Am Ufer des Tanasees. - Foto: Friedrich zur Heide
Schutz für den Tanasee
NABU-Projektregion ist neues UNESCO-Biosphärenreservat



Die NABU-Projektregion am Tanasee in Äthiopien ist von der UNESCO als neues Gebiet in das Weltnetz der Biospärenreservate aufgenommen worden. „Die Anerkennung des Tanasees als UNESCO-Biospärenreservat ist ein wesentlicher Schritt, um die einzigartigen Ökosysteme vor Ort langfristig zu schützen und nachhaltige Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung zu schaffen“, sagte Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Leiter des Fachbereichs Internationales. Der NABU arbeitet bereits seit 2012 in der Region, um in Kooperation mit der Regierung des Amhara-Regionalstaats und der Michael Succow Stiftung die Entwicklung eines Biosphärenreservats voranzubringen.
Der See und seine Feuchtgebiete sind von großer ökologischer Bedeutung und bieten eine Lebensgrundlage für Millionen von Menschen. Doch permanente Eingriffe in den sensiblen Lebensraum führen zu immer stärkeren Umweltbelastungen. Selektive Rodung hat zum Verschwinden von Waldflächen beigetragen. Die intensive Landwirtschaft hat zu schwerwiegender Erosion geführt. Und viele Tier- und Pflanzenarten sind bereits ausgestorben. Die Bewässerungs- und Infrastrukturentwicklung, Wasserkraftwerke und Anbauflächen für den Export führen zu einem erhöhten Bevölkerungszuzug und einer Verschlechterung der Wasserqualität.
Das neue Biosphärenreservat Tanasee ist Teil des „Biodiversitäts-Hotspots“ der Ostafrikanischen Hochlandregion und gilt als Gen-Zentrum für einheimische Nutzpflanzen, wie beispielsweise Ramtillkraut (Guizotia abyssinica), Zwerghirse (Eragrostis tef) und Wildkaffee (Coffea arabica). Zahlreiche paläarktische Wasservögel wie beispielsweise Graukraniche (Grus grus), Uferschnepfen (Limosa limosa) und Kampfläufer (Philomachus pugnax) nutzen den See als Futter- und Rastplatz auf ihren Zugrouten. Außerdem wurden bereits knapp 30 verschiedene Fischarten entdeckt, von denen rund 70 Prozent nur dort vorkommen. Weitläufige Feuchtgebiete, in denen dichte Papyrus- und Rohrkolben-Bestände wachsen, umgeben den Tanasee, von denen einige zu den größten und ökologisch wertvollsten Flächen in Äthiopen und am gesamten Horn von Afrika zählen. Am Tanasee finden sich zudem einzigartige äthiopisch-orthodoxe Kirchen und Klöster, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Mehr als zwei Millionen Menschen leben innerhalb des neuen Biosphärenreservats, die auf eine intakte Natur und Umwelt für Landwirtschaft, Handel, Fischerei und Tourismus angewiesen sind.
Im Rahmen des NABU-Projekts wurden über 1.500 Menschen aus 75 Gemeinden trainiert, um sich an der Zonierung des Schutzgebiets zu beteiligen. Die nutzungsfreien Kerngebiete umfassen fast vier Prozent (24.157 Hektar) des Biosphärenreservats, das sich über eine Fläche von knapp 700.000 Hekar erstreckt. „Außerdem wurde für das Biosphärenreservat eine Verwaltungseinheit innerhalb der lokalen Regierung eingerichtet sowie ein Management- und Ökotourismusplan erstellt. Neue Einkommensquellen und Renaturierungsprogramme werden das Biosphärenreservat darin unterstützen, sich zu einer lebendigen Modell-Region zu entwickeln“, sagte Svane Bender-Kaphengst, Leiterin des Afrikaprogramms. Die offizielle Einweihungsfeier des Tanasee-Biosphärenreservats ist für November 2015 geplant.
Der langfristige Schutz des Tanasees und seiner Umgebung mit Hilfe des Biosphärenreservats-Konzept ist das Hauptziel des NABU-Projekts „Für Mensch und Natur: Aufbau eines UNESCO-Biosphärenreservats am Tanasee in Äthiopien“. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Deutsche Welle-Bericht zum Tanasee
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