Rastende Kraniche - Foto: Stephanie Tübbecke/www.naturgucker.de
Kleiner Reiseverkehr: Zu viel Schnee muss nicht sein
Der eigentliche Zug ist beendet, witterungsbedingt kann es aber immer noch zu Ausweichflügen kommen
25. Dezember 2020 - Kraniche kennen weder Corona-Lockdown noch Feiertage. Deshalb hieß es heute spät im Jahr noch einmal: Flug frei nach Süden! Vor allem über NRW herrschte reger Betrieb. Wahrscheinlich hat der Wetterumschwung hin zu deutlich kälteren Temperaturen den gemeinsamen Abflug ausgelöst. Aus dem südwestlichen Niedersachsen ging es über Münsterland und Ruhrgebiet bis runter nach Bonn, dann weiter Richtung Eifel und Mosel. Nächster Halt ist sicher der Lac du Der in der Champagne. Ob es von dort aus weiter geht, hängt auch von der Wetterentwicklung ab. Folgen wieder milden Episoden, kann es sein, dass die Kraniche noch im Winter wieder zurückkehren.
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08. Dezember 2020 – Die Kraniche präsentieren sich diesen Herbst als ausgesprochen reisefreudiges Völkchen mit Tendenz zur individuellen Ausgestaltung. Auch Wochen nach den letzten Hauptflugtagen sind immer wieder noch größere Trupps unterwegs. So starteten am Sonntag zahlreiche Kraniche in Sachsen-Anhalt und Thüringen und flogen dann weiter über Hessen und Rheinland-Pfalz nach Frankreich. Auch am Dienstag war auf den Hessenrouten viel Verkehr, während über NRW kaum mehr Kraniche ziehen. Immer wieder fliegen zudem kleinere Reisegruppen in Ost-West-Richtung entlang des Alpennordrandes durch das südliche Bayern und Baden-Württemberg sowie den Norden der Schweiz. Vor allem im Nordosten der Republik lassen sich zudem weiter regelmäßig Kraniche beobachten, die sich entschlossen haben, den Winter bis auf Weiteres hier bei uns zu verbringen.
02. Dezember 2020 – Wo die jetzt bloß alle herkommen? Am Sonntag und Montag (29./30.11.) war auf allen Hauptrouten noch einmal starker Kranich-Flugverkehr. Besonders voll war der Himmel am Sonntag über NRW und hier werden die Kraniche natürlich in den niedersächsischen Mooren gestartet sein. Die Rastplätze in der Diepholzer Moorniederung dürften sich damit weitgehend geleert haben. Am Montag war der Flugverkehr über NRW dann praktisch eingestellt, die Kraniche konzentrierten sich auf Lahntal und Taunus, flogen dann weiter via Pfalz und Saarland.
23. November 2020 – Die großen Rastplätze im Nordosten sind inzwischen fast völlig verwaist. In der Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen wurden dagegen vor einer Woche (15./16.) immerhin noch 28.800 Kraniche gezählt. Seitdem ist allerdings ein Teil bereits abgeflogen. Am Freitag (20.) und in geringerem Maße auch am Samstag wurden noch mal alle Routen beflogen, wobei die Hessenroute entlang des Taunus wohl eher aus den Rastplätzen in Sachsen und Thüringen gespeist wurde. Der stärkste Abzug aus Niedersachsen dürfte am heutigen Montag stattgefunden haben, als mehrere tausend Kraniche über NRW zogen.
13. November 2020 – Es hat sich zunächst einmal ausgekranicht, was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Herrschte am Montag noch reger Flugverkehr, sind seit Dienstag kaum mehr Kranichtrupps unterwegs. Das liegt mit am Wetter, aber auch ganz einfach daran, dass die meisten Kraniche Deutschland nun bereits verlassen haben. Deutlich zeigt sich das im brandenburgischen Rhin- und Havelluch, wo nach 68.000 Kranichen Ende Oktober am Dienstag gerade mal noch 2260 gezählt wurden. Von den anderen Hauptrastplätzen liegen noch keine neuen Zahlen vor, aber auch diese werden sich weitgehend geleert haben.
