Kaiseradler-Webcam
Ins Nest geschaut: Seltene Greifvögel in der russischen Uljanowsk-Region



LOGBUCH
14. April 2021 - Es bleibt spannend
Noch bis vor zwei Tagen haben wir die beiden, neu angekommenen Kaiseradler sehr regelmäßig im Adlerhorst zu Gesicht bekommen. Sie waren weiterhin mit der Verschönerung des Nests beschäftigt. Seit gestern ist es etwas stiller geworden. Ob das Pärchen wohl zusammen bleibt und in den nächsten Tagen wieder häufiger vorbeischauen wird? Es bleibt spannend...
9. April 2021 - Hallo, kennen wir uns?
Wir sind ganz aus dem Häuschen, also aus dem Adlerhorst. Wie auch immer: Seit gestern ist wieder regelmäßig Bewegung im Kaiseradler-Nest! Aber anders als gedacht, sind es dieses Mal nicht unsere alten Bekannten – die beiden Kaiseradler Uljana und Simbirom. Stattdessen haben wir es mit zwei „Neuzugängen“ zu tun: mit einem erwachsenen Weibchen im etwas dunkleren Federkleid und einem jungen Männchen, zu erkennen an der helleren Färbung. Wahrscheinlich werden wir gerade Zeuge, wie sich ein neues Paar bildet. Beide Adler sind seit gestern häufiger in der Webcam zu sehen, sie „schnüffeln“ am Nest und aneinander. Hin und wieder bringen die seltenen Greifvögel neue Zweige zum Adlerhorst. Denn wenn sich die beiden tatsächlich für längere Zeit hier niederlassen, sollte natürlich auch das Nest schön gemütlich sein.
31. März 2021 - Kaiseradler-Webcam ist wieder live
Und wer brütet dieses Jahr im Webcam-Nest? Hand aufs Herz: Noch wissen wir das nicht so genau. Aber gemeinsam mit unseren russischen Naturschutz-Kolleg*innen hoffen wir darauf, in dem Nest bald wieder die Eltern von Jaruscha, Uljana und Simbirom, anzutreffen. Wir drücken fest die Daumen und haben schon mal die Webcam angeworfen – sollten die beiden Kaiseradler sich hier demnächst häuslich einrichten, wollen wir das auf gar keinen Fall verpassen.
24. März 2021 - Jaruschas Flug zurück nach Russland
Schon Ende Februar hat Jaruscha sein Winterquartier an der Südküste des Kaspischen Meeres im Iran verlassen. Bei schönstem Sonnenschein machte er sich auf in Richtung Turkmenistan, das er nun bereits weit hinter sich gelassen hat. Kein Wunder, seine Flugkünste hat Jaruscha uns ja im vergangenen Jahr eindrücklich unter Beweis gestellt. Mittlerweile ist der junge Kaiseradler wieder in der Uljanowsk-Region angekommen, wie man auf der Flugrouten-Karte erkennen kann.
11. Januar 2021 – Reise voller Gefahren
Jaruscha hält sich nach wie vor im Iran auf, an der Südküste des Kaspischen Meeres. Aufmerksamen Beobachter*innen ist es vielleicht schon aufgefallen: Die einzelnen Bewegungen im Winterrevier werden nicht detailliert auf der Karte dargestellt. Stattdessen umfasst eine Raute weiträumig das Gebiet, in dem sich Jaruscha häufig aufhält. Woran das liegt? Das Leben am Kaspischen Meer ist nicht ungefährlich für junge Kaiseradler! Einer Studie unserer Partnerorganisation BirdLife zufolge, werden im Iran jährlich bis zu einer Million Vögel für den Verzehr oder als Trophäe illegal getötet. Greifvögel wie Jaruscha werden im Mittleren Osten auch lebend gefangen und gegen hohe Summen als Haustiere verkauft. Die Küste des Kaspischen Meeres ist eine Schwerpunktregion der Vogelwilderei. Deshalb halten wir Jaruschas genauen Aufenthaltsort geheim, damit diese Information nicht in falsche Hände gerät.
17. Dezember 2020 - Urlaubsgrüße
Sicher haben Sie es längst bemerkt: Die Webcam zeigte bis zuletzt nur noch das leere Nest, in dem der Kaiseradler Jaruscha 2020 aufgewachsen ist. Die Kamera wurde nun deaktiviert. Kein Wunder, mittlerweile befindet sich der junge Adler Jaruscha auf großer Reise. Über 3.600 Kilometer hat er bereits hinter sich gebracht. Seit längerem hält sich Jaruscha nun an der Südküste des kaspischen Meeres auf und genießt die angenehm milden Temperaturen. Möglicherweise wird er dort seinen ersten Winter verbringen. Sollte es kälter werden, könnte die Reise aber auch noch weiter gehen.
