Haselsträucher sind schon früh im Jahr aktiv. - Foto: NABU/Helge May
Milde Winter
Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Co.
Pflanzen
Die bereits ausgetriebenen empfindlichen Jungtriebe der Gehölze können bei stärkerem Frost absterben. Zumindest für heimische Pflanzen ist das im Grunde aber kein ernsthaftes Problem, da sie im Frühjahr in der Regel erneut austreiben und an solche Rückschläge angepasst sind. Typisch für jahreszeitlich frühe Aktivitäten sind zum Beispiel Haselstrauch und Weiden, die zu den ersten Blühpflanzen gehören. Problematisch für Pollen-Allergiker.Treiben Pflanzen und Bäume zu früh aus, und wird es wieder kälter, stoppt der weitere Austrieb. Bleibt es allerdings mild und die Bildung von Blatt- und Blütenknospen schreitet weiter voran, haben spätere Frosteinbrüche deutlich schwerwiegendere Folgen. Zwar verfügen die meisten Pflanzen über genügend Energiereserven für einen zweiten, dann allerdings schwächeren Austrieb, sie werden dadurch aber häufig weniger widerstandsfähig gegenüber weiteren Wetterumschwüngen oder Befall durch Insekten und Pilze.
Feldfrüchte können Schaden nehmen, wenn sie im Winter zu schnell wachsen und dann durch den Frost einen derben Rückschlag und Erfrierungen erfahren. Durch einen milden Winter und spätere Starkfröste stirbt zwar kein Obstbaum ab, wenn er frisch geschobene Triebe durch Frost verliert. Sind die Blüten jedoch betroffen, dann kann es zu erheblichen Ernteausfällen kommen. Denn neue Blüten bildet die Pflanze erst zum darauffolgenden Jahr. Manch ein*e Obstanbauer*in greift bei Frost zur Beregnungsanlage und lässt die Blüten mit feinen Tröpfchen besprühen. Der sich bildende Eispanzer um die Blüten schützt vor zu tiefen Temperaturen. Oder es werden in Reihe große Kerzen unter den Bäumen entzündet, die wie eine Heizung wirken.
Insekten
Insekten sind wechselwarm. Bei warmer Umgebung werden Insekten aktiv und bei Kälteeinbrüchen suchen sie sich dann erneut ein Versteck in Ritzen und verfallen wieder in Kältestarre.Sobald Insekten aktiv werden, zehrt dies an deren Energiereserven. Daher sollte man zur Winterzeit in die Wohnung verflogene Schmetterlinge wieder nach draußen, an einen geschützten Ort setzen, damit die Tiere die kalte Jahreszeit im „Energiesparmodus“ überstehen. In der zu warmen Umgebung geht den Faltern sonst zu schnell die Energie aus.
Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs, die sich den Winter über in menschliche Behausungen zurückgezogen haben, sitzen bei Temperaturen um die zehn Grad bereits in den Startlöchern. Insbesondere bei Sonnenschein kann man die Falter bereits umherfliegen sehen.
Für Stechmücken ist es nicht unbedingt der Winter, ob mild oder kalt, der großen Einfluss auf ihr Vorkommen hat. Es kommt vor allem auf die Startbedingungen im Frühjahr und Frühsommer an, ob man sich vermehrt mit diesen bluthungrigen Gesellen auseinandersetzen muss. Wenn es sehr nass und zugleich schon früh im Jahr sowie in den darauf folgenden Monaten sehr warm ist, dann können sich Stechmücken über mehrere, aufeinanderfolgende Populationen rasch und in großer Zahl entwickeln. Ist der kommende Winter wiederum sehr kurz oder mild, dann haben Stechmücken erneut günstige Startbedingungen.
Vögel
Eine gewisse, zunehmende Zugfaulheit ist tatsächlich schon seit mehreren Jahren bei einigen Kurzstreckenziehern unter den Zugvögeln – darunter auch Kranich, Hausrotschwanz oder Mönchsgrasmücke – zu beobachten. Wir führen dies vor allem auf den Klimawandel zurück.Ein Teil der bei uns brütenden Kraniche und im Winter einfliegende Tiere aus Nordeuropa verweilen tatsächlich bei uns und warten erst mal ab. Wird es frostig, dann fliegen beispielsweise die Kraniche kurzfristig Richtung Südwesten in mildere Regionen. Meist endet die Reise dann aber schon in Frankreich, sodass die Vögel bei milder Witterung dann schnell wieder in die umgekehrte Richtung fliegen können.
Kohlmeisen, Blaumeisen und Kleiber beginnen bei diesen milden Temperaturen mit ihren Reviergesängen und kundschaften günstige Nistmöglichkeiten aus. Die hier gebliebenen Stare zeigen ebenfalls erste Frühlingsaktivitäten. Einige Zugvögel, die sich trotzdem auf den Weg gemacht haben, kann man zudem früher zurückerwarten. Dazu gehören neben dem Star weitere Kurzstreckenzieher wie Feldlerche und Kiebitz.
Bei Langstreckenziehern wie Storch, Nachtigall und Kuckuck hat der milde Winter allerdings kurzfristig keinen Einfluss auf ihr Ankunftsdatum. Sie kommen zu den gewohnten Zeiten in ihre Brutgebiete zurück, da sie in ihrem Zugverhalten wesentlich stärker genetisch fixiert sind. Voraussichtlich wird der Klimawandel aber langfristig die Zugzeiten beeinflussen.
Winterschläfer wie Igel und Co.
Die grobe Aktivitätssteuerung bei Winterschläfern wird über eine „innere Uhr“ gesteuert, sodass die Tiere nicht ständig bei milder Witterung aus dem Winterschlaf gerissen werden.Bei winterschlafenden Säugetieren und Amphibien ist bei anhaltend milden Temperaturen ebenfalls nur vereinzelt mit gravierenden Schwierigkeiten zu rechnen. Arten wie die Wasserfledermaus verbringen den Winter in klimakonstanten Quartieren. Dort sind sie vor kurzfristigen Temperaturschwankungen geschützt und verlassen diese nicht. Andere Arten wie die Zwergfledermaus sind hingegen natürlicherweise bei milden Temperaturen auch im Winter aktiv. Sie sind daran angepasst, die in diesen Phasen spärlich vorhandene Nahrung, wie Frostspanner oder Wintermücken, zu finden.
Problematisch wird es für winterschlafende Säugetiere wie Igel, Fledermäuse oder auch Bilche meist erst, wenn länger anhaltende milde Phasen sich zu häufig mit Kälteeinbrüchen abwechseln. Für jedes Aufwachen aus dem Winterschlaf werden wichtige Energiereserven angezapft. Dann reichen die angelegten Fettreserven unter Umständen nicht mehr aus, um den Winter gut zu überstehen.
Amphibien
Für den Beginn der Amphibienwanderung ist nicht nur die (Nacht-)Temperatur ausschlaggebend. Wichtig für Frösche, Kröten und Molche ist das richtige Verhältnis von Tageslänge, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, damit die Frühjahrswanderungen beginnen.Bleibt es allerdings weiterhin länger mild, dann kann ab Ende Januar mit den ersten Fröschen und Molchen gerechnet werden. Einmal losgelaufen, stellen plötzliche Kälteeinbrüche dann eine große Gefahr dar. Wandernde Amphibien können sich dann nicht mehr rechtzeitig durch Eingraben vor der Kälte schützen und erfrieren.
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