Juni 2021 - Foto: Sophie Wiggenhauser
Ein doppelter Erfolg
Das NABU-Naturfoto des Monats Juni




Graureiher. - Foto: Brigitte Renate Götz
Es gibt Tage, an denen ich vor Sonnenaufgang aufstehe, meine Fototasche packe und zu meinem persönlichen Wunschort aufbreche – ein See in Bad König, wo viele Wasservögel, Rotmilane und Singvögel leben.
Am See angekommen warte und warte ich, doch nichts passiert. Weit und breit ist kein Vogel zu sehen. Vielleicht bin ich ja zu früh? Also laufe ich einmal um den See – aber nichts.
Resigniert lasse ich mich auf einer Bank am Seeufer nieder, mein Blick schweift am Ufer entlang und bleibt an einem fischenden Graureiher am gegenüberliegenden Ufer hängen.
Anfangs beobachte ich den langbeinigen Fischer, doch langsam schweifen meine Gedanken ab und ich überlege, was ich als Fotografin mit dem Graureiher gemeinsam habe. Auch er braucht viel Geduld beim Fischen, so wie ich beim Fotografieren. Ich beobachte, wie er achtsam durchs seichte Wasser stakt. Auch ich muss achtsam sein, denn schnelle Bewegungen verscheuchen die Vögel. Und schlussendlich erfordert es Schnelligkeit, wenn das Objekt der Begierde nahe ist. Das gilt für ihn wie für mich als Fotografin.
Mein Objekt der Begierde ist an diesem Tag zu weit weg, um selbst mit größter Brennweite ein halbwegs vernünftiges Foto zu schießen. Also beobachte ich den Graureiher weiter.
In der Ferne entdecke ich eine Joggerin, die sich dem Reiher nähert. Vielleicht fliegt er ja weg und ich könnte ein schönes Flugfoto schießen? Aber nein, er verweilt beharrlich am Uferrand, den Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet. Nun naht sich ein weiterer Spaziergänger mit Hund – jetzt aber! Doch Fehlanzeige: Konzentriert stakt der zutrauliche Reiher weiter durchs Wasser.
Ich beschließe, mich dem fischenden Vogel langsam und vorsichtig zu nähern. Ich lasse mich etwa zehn Meter entfernt auf dem Kiesweg nieder. Die Kamera gezückt, bewege ich mich nicht mehr. Nach einer gefühlten Ewigkeit – mein Rücken beginnt bereits zu schmerzen, meine Arme werden taub und der Kies drückt an meinen Knien – schießt der Schnabel des Reihers blitzschnell ins Wasser und fördert einen zappelnden Fisch zu Tage. Den Kopf in die richtige Lage bringend, verschwindet der Fisch im Rachen des Tiers.
Nun hat der Graureiher ein leckeres Frühstück und die Fotografin ein tolles Foto – alle sind zufrieden.
Brigitte Renate Götz
Daten zum Foto:
Kamera: SONY ILCE - 1
Objektiv: SONY FE 200 - 600 mm
ISO: 1600
Brennweite: 600 mm
Blende: f6,3
Belichtungszeit: 1/800 s
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