1. September 2020 - Zu Besuch bei Jaruscha
Drei Wochen ist es her, dass Jaruscha das Nest verlassen hat und seit dem ist er, anders als sein Bruder Wolguscha im letzten Jahr, nicht mehr ins Blickfeld unserer Webcam zurück gekehrt. Irgendwie verständlich - schließlich gibt es da draußen eine ganze Welt zu entdecken. Unsere russischen Kolleg*innen haben Jaruscha erneut besucht und festgestellt: es geht ihm gut! Er fliegt, jagt und frisst und scheint eine neue Lieblingsstelle unweit seines Geburts-Baums gefunden zu haben. Wir wünschen dir alles Gute, Jaruscha!
18. August 2020 - Flugschule
Jaruscha ist erwachsen geworden und hat das Nest verlassen. Zur Zeit hält sich unser Jungadler, wie die Kolleg*innen vor Ort berichten, meistens am wenige hundert Meter entfernten Waldrand auf. Seine Tage verbringt Jaruscha mit den ersten Jagdversuchen und Flugübungen. Und zum Üben hat er gute Gründe: Bereits im Herbst wird Jaruscha mehrere tausend Kilometer zurücklegen, um in Ostafrika oder auf der Arabischen Halbinsel zu überwintern. Wir hoffen, dass wir Jaruscha vorher nochmal im Nest zu Gesicht bekommen!
10. August 2020 - Ausgeflogen
Ach, wie schnell sie groß werden! In den letzten Monaten durften wir miterleben wie sich Jaruscha von einer kleinen weißen Federkugel zu einem stattlichen Kaiseradler entwickelt hat. Am Wochenende war es dann so weit und Jaruscha hat sich endlich in die Lüfte erhoben. Die Chancen stehen aber gut, dass wir unseren Lieblings-Adler nochmal zu Gesicht bekommen. In den nächsten Wochen wird Jaruscha das elterliche Brutrevier erkunden und lernen selber zu jagen. Dabei wird er immer mal wieder ins Nest zurück kehren. Erst im Herbst geht es dann auf Richtung Süden.
24. Juli 2020 - Jaruscha trägt Rucksack
Schon bemerkt? Seit einigen Tagen trägt unser Webcam-Kaiseradler Jaruscha eine kleine schwarze Platte auf dem Rücken. Es handelt sich um einen GPS-Sender mit Solarmodul, der uns erlaubt das Verhalten des jungen Adlers zu erforschen, sobald er das Nest verlassen hat. Denn umso mehr wir über die Kaiseradler wissen, desto effektiver können wir sie schützen. Übrigens: Der Sender mitsamt Photovoltaik-Modul wiegt nur wenige Gramm und stört Jaruscha überhaupt nicht beim Fliegen. Gemeinsam mit unseren lokalen Partnern NABU Kavkaz und RBCU arbeiten wir seit 2010 an der Erforschung und dem Schutz der Kaiseradlerpopulation in Uljanowsk.
16. Juli 2020 - Flug-Training
Es sieht schon ganz gekonnt aus, wie der junge Kaiseradler am Rande des Nests steht und mehrere Male mit seinen Flügel schlägt. So, als würde Jaruscha bald abheben und die Gegend rund um den Adlerhorst erkunden. Und lange wird es tatsächlich nicht mehr dauern. Bald erhebt sich unser Jungadler in die Lüfte. Also nutzen wir noch einmal die Gelegenheit und schauen Jaruscha in dieser spannenden Flug-Trainingsphase zu.
10. Juli 2020 - Und wohin hat es Jaruschas Artgenossen verschlagen?
Unser Webcam-Küken Jaruscha und seine Eltern gehören zu den Östlichen Kaiseradlern: So viel dürften alle Webcam-Fans in den letzten Wochen wohl schon mitbekommen haben. Aber wo leben eigentlich Kaiseradler, wenn sie nicht gerade – wie die Eltern Uljana und Simbirom – ihr Nest an der Wolga gebaut haben? Kaiseradler sind in offenen Lebensräumen mit einzelnen Bäumen zu Hause, zum Beispiel in natürlichen Steppen oder Agrarlandschaften. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Osteuropa bis an die Pazifikküste Ostasiens. Die Vögel ziehen im Herbst weite Strecken Richtung Süden und überwintern zum Beispiel auf der Arabischen Halbinsel oder in Ostafrika. Die Uljanowsk-Region an der Wolga ist ein typischer Kaiseradler-Lebensraum: Weite Graslandschaften und Felder bieten den Greifvögeln ein ideales Jagdrevier. Hier leben, neben unserer Webcam-Familie, noch etwa 450 weitere Tiere, womit die Gegend zu den wichtigsten Brutgebieten für die Art zählt. Um diesen wertvollen Lebensraum für die Adler zu erhalten, arbeiten wir seit 2010 gemeinsam mit unseren lokalen Partnern NABU Kavkaz und RBCU an der Erforschung und dem Schutz der Kaiseradlerpopulation.