Die meisten Westzieher sind jetzt in Frankreich, wobei sich am Lac du Der in der Champagne aktuell „nur“ 50.000 Kraniche versammeln. Viele Kraniche sind längst weitgezogen oder haben den Rastplatz gleich links liegen lassen. So wurden schon am 5. November aus dem zentralfranzösischen Flavignac im Naturpark Périgord-Limousin nahe Limoges mehr als 48.000 Kraniche gemeldet. Ein Stückchen weiter zur Atlantikküste hielten sich zur gleichen Zeit 11.000 Kraniche im Schutzgebiet am ehemaligen Braunkohletagebau von Arjuzanx auf. Mehrere Zentausend haben auch schon die Pyrenäen überflogen, alleine an der Laguna de Gallocanta südlich von Saragossa wurden am Mittwoch 15.000 Kraniche gezählt.
09. November 2020 – Noch stehen die 130.000 Kraniche von der letzten großen Rastplatzzählung zu Buche. Doch die Meldungen der vergangenen Tage legen nahe, dass ein Großteil dieser Vögel die Rastplätze bereits verlassen hat. Auf der NRW-Route findet durchgehend sehr starker Zug statt, wobei am Samstag die meisten Beobachtungen gemeldet wurden. Über Hessen war es am Samstag zunächst ruhig, am Sonntag flogen auch dort viele Tausend Kraniche. Vermehrte Beobachtungen im Raum Hamburg und im östlichen Niedersachsen zeigen, dass nicht nur aus den Moorgebieten Niedersachsens, sondern auch von der Boddenküste und aus dem Havelland Kraniche in erheblicher Zahl abgeflogen sind.
06. November 2020 – Der starke Kranichzug von den norddeutschen Hauptrastplätzen Richtung Frankreich hält weiter an. Anders als am Mittwoch und Donnerstag wurde NRW am Freitag allerdings kaum beflogen, die Kraniche konzentrierten sich auf den Routen via Hessen und Rheinland-Pfalz. Zudem sind im Voralpenraum gelegentliche „Querflieger“ unterwegs, insgesamt mehrere hundert Vögel, die von Österreich oder Tschechien kommend via München und Augsburg nach Frankreich ziehen.
04. November 2020 – So, jetzt geht es wieder los. Schon am Montag deutete an den großen Rastplätzen vieles auf Aufbruchstimmung hin und am Dienstag machten sich dann tatsächlich viele Tausend Kraniche auf den Weg. Beide Hauptrouten über NRW und Hessen wurden beflogen, in Hessen vor allem entlang der Lahn mit anschließendem Knick über den Taunus.
Am Mittwoch setzte sich das Zuggeschehen munter fort, zunächst mit deutlichem Schwerpunkt über Hessen, hier vor allem Wetterau und Taunus. Später verstärkte sich auch der Zug über NRW, so dass am Ende des Tages wohl mehrere Zehntausend Kraniche unterwegs waren. Zum Vergleich: Die letzten Rastplatzzählungen ergaben an der Ostseeboddenküste 28.500 Kraniche (Sonntag), im Havelland 51.900 (Dienstag) und in der Diepholzer Moorniederung 49.600 (Sonntag), zusammen genau 130.000.
30. Oktober 2020 – Den Kranichen war diese Woche mehr nach rasten als nach ziehen. Die Zahlen an den Hauptrastplätzen sind daher stabil geblieben oder haben sich sogar noch leicht vergrößert. Selbst am Ostseebodden, wo es sich Ende Oktober sonst oft schon leert, halten sich aktuell mehr als 30.000 Kraniche auf.
Soweit sich einzelne Trupps auf den Weg machten, wurden ausschließlich die Hessenroten beflogen, der Himmel über NRW bleib praktisch kranichfrei. Einzelne Tiere und kleine „vom Weg abgekommene“ Trupps wurden sporadisch auch über Süddeutschland gesichtet, im Raum Nürnberg ebenso wie am Fuß des Bayerischen Waldes, an der Tauber, an der Jagst, bei Heilbronn und über dem Schwarzwald.
23. Oktober 2020 – Während am Dienstag vor allem auf der Lahntal-Route noch mal starker Zugverkehr herrschte, werden seitdem nur noch vereinzelte Trupps beobachtet. Das Zuggeschehen ist weitgehend zum Erliegen gekommen, die Kraniche scheuen wohl den Kraftaufwand gegen die aus dem Süden einströmende Warmluft. Ändert sich Wind und Wetter, wird der Kranichzug wieder einsetzen.
