Der Sonnenwirtsapfel - Foto: LOGL
Streuobstsorten des Jahres 2017
Sonnenwirtsapfel
Streuobstsorte des Jahres 2017 in Baden-Württemberg
13. Dezember 2016 - Der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) hat den Sonnenwirtsapfel zur Streuobstsorte des Jahres 2017 gewählt. Der Sonnenwirtsapfel stammt aus Backnang (Württemberg), wurde im Jahre 1937 vom Backnanger Sonnenwirt als Sämling entdeckt und wegen der positiven Eigenschaften weiter vermehrt. Durch seine landschaftsprägende Krone und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten ist dieser Apfel sehr gut für die Streuobstwiesen geeignet.
Der Baum ist mittelstark bis stark wachsend, mit schwach verzweigtem Fruchtholz und etwas hängendem Wuchs. Die Bäume erreichen bei ausreichender Pflege ein hohes Alter und können dann recht groß werden. Die Krone hat eine gleichmäßig kugelige Form, die Blüte ist mittelfrüh.
Die Pflückreife des Sonnenwirtsapfels ist Ende September bis Anfang Oktober, im Naturlager sind die Äpfel bis Ende Februar haltbar. Die Frucht selbst ist mittelgroß bis groß und kugelförmig abgeflacht. Die Schale ist grünlich-gelb, sonnenseits braunrot marmoriert, geflammt, mit hellen Lentizellen und erinnert etwas an die Apfelsorte „Geflammter Kardinal“. Die Stielgrube ist stark berostet und die Kelchhöhle breit und tief. Das Fruchtfleisch ist fest, saftig und etwas säuerlich mit leichtem Aroma.
Uphuser Tietjenapfel
Apfel des Jahres in Hamburg
14. Februar 2017 - Der Uphuser Tietjenapfel wurde zum Apfel des Jahres 2017 in Hamburg gewählt. Er stammt aus Uphusen, einem Ortsteil der Stadt Achim, südlich von Bremen und wurde dort vermutlich als Zufallssämling vom Dorfschullehrer und Heimatdichter Friedrich Seebode Ende des 19. Jahrhunderts gefunden und weiter vermehrt.
Pflückreif ist der Tietjenapfel im Oktober, genussreif von Oktober bis November/Anfang Dezember. Sein Frucht ist kugelig, zum Kelch verjüngt, die Schale glatt, nicht fettend, das Fruchtfleisch ist fest, markig, saftig, süß-säuerlich mit einer charakteristischen leicht holzigen Note.
Der Baum ist mittelstark wachsend, gesund und sehr fruchtbar. Verbreitet ist der Uphuser Tietjenapfel im Achimer Raum, südlich von Bremen.
Aufgrund seiner Robustheit (kaum schorfanfällig) und Anspruchslosigkeit (auch auf armen Sandböden anbaufähig) ist der Uphuser Tietjenapfel ein sehr guter Selbstversorgerapfel mit regelmäßigen Erträgen und ansprechendem Geschmack; er neigt wegen der hohen Fruchtbarkeit zu Kleinfrüchtigkeit, wenn nicht ausgedünnt wird.
Quelle: Uwe Ciesla: Die Wiederentdeckung des Tietjenapfels. In: Jahresheft 2016 des Pomologen-Vereins e.V., p 106f - zusammengestellt von Michael Ruhnau
Hartapfel
Hessische Lokalsorte 2017
12. Januar 2017 - Der „Hartapfel“ aus dem Lahn-Dill-Gebiet wurde von der hessischen Landesgruppe des Pomologen-Vereins zur 15. Lokalsorte des Jahres gekürt. Im Rahmen einer Exkursion auf den „Weinberg“ bei Wetzlar, einer Fläche der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe, wurde im Herbst 2016 bei der Bekanntgabe der Sortenwahl ein erster „Kampagnen-Baum“ gepflanzt. Die NABU-Stiftung gehört zu den Unterstützern der Kampagne 2017, wie auch die Baumschule Rinn, die Stadt Wetzlar, die Naturlandstiftung Lahn-Dill und die Stiftung Obstwiesenschutz.
Die Entstehung des „Hartapfels“ ist unbekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts war sie im Kreis Wetzlar weit verbreitet und wurde in der Literatur als gute Marktfrucht für die Wirtschaft empfohlen. Immerhin gelangte der Hartapfel nebst farbiger Abbildung in das Werk „Unsere besten Deutschen Obstsorten“ von 1919. Heute existieren fast nur abgängige Altbäume. Durch möglichst zahlreiche Neupflanzungen aufgrund der Aktion soll sich die Situation deutlich verbessern.
Die Namensgebung des Hartapfels bezieht sich auf die Härte des Holzes und nicht auf die großen, in der Form sehr variablen Früchte. Deren dünne Schale wird mit der Reife hellgelb und sonnenseits kurz gestreift bis dunkelrot verwaschen. Das gelbliche Fruchtfleisch ist mittelfest bis locker, saftig, weinsäuerlich und mäßig aromatisch. Am besten eignet sich die Sorte für Kompott, als Kuchenbelag und zur Saft- und Weinbereitung. Die Pflückreife liegt im Oktober und die Haltbarkeit reicht etwa bis Februar. Der Hartapfel wächst stark und bildet pyramidale Kronen. Die Sorte ist sehr fruchtbar, kommt allerdings spät in den Ertrag. Eine ausführliche Sortenbeschreibung bietet das Faltblatt, das sich von der Internetseite des Pomologen-Vereins herunterladen lässt.
