Eine Schneeflocke in der Nahaufnahme. - Foto: Corinna Leonbacher (2021)
Verborgenes Leben im Wald
Das NABU-Naturfoto des Monats Februar




Kugelspringer - Foto: Simone Baumeister
Vor ein paar Jahren stieß ich in einem Fotoforum auf Bilder von Kugelspringern. Diese – zu der Gruppe der Springschwänze gehörenden Insekten – kamen mir vor wie aus einer anderen Welt. Daher suchte ich nach weiteren Fotos der Kugelspringer und begann irgendwann auch draußen, in der freien Natur, nach diesen tollen Lebewesen Ausschau zu halten. Leider erfolglos. Erst als ich mehr die Kugelspringer las, wurde mir klar, warum ich die Insekten nicht gefunden hatte: Sie sind unfassbar klein. Somit hatte ich mich von den Fotos aus der Internetwelt täuschen lassen. Mit einer Länge von 0,5 bis 1 Millimeter sind sie nicht gerade die auffälligsten Wildlife-Fotomotive. Im winterlichen Wald gehören sie jedoch vermutlich zu den zahlreichsten Lebewesen.
Zu ihrem Lebensraum gehören unter anderem feuchte Laubschichten, Tothölzer, nasse Baumrinden, Wasseroberflächen stillstehender, kleiner Gewässer und Eisflächen. Essenziell sind daher feuchte Lebensräume, um sie vor dem Austrocknenzu schützen. Am schnellsten und einfachsten kann man sie finden, indem man das feuchte, bodennahe Laub vorsichtig umdreht. Langsame und ruhige Bewegungen sind nötig, denn diese Winzlinge heißen nicht ohne Grund Kugelspringer. Bei schnellen oder ruckartigen Bewegungen machen sie einen Hüpfer und sind weg.
Springschwänze sind erstaunlich unempfindlich gegen Frost und offensichtlich mögen sie die Kälte, da sie vor allem im Winter zahlreich zu finden sind. Sobald ich für ein Foto die Taschenlampe auf sie richte, um mehr Licht zu erhalten, rennen die eigentlich eher langsamen Insekten los und versuchen, dem warmen Licht zu entkommen. An wirklich kalten Tagen kann allein mein Atem ausreichen, um sie in kürzester Zeit zu einem – mir unerwünschten – Hüpfer zu animieren, mit welchem sie sich aus der mühsam erarbeiteten Schärfeebene hinauskatapultieren.
Für das Ökosystem spielen Kugelspringer eine bedeutende Rolle, da sie einen wesentlichen Beitrag zur Bildung von Humus leisten, indem sie sich von abgestorbenen Pflanzenresten sowie Algen, Pollen und tierischen Überreste ernähren. Seitdem ich die verborgene Welt auf der Unterseite des Laubes kenne und sie zu schätzen weiß, habe ich gelegentlich ein schlechtes Gewissen durch das Laub zu streifen.
Simone Baumeister
Daten zum Foto:
Kamera: Canon EOS R5
Objektiv: Canon EF 100mm f72.8L Macro IS USM
Blende: f/4.0
Belichtungszeit: 1/160 Sek.
Brennweite: 100mm
ISO: 800
EV: -2/3
Weitere Naturfotografien von Simone Baumeister finden Sie auf ihrer Webseite und auf Instagram.
Vergangene Naturfotos im Februar:
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