21. Oktober 2020 – In den letzten Tagen wurde europaweit kräftig gezählt. Demnach sind derzeit mindestens 360.000 Kraniche auf dem Weg in die Winterquartiere. Da diese Zahl nur die größten Rastplätze umfasst, ist der tatsächliche Bestand noch um einiges höher. Winterqartierzählungen ergaben 2018/19 alleine In Frankreich und auf der iberischen Halbinsel 400.000 Kraniche.
Die größte Kranichansammlung gibt es im aktuell auf der Ostroute zu bestaunen. In der Puszta des ungarischen Nationalparks Hortobágy halten sich fast 160.000 der großen Schreitvögel auf. Sie fliegen anschließend weiter über den Balkan und den Nahen Osten nach Afrika. Mit mehr als 200.000 Kranichen ist die Gesamtzahl auf der östlichen Zugroute nach Frankreich, Spanien und Portugal noch größer. Davon rasten derzeit gut 140.000 in Deutschland, wobei sich die Rastbestände langsam nach Westen verschieben. An der Boddenküste sind es noch 30.000 Kraniche, im Rhin- und Havelluch bei Berlin 62.500 und in der Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen mehr als 50.000.
19. Oktober 2020 – Jetzt liegen neue Zahlen aus der Champagne vor: 53.455 Kraniche haben die französischen Vogelkundler*innen am Sonntag am Lac du Der gezählt. Das sind 50.000 mehr als vor einer Woche. Auch von der Laguna de Gallocanta südlich von Saragossa gibt es eine erste Bestandsaufnahme. Demnach haben immerhin bereits 2000 Kraniche die Pyrenäen überflogen und rasten nun in Nordspanien.
Nachschub aus Deutschland gab es am Wochenende zunächst einmal nicht. Nach einem ruhigen Samstag ließen sich auch am Sonntag zunächst nur wenige Kraniche auf den Zugwegen blicken. Dann kam aber doch stärkerer Verkehr auf. Am Nachmittag und Abend wurde vor allem die südliche Route über Frankfurt am Main beflogen. Wohl wegen des Nordwindes flogen ungewöhnliche viele Kraniche weit nach Süden den Oberrhein entlang.
16. Oktober 2020 – Seit Mitte der Woche ziehen Tag für Tag kontinuierlich mehrere tausend Kraniche quer über Deutschland. Dabei werden alle Hauptrouten beflogen, wenn auch mit täglich sich ändernden Schwerpunkten. So konzentrierten sich die Kraniche am Donnerstag neben recht starkem Zug über NRW vor allem auf die Lahntalroute. Von Göttingen und Kassel kommend, nahmen die Vögel den Weg über Marburg und Limburg, überquerten in der Regel bei Koblenz den Rhein und zogen weiter dann die Mosel entlang. Am Freitag herrschte erneut ordentlicher Flugverkehr über Ruhr und Rhein, das Lahntal wurde dagegen kaum beflogen, der Großteil der Hessenzieher nahm den Weg entlang des Taunus-Südrandes. Wie viele Kraniche insgesamt unterwegs waren und sind, werden die kommenden Zählungen am Lac du Der-Chantecoq zeigen. Dieser zwischen Reims und Nancy gelegene und mit 45 Quadratkilometern größte Stausee Frankreichs ist der nächste große Rastplatz auf der Reise in die Winterquartiere.
14. Oktober 2020 – Es geht los! Schon am Dienstag wurden deutlich mehr ziehende Kraniche gemeldet. Mittwoch früh gingen die Werte dann steil nach oben. Auf allen Hauptzugrouten sind tausende Kraniche unterwegs. Am stärksten scheint das Lahntal beflogen zu werden, aber auch die Route am Taunussüdrand und die durch das Ruhrgebiet werden genutzt. Die kommenden Tage wird man die Kraniche während des Zugs wohl mehr hören als sehen. Während im Osten jetzt schon Dauerregen herrscht, ist es im Westen noch vergleichsweise freundlich.
