März 2020 - Foto: Corinna Leonbacher
Süße Bartträgerinnen
Das NABU-Naturfoto des Monats März



Es war ein kalter, bedeckter Wintertag, als ich mich auf dem Weg an die niedersächsische Nordseeküste machte, um mein neues Teleobjektiv quasi im Feld – oder genauer gesagt am Strand – zu testen. Eigentlich erwartete ich nicht wirklich viel an diesem trüben Tag: ein paar Zugvögel vielleicht, oder Möwen. Anschließend sollte es wieder nach Hause gehen, um die Bilder am Computer auf Schärfe und Abbildungsleistung zu kontrollieren.
Wie so oft im Leben kam es anders. Ich hörte an der Lagune in Schillig, einem kleinen See direkt hinter den Dünen am Strand, ein nasal klingendes „Psching“ im Schilfwald. „Das waren doch exakt die Rufe, die ich mir vor einem Jahr eingeprägt hatte, als ich vergebens nach Bartmeisen am Dümmer suchte...!?“, dachte ich, holte mein 400mm-Objektiv aus dem Fotorucksack und schraubte es auf mein schweres Berlebach-Stativ. Es waren Bartmeisen, ein kleiner Trupp aus etwa sechs Vögeln. Sie huschten durch den breiten Altschilfgürtel und es war praktisch unmöglich, die flinken Vögel durch das Wirrwarr aus Schilfhalmen aufs Foto zu bekommen.
So wartete ich und wartete – ich weiß gar nicht mehr genau, wie lange es am Ende dauerte. Jedenfalls saß plötzlich ein Bartmeisen-Männchen nur ein paar Meter von mir entfernt und schaute aus dem Schilfgürtel. Ich ahnte, dass dieser Moment nur wenige Sekunden dauern würde, schwenkte die Kamera vorsichtig, aber schnell in die Richtung des Vogels und hielt einfach drauf. Nicht mal eine Sekunde später flog die Bartmeise wieder ins dichte Schilf – und weg war sie. Ich kontrollierte die Fotos: Treffer! Auch die Schärfe stimmte auf den ersten Blick – puuuuuh! Überglücklich machte ich noch kurz einen Strand-Spaziergang, fotografierte ein paar Austernfischer und Sanderlinge. Dann ging ich überglücklich zurück nach Hause.
Neben der Auszeichnung freut mich vor allem das Foto und die Sichtung, denn Bartmeisen sind wunderschöne, aber leider seltene Vögel, die ich schon ein paar Mal erfolglos gesucht habe. Bei bedecktem Himmel kommt die hellblaue Färbung am Kopf der Männchen super zur Geltung. Leider kommen sie nicht flächendeckend in Deutschland vor. Die Art benötigt ausgedehnte Altschilfgürtel, wo sie praktisch das ganze Jahr über lebt und im Frühling auch brüten kann.
Für mich bot die kleine Fototour an die Küste gleich zwei Premieren: Es war meine erste Sichtung einer Bartmeise überhaupt und last but not least eins der ersten Bilder, die ich mit meinem neuen Teleobjektiv gemacht habe.
Markus Hibbeler
Daten zum Foto
Kamera: Canon EOS R6
Objektiv: Canon EF 400mm 2.8 L IS II mit 1.4x-Extender
ISO: 1250
Belichtung: 1/800 Sekunde
Blende: 4
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