1. Juli 2020 - Rasantes Wachstum im Kaiseradler-Nest
Wir können kaum so schnell schauen, wie Jaruscha wächst. Aus dem Küken ist mittlerweile schon ein stattlicher Jungvogel geworden. Die Nestlingszeit bei Östlichen Kaiseradlern dauert etwas mehr als zwei Monate. Ende Juli wird Jaruscha voraussichtlich seine ersten Flugversuche starten und endlich auf eigenen Schwingen schweben. Also nutzen Sie die letzten Wochen, um unserem jungen Adler beim Wachsen zuzusehen!
24. Juni 2020 - Was fressen eigentlich Kaiseradler?
Das Kaiseradlerküken Jaruscha hat sich wunderbar entwickelt und das liegt natürlich in erster Linie an der guten und regelmäßigen Nahrungsaufnahme. Immer wieder kann man bei einer Live-Fütterung im Adlerhorst zusehen. bei Das Hauptbeutetier unserer Webcam-Adler und ihrer Artgenossen in Uljanowsk an der Wolga ist das Ziesel. Diese Nager, die in Steppen und anderen Graslandschaften vorkommen, sind den in den Alpen heimischen Murmeltieren ähnlich. Weil die natürlichen Steppen in der Uljanowsk-Region immer häufiger landwirtschaftlich genutzt werden, gehen die Bestände der Ziesel in den letzten Jahren zurück. Für die Kaiseradler wird es dadurch immer schwerer Nahrung zu finden und ihre Jungen durchzubringen. Sie müssen deshalb öfter auf andere Beutetiere ausweichen – zum Beispiel kleinere Vögel oder seltener auch Nutztiere wie Hühner. Deswegen ist es ein wichtiger Teil unserer Arbeit vor Ort, Kaiseradler-Lebensräume zu identifizieren und dort neue Schutzgebiete auszuweisen, in denen sich die Greifvögel und ihre Beutetiere ungestört vermehren können.
11. Juni 2020 - Das Küken heißt Jaruscha!
Vielen Dank an alle Adlerfans, die sich an der Namenssuche beteiligt haben. Wir durften mit unseren russischen Partnern über insgesamt 261 Vorschläge beraten. Das ist uns natürlich nicht leicht gefallen. Der Name Jaruscha hat seinen Ursprung in der slawischen Mythologie und ist eine Abwandlung des Namens Jarilo – so heißt der Gott der Sonne, des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Weil Kaiseradler auf Russisch Sonnenadler heißen und die Symbolik gut zu den Herausforderungen im Projekt passt, haben wir uns für diesen Namen entschieden.
9. Juni 2020 - Traurige Nachricht
Eines unserer beiden frischgeschlüpften Kaiseradler-Küken hat es leider nicht geschafft und ist gestorben. Die ersten Tage im Leben der Küken sind besonders kritisch, weil sie noch sehr schwach sind und darauf angewiesen, dass die Eltern genug Futter finden. Wenn nicht ausreichend Nahrung verfügbarist, kommt es leider vor, dass nur das stärkere Küken durchkommt. Das liegt häufig daran, dass sich die Lebensräume durch die menschliche Nutzung verändern.
Auch wenn es schwer anzusehen ist, verdeutlicht das Schicksal unserer Webcamfamilie die Notwendigkeit der Arbeit, die wir gemeinsam mit dem Russischen Vogelschutzbund und NABU Kavkaz leisten, um die Kaiseradlerpopulation in Uljanovsk zu schützen. Durch die Ausweisung von Schutzgebieten und die Sicherung von Strommasten haben sich die Überlebenschancen der Adler schon deutlich erhöht, was zu einer stabilen Population an der mittleren Wolga geführt hat.
P.S.: Dem zweiten Küken geht es zum Glück gut und es macht einen vitalen Eindruck.