12. Oktober 2020 – Die Kraniche wollen oder können weiter nicht so recht voran. Das ist gut für die Beobachtung an den großen norddeutschen Rastplätzen und schade für die Gelegenheitsbeobachter*innen entlang der weiteren Zugstrecke. Am Wochenende war dann immerhin einmal so viel Verkehr, dass sich anhand der im Naturgucker gemeldeten Beobachtungen in der Karte der Zugweg Richtung Champagne erahnen ließ. Am Ende hatte sich bis Sonntag der Rastbestand am dortigen Lac du Der aber gerade mal um weiter 900 auf nunmehr 1800 Kraniche erhöht. Letztes Jahr um diese Zeit rasteten dort bereits 46.000 Kraniche.
07. Oktober 2020 – Das Zuggeschehen bleibt unauffällig. Gelegentlich zeigen sich einzelne Trupps entlang der NRW- und Hessenrouten, der große Aufbruch bleibt bisher aber aus. Dafür füllen sich die großen Rastplätze weiter, inzwischen halten sich in Deutschland deutlich über 100.000 Kraniche auf. So sind die Rastzahlen im Rhin- und Havelluch rund um Linum innerhalb einer Woche um 20.000 auf nun 65.760 angestiegen, am westlichsten Rastgebiet, der Diepholzer Moorniederung, wurden immerhin bereits 14.100 Kraniche gezählt. Etwas verhalten sieht es momentan an der Osteeboddenküste aus. Versammelten sich dort letztes Jahr Anfang Oktober über 90.000 Kraniche, wurden aktuell nur 23.200 notiert.
02. Oktober 2020 – Es machen sich immer wieder einzelne Trupps von den Rastplätzen auf Richtung Südwesten. 100, 200 oder auch mal 300 Kraniche können dann auf den klassischen Zugwegen beobachtet werden. Bisher vor allem auf den Hessenrouten durchs Lahntal und entlang des Taunus, vereinzelt auch die NRW-Route über Ruhr, Rhein und Eifel. Das Massenzug von Tausenden kann nun jederzeit starten.
30. September 2020 – In Südhessen lohnt sich aktuell ein Blick in den Himmel. Kranichbeobachtungen im Raum Hanau (gestern) , bei Langen und sogar weiter südlich im Odenwald bei Fränkisch-Crumbach lassen vermuten, dass die Vögel von mitteldeutschen Rastplätzen losgeflogen sind, zum Beispiel vom Kelbraer Stausee.
29. September 2020 – Bei „der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen“ lohnt sich in den nächsten Tagen ein Besuch der großen nord- und mitteldeutschen Kranichrastplätze. Denn auch die Rastbestände entsprechen jetzt exakt der Jahreszeit und täglich kommen aus dem Norden und Osten neue Gäste hinzu. Schon nächste, spätestens übernächste Woche steuern die Rastzahlen auf ihre Höchststände zu.
Aktuell rasten in Deutschland wohl mindestens 80.000 Kraniche. 25.000 davon findet man an der Bodenküste nahe dem NABU-Kranichzentrum Groß Mohrdorf, fast doppelt so viele im Havelland westlich von Berlin. Vor einer Woche wurden dort noch 20.000 Kraniche gezählt, heute waren es im Rhin- und Havelluch bereits 45.560, davon alleine 40.000 am Schlafplatz Linum.
21. September 2020 – Neu-Anspach, Schmitten, Schlangenbad, Oestrich-Winkel – diese Linie von Beobachtungspunkten ist eindeutig. Am Freitag (18.) überflogen tatsächlich schon die ersten 150 Kraniche den hessischen Taunus und zogen dann weiter via Hunsrück Richtung Frankreich. Nächster Stopp: der Lac du Der-Chantecoq, ein großer flacher Stausee in der Champagne, der zentrale Kranichrastplatz Nordfrankreichs.
18. September 2020 – Die skandinavischen Kraniche nutzen das ruhige Wetter und die guten Flugbedingungen, um aus Schweden kommend frühzeitig die Ostsee zu überqueren. Dadurch waren am vergangenen Wochenende in der Darß-Zingster Boddenregion und auf Rügen schon mehr als 10.000 Kraniche versammelt.
Auch aus Richtung Baltikum tut sich einiges. Im polnischen Nationalpark Warthemündung, kurz vor der deutschen Grenze, rasteten schon zum Monatsbeginn rund 7000 Kraniche. Rechnet man noch die Vögel hinzu, die sich über Nordostdeutschland zerstreut aufhalten, beträgt der mitteleuropäische Rastbestand jetzt über 20.000 Kraniche.
