ist mit sogenannten Rhizoiden, eine Art Wurzel, am Grund verankert. Der Spross ist in lange Zwischenabschnitte und kurze Knotenzellen gegliedert, von hier geht auch die Bildung der Geschlechtszellen aus. In der Gestalt erinnern Armleuchteralgen an kleine Tannenbäumchen oder Schachtelhalme, denn ihre Äste sind in regelmäßigen Abständen in Quirlen um die Mittelachse angeordnet.
Armleuchteralgen besiedeln zahlreiche Lebensräume, insbesondere sandiges Sediment. Einige Arten kommen sowohl im Süß- als auch im Brackwasser vor (zum Beispiel C. aspera, C. tomentosa, C. papillosa), andere sind in ihrem Vorkommen sogar auf das Brackwasser beschränkt (C. baltica, C. canescens). Da Armleuchteralgen häufig in Form dichter Rasen auftreten, verhindern sie so Sedimentaufwirbelungen, verringern die Rücklösung von Nährstoffen aus dem Sediment und leisten durch ihre Photosynthese einen Beitrag als Nährstoffspeicher. Jungfische und andere Organismen nutzen sie gern als Versteck. Im Gegensatz zu den höheren Unterwasserpflanzen, die bei optimalen Bedingungen nur bis zu einer Tiefe von etwa sieben Metern wachsen, können Armleuchteralgen auch an tieferen Standorten vorkommen.
Armleuchteralgen sind abhängig von ausreichem Licht in der Tiefe. Die Einleitung von Abwässern und der Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft führten im 20. Jahrhundert zu einer Anreicherung von Nährstoffen, vor allem Stickstoff und Phosphor im Wasser. Diese Eutrophisierung verschlechtert den Gewässerzustand und damit die Lebensbedingungen der Armleuchteralgen. Schnell wachsende Mikroalgen auf den Blättern der Characeen stellen heute die Hauptgefährdungsursache für die Bestände dar.
Das ist besonders an Armleuchteralgen
An der deutschen Ostseeküste kommen elf Arten an Characeen vor. Man trifft sie fast ausschließlich in den inneren Gewässern der Bodden und Strandseen an. Häufig sind sie nur von Experten und auch das nur mit optischen Hilfsmitteln, zum Beispiel einem Binokular, zu unterscheiden.
Ernährung und Fortpflanzung
Alle Armleuchteralgen vermehren sich geschlechtlich, zusätzlich ist bei einigen Arten vegetative Vermehrung durch Wurzelknöllchen möglich. Es gibt einhäusige (eine Alge trägt sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtszellen) und zweihäusige Arten (weibliche oder männliche Geschlechtszellen sind jeweils getrennt auf verschiedenen Individuen einer Art). Die männlichen Sexualorgane, die Antheridien, sind nach der Reifung leuchtend orange gefärbt, aus ihnen werden die Spermatozoide freigesetzt, die über kurze Strecken zu den weiblichen Geschlechtsorganen, den Oogonien, schwimmen. Nach der Befruchtung reifen diese zu schwarz gefärbten Oosporen, die man mit den Samen der höheren Pflanzen vergleichen kann. Sie stellen das Dauerstadium der Characeen bis zur nächsten Keimung dar.
Gefährdungs- und Schutzstatus
Fast alle Arten der Characeen stehen auf der IUCN-Liste für gefährdete Arten (Rote Liste). Armleuchteralgen-Gesellschaften werden nach Anhang I der FFH-Richtlinie zur Abgrenzung folgender mariner Lebensräume herangezogen: Lebensraum „flache große Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen)“ und „Strandseen der Küste (Lagunen)“ NATURA 2000 Code 1150.