5. Juni 2020 - Regungslos im Nest
Es ist leider nicht auszuschließen, dass nur eines der beiden Küken durchkommt. Insbesondere wenn Nahrungsmangel besteht kommt es vor, dass sich das stärkere Küken durchsetzt. Andererseits schaffen es aber auch regelmäßig beide Geschwister. Noch hoffen wir das Beste! Aber eines der beiden noch namenlosen Kaiseradlerküken liegt seit heute Morgen regungslos im Nest. Ob es noch am Leben ist, können wir aktuell nicht mit Sicherheit sagen. Auch das zweite Küken kämpft mit den Bedingungen, während ihm Uljana Schatten spendet. Die ersten Tage im Leben eines Kükens sind besonders kritisch, weil sie ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können und darauf angewiesen sind, dass die Eltern genug Futter finden.
2. Juni 2020 - Namen gesucht: Vorschläge bis 7. Juni
Jenka, Saschka, Carino? Oder doch ganz anders? Die ersten Ideen, wie die beiden vor wenigen Tagen geschlüpften Kaiseradlerküken heißen sollen, sind schon bei uns eingetrudelt. Aber noch ist alles offen. Bis zum 7. Juni freuen wir uns über Namensvorschläge.
Weil wir das Geschlecht der beiden Kaiseradlerküken nicht gleich bestimmen können, sollten die Vorschläge möglichst geschlechtsneutral sein oder eine männliche und eine weibliche Variante haben. Außerdem sollten sie auf Russisch und Deutsch funktionieren. Nicht so gut geeignet wären also zum Beispiel Namen wie „Pünktchen“ oder „Horst“. Besser ginge dafür „Alex“ oder „Fedor/Fedora“.
Wie kann ich meine Vorschläge einreichen?
- E-Mail: Nutzen Sie den Betreff Kaiseradlerküken: Namen gesucht und schicken Sie Ihre beiden Namensvorschläge an unseren Mitarbeiter im Kaukasus-Programm Marco.Philippi@NABU.de
- Facebook: Oder lassen Sie uns Ihre Namensvorschläge einfach hier als Kommentar da (Kaiseradler-Beitrag vom 2. Juni)
- Instagram: Nicht auf Facebook aktiv? Dann posten Sie uns Ihre Namensvorschläge als Kommentar hier unter den passenden Beitrag (Kaiseradler-Beitrag vom 2. Juni)
Gemeinsam mit unseren russischen Kolleg*innen von NABU Kavkaz und dem Russischen Vogelschutzbund werden wir die schönsten Namen auswählen und hier bekannt geben.
Mit etwas Glück fällt die Wahl genau auf Ihren Vorschlag. Wir sind gespannt auf die Vorschläge!
27. Mai 2020 - Zweites Kaiseradlerküken geschlüpft!
Früh aufstehen lohnt sich – besonders für Vogelfreunde: Unsere russischen Kolleg*innen saßen heute schon besonders früh an ihrem Rechner und konnten live miterleben, wie sich das zweite Küken unseres Kaiseradlerpaars aus seinem Ei pellte. Das Video können Facebook-Nutzer*innen unter den Kaiseradler-Fans hier sehen. Vielen Dank für den Mitschnitt an den Russischen Vogelschutzbund (RBCU) und NABU-Kavkaz! Wann kann man schon mal einen so seltenen Greifvogel beim Schlüpfen beobachten? Wir sind auf jeden Fall ganz beseelt und drücken den beiden Küken nun die Daumen für die nächsten Tage und Wochen.
25. Mai 2020 - Erstes Kaiseradlerküken geschlüpft!
Da bewegt sich doch was. In den letzten Tagen haben wir noch gerätselt, wann sich unsere Kaiseradlerküken wohl aus ihren Eiern schälen. Es ging schneller als wir dachten. Beim morgendlichen Blick in die Webcam konnten wir heute, da wo gestern noch das erste Ei lag, einen kleinen, weißen Ball aus Federn entdecken. Wer jetzt aufmerksam zuschaut, dürfte sehr bald beobachten können wie das zweite Küken schlüpft!
20. Mai 2020 - Stürmisch bis heiter
Mal ist es sonnig, dann wieder bedeckt und schließlich so windig, dass es uns beinahe schon beim Zuschauen das Haupthaar durch wirbelt. Aber die werdenden Kaiseradlereltern Uljana und Simbirom sind ja nicht aus Zucker und tragen das wechselhafte Wetter mit größter Gelassenheit. Aktuell wechseln sich die beiden Kaiseradler im Abstand von einigen Stunden beim Brüten ab. Als Kaiseradlermännchen Simbirom – erkennbar am dunkleren Gefieder und seiner etwas kleineren Größe – vor ein paar Tagen das Brüten wieder Uljana überlässt, legt er einen spektakulären Start bei Starkwind hin. Solche spannenden Flugmanöver kann man derzeit immer wieder beobachten.
