FAQ – Wölfe in Deutschland
Die wichtigsten Fragen und Antworten
In früheren Jahrhunderten wurden sie verfolgt und getötet: 150 Jahre lang war der Wolf in Deutschland ausgerottet. Gegen 1850 verlieren sich die letzten Hinweise zu den wenigen, übrig gebliebenen Wolfsrudeln im heutigen Raum Brandenburg. Im 20. Jahrhundert gab es immer wieder vereinzelte Wolfsnachweise von Tieren, die aus Polen kommend in die östlichen Bundesländer einwanderten. Sie alle überlebten nicht, denn in der DDR wurden Wölfe noch immer geschossen. Seit der Wiedervereinigung standen Wölfe in ganz Deutschland unter Schutz und so gründete ein Wolfspaar, das aus Ostpolen stammte, im Jahre 2000 das erste Wolfsrudel in der sächsischen Lausitz.
Neben der Freude über die Rückkehr des Wolfes gibt es oftmals auch Skepsis, Verunsicherung und vor allem viele Fragen. Sind Wölfe für den Menschen gefährlich, wovon leben sie und wie ernähren sie sich? Wie kann ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Wolf gelingen? Die wichtigsten Fragen und dazugehörigen Antworten rund um Wölfe hat der NABU für Sie zusammengefasst.
- Verbreitung der Wölfe
- Biologie der Wölfe
- Wolf und Nutztiere
- Mensch und Wolf
- Schutz und Gefährdung der Wölfe
Verbreitung der Wölfe
Wie viele wildlebende Wölfe gibt es in Deutschland?
Im letzten Monitoring von 2023/24 wurden 209 Wolfsrudel, 46 Paare und 19 sesshafte Einzeltiere in Deutschland festgestellt. Das entspricht einem Anstieg der Territorien um etwa 3,5 Prozent zum Vorjahr. Damit hat sich das Wachstum der Wolfspopulation, wie schon in den letzten Jahren, deutlich verlangsamt. Die Gesamtzahl der Wölfe verändert sich, wie auch bei anderen Tierarten, stetig. Die letzte Momentaufnahme kann auf der folgenden Seite abgerufen werden: www.NABU.de/Wolfkarte.
Ein Rudel in Deutschland besteht im Durchschnitt aus etwa acht Tieren. Im standardisierten Monitoring von Wölfen werden lediglich die erwachsenen, fortpflanzungsfähigen Tiere gezählt und dann als Einzelwölfe, Paare (potenzielle zukünftige Rudel) und Rudel eingeordnet. Auch der NABU bezieht sich nur auf die Zahlen der erwachsenen Tiere, unter anderem weil durch die hohe Sterblichkeit der Welpen und Jährlinge deren genaue Anzahl schwer zu erfassen ist.
Was ist ein Rudel? Was macht ein Rudel aus?
Ein Rudel ist kein Zusammenschluss von umherziehenden Wölfen, sondern ein Familienverband. Es besteht aus dem Elternpaar, den Welpen des aktuellen Jahrgangs und den noch nicht abgewanderten Jungtieren aus dem Vorjahr. Ein Paar gilt erst als Rudel, wenn Nachwuchs nachgewiesen wird. In unseren gemäßigten Zonen besetzt je ein Rudel ein Revier, ist also ortstreu. In diesem Revier dulden die Elterntiere in der Regel nur ihre Jungtiere bis zur Geschlechtsreife und sonst keine anderen Wölfe.
Wo in Deutschland leben Wölfe dauerhaft?
Mittlerweile gibt es in allen Flächenbundesländern gesicherte Nachweise für Wolfsvorkommen. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt von Sachsen ausgehend über Brandenburg bis Niedersachsen. Auch in den südwestlichen Bundesländern gibt es seit einigen Jahren vereinzelte Wolfsterritorien.
Wo können Wölfe leben?
Wölfe benötigen keine Wildnis. Als anpassungsfähige Tierart können Wölfe in sehr vielen Landschaften leben, solange diese ausreichend Beutetiere und Rückzugsmöglichkeiten für die Jungenaufzucht bieten und der Mensch sie leben lässt. Auf Deutschland bezogen bedeutet dies, dass es in nahezu jedem Bundesland geeignete Wolfsregionen gibt.
Werden bald überall in Deutschland Wölfe leben?
