Juli 2021 - Foto: Carola Müller
Zwei Ohren im Mohnfeld
Das NABU-Naturfoto des Monats Juli




Hase im Mohn. - Foto: Susanne Großnick
Eine anstrengende Nachtschicht liegt hinter mir, denn in der Werkstatt des Stadtbahndepots stehen die Uhren nie still und defekte Bahnen sollen am nächsten Tag wieder fit für ihren Einsatz sein. Einige Sommerregenschauer gingen in dieser Nacht nieder und am Morgen lag noch ein leicht kühler und feuchter Schleier über der Landschaft. Somit stand mein Ziel für mich fest, denn ich wollte unbedingt Mohnblüten mit Regentropfen fotografieren. Zu dieser Jahreszeit nutze ich, als begeisterte Naturfotografin, häufig die Gelegenheit, nach einer Nachtschicht noch für ein bis zwei Stunden in die Natur zu fahren.
Hier in Hannover fängt gleich vor der Stadt eine wunderbare Natur mit all ihren Facetten an. So früh am Morgen hat man in der noch verschlafenen Großstadt richtig gute Chancen, unsere wilden Nachbarn zu treffen. Und auch die schlafenden Insekten sind zu dieser Tageszeit besonders reizvoll. Vor allem aber ist die Naturfotografie für mich eine Möglichkeit des seelischen Ausgleichs zum Alltag. Es tut einfach gut.
Am Mohnfeld angekommen, suchte ich meine ersten Motive und hatte hierfür auch nur ein leichtes Zoom mit 24 bis105 Millimetern Brennweite aufgesteckt. Der Mohn hatte in diesem Feld eine geringe Wuchshöhe. Im Augenwinkel bemerkte ich plötzlich eine Bewegung. Zwei Ohren kamen mir in schlendernder Weise entgegengelaufen. Das gibts doch gar nicht, dachte ich. Meister Lampe ist also auch ein Mohnblumenfan.
Geistesgegenwärtig fokussierte ich die zwei Ohren an, die ihren Kurs nicht ändern wollten. Plötzlich hielten sie jedoch inne und der Träger dieser riesigen Ohren reckte sich persönlich in die Höhe, um seine Umgebung abzuchecken. Sein Fell war pitschnass von den Regentropfen, die er von den Mohnblüten abstrich und in kontrastreichen Strähnen auf seinem Körper lagen.
Wir schauten uns an, gefühlt war es eine Ewigkeit, in Wirklichkeit jedoch nur ein Bruchteil möglicher Auslösungen. Eigentlich hätte ich an der Kamera eine völlig andere Einstellung vornehmen müssen, um geringere Verschlusszeiten zugunsten der Schärfe zu erreichen. Aber ich hatte Glück. Mit der verfügbaren Technik gelang mir dieses eine schöne Foto, in dem mir der Hase einen direkten Blick zuwarf.
Völlig unbeeindruckt setzte er seine Schlenderei durch das Mohnfeld fort. Dieser Moment hat einen festen Platz in meinen Erinnerungen eingenommen.
Susanne Großnick
Angaben zum Foto:
Kamera: Canon EOS 6D Mark II
Objektiv: Canon EF 24-105mm f4.0
Belichtungszeit: 1/125
ISO: 100
Mehr Naturfotografien von Susanne Großnick finden Sie auf Ihrer Webseite und auf Instagram. Mit ihren Naturbeobachtungen unterstützt Susanne Großnick außerdem regelmäßig die Meldedatenbank bei Naturgucker.de.
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