11. Mai 2020 - Rückkehr der Kaiseradler
Wer erinnert sich noch? Letztes Jahr begleiteten wir das Kaiseradlerpaar Uljana und Simbirom bei der Aufzucht ihres Kükens, Wolguscha. Der junge Adler war leider, wie wir jüngst erfahren haben, kurz nach seinem Abflug Richtung Süden tödlich an einer Stromleitung verunglückt. Aber jetzt die gute Nachricht: Uljana und Simbirom sind zurück im Horst und brüten schon wieder fleißig. Die besenderten Kaiseradler sind bereits im April angekommen, nachdem sie zuvor tausende Kilometer aus ihrem Überwinterungsgebiet nach Russland zurückgelegt hatten. Zusammen mit unseren russischen Kolleg*innen vom NABU-Kavkaz und der Universität Uljanowsk beobachten wir das Brutverhalten nun ganz genau. Wir freuen uns über die Ankunft der beiden seltenen Adler in ihrer Heimat und halten alle Kaiseradler-Fans in den nächsten Wochen und Monaten hier auf dem Laufenden!
Flougroute von Jaruscha mitverfolgen
Der junge Kaiseradler wurde 2020 besendert
NABU-Kavkaz erforscht Östlichen Kaiseradler
Die Uljanowsk-Region an der Wolga ist eines der wichtigsten Brutgebiete für den seltenen Östlichen Kaiseradler. Gemeinsam mit unseren Partnern, dem Russischen Vogelschutzbund (RBCU) und NABU Kavkaz, setzten wir uns seit 2010 für den Schutz der majestätischen Vögel ein. Um wirksame Schutzmaßnahmen planen zu können, erforschen wir ihre Zugwege und das Brutverhalten.
Östliche Kaiseradler sind weltweit bedroht. Mit der Abholzung vieler Kiefernwälder haben die Kaiseradler Nistmöglichkeiten verloren. Durch die Umstellung der landwirtschaftlichen Nutzung ist die Zahl der Beutetiere zurückgegangen. Dadurch nahmen die Bestände der Kaiseradler in den letzten 30 Jahren stark ab. Heute wird der europäische Gesamtbestand auf 1.100 bis 1.600 Brutpaare geschätzt. Die Uljanowsk-Region ist ein wichtiges Brutgebiet für die Art. Hier leben 450 Tiere, womit die Region eine der größten Kaiseradler-Populationen Europas birgt und als Verbreitungszentrum der Art in Russland gilt.
Der NABU-Kavkaz erforscht den Östlichen Kaiseradler, um ihn wirkungsvoll schützen zu können. Dafür haben die Kolleg*innen bereits 2018 zehn Kaiseradler mit kleinen Rucksack-Sendern ausgestattet, um ihre unterschiedlichen Migrationsrouten genau verfolgen zu können. Es handelte sich um neun junge und ein älteres Tier. Nun sind die Vögel in der Wolga-Region angekommen. Die älteren Tiere flogen als erste zurück in ihre Brutgebiete. Im Gebiet Uljanowsk ist es gelungen, eines der 130 bekannten Kaiseradler-Nester mit einer Webcam auszustatten. Die Ankunft, Brut und Jungenaufzucht können nun hautnah und rund um die Uhr verfolgt werden.

Östlicher Kaiseradler im Landeanflug - Foto: Dr. Mikhail Korepov
Der NABU setzt sich seit vielen Jahren vor Ort für den Schutz der Artenvielfalt in der mittleren Wolga-Region ein. Seit 2010 finanziert er das Programm „Schutz der Wolga-Population des Östlichen Kaiseradlers in der Region Uljanowsk“, welches vom regionalen Naturschutzministerium der Region ins Leben gerufen wurde. Dieses Projekt, geleitet von Dr. Mikhail Korepov, setzt der NABU-Kavkaz mit der Unterstützung der Regierung der Region Uljanowsk um. Einen Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung und NGOs bildet die Ausweitung von Schutzgebieten. So sollen die für den Naturraum typischen Steppen und Wälder bewahrt werden. Hier finden Kaiseradler in der offenen Vegetation noch viele Beutetiere und geeignete Brutmöglichkeiten. Ein Erfolg der letzten sieben Jahre ist, dass bereits 70 Schutzgebiete in der Region ausgewiesen und fast alle Stromleitungen zur Vogelsicherheit umgebaut wurden.
