Bergbaufolgelandschaft Grünhaus Innenkippe - Foto: Stefan Röhrscheid
Ungestörter Neubeginn für die Natur
Das Naturparadies Grünhaus
Lebensraumtypen:
Bergbaufolgelandschaft mit einer im Entstehen begriffenen Kette aus vier Seen, außerdem offene Flächen, auf denen in den nächsten Jahren mit dem Anstieg des Grundwassers weitere Feuchtgebiete und neue Moore entstehen werden.
Das macht das Gebiet so interessant:
Lange Jahre haben sich Braunkohlebagger durch die traditionelle Lausitzer Kulturlandschaft gefressen und machten Dörfer dem Erdboden gleich. Als die Schaufeln endlich still standen, gab es in dem Landstrich 70 Kilometer nördlich von Dresden statt Wald und Hügel nur noch tiefe Löcher. Doch was auf den ersten Blick wie eine lebensfeindliche Mondlandschaft aussieht, entpuppt sich als eine einmalige Chance für die Natur.
Denn in den stillgelegten Tagebauen bei Lauchhammer finden heimische Tier- und Pflanzenarten Lebensräume, die in unserer stark besiedelten Kulturlandschaft rar geworden sind: Es gibt riesige Abraumkippen, die nicht durch Straßen und Wege zerschnitten sind. Die Kippenböden sind nährstoff- und auch schadstoffarm. Hier formen noch Naturkräfte, also Wind, Regen und aufsteigendes Grundwasser dynamisch eine Landschaft. Für viele, auch stark gefährdete Arten bietet dies ideale Lebensbedingungen: An einem Tag in der Tagebaulandschaft Grünhaus wurden 1.300 Arten gezählt.
Seltene Arten, Pflegemaßnahmen:
Die stark sauren und daher vegetationsfreien Rohböden der Kippen sind ein Eldorado für den Wiener Sandlaufkäfer, den Sandohrwurm und die Blauflügelige Sandschrecke. An anderen Stellen mit weniger saurem Boden entwickeln sich Trocken- und Magerrasen, in denen Sandstrohblumen und Natternzungen blühen. Über den Schilfbeständen jagen Rohrweihen.
Mit aufkommenden Weidengebüschen entlang der Gewässerufer werden hier auch Biber erwartet. Die Ufer dieser Seen brechen zum Teil steil ab und bieten so Eisvogel, und Uferschwalbe ebenso Nistmöglichkeiten wie Wespen-, Bienen- und Ameisenarten. Das wiederum lockt den Ameisenlöwen an – die Larve einer Ameisenjungfer –, der sich gerne in lockeren, sonnenbeschienenen Sand eingräbt und seiner Beute auflauert. Eine neue Heimat haben auch Wiedehopf, Brachpieper, Heidelerche und Braunkehlchen gefunden. Tausende Kraniche rasten und schlafen im Grünhaus.
Die NABU-Stiftung begleitet als Flächeneigentümer die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeiten des Sanierungsträger LMBV, um schonende, naturschutzgerechte Methoden der Bergbausanierung durchzusetzen. Vor allem sollen ungedüngte Rohböden und Steilböschungen als wichtige Nischen erhalten werden, das heißt: keine Kalkung, Düngung oder Begrünung. Außerdem bemüht sich die Stiftung, dass natürliche Sukzession auch auf Teilflächen zugelassen wird, wo von der Sanierung her bisher Nachnutzungen wie Land- und Forstwirtschaft geplant waren. Dazu wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Sanierungsträger abgeschlossen, der weitgehende Mitspracherechte einräumt.
Das Gebiet ist für die Öffentlichkeit gesperrt, aber es ist möglich, an geführten Tageswanderungen teilzunehmen.
Grünhaus | |
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Adresse des Gebiets | 03238 Lichterfeld |
Bundesland | Brandenburg |
Größe | 1927 Hektar |
Schutzstatus | Rund 700 Hektar "NSG Bergbaufolgelandschaft Grünhaus" (seit 2006), davon 600 Hektar Schutzzone 1 (Naturentwicklungsgebiet) |
Besitzstatus | Eigentum der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe |
Kontakt:
NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel. 030-28 49 84-18 00, Naturerbe@NABU.de
Beitrag erstellt am 13. Februar 2007.