Januar 2021 - Foto: Sarah Beer
Wintergäste aus der Arktis
Das NABU-Naturfoto des Monats Januar




Schneeammern - Foto: Markus Hibbeler
Schneeammern faszinieren mich bereits seit langem. Mit meinem Vater machte ich mich an einem schönen Frühwintertag auf, um diese Art im niedersächsischen Wattemeer bei Varel im Kreis Friesland zu fotografieren. Eine magische Ruhe herrschte an dem Morgen nach Sonnenaufgang im kalten Watt, gefühlt war die Temperatur hier noch kälter als die angezeigten minus zwei Grad.
Wir mussten lange durch den Schlick laufen und fotografierten auf dem Weg noch andere Vögel. Das Wattenmeer ist zu dieser Jahreszeit Rastplatz für Millionen von Zugvögeln. Schließlich entdeckten wir mit dem Fernglas einen Trupp von etwa 20 Schneeammern. Die ungefähr sperlingsgroßen Vögel sind Wintergäste an Nord- und Ostsee und brüten in der arktischen Tundra rund um den Polarkreis und den Hochlagen Skandinaviens. Der nördlichste Brutnachweis der Art befand sich gerade mal 800 Kilometer vom Nordpol entfernt. In den Salzwiesen, an Stränden und auf Deichen kann man sie mit etwas Glück zwischen Oktober und März beobachten, wenn sie in kleinen Trupps nach pflanzlicher Nahrung suchen.
Wir näherten uns vorsichtig dem Trupp. Ich legte mich in den Schlick, um mit meiner Kamera auf Augenhöhe mit den Vögeln zu kommen. Dann ratterte meine Kamera zwanzig Bilder die Sekunde durch. Die Schneeammern waren dabei extrem zutraulich und sahen uns nicht als Gefahr. Der Trupp ließ sich extrem viel Zeit, sodass ich mehrere hundert Fotos machen konnte – unter anderem auch das hier gezeigte Bild.
Mit schlammiger Hose und dreckigem Fotorucksack, aber sehr zufrieden mit dem Fotomaterial, machten wir uns schließlich auf den Weg nach Hause. Für die Schneeammern geht es in ein paar Monaten ebenfalls wieder zurück in die Heimat: Mehrere tausend Kilometer gen Norden in ihre Brutgebiete. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie diese kleinen Vögel so weite Strecken überwinden und dabei den eisigen Temperaturen trotzen: Liegt in ihren Brutgebieten bei der Rückkehr noch Schnee, graben sie sich kleine Höhlen, um sich darin zu wärmen. Schneeammern macht Kälte nichts aus, sie sind die nördlichsten Singvögel der Welt.
Markus Hibbeler
Daten zum Foto:
Kamera: Fuji X-T4
Objektiv: Canon EF 400mm 4 DO IS mit 1.4x Extender (angeschlossen via Fringer-Adapter)
Blende: 6.3
Belichtungszeit: 1/1000 Sek.
ISO: 250
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