Rückblick: So wuchs Kaiseradler Wolguscha 2019 auf

Logbuch - von der Brut bis zu den ersten Flugversuchen
Das erste Überwinterungsquartier hat Wolguscha wohl nie erreicht. Hier erinnern wir an den jungen Kaiseradler, dessen Eltern Uljana und Simbirom bereits im April 2019 in der Uljanowsk-Region an der Mittleren Wolga ankamen, um zu brüten und ihr Junges aufzuziehen.
9. April 2019 - Sie sind gelandet!
Die Aktivität des Kaiseradlerpärchens hat deutlich zugenommen. In den letzten Tagen haben die Vögel das Nest, das unsere Kolleg*innen an der Wolga mit einer Webcam ausgestattet haben, umgestaltet und mit frischen Ästen gepolstert. Allem Anschein nach haben sich Uljana und Simbirom - so wurden die beiden turtelnden Adler getauft - hier niedergelassen. Jetzt hoffen wir natürlich auf baldigen Brutbeginn! Anfang April konnten wir die Vögel bei einem Nachmittagssnack beobachten.
23. April 2019 - Ostergrüße hinterlassen
War der Osterhase bei unseren Kaiseradlern zu Besuch? Jedenfalls liegt seit Ostersonntag ein Ei im Nest und das kann doch kaum ein Zufall sein! Ob in ca. 43 Tagen - solange dauert normalerweise die Brutzeit - ein kleiner Hase oder ein Adler schlüpft, wird sich zeigen. Uljana ist nun häufiger im Nest zu sehen. Sie lässt sich beim Brüten nicht aus der Ruhe bringen.
26. April 2019 - Ei Nummer Zwei
Es war wohl doch nicht der Osterhase, der das Ei am Ostersonntag ins Kaiseradler-Nest gelegt hat, denn wenige Tage später konnten wir Adlerweibchen Uljana live dabei beobachten, wie sie ihr zweites Ei legte. Jetzt freuen sich alle auf den Nachwuchs.
7. Mai 2019 - Es lebe die Gleichberechtigung
Beim Blick ins Nest sehen wir unser Kaiseradlermännchen Simbirom bei der Brut, während sich Uljana gerade auf die Jagd vorbereitet. Wer genau hinschaut, kann erkennen, dass Uljana deutlich größer und etwas heller ist als ihr Partner. Die beiden Kaiseradler wechseln sich im Abstand von einigen Stunden beim Brüten ab. Von dieser Arbeitsteilung sind wir schwer beeindruckt. Es lebe die Gleichberechtigung!
24. Mai 2019 - Sie werden sich begleiten, sie bleiben treu
Wusstet ihr schon, dass Östliche Kaiseradler zu den treuesten Vögeln überhaupt gehören? Hat sich ein Pärchen einmal gefunden, bleibt es in der Regel das ganze Leben lang zusammen. Bei vielen anderen Vogelarten, die als Paar leben, sind Seitensprünge allerdings keine Seltenheit. Kaiseradler dagegen sind sich, wie genetische Untersuchungen zeigen, wahrhaftig treu. In unserer Webcam könnt ihr also Romantik pur live erleben.
1. Juni 2019 - Geschlüpft!
Was für ein Timing: Pünktlich zum Kindertag schlüpfte das erste von zwei Kaiseradler-Küken an der Wolga. Kurz darauf folgte schon das Geschwisterchen. Genau 41 Tage hat die Brut gedauert. Sie liegt damit also absolut in der Norm. Während Uljana die beiden Küken wärmt, besorgt das Kaiseradlermännchen Simbirom die Nahrung für den Neuzugang im Nest – damit er bald genau so groß und stark wird wie seine Eltern. Wer Glück hat, kann die Eltern auch bei der Fütterung beobachten. Wir freuen uns riesig und wünschen der frisch gebackenen Kaiseradler-Familie nur das Beste!
5. Juni 2019 - Traurige Nachricht
Eines unserer beiden frischgeschlüpften Kaiseradler-Küken hat es leider nicht geschafft und ist gestorben. Das Küken liegt seit gestern Abend leblos am Nestrand. Das zweite ist auch in keinem guten Zustand. Es sieht derzeit nicht gut aus für unsere Kaiseradlerfamilie. Die ersten Tage im Leben eines Kükens sind besonders kritisch, weil sie ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können und darauf angewiesen sind, dass die Eltern genug Futter finden. Dennoch ist es sehr traurig, dass die Geschichte unserer kleinen "Webcam-Familie" gerade so eine traurige Wendung nimmt. Wir warten darauf, was unsere Kolleginnen und Kollegen aus Uljanovsk berichten.
