Tegeler Fließ - Foto: Gerald Meyer
Oase in der Großstadt
Naturschatz #7: Tegeler Fließtal
Das Tegeler Fließ im Norden der Hauptstadt ist Namensgeber des größten zusammenhängenden Natura-2000-Gebiets in Berlin und quert auf einer Länge von 14,5 Kilometern einmal das gesamte Stadtgebiet von Ost nach West. In seinem 126 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet haben sich viele gefährdete Arten angesiedelt, darunter der Hainveilchen-Perlmutterfalter und andere seltene Schmetterlingsarten, die in Berlin als ausgestorben galten.
Das Natura-2000-Gebiet umfasst das Landschaftsschutzgebiet Tegeler Fließ, das Naturschutzgebiet Kalktuffgelände und das Naturschutzgebiet Niedermoorwiesen. Das Fließ mündet in den Tegeler See mit direktem Anschluss zur Havel. Seine Ufer sind in weiten Teilen durch urwüchsige und vielfältige Bachauenlandschaft geprägt, die sich mit ausgedehnten Wiesen, Erlenbruch und Grauweidengebüschen abwechselt.
Das gesamte Gebiet bietet sechs Tierarten der FFH-Richtlinie und neun Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie in zwölf verschiedenen Lebensraumtypen ein Zuhause: Aus dem Pflanzenreich finden sich hier zum Beispiel Pracht-Nelke und Fieberklee aus der Gesellschaft der artenreichen Pfeifengraswiesen. Vertreter der Tierwelt sind vor allem Fischotter, Biber, Wachtelkönig, Neuntöter und Sperbergrasmücke. Im Tegeler Fließtal kommen außerdem elf von den 13 für Berlin nachgewiesenen Amphibien- und Reptilienarten vor. Darüber hinaus haben sich noch viele weitere in Deutschland gefährdete Arten wie Braunkehlchen oder Beutelmeise angesiedelt.
Urige Sumpflandschaften und ein Naturlehrpfad
Der Zustand des Gebietes wird dank verschiedener Maßnahmen kontinuierlich verbessert beziehungsweise auf seinem hohen Standard gehalten. Zurzeit wird an der Durchgängigkeit des Fließes mittels Fischtreppen und dem Rückbau von Sohlschwellen gearbeitet. Die aus Holz oder Beton bestehenden Schwellen wurden quer zum Wasserverlauf in den Fluss gebaut, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern. Auch die verschiedenen Feuchtwiesentypen benötigen viel Pflege durch extensive Mahd und Beweidung. Vom NABU werden zudem Arbeitseinsätze gegen Neophyten (gebietsfremde Pflanzenarten) wie Springkraut oder Kamtschatka-Knöterich durchgeführt.
Naturinteressierte können das gesamte Gebiet auf ausgewählten Wegen und entlang eines Naturlehrpfades selbst erkunden. Besonders beeindruckend ist der Abschnitt zwischen Hermsdorf und Lübars: Der Weg führt teilweise über einen Bohlensteg direkt durch die Bachaue mit seltenen Einblicken in eine urige Sumpflandschaft, die an die großen Flussmoore im Osten Europas erinnert.
Für Rückfragen:
Anja Sorges
NABU-Landesverband Berlin
Wollankstraße 4, 13187 Berlin
Tel. 030-9 86 08 37-0, Fax. 030-9 86 70 51
asorges@nabu-berlin.de
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