Nein, verschiedene Untersuchungen und Modelle zeigen, dass es immer auch Gegenden geben wird, in denen Wölfe nicht dauerhaft leben können. Dort gibt es zu wenig Wild, nicht ausreichend Rückzugsräume oder zu viele Straßen. Das zeigt sich zum Beispiel in Italien, das ähnlich dicht wie Deutschland besiedelt und von Straßen zerschnitten ist. Klar ist aber, dass Wölfe zum Beispiel im Zuge der Abwanderung von Jungtieren auch in solchen, eher wolfsuntypischen Regionen, zumindest kurzfristig auftauchen können.
Mehr Informationen zu geeigneten Habitaten in Deutschland finden Sie hier >>
Wie groß ist ein Wolfsrevier in Deutschland?
Die Größe eines Wolfsreviers ist variabel und hängt vor allem von der verfügbaren Nahrung aber auch von ausreichenden Rückzugsgebieten ab. Gibt es mehr Beute, ist das Revier kleiner und umgekehrt. In Deutschland nutzt eine Wolfsfamilie ein Territorium von rund 200 bis 250 Quadratkilometern – im europäischen Vergleich entspricht dies dem Durchschnitt.
Wo in Europa leben Wölfe?
Wölfe wurden inzwischen wieder in jedem Staat auf dem europäischen Festland nachgewiesen. Das europäische Wolfsvorkommen teilt sich in neun verschiedene, teilweise grenzüberschreitende, Populationen auf. Die deutschen Wölfe bilden zusammen mit denen aus Westpolen die mitteleuropäische Tiefland-Population, die sich mittlerweile auch nach Dänemark und die Benelux-Staaten ausgebreitet hat.
Eine Karte der europäischen Wolfsvorkommen aus dem Jahr 2022 hat der NABU hier erstellt >>
Woher kommen die deutschen Wölfe?
Die Wölfe in den Deutschland stammen überwiegend von den Nachkommen eingewanderter Tiere aus Westpolen ab. In den südlichen Bundesländern konnten auch Wölfe nachgewiesen werden, die aus der Alpenpopulation, zum Beispiel aus Frankreich, stammen.
Was ist ein „Kofferraumwolf“?
Immer wieder tauchen Gerüchte auf, Natur- oder Tierschützer*innen würden Wölfe einfangen und sie dann in bisher wolfsfreien Gebieten aussetzen, also Wölfe im Kofferraum durch Europa bzw. Deutschland transportieren. Diese Gerüchte sind falsch. Fakt ist, dass Wölfe ausgesprochene Langstreckenläufer sind – sie legen weite Strecken in kurzer Zeit (bis zu 75 Kilometer pro Tag) zurück, wie Forschungsergebnisse besenderter Wölfe belegen. Es besteht also gar keine Notwendigkeit, der natürlichen Verbreitung nachzuhelfen. Durch intensive genetische Untersuchungen kann man zudem genaue Aussagen über die Herkunft einzelner Wölfe treffen.
Biologie der Wölfe
Wozu ist der Wolf gut?
Wölfe erfüllen als großer Beutegreifer grundsätzlich eine wichtige Funktion im Ökosystem: Beute und Beutegreifer haben sich abhängig voneinander in der Evolution entwickelt. Durch die Ausrottung des Wolfes entstand eine Lücke, die eingespielte Wechselbeziehungen innerhalb des Ökosystems beeinträchtigt hat. Nicht zu Unrecht wird der Wolf als „Gesundheitspolizei“ des Waldes bezeichnet, da er häufig auch kranke und schwache Tiere frisst und somit den Bestand seiner Beutetiere „gesund“ hält.
In einer Kulturlandschaft wie Deutschland, in der es viele Einflussfaktoren aus Land- und Forstwirtschaft, Siedlungen sowie Tourismus gibt, kann der Einfluss von Wölfen auf das Ökosystem leider nur schwer konkret gemessen werden. Die Wilddichte ist unnatürlich hoch, sodass ein Rudel den Bestand in ihrem Revier in der Regel nicht maßgeblich reduzieren.
Woran erkenne ich einen Wolf?
Wölfe und Hunde werden häufig miteinander verwechselt, da Hunde als direkte Wolfsnachfahren natürlich viele ähnliche Merkmale aufweisen. Es gibt sogar Hunderassen, die gezüchtet wurden, um dem Wolf möglichst ähnlich zu sehen.
Besondere Merkmