Die ‘Große Prinzesskirsche‘ ist sehr schmackhaft durch ihre süß-säuerliche Note - Foto: Verband der Gartenbauvereine / Hans-J. Bannier
Streuobstsorten des Jahres 2020
Danziger Kantapfel
Apfel des Jahres 2020 in Norddeutschland
21. Februar 2020 - Ein Gremium aus BUND, Pomologen-Verein, Umwelthaus am Schüberg und Universität Hamburg haben den Danziger Kantapfel zum Apfel des Jahres 2020 in Norddeutschland gewählt.
Die Herkunft des auch als Erdbeerapfel, Bentlebener Rosenapfel, Schwäbischer Rosenapfel, Liebesapfel, Paradiesapfel bezeichneten Apfels ist unbekannt. Die Sorte wurde schon 1760 von Knoop beschrieben.
Die mittelgroßen, flach kegelförmigen Früchte sind Ende September pflückreif und von Mitte Oktober bis Mitte Dezember genussreif. Breite Rippen laufen vom Kelchbereich fast bis zum Stielbereich. Die Fruchthälften sind oft ungleich. Der Querschnitt ist fünfkantig. Regelmäßig finden sich scharfe Nähte auf der Frucht, gern auch um den Kelchbereich. Die Schale ist glatt und wird etwas fettig beim Lagern. Die Grundfarbe ist meist nicht sichtbar, wenn, hauptsächlich um den Kelchbereich, die Deckfarbe ist dunkelkarminrot gehaucht. Das Frucht grünlich-weiße Fruchtfleisch ist saftig und vorherrschend säuerlich gewürzt.
Der Baum wächst mittelstark bis stark und bildet breit ausladende Kronen.
Überall in Deutschland ist der Danziger Kantapfel anzutreffen, wenn auch nicht mehr häufig. Die Sorte ist für den extensiven Obstbau zu empfehlen, auch für den Hausgarten geeignet. Die Lage sollte aber windoffen sein wegen der leichten Schorfempfindlichkeit. Auf staunassen Böden kann sich auch Krebs bilden.
Die Lippoldsberger Tiefenblüte
Hessische Lokalsorte 2020
19. Januar 2020 - Die von der hessischen Landesgruppe des Pomologen-Vereins ausgerufene Lokalsorte des Jahres 2020 hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Nordhessen und Südniedersachsen, bis in den Kreis Höxter und ins nordwestliche Thüringen hinein. Die Lippoldsberger Tiefenblüte eignet sich als Tafelapfel mit Lagerfähigkeit bis etwa Februar sowie als guter Wirtschaftsapfel für die verschiedenen Verarbeitungsformen, auch für sortenreine Säfte. Der Ertrag ist hoch und regelmäßig, wobei die Neigung zum Vorerntefruchtfall zu beachten ist. Die mittelgroßen, flachrunden bis runden Früchte werden zwischen Anfang und Mitte Oktober pflückeif. Die Kelchgrube ist schüsselförmig eingesenkt, wovon sich der Sortenname ableitet. Das Fruchtfleisch unter der dunkelrot marmorierten und gestreiften Schale ist saftig, mittelfest bis fest und leicht aromatisch. Die Sorte bevorzugt durchlässige, mittelschwere und ausreichend feuchte Böden und ist auf solchen Standorten gesund und robust.
Die genaue Herkunft der alten Apfelsorte ist unbekannt. Sie wurde in den 1930er und 1950er Jahren vor allem durch die in Lippoldsberg bei Bad Karlshafen ansässigen Baumschulen unter dem Namen Tiefenblüte in den Handel gebracht. Es hat sich herausgestellt, dass die Sorte weder mit der "Westfälischen Tiefblüte" noch mit der historischen "Naumburger Tiefblüte" identisch ist. Aus diesem Grund hat die einstige "Hessische Tiefenblüte" nun den regionalen Bezug zu ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet Lippoldsberg an der Oberweser erhalten. Für die Jahressorten-Aktion 2020 konnten gleich sieben Kooperationspartner gewonnen werden, darunter drei Baumschulen. Von der Firma SOMSO ist die Lippoldsberger Tiefenblüte als Fruchtmodell erhältlich.
Das ausführliche Faltblatt zur Lokalsorte des Jahres lässt sich von der Website des Pomologen-Vereins herunterladen.
Große Prinzesskirsche
Streuobstsorte des Jahres 2020
27. Februar 2020 - Der Arbeitskreis "Obstsorten" im Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V. hat die ‘Große Prinzesskirsche‘ zur Streuobstsorte des Jahres 2020 für das Verbandsgebiet benannt.
Diese alte Sorte zählt zu den Knorpelkirschen. Vermutlich aus Holland stammend wurde sie Ende des 18. Jahrhunderts im gesamten deutschsprachigen Raum verbreitet. Sie ist auch heute noch auf vielen alten Streuobstwiesen zu finden. Die ‘Große Prinzesskirsche‘ ist zudem unter den Namen Große Prinzessin, Napoleonskirsche oder Kaiserkirsche bekannt. Man kennt aber noch viele weitere Synonyme.
Die Früchte sind breitherzförmig bis rundherzförmig und sehr groß, fest und saftig, leicht gelb mit einer leuchtenden roten Deckfarbe. Ernten kann man bei entsprechendem Wit-terungsverlauf ab Ende Juni/ Anfang Juli (4. Kirschwoche). Die Erträge sind regelmäßig und hoch. Die Kirsche ist aufgrund ihres guten Geschmackes – aromatisch, süß mit feiner Säure - als Tafelkirsche geeignet. Ihr Saft ist nur wenig gefärbt bis farblos. Sie gehört zu den sauersten Süßkirschensorten, bleibt beim Kochen hart und wird hierbei noch etwas saurer. Der Stein löst gut. Geeignet ist die ‘Große Prinzesskirsche‘ für Kompott, Mehlspeisen, zum Dörren, für Saft und Likör. Transport und Lagerfähigkeit der Kirsche ist besonders gut. Die Früchte sind am Baum etwas windempfindlich und platzen leicht.
Der Baum stellt an Klima und Boden keine besonderen Ansprüche, ist also allgemein anbaufähig. Wärmere Lagen und durchlässige, nährstoffreiche Boden bevorzugt er. ‘Große Prinzesskirsche‘ blüht mittelfrüh lang ausdauernd und ist ein guter Pollenspender. Die Sorte ist selbststeril (auf Fremdbefruchtung angewiesen) und braucht einen Befruchtungspartner, geeignet sind ‘Hedelfinger Riesenkirsche‘, ‘Früheste der Mark‘, ‘Schneiders späte Knorpelkirsche‘ und ‘Dönissens gelbe Knorpelkirsche‘. Für den Anbau auf extensiv bewirtschafteten Obstwiesen ist die Sorte bestens geeignet.
Der mittelstark bis stark, aufrecht breit pyramidal wachsenden Baum ist robust. Gelegentlich bereiten Fruchtfäule und Gummifluss Probleme, insbesondere auf schweren, nassen Böden.