6. Juni 2019 - Aufatmen
Das Schlimmste scheint geschafft! Nachdem unser zweites Kaiseradlerbaby gestern stark erschöpft wirkte und lange Zeit regungslos blieb, können wir gerade live erleben wie das Kleine von Mama Uljana seine Mittagsfütterung bekommt und dabei einen überaus munteren Eindruck macht. Wir freuen uns sehr, dass es dem Küken besser geht. Wir drücken die Daumen, dass es die nächsten Tage weiterhin so viel Nahrung aufnimmt und sich gut entwickelt.
11. Juni 2019 - Schattenplätzchen
Fast 30 Grad Celsius zeigt das Thermometer in der Uljanovsk-Region. Keine leichten Bedingungen. Aber das zweite Kaiseradler-Küken hat sich in den vergangenen Tagen gut entwickelt, auch weil Mutter Uljana sich immer wieder schützend vor ihr Küken stellt und Schatten spendet.
19. Juni 2019 - Erste Schritte
Man kennt das von Familienfesten: Der Opa aus dem Ruhrgebiet oder die Tante aus Thüringen begegnen den eigenen Kindern mit dem verwunderten Ausspruch "Bist du aber groß geworden!" So ähnlich fühlen wir uns auch gerade, wenn wir einen Blick ins Nest von Uljana und Simbirom werfen: Das Kaiseradler-Küken ist rasend schnell gewachsen und macht einen sehr vitalen Eindruck. Aktuell können wir das Kleine dabei beobachten, wie es erstmals aufrecht steht und durch den Horst wackelt.
23. Juni 2019 - Dürfen wir vorstellen, Wolguscha!
Unser Webcam-Küken heißt Wolguscha. Das ist eine Verniedlichungsform des Flusses Wolga, wo sich unsere kleine Kaiseradlerfamilie bereits häuslich eingerichtet hat. Der Name Wolguscha gilt für Männchen und Weibchen gleichermaßen. Ganz praktisch, denn welches Geschlecht unser Kaiseradlerküken hat, wissen auch unsere Kolleginnen und Kollegen in Russland erst in einigen Monaten. Jetzt also noch mal ganz offiziell: Herzlich Willkommen, Wolguscha! Schön, dass wir dir beim Aufwachsen zuschauen dürfen.
8. Juli 2019 - Rasantes Wachstum an der Wolga
Wolguscha wächst so schnell, dass man buchstäblich dabei zusehen kann. Mittlerweile beginnt bei unserem stattlichen Kaiseradler-Jungvogel schon die Verfärbung des Gefieders. Die Nestlingszeit bei Östlichen Kaiseradlern dauert etwas mehr als zwei Monate. Bald wird Wolguscha vom "Nestling" zum "Ästling" und kurz darauf werden wir Zeuge der ersten Flugversuche. Ende Juli wird Wolguscha dann vorraussichtlich auf eigenen Schwingen schweben. Also nutzt die letzten Wochen, um unserem jungen Adler beim Wachsen zuzusehen!
15. Juli 2019 - Juhu: Webcam sendet wieder Live-Bilder
In den vergangenen Tagen gab es eine vorübergehende Bildstörung. Laut unseren russischen Kollegen hat es Probleme mit der Stromversorgung der Kamera gegeben. Jetzt sendet die Webcam aber wieder Live-Bilder aus dem Adlerhorst. Wir hoffen sehr, dass die Übertragung stabil bleibt, damit wir Wolguscha noch bis zum Ausflug begleiten können.
25. Juli 2019 - Bald geht's ab in den Süden!
Bald wird der junge Kaiseradler Wolguscha von uns Abschied nehmen und auf eine lange Reise aufbrechen. Anfang August geht es erst mal vom Mutterbaum ins erweiterte Brutgebiet. Hier wird sich Wolguscha noch einige Wochen an die Flügel gewöhnen und das Jagdhandwerk erlernen. Wir werden Wolguscha sehr vermissen. Aber ein paar Tage können wir den Jungvogel ja zum Glück noch beobachten, bevor es in die großen weite Welt hinausgeht.
31. Juli 2019 - Keine Fernreise ohne guten Rucksack
Damit wir unseren jungen Kaiseradler auch weiter begleiten können, trägt er nun einen GPS-Sender als Rucksack. Unsere russischen Kolleginnen und Kollegen sind dafür am Wochenende zu Wolguscha ins Nest gestiegen. Bei der Gelegenheit konnten sie übrigens auch feststellen, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Männchen handelt!
7. August 2019 - Immer diese Technik...
Leider ist die Kamera im Moment zum zweiten Mal ausgefallen und funktioniert seit vorgestern Abend nicht mehr. Beim ersten Ausfall Mitte Juli ging sie nach einigen Tagen wieder online. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Forschungsprojekt in der Region konnten das Problem noch nicht lösen. Wir rechnen damit, dass der junge Adler in den nächsten Tagen das Nest verlässt. Ob wir Wolguscha vorher noch einmal zu Gesicht bekommen, wissen wir nicht. Hilft nur eins: Daumen drücken!
