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Naturschatz #6: Der Schreiadler
In Mecklenburg-Vorpommern brüten etwa 80 Schreiadlerpaare – und damit der größte Teil des gesamten Schreiadlerbestands in Deutschland. Die anderen rund 20 Paare leben im Nordosten Brandenburgs. Intensive Land- und Forstwirtschaft sowie die Entwässerung von Feuchtgebieten entziehen den seltenen Greifvögeln hierzulande zunehmend die Lebensgrundlagen.
Das heutige deutsche Brutvorkommen befindet sich am westlichen Rand des Schreiadlervorkommens, welches sich weiter über das östliche Europa – mit Polen, Weißrussland und dem Baltikum bis nordöstlich von Moskau – erstreckt.
Als Langstreckenzieher überwintert der Schreiadler im südlichen Afrika. Doch nicht nur auf dem Zug ist er großen Gefahren ausgesetzt – vor allem durch Wilderei im Nahen Osten. Zwar spielt die direkte Verfolgung in Mitteleuropa bis auf Ausnahmen keine Rolle mehr. Dennoch ist der Schreiadler im Brutrevier sehr empfindlich gegenüber Störungen. Bei Beunruhigung verlässt er schnell auch angestammte Reviere.
Schreiadler stellen hohe Ansprüche an ihre Brut- und Nahrungsgebiete. Zum Brüten benötigen sie ungestörte Laub- und Mischwälder. Diese müssen von feuchten Lebensräumen wie Erlenbrüchen oder feuchten Wiesen durchzogen oder umgeben sein, wo die Vögel jagen können. Zudem siedeln die letzten Schreiadler in weitgehend unzerschnittenen Lebensräumen.
Solche Flächen sind heute in Mecklenburg-Vorpommern fast nur noch in den großen Schutzgebieten zu finden. Hierzu zählen die Natura-2000-Gebiete. Außerhalb der Grenzen dieser FFH- und Vogelschutzgebiete werden wertvolle Schreiadlerlebensräume weiter zerstört. Entwässerung und Nutzungsintensivierung vernichten die Lebensräume ebenso wie schlecht geplante Windparks. Der NABU richtet sich daher mit einer Klage gegen die nicht artenschutzkonforme Praxis mecklenburgischer Behörden bei der Windkraftplanung, die das Überleben der Schreiadler gefährdet. Im betreffenden Fall im Landkreis Mittleres Mecklenburg sind mindestens vier Schreiadlerpaare direkt von einem Windparkprojekt betroffen. Es ist unstrittig, dass Schreiadler durch Vogelschlag an Windkraftanlagen besonders gefährdet sind.
Der Schreiadler wird im Anhang I der Vogelschutzrichtlinie gelistet. Das bedeutet, dass besondere Schutzgebiete für ihn ausgewiesen wurden. Ein Wegfall oder eine Aufweichung der Vogelschutzrichtlinie hätte dramatische Folgen für den seltenen Greifvogel. Ein baldiges Aussterben des deutschen Brutvorkommens kann nur verhindert werden, wenn die für diese Art ausgewiesenen Natura-2000-Gebiete konsequent geschützt und verbessert werden und gleichzeitig der spezielle Schutz, den die EU-Vogelschutzrichtlinie der Art gewährt voll umgesetzt wird.
Den Schrei des Adlers erleben
Der Schreiadler ist im dichten Blattwerk der Bäume schwer zu entdecken und nur selten sind seine klangvollen „tjück“-Rufe im Brutgebiet zu hören. Um einen Blick auf das seltene Tier zu erhaschen, sollte der störungsempfindliche Adler dennoch auf keinen Fall bedrängt werden. Schöner und verantwortungsvoller ist es, zwischen Mai und September im Verbreitungsgebiet am späten Vormittag den Himmel abzusuchen. Mit ein bisschen Glück kann der Schreiadler bei der Nahrungssuche beobachtet werden – ohne ihn am Brutplatz zu stören. Durch seine überwiegende Braunfärbung erinnert er an einen Mäusebussard, er ist jedoch deutlich größer und seine majestätische Statur mit den breiten, brettartigen Flügeln verrät ihn als Adler.
Doch auch ohne Adler-Beobachtung ist eine Exkursion in den Schreiadler-Lebensraum spannend. Schließlich finden viele bedrohte und seltene Pflanzen- und Tierarten im Reich des „Pommern-Adlers“, wie er nach seinem Verbreitungsgebiet und seinem lateinischen Namen auch heißt, einen Rückzugsraum. Nur durch eine zielorientierte und wirksame europäische Naturschutzpolitik können diese Oasen der Artenvielfalt erhalten bleiben!
Weitere Informationen zum Schreiadler:
NABU Mecklenburg-Vorpommern
Ulf Bähker
Wismarsche Straße 3
19053 Schwerin
Tel. 0385-593898-0
Ulf.Baehker@NABU-MV.de
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