Schafbeweidung im Weinberg Wetzlar - Foto: Hartmut Mai
Ein Refugium für Baumfalke und Mausohr
Naturschatz #5: Weinberg bei Wetzlar
Über den ausgedehnten, offenen Grünflächen ertönt im Frühling der Gesang von Feldlerche, Gartenrotschwanz, Neuntöter und Wendehals. Am Himmel kreisen Wespenbussard, der stark gefährdete Rotmilan und der Baumfalke, in den Bäumen ist das Klopfen von Grün- und Schwarzspecht zu hören. Abends gehen Bechsteinfledermaus und Großes Mausohr auf Insektenfang. Auch in den kleinen Teichen und Tümpeln im Gebiet herrscht reges Leben. Hier sind selten gewordene Amphibien wie Kammmolch, Kreuzkröte und Geburtshelferkröte zu Hause. Unter Steinhaufen verstecken sich Zauneidechse und Schlingnatter. Nicht ohne Grund ist der Weinberg bei Wetzlar als FFH- und Vogelschutzgebiet ausgewiesen und steht als Teil des Natura-2000-Netzes unter europäischem Schutz.
Artenreiche Kulturlandschaft
Vor zwölf Jahren sah dies noch ganz anders aus. Rund 35 Hektar des heutigen Schutzgebietes waren damals als Siedlungszuwachsfläche ausgewiesen. Erst mit der Ernennung zum FFH-Gebiet wurden die Siedlungspläne der Stadt Wetzlar fallengelassen und damit der Fortbestand dieser wertvollen Kulturlandschaft gesichert. Heute gehört der Weinberg Wetzlar zum Nationalen Naturerbe. Um ihn dauerhaft zu schützen, wurde er 2012 an die NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe übertragen.
Der Natura-2000-Status ermöglicht die Finanzierung von Artenhilfsmaßnahmen. Das ist wichtig für das Gebiet, denn einen nationalen Schutzstatus, etwa als Naturschutzgebiet, besitzt der Weinberg nicht. Die natürliche Beweidung der Wiesen durch Schafe bietet Pflanzen und Tieren eine langfristige Überlebenschance. Von der Schönheit und Artenvielfalt des Gebietes können sich Besucher auf geführten Touren selbst überzeugen. Einmal pro Monat führen NABU-Schutzgebietsbetreuer durch das hessische Naturparadies.
Werden die EU-Naturschutzrichtlinien geändert, könnte die öffentliche Unterstützung für die Erhaltung dieses einzigartigen Naturschatzes in Mittelhessen wegfallen. Die Pflege der trockenen europäischen Heiden, der Silikatfelsen und artenreichen Borstgrasrasen ist ohne Schafe nicht möglich. Ohne den Status „Europäisches Schutzgebiet“ sinkt die finanzielle Förderung für den Schäfer. Auch die Finanzierung von Maßnahmen für den Kammmolch, den Gartenrotschwanz, den Wendehals und den Neuntöter könnten wegbrechen.
Das hessische Naturparadies erkunden
Besuchen Sie doch mal den „Weinberg bei Wetzlar“. Jeden Monat bieten NABU-Schutzgebietsbetreuer Führungen zu wechselnden Themen an, bei denen Besucher viel Interessantes über die Vielfalt und Geschichte der artenreichen Kulturlandschaft erfahren können.
Für Rückfragen:
Dina Schmidt
NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe
Tel. 06441-67904-19
Dina.Schmidt@Hessisches-Naturerbe.de
- Infoflyer zum Weinberg Wetzlar (PDF)
- Liste und Steckbriefe aller deutschen Natura-2000-Gebiete (mit zoombarer Karte)
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