Artenporträt
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Die Trockenheit treibt die Kraniche zusammen
Schon seit Mitte August größere Ansammlungen
27. August 2020 – Die erste Synchronzählung erbrachte Mitte August bereits 2.560 Kraniche an den Schlafplätzen der Region Darß-Zingster Boddenkette und Rügen. Das sind eigentlich recht viele Kraniche, liegt aber genau auf dem Niveau des Vorjahres.
„Aufgrund der Trockenheit sind auch dieses Jahr im Hochsommer wieder viele Feuchtgebiete, die als Brutplatz dienten, aber auch Schlafplätze für Gruppen waren, ausgetrocknet. So müssen die Kraniche die Schlafplätze im Bodden anfliegen. Damit wird deutlich, wie viel Wasser in der Landschaft fehlt“, erläutert Dr. Günter Nowald, Leiter des NABU-Kranichzentrums.
Aktueller Buchtipp: „Der Ruf der Kraniche“
Mittels einer eigens entwickelten Methode hat der Hamburger Vogelkundler Bernhard Weßling jahrzehntelang das Verhalten der Kraniche erforscht und Teile ihrer Sprache entschlüsselt. In „Der Ruf der Kraniche“ nimmt uns Weßling mit in den Duvensteder Brook, nach Nordamerika, Japan und Korea. Seine Beobachtungen lassen uns tief in die Lebensweise und der Kraniche eintauchen.
Bernhard Weßling: Der Ruf der Kraniche. Expeditionen in eine geheimnisvolle Welt. – 416 Seiten. 20 Euro. Goldmann 2020. ISBN 978-3-442-31543-7.
Bei den versammelten Kranichen handelt es sich um Vögel aus der heimischen Population, ein Mix aus Paaren mit und ohne Nachwuchs sowie „Nichtbrütern“. Auf den Getreidestoppelfeldern finden sie Ernterückstände, die als Nahrung dienen. Monatelang machten sich die meisten Kraniche rar, denn es war Brutzeit und da führen die langbeinigen grauen Vögel ein weitgehend heimliches Leben. Ausnahme bilden die Junggesellen, die noch zu jung sind oder aus irgendwelchen Gründen kleinen Partner abbekommen haben. Auch kommt es vor, dass ein Partner während der Brutsaison stirbt, für eine neue Beziehung ist es dann meist spät.
In den kommenden Tagen werden auch die ersten Kraniche aus Skandinavien am Bodden erwartet. Am schwedischen Hornborga-See haben sich bereits mehr als 3000 Kraniche eingefunden. Nun warten sie auf günstige Witterungsbedingungen für den Flug über die Ostsee.
Die Kraniche fliegen wieder nach Norden
Wer zuerst kommt, hat freie Brutplatzwahl
02. März 2020 – War es das etwa schon? Seit letztem Mittwoch gehen die Kranichbeobachtungen deutlich zurück. Auf der Hessenroute ist der Zug so gut wie komplett eingeschlafen, etwas mehr Kraniche lassen sich momentan noch über NRW sehen. Insgesamt ist das Zuggeschehen aber recht bescheiden.
22. Februar 2020 – Der Kranichzug reißt nicht ab. Die Windrichtung passt seit Wochen, für die Vögel gibt es daher keinen Grund, irgendwo länger als nötig Pause zu machen – von Zugstau wie in manchen anderen Jahren keine Spur. Das größte Zugaufkommen gab es am Mittwoch, als auf der Hessenroute deutlich über 10.000 Kraniche flogen. Seit Donnerstag ziehen auch wieder Kraniche über NRW.
17. Februar 2020 – Der Kranichzug hält fast unvermindert an. Beflogen werden Anfang der Woche aber nur noch die rheinland-pfälzisch-hessischen Zugrouten, via NRW hat der Flugverkehr seit Samstag Stück für Stück nachgelassen.
14. Februar 2020 – Die Kraniche kommen mit dem windigen bis stürmischen Wetter bisher gut zurecht. Der Rückflug Richtung Nordost hält auf allen Hauptrouten an, am stärksten ist der Verkehr über Hessen. So wurden am Donnerstag über dem Lahntal aufgegliedert in zahlreiche kleinere Fluggemeinschaften insgesamt 6.800 Kraniche gezählt.
