Rothirsch in der Wahner Heide. - Foto: Alexandra Wünsch
Wintergast aus dem Norden
Das NABU-Naturfoto des Monats Januar




Seidenschwanz zu Besuch im Winter. - Foto: Sarah Beer
Seidenschwänze sieht man in Deutschland nur im Winter und dann auch meist nur im Norden des Landes. Ich kannte die Tiere von Bildern, hatte sie aber noch nie in freier Wildbahn gesehen. Ehrlich gesagt habe ich auch kein bisschen damit gerechnet, vor meiner Haustüre in Bayern auf welche zu stoßen. Deswegen war ich ohne Kamera unterwegs, als ich an diesem Tag plötzlich mehr als 40 Seidenschwänze in einem Baum neben der Straße entdeckte. Sofort holte ich meine Kamera, aber zurück am Baum musste ich leider feststellen, dass die Vögel bereits weggeflogen waren. Da ich daran nichts ändern konnte, beschloss ich meinen ursprünglich geplanten Hundespaziergang fortzusetzen.
Auf dem Rückweg kam ich wieder an dem Baum vorbei und siehe da, er war wieder voll mit Seidenschwänzen. Über 40 der wunderschönen, eleganten Tiere futterten an den Zieräpfeln. Sie ließen sich nicht stören und ich konnte sie ungehindert fotografieren. Ich beobachtete, wie sie grazil an den Zweigen hingen und die Früchte ernteten. Einen ganzen Tag lang waren sie noch bei uns im Ort, bis sie weiterzogen.
Früher verpönt, heute ein seltener, aber gern gesehener Gast
Immer wieder kommt es vor, dass Seidenschwänze in großen Zahlen in südlichere Gefilde fliegen. Früher wurden solche Invasionen als böses Omen angesehen. Man betrachtete Seidenschwänze als Unglücksboten, welche Krankheiten, Kriege und Hungerskatastrophen über die Menschen brachten. So kannte man die Tiere in vielen Teilen Europas unter Namen wie „Pestvogel“, „Sterbevögeli“ oder „Kriegsvogel“.
Heute weiß man, dass das massenhafte Auftreten einem Nahrungsmangel in den Brutgebieten zuzuschreiben ist. Seidenschwänze ernähren sich im Winter von Früchten, vor allem von Ebereschen. Nicht jedes Jahr reichen die Früchte im Sommerlebensraum aus und so verschlägt es die Tiere auf der Suche nach Nahrung immer weiter in den Süden. Im Frühjahr fliegen sie dann wieder zurück nach Skandinavien, um dort zu brüten.
Sarah Beer
Daten zum Foto:
Kamera: Nikon D800
Objektiv: AF-S NIKKOR 70-300 mm
Blende: f/11
Belichtungszeit 1/2000
ISO: 1000
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Vergangene Naturfotos im Januar:
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