15. August 2019 - Abschied von Wolguscha
Beim Werdegang vom Ei zum Adler haben wir Wolguscha in den letzten Wochen begleitet und dabei ist uns der Jungvogel ganz schön ans Herz gewachsen. Weil die Webcam auf den letzten Metern leider den Geist aufgegeben hat, konnten wir uns nicht mehr live von unserem jungen Kaiseradler verabschieden. Stattdessen haben wir zum Abschied ein kleines Video gebastelt, um das Heranwachsen von Wolguscha noch einmal Revue passieren zu lassen. Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort berichten, dass Wolguscha mittlerweile ausgeflogen ist, zum Schlafen aber noch regelmäßig in die Nähe des Nests zurückkehrt. Danke liebe Kaiseradlerfamilie, dass wir dabei sein durften, und eine gute Reise in den Süden!
20. August 2019 - Auf Beutezug
Wir hatten uns ja schon von Wolguscha verabschiedet und die Hoffnung aufgegeben, dass unsere Webcam noch einmal Bilder aus dem Kaiseradlernest an der Wolga senden würde. Aber siehe da: Plötzlich funktioniert sie wieder! Während des Blackouts hat unser Kaiseradler-Teenie offensichtlich das Fliegen gelernt und verlässt jetzt regelmäßig das Nest, um die erste eigene Beute zu machen. Wir freuen uns, dass wir Wolguscha jetzt doch noch bei seiner letzten Zeit im heimatlichen Brutgebiet begleiten können, bevor er sich in den Süden aufmacht!
4. September 2019 - Huch, plötzlich erwachsen
Erinnert ihr euch noch an den kleinen flauschigen Ball aus Federn, der vor ein paar Monaten in einem Nest an der Wolga geschlüpft ist? Schaut mal, was aus ihm geworden ist: ein stattlicher Kaiseradler! Mittlerweile ist Wolguscha oft lange auf Streifzügen in seinem Revier unterwegs, taucht aber immer wieder im Nest auf, um in Ruhe zu fressen oder um sich auszuruhen
Ende September 2019 - Ausgeflogen, jetzt aber wirklich
Gute Reise, Wolguscha!
17. April 2020 - Wolguscha tot unter Strommast aufgefunden
Letztes Jahr haben wir dem Kaiseradler Wolguscha noch via Webcam beim Aufwachsen zusehen können: Aus dem Küken entwickelte sich in wenigen Monaten ein stattlicher Kaiseradler, der uns schnell ans Herz gewachsen ist. Diese Woche haben unsere russischen Kolleg*innen nun den gerade mal einjährigen Vogel zerfetzt und leblos unter einem Strommast aufgefunden.
Der Fundort ist ca. 150 Kilometer von seinem Nest. Vermutlich ist Wolguscha schon am 2. Oktober im vergangenen Jahr gestorben. Durch den tödlichen Erdschluss an der 12 KW-Stromleitung – die gefährlichsten für diese Vögel – sendete auch der Solar-GPS-Sender, mit dem der Vogel ausgestattet wurde, kein Signal mehr. Nach dem Schneetau in der letzten Woche wurde das tote Tier höchstwahrscheinlich auf den Bauch gedreht. Plötzlich war der Solar-GPS-Sender wieder arbeitsfähig. Nur so konnten unsere russischen Kolleg*innen überhaupt wieder ein Signal empfangen und von Wolguschas Schicksal erfahren.
Leider ist dieser Tod kein Einzelfall. Denn Rodungen, ungeschützte Stromleitungen und intensive Landwirtschaft machen den Adlern zu schaffen. Uns bestärkt dieser Fall darin, weiterhin Informationen zum Lebensraum und Wanderverhalten der Östlichen Kaiseradler zu sammeln, um sinnvolle Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Die Uljanovsk-Region gilt als wichtigstes Verbreitungszentrum der bedrohten Kaiseradler in Russland. Hier sind bis heute 20 Prozent aller Stromleitungen mit Vogelschutzvorrichtungen gesichert – der höchste Wert aller Regionen Russlands. Aber was hilft dieser höchste Wert, wenn 80 Prozent der Leitungen noch ungesichert sind und tödliche Stromschläge bei Vögeln verursachen? Wir machen weiter, um die Wolga-Population des Östlichen Kaiseradlers nachhaltig zu schützen. R.I.P Wolguscha!
Vogelschutz weltweit
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