10. Februar 2020 – Auch unmittelbar vor dem herannahenden Sturm „Sabine“ hielt der Kranichzug am Samstag und Sonntag auf beiden Hauptrouten via Hessen und NRW weiter an. Der Sonntag wurde sogar zum bisher stärksten „Rückkehrtag“. Alleine im Lahntal bei Marburg wurden 8400 Kraniche gezählt, so dass insgesamt sicherlich mehr als 10.000 Kraniche unterwegs waren.
Am Montagvormittag gab es zunächst nur einige wenige Beobachtungen auf der hessischen Route im Großraum Frankfurt. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Vögel, die Sturm „Sabine“ während einer Zwischenrast in Rheinhessen oder Südhessen verbracht hatten.
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07. Februar 2020 – Im Laufe der Woche hat der Kranichrückflug noch einmal an Intensität zugenommen. Vom großen Rastplatz Lac du Der Chantecoq bei Saint-Dizier startend, zogen die Kraniche zunächst auf relativ breiter Front über das Saarland und Rheinland-Pfalz. In Hessen reichten die Zugbeobachtungen Dienstag früh zunächst vom Taunus über die Untermainebene bis ins Hessische Ried. Später am Tag wurden Kraniche sogar noch weiter südlich bis ins baden-württembergische Sinsheim gemeldet. In der zweiten Wochenhälfte wurde dann, vom gleichen Startpatz aus, auch die Zugroute über Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beflogen.
31. Januar 2020 – Bis Sonntag hatte sich der Rastbestand am Lac du Der Chantecoq in der Champagne innerhalb einer Woche auf 13.500 fast verdoppelt. Prompt kommt es jetzt zu Weiterflügen nach Deutschland hinein. Vor allem von Dienstag bis Donnerstag waren auf der Route via Rheinland-Pfalz und Hessen zahlreiche Kraniche unterwegs, insgesamt mehrere Tausend.
23. Januar 2020 – Noch nie wurden auf der West-Zugroute nach Frankreich und Spanien so viele Kraniche beobachtet wie im letzten Herbst. Doch längst nicht alle Kraniche zogen weg, viele Tausend blieben in Deutschland. Wie viele es genau waren, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hat sich die Strategie der Daheimgebliebenen im bisher mild gebliebenen Winter ausgezahlt.
Inzwischen sind bereits deutliche Flugbewegungen aus den Winterquartieren zurück nach Mitteleuropa auszumachen. Ab dem 15. Januar mehrten sich die Beobachtungen auf der Route von der französischen Champagne über Luxemburg, die Eifel und Hessen nach Brandenburg. Die Rückkehr aus dem Winterquartier ist immer auch ein Wettbewerb um das Besetzen der besten Brutreviere. Sollte es später zu einem stärkeren Wintereinbruch kommen, könnten die Kraniche zudem in wenigen Tagen in wärmere Gefilde ausweichen.
Anders als beim Herbstzug haben es die Kraniche beim Rückflug sehr eilig. Gerastet wird immer nur kurz, so dass sich an den aus dem Herbst bekannten Rastplätzen zu keinen allzu großen Ansammlungen kommt. Im Havelluch und an der Boddenküste finden daher nun auch keine der sehr aufwändigen Synchronzählungen statt.
Der übergroße Teil der Kraniche ist aber zweifellos noch in den Winterquartieren. So halten sich in der spanischen Extremadura mindestens 125.000 überwinternde Kraniche auf, an der Laguna de Gallocanta bei Saragossa sind es gut 15.000, in Südfrankreich ebenfalls 15.000. Am Stausee Lac du Der Chantecoq in der Champagne haben sich derzeit lediglich 7.000 Kraniche versammelt, das entspricht in etwa dem Stand auch vor Weihnachten. Die in der Summe relativ niedrigen Zahlen – angesichts von weit über 300.000 Herbstziehern alleine auf der hessischen Lahntal-Route – zeigen, dass im Winter an den zentralen Plätzen nur ein kleiner Teil der Kraniche erfasst wird. Für Spanien wird der Winterbestand auf mindestens 230.000 Kraniche geschätzt.
Im Rückblick: Das Kranichjahr 2019
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