Wacholderheide mit Katzenpfötchen - Foto: Ralph Koch
Ein Paradies voller Leben
Naturschatz #10: Die Wacholderheiden
Schwalbenschwänze gaukeln von Blüte zu Blüte, in der Luft liegt der herbe Duft des Thymians, Heidelerchen singen hoch oben im Himmel und Zauneidechsen huschen über die Felsen, um dem Neuntöter zu entwischen. Wacholderheiden stecken voller Leben. Inmitten dieser Vielfalt ist es vor allem ein Tier, das untrennbar mit diesem Landschaftstyp verbunden ist: das Schaf. Ohne die Schäferei ist die Schwäbische Alb, wie wir sie heute kennen, undenkbar.
Von Schafen geschaffen, von der EU geschützt
Vor vielen Jahrhunderten begannen die Menschen ihre Schafherden über die Schwäbische Alb zu treiben. Sie fällten Bäume und lichteten die Wälder immer weiter auf. Wo einst Buchenwälder Schatten spendeten, entstanden große, sonnige Weideflächen. Abertausende hungriger Schafe fraßen die jungen Triebe der Bäume ab und sorgten so dafür, dass der Wald die Wiesen nicht zurückerobern konnte. Gräser, Kräuter, Moose und Flechten nahmen die wenig fruchtbaren Flächen in Besitz.
Schlechter Geschmack kann Leben retten
Ein Baum widerstand den hungrigen Schafen: der Wacholder. Weil er den Tieren nicht schmeckt und stachelig ist, verschmähten sie ihn. So haben sie einen der wertvollsten Lebensräume Baden-Württembergs geschaffen: Das Mosaik von praller Sonne und Schatten des Wacholders, blanken Felsen neben flachgründigen Böden ist für viele Tier- und Pflanzenarten ein Paradies und eines der artenreichsten Ökosysteme Europas. Solange die Schäfer mit ihren Herden über die Alb wanderten, war die Existenz der Wacholderheiden gesichert. Doch inzwischen ziehen zu wenig Schäfer über die Schwäbische Alb. Der Wald holt sich die Wacholderheiden Stück für Stück zurück.
Wacholderheiden sind im Anhang 1 der FFH-Richtlinie aufgeführt, was bedeutet, dass für ihre Erhaltung Schutzgebiete ausgewiesen und Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Als Lebensräume von Heidelerche und Co. sind sie zudem auch durch die EU-Vogelschutzrichtlinie als Vogelschutzgebiete geschützt. Die EU-Naturschutzrichtlinien sorgen dafür, dass diese auch kulturhistorisch und touristisch wertvollen Biotope weiterhin bestehen und Schafhalter in den Natura 2000-Schutzgebieten finanziell unterstützt werden. Darüber hinaus verpflichten sie das Land, den unzähligen Tier- und Pflanzenarten, die auf Wacholderheiden leben, weiterhin eine Überlebenschance zu bieten.
Wer Wacholderheiden erleben möchte, kann sie mit den Alb-Guides des NABU erkunden. Die geschulten Landschaftsführerinnen und -führer veranstalten ihre Touren in drei Regionen der Alb. Zudem bieten die NABU-Gruppen vor Ort viele Führungen an – auch auf den Flächen des Biosphärengebietes Schwäbische Alb.
Kontakt:
NABU Baden-Württemberg
Hannes Huber
Tübinger Straße 15
70178 Stuttgart
Tel. 0711-966 72-16
E-Mail: Hannes.Huber@NABU-BW.de
Fitness-Checks heißen in der EU-Politik umfassende Evaluierungen, die bewerten, ob ein Gesetz dem vorgesehenen Zweck noch dient. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat bereits kundgetan, dass er die „Verschmelzung“ und „Modernisierung“ der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie wünscht. Mehr →