Erbachhofer Mostapfel
Streuobstsorte des Jahres 2017 im Saarland / Rheinland-Pfalz
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Der Erbachhofer Mostapfel hat eine mittelgroße Krone und bringt gute Erträge - Foto: Monika Lambert-Debong
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Der Erbachhofer Mostapfel ist eine empfehlenswerte Regionalsorte aus dem Saar-Mosel-Raum - Foto: Monika Lambert-Debong
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Der Erbachhofer Mostapfel hat beste Eigenschaften für die Viez- (Apfelwein) und Saftherstellung - Foto: Monika Lambert-Debong
12. Januar 2017 - Der Arbeitskreis Obstsorten im Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz hat den Erbachhofer Mostapfel, der auch Erbachhofer Weinapfel genannt wird, zur Streuobstsorte des Jahres 2017 für das Verbandsgebiet benannt.
Die genaue Herkunft des Erbachhofer Mostapfel ist nicht bekannt. Seit 1925 wurde die Sorte von der Baumschule Fey in Meckenheim (Rheinland) vermehrt und als Mostapfel angeboten. Die Sorte war wohl als Ersatz für den schorfanfälligen Roten Trierer Weinapfel im Angebot – was auch sein Synonym „Verbesserter Trierer“ erklärt. Die Regionalsorte ist vorwiegend im Saar-Mosel-Raum zu finden, kommt aber gelegentlich auch überregional in Streuobstbeständen vor.
Der Erbachhofer Mostapfel findet in erster Linie als Mostapfel bei der Herstellung von Viez (Apfelwein) und Saft Verwendung. Die Ernte erfolgt etwa Anfang Oktober. Die Früchte sollten rasch verarbeitet werden, da ihr Saftgehalt schnell nachlässt. Die Früchte halten auf dem Lager bis Januar/Februar. Die Frucht ist klein, eiförmig und hat eine typisch dunkelrote Deckfarbe. Der Apfel schmeckt säuerlich, hat kaum eigenes Aroma und ist als Tafelfrucht nicht geeignet.
Der Baum wächst in der Jugend stark, mit steil aufrechten Seitenästen. Die Bäume kommen früh in den Ertrag. Durch den Fruchtbehang neigen sich die Äste leicht nach unten und auf der Oberseite bilden sich neue Triebe. Ein regelmäßiger Erziehungsschnitt ist in den ersten Jahren wichtig, damit sich eine stabile Krone entwickelt. Der Erbachhofer Mostapfel hat im Alter eine mittelgroße, hochkugelige Krone, die – um Kleinfrüchtigkeit und Astbruch zu vermeiden – regelmäßig geschnitten werden muss.
Gegenüber Schorf und Obstbaumkrebs ist die Sorte robust, lediglich für Mehltau ist sie leicht anfällig. Ihre Boden- und Standortansprüche sind gering, nur tonige Standorte sollten gemieden werden. Die Blüte zeigt sich mittelfrüh und ist robust gegen Witterungseinflüsse. Erbachhofer Mostapfel ist breit anbaubar.
Schon im 17. Jahr lässt der Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz zur Streuobstsorte des Jahres einen Obstbecher in limitierter Auflage (500 Ex.) von Villeroy & Boch herstellen. Die Becher können gegen 15 Euro beim Verband der Gartenbauvereine bezogen werden.
Text: Verband der Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e.V.; Quelle: Äpfel und Birnen aus Luxemburg
Joiser Einsiedekirsche
Streuobstsorte des Jahres in Österreich
27. März 2017 - Die ARGE Streuobst Österreich hat für 2017 die Joiser Einsiedekirsche als „Botschafterin der Vielfalt für 2017“ gewählt.
Die Joiser Einsiedekirsche ist eine der bekanntesten Kirschsorten in Jois im nördlichen Burgenland und in den angrenzenden Gemeinden. Die Kirschsorte wird seit ca. 100 Jahren in der Gegend zwischen dem Leithagebirge und dem Neusiedler See angebaut. Es handelt sich vermutlich um einen Zufallssämling. Zum ersten Mal pomologisch beschrieben wurde sie 1936 von F. Bodo, der sie als eine der besten Markt- und Einsiede-Kirschen bezeichnet. Einsiede-Kirschen sind schwarze, halbfeste bis feste Knorpelkirschen, deren Früchte sich insbesondere für die Verarbeitung zu Marmelade, Kompott oder Saft eignen.
Im Joiser Haniftal wurden vor 80 Jahren viele Bäume der Joiser Einsiedekirsche ausgepflanzt. Die Früchte wurden damals sehr geschätzt und zu guten Preisen an Händler verkauft, die sogar die Hauptstadtmärkte in Wien mit Frischkirschen versorgten. Auch heute stehen hier noch einige sehr alte, mittlerweile aber teilweise stark beschädigte Bäume.
Nach heutigen Maßstäben ist die Joiser Einsiedekirsche für den Frischmarkt zu kleinfrüchtig. Als Verarbeitungskirsche wird sie jedoch nach wie vor sehr geschätzt. Im Vergleich zu vielen hellroten modernen Kirschsorten, ist das gehaltvolle Fruchtfleisch sehr reich an Polyphenolen. Dazu gehören auch die farbgebenden Anthocyane, die aufgrund ihrer antioxidativen Wirkung als gesundheitsfördernd gelten.
Die Frucht reift in der 2. bis 3. Kirschwoche, also Anfang Juni. Sie hat eine tief schwarze Fruchthaut zur Vollreife, eine stumpf herzförmige Fruchtform sowie tiefschwarzes, halbfestes Fruchtfleisch mit tintenhaft färbendem Saft. Der Geschmack ist angenehm gewürzt und durch leichte Säure gehoben. Vor der Vollreife schmeckt die Frucht leicht bitter.
Quelle: SCHÜLLER, Elisabeth. Theresa Spörr & Andreas SPORNBERGER (2016): Info 3/2016 der ARGE Streuobst Österreich: 4.