Foto des Monats im Oktober 2020 - Foto: Ralph Dresel
Zugvögel im Nebel
Das NABU-Naturfoto des Monats Oktober



Kraniche in der Abenddämmerung. - Foto: Simone Baumeister
Immer wieder bietet sich im Herbst ein faszinierendes Schauspiel: der Vogelzug. Dabei erfreue ich mich insbesondere an den Kranichen, die auf dem Weg in den Süden einen Zwischenstopp in einigen Gebieten Nord- und Ostdeutschlands einlegen. Man sieht Tausende Kraniche, die am Abend von den Mais-Stoppelfeldern zurück zu ihren Schlafplätzen fliegen, wo sie die Nacht vor Fressfeinden meist im Wasser stehend verbringen.
Das laute Trompeten, mit dem sie sich ankündigen bevor man sie entdeckt hat, ist ein Erlebnis, das mich jedes Jahr erneut verzaubert.
Die Entstehung des Fotos
Die Nacht vor dieser Aufnahme verbrachte ich auf einem Feldweg am Rande eines Moores in meinem Auto. Meine Hoffnung war, nachts heulende Wölfe zu hören. Das Wolfsheulen blieb in dieser Nacht allerdings aus. Stattdessen zog dichter Bodennebel aus dem Moor auf. Vor Sonnenaufgang ging ich los zu den Stoppelfeldern der Umgebung, auf denen in den Jahren zuvor die Kraniche morgens einflogen, um nach Futter zu suchen.
Der Nebel war unfassbar dicht. Mir war es unangenehm, bei diesen Sichtverhältnissen einen unbefestigten Weg zu fahren, neben dem ein kleiner Bach floss. Ich kam daher nur sehr langsam voran. Als ich endlich an meinem Ziel eintraf, verließ ich mein Auto. Da Kraniche sehr schreckhaft sind, sollte man eigentlich nicht erst am Beobachtungsort aus dem Auto steigen. Es gibt in bekannten Rastgebieten Beobachtungsplätze und Aussichtsplattformen, von denen man einen guten Blick auf die Zugvögel hat. Dort, wo ich unterwegs war, gab es diese Möglichkeiten aber nicht, allerdings konnte ich auf Grund des dichten Nebels näher an die Stelle fahren. Denn wenn ich keine anderthalb Meter Sicht habe, haben das die Tiere auch nicht. Somit bestand glücklicherweise keine Gefahr der Störung. Die ersten Kraniche waren schon auf den Feldern hörbar. Immer neue Trupps flogen herbei und ich konnte anhand der Lautstärke erkennen, dass sie sehr knapp über mir hinweg flogen. Ich war erleichtert, denn offenbar nahmen sie mich wirklich nicht wahr.
Das war meine Chance, um mich gut zu positionieren!Sobald ich die Umrisse der Vögel erkennen konnte, hockte ich mich hin und hoffte, dass die Sonne genügend Kraft haben würde, um den Nebel zu durchdringen. Ich hatte darauf geachtet, dass die Sonne in meinem Gegenlicht ist. Als die sie dann den Horizont überschritt, begann der Nebel orange zu leuchten. Exakt auf dieses Licht wartete ich. Und da standen sie: Die Silhouetten der Vögel des Glücks. Drei der Kraniche standen dort vor mir und wirkten noch ein wenig orientierungslos. Die beiden Äußeren guckten zur Seite, der Vogel in der Mitte schien sich nicht sicher zu sein und wechselte die Blickrichtung gelegentlich.
An dem Morgen bin ich geblieben, bis der Neben völlig verschwandt. Inzwischen war ich auch wieder bei meinem Auto, um die Tiere nicht aufzuscheuchen. Ein perfekter Tagesbeginn.
Simone Baumeister
Daten zum Foto:
Kamera: Canon 5d mark IV
Objektiv: Canon EF 600 L IS USM II + 1.4x Extender
ISO: 800
Brennweite: 840mm
Blende: f/5,6
Verschlusszeit: 1/2000s
Weitere Naturfotografie von Simone Baumeister finden Sie auf ihrer Webseite oder auf Instagram.
Vergangene Naturfotos im Oktober:
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