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Der Lein ist Heilpflanze des Jahres 2005
Der Lein - wissenschaftlich Linum usitatissimum, "äußerst nützlicher Lein" - ist Heilpflanze des Jahres 2005. "Lein hat der Menschheit schon Jahrtausende das Leben erleichtert. Dies soll 2005 besonders gewürdigt werden", so Maria Vogel vom NHV Theophrastus, der die Heilpflanze des Jahres kürt. Lein wird sowohl direkt als Heilmittel verwendet wie auch für Speiseöl oder als Fasergrundstoff für Kleidung und andere Stoffe.
Lein ist eine einjährige Pflanze. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Unterarten und Sorten ausgebildet. Dabei sind die Ölleinsorten relativ kleinwüchsig, meist nur 50 Zentimeter hoch, während Faserlein bis anderthalb Meter hoch wird. Die Blüten bestehen aus fünf Blütenblättern, in der Regel himmelblau, manchmal auch lila, rosa oder weiß.
Ägyptische Mumien in Leintüchern
Bekannt ist der Lein, auch Flachs genannt, schon seit der Steinzeit. Zusammen mit Linse, Erbse, Gerste, Emmer und Einkorn wurde Lein bereits zu Beginn des Ackerbaus kultiviert. Die frühesten Nachweise stammen aus dem fünften Jahrtausend vor Christus. In Ägypten war das weiße Linnen Symbol für Licht und göttliche Reinheit. Die Pharaonen wurden vor ihrer Mumifizierung in Leinentücher gehüllt, und auch die Bibel erwähnt die nützliche Pflanze.
Bis weit in das 18. Jahrhundert war Flachs bei uns die wichtigste Pflanzenfaser und neben Wolle der Textilrohstoff schlechthin. Zunächst die Baumwolle und schließlich die synthetischen Fasern haben den Flachs dann aber fast vollständig verdrängt. 1872 maß die Leinanbaufläche im Deutschen Reich immerhin 215.000 Hektar, 1921 waren es noch 80.000 Hektar. In den 1950er Jahren erlosch der Leinanbau in Westdeutschland vollends, in der DDR ging der Anbau noch bis zum Ende der 1970er Jahre. In Belgien übrigens wurde weiter Flachs angebaut, denn die berühmten Brüsseler Spitzen bestehen nach wie vor aus Linnen.
Auf den Flachsäckern wuchsen spezialisierte Ackerwildkräuter, die zusammen mit dem Niedergang des Flachsanbaus ebenfalls weitgehend verschwanden. Darunter sind der Gezähnte Leindotter, Flachs-Leinkraut, der Lein-Lolch - ein Gras - und die Schmarotzerpflanze Lein-Seide. Diese Arten findet man heute nur noch in Feldflorareservaten und in manchen Freilichtmuseen.
Kleine Rennaissance des Leinanbaus
Mitte der 1980er Jahre wurde der Leinanbau in kleinem Maßstab wieder aufgenommen. Das lag vor allem an den ab 1987 fließenden Agrarbeihilfen aus Brüssel. Aus dem gleichen Grund wurde auch mehr Öl- als Faserlein angebaut, obwohl Öllein generell wärmebedürftiger ist und sich seine Anpflanzung eher in südlichen Ländern lohnt.
Da viele Menschen heute mit Allergien zu kämpfen haben, kann Flachs als Naturmaterial eine echte Alternative sein - auch wenn sich Leinen etwas schwerer färben lässt als etwa Baumwolle. Faserlein ist nicht nur Textilrohstoff, er wird auch zu Formgußteilen gepresst, als giftfreier Baustoffzusatz verwendet, ist Teil von Bremsbelägen ebenso wie alternative Einstreu im Pferdestall oder dient zur Papierherstellung.
Bei der Reife des Leins springen normalerweise die Fruchtkapseln auf, damit die Samen zu Boden fallen und dort keinem können. Im Laufe der Zeit wurde dem Öllein diese "schlechte Angewohnheit" weggezüchtet, so dass die noch geschlossenen Fruchtkapseln geerntet und später kontrolliert gedroschen werden können.
Hoher Gehalt an lebenswichtigen Fettsäuren
Der Ölgehalt der Leinsamen liegt bei 30 bis 50 Prozent. Davon sind bis zu zwei Drittel Linolensäure, der Rest Ölsäure und Linolsäure. Unter Lufteinfluss verbinden sich die Fettsäuren zu sehr beständigen Riesenmelokülen. Leinöl dient deshalb unter anderem als Bindemittel in Lacken und Firnis, es sorgt für höhere Elastizität und optimalen Witterungsschutz. Außerdem wird aus Leinöl der Bodenbelag Lineoleum hergestellt. Der nach dem Ölpressen zurückbleibende Presskuchen ist ein eiweißreiches Tierfutter.
Auch in der Küche sollte das wertvolle Leinöl mit seinen essentiellen, also für den Menschen lebensnotwendigen Fettsäuren nicht fehlen. Viele Spezialitäten - zum Beispiel Pellkartoffeln mit Quark aus dem Erzgebirge - erhalten erst durch Leinöl ihren unverwechselbaren Geschmack. Leinsamen enthält außerdem hohe Mengen Ballaststoffe und relativ viel Kalium, man kann ihn ganz oder geschrotet gut zu Müsli beimischen.
Als Heilpflanze spielte Lein frühere eine wichtige Rolle. Hippokrates etwa nennt Leinöl als Mittel gegen Katarrhe, Leibweh und Durchfall. Paracelsus empfiehlt Leinöl zur Reizlinderung bei Husten. Als Bestandteil von Heil- und Zugsalben hat Leinöl dank Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure) schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung. Heute wird Leinsamen vorwiegend als mildes Abführmittel angewandt, verantwortlich dafür sind in der Samenschale enthaltende Polysacharide. Aber auch bei Magen- oder Darmschleimhautentzündungen und Entzündungen im Mund sollte an diese Pflanze gedacht werden. Äußerlich wird das als Hausmittel bekannte Leinsamensäckchen bei Zahnschmerzen, Ischias, Rheuma sowie Blasen- und Nierenleiden heiß aufgelegt. (elg)
Weitere Infos: Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e. V. (NHV Theophrastus), Bayreuther Straße 12, 09130 Chemnitz, Tel. 03 71-6 66 58 12, orgbuero@nhv-theophrastus.de, www.nhv-theophrastus.de.