Der „Rote Trierer Weinapfel“ wird in der Viez-Region rund um Trier und Merzig sehr geschätzt - Foto: Monika Lambert-Debong
Streuobstsorten des Jahres 2021
Ingrid Marie
Apfel des Jahres in Norddeutschland
5. Mai 2021 - Ein Gremium aus BUND, Pomologen-Verein, Umwelthaus am Schüberg und Universität Hamburg haben Ingrid Marie zum Apfel des Jahres 2021 in Norddeutschland gewählt.
Die Sorte wurde 1908 als Zufallssämling auf der Insel Fünen (Dänemark) gefunden und ist benannt nach der Tochter des Lehres K. Madsen, der den Baum entdeckte.
Die Früchte sind mittelgroß und flachkegelförmig, zum Kelch hin nur etwas mehr verjüngt. Der Querschnitt ist fast rund. Der Apfel wirkt ebenmäßig. Die gelbe Grundfarbe der Schale ist bei gut besonnten Früchten nicht mehr zu sehen, da der ganze Apfel dunkel karminrot überzogen sein kann, Flammen sind deutlich sichtbar. Typisch sind die weit umhöften Lentizellen in der Deckfarbe. Einzelne Rostfiguren sind möglich. Das Fruchtfleisch ist gelblich weiß, saftig, fruchtig aromatisch, später mürbe werdend. Mitte September sind die Früchte pflückreif und erreichen Ende September bis Dezember die Genussreife. Der Baum wächst mittelstark und bildet viel kurzes Fruchtholz.
Ingrid Marie ist heute noch häufig anzutreffen, gerade in Norddeutschland. Dadurch, dass die Sorte auch im Erwerbsobstbau angebaut wurde, ist der Apfel bekannt geworden und damit auch verbreitet. Leider ist der leckere Tafelapfel etwas anfällig für Krebs und Fruchtmonilia. Es gibt eine dunkler gefärbte Farbmutation der Sorte mit dem Namen Karin Schneider.
Purpurroter Zwiebelapfel
Streuobstsorte des Jahres 2021 in Baden-Württemberg
17. März 2021 - Der vom Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) als Streuobstsorte des Jahres 2021 gekürte Purpurrote Zwiebelapfel ist eine robuste, regionale Apfelsorte, die insbesondere im mittelbadischen Raum und im Elsass zu finden ist. Er ist als Saft- und Mostapfel sehr beliebt und ergibt ebenfalls ein feines Apfelmus. Wegen seiner intensiven, purpurroten Färbung fand er früher auch als Weihnachtsschmuck Verwendung.
Der Apfel hat viele Namen, z.B. Kohlenbacher, Christkindler, Rhinauer Sauerapfel, Franzosenapfel, Talapfel, Saint Nicolas, Gambsemer oder Elsässer Braunapfel und wurde bereits im 16. Jh in Straßburg dokumentiert. Entstanden ist er als Zufallssämling aus dem Rheingraben. Heute ist die Sorte jedoch nur noch selten anzutreffen.
Die Bäume sind starkwachsend, gesund und bilden kräftige, steile Triebe, die später unter der Last der Früchte einen hängenden Wuchs entwickeln. Der Ertrag ist hoch und regelmäßig. Die Blüte erscheint spät und ist daher weniger frostgefährdet. Pflückreif ist der Apfel ab Mitte bis Ende Oktober und ist dann bis April haltbar. Die purpurroten, blau-violett bereiften Früchte sind klein bis mittelgroß, die Fruchtform ist kugelförmig abgeflacht, manchmal etwas breitgedrückt. Das grünliche und feste Fruchtfleisch ist saftig und säurebetont, es hat eine feine Würze, leicht parfümiert. Die Schale glänzt, wenn man den Apfel reibt und es besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit den Apfelsorten Ingrid Marie und Rote Sternrenette.
Der Purpurrote Zwiebelapfel ist ein sehr guter Saft- und Mostapfel, nach längerer Lagerung ist er auch als Tafelapfel geeignet. Besonders beliebt ist er für Apfelmus und Apfelkuchen.
Text: LOGL
Hofheimer Glanzrenette
Hessische Lokalsorte 2021
12. Januar 2021 - Mit der Hofheimer Glanzrenette hat die hessische Landesgruppe des Pomologen-Vereins eine Apfelsorte aus Hofheim am Taunus,die verschollen war und wiederentdeckt werden konnte, zur Lokalsorte des Jahres gekürt. Der Überlieferung nach handelt es sich um einen Zufallssämling der Goldparmäne, der Ende der 1920er / Anfang der 1930er Jahre die ersten ansehnlichen Ernten gebracht haben soll. Die einzige historische Beschreibung inkl. Abbildung stammt von Richard Zorn, dem bekannten Obstzüchter und Pomologen aus Hofheim (1860 bis 1945). Die damals von ihm mit Lob bedachte Sorte war später in Vergessenheit geraten und hat sich wohl nicht weiter verbreitet. Erst in jüngerer Zeit konnten insgesamt fünf ca. 80 bis 90 Jahre alte Bäume als Hofheimer Glanzrenette identifiziert werden. Erste Jungbäume wurden inzwischen im Sortengarten Medenbach und auf der Richard-Zorn-Wiese bei Hofheim gepflanzt.
Die mittelgroßen, (flach)runden Früchte sind weiß- bis hellgelb mit etwas zartroter, verwaschener Deckfarbe. Das mittelfeste, leicht schaumige Fruchtfleisch ist süß und renettenartig gewürzt mit leicht parfümiertem Aroma. Gepflückt wird der Apfel zwischen Ende September und Anfang Oktober, im Herbst und Winter dient er als guter Tafelapfel für den Frischverzehr. Die Bäume wachsen mittelstark bis stark, das Laub ist groß und gesund. Leichte bis mittelschwere Lösslehmböden, durchlässig und ausreichend feucht, scheinen günstige Standortbedingungen darzustellen.
Die übliche Vorstellung der Lokalsorte des Jahres auf dem Apfelmarkt der Naturschutz-Akademie Hessen musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Dafür kann auf der Website der NAH eine Video-Präsentation angesehen werden. Die hessische Landesgruppe hofft, dass Veranstaltungen gemeinsam mit den Partnern der Aktion (siehe Kontakte) im Laufe des Jahres 2021 möglich sein werden. Bereits verfügbar ist das ausführliche Faltblatt, welches von der Website des Pomologen-Vereins heruntergeladen werden kann. Ferner ist von der Firma SOMSO die Hofheimer Glanzrenette als Fruchtmodell erhältlich.
Roter Trierer Weinapfel
Streuobstsorte des Jahres 2021 in Rheinland-Pfalz / Saarland
12. Januar 2021 - Der Arbeitskreis „Obstsorten“ im Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. hat den „Roten Trierer Weinapfel“ zur Streuobstsorte des Jahres 2021 für das Verbandsgebiet benannt.
Die wahre Herkunft dieser alten Sorte ist unbekannt. Es heißt aber, sie soll im Raum Trier entstanden sein. 1872 wurde der „Rote Trierer Weinapfel“ erstmals pomologisch beschrieben. Der „Rote Trierer“ oder „Rote Holzapfel“, wie die Sorte häufig bezeichnet wird, war im Süden und Westen Deutschlands, in Luxemburg, Frankreich, Österreich und der Schweiz verbreitet. Im Raum Trier ebenso wie in Lothringen, dem Saarland und im Metzer Raum wurde die Sorte Berichten zufolge, häufig als Straßenbaum verwendet.
Im Jahr 1862 machte die Trierer Firma Lambert & Reiter beim Pomologen-Kongress in Bingen am Rhein schon auf die Vorzüge der Sorte zur Mostbereitung aufmerksam. In Baden-Württemberg fand der „Rote Trierer Weinapfel“ infolge der Empfehlung des bekannten Pomologen Eduard Lucas eine starke Verbreitung.
Der „Rote Trierer Weinapfel“ ist ausschließlich als Wirtschaftsapfel für die Saft- und Weinherstellung geeignet. Darauf weisen auch seine weiteren Namen (Synonyme) wie „Trierischer Mostapfel“ oder „Trankapfel“ hin. Als breit anbaufähiger Massenträger war er geschätzt. Seine Fruchtgüte eignet sich nicht zum Frischverzehr und so war die Sorte bei Straßenpflanzungen wenig diebstahlgefährdet.
Die eher kleinen bis mittelgroßen Früchte sind abgerundet kegelförmig und zum Kelch hin meist konisch verjüngt. Die Schale ist fest, glatt und geschmeidig und von grünlichgelber Grundfarbe, die von dunklem Rot verwaschen und streifig bedeckt ist. Die Früchte reifen spät und werden frühestens im Oktober geschüttelt. Sie sind sturmfest und dürfen gerne für eine spätere Verarbeitung länger am Baum hängen. Die Frucht ist sehr fest, saftreich und hat einen säuerlich-herben Ge-schmack.
Der Baum erzielt auf guten Böden mit reichlich Wasser, in warmen Lagen bzw. Weinbauklima, gute Fruchtqualitäten und hohe Erträge. Seine hohe Ertragsfähigkeit sorgt jedoch bei weniger optimalen Standortbedingungen oft für Kleinfrüchtigkeit. Der Baum wächst anfangs stark, mit Ertragseintritt wächst er schwächer. Der Schnitt muss dann darauf abzielen, die Triebkraft zu erhalten. Die zuerst aufrechte Krone wird später breit und hängend. Durch die sehr späte Blüte besteht eine hohe Ertragssicherheit.
Der „Rote Trierer Weinapfel“ ist gegen Obstbaumkrebs robust, jedoch für Schorf stark anfällig, deshalb sollte er nur an gut durchlüfteten und für die Sorte passen-den Standorten gepflanzt werden. Für die Saft- und Mostherstellung ist die Sorte nach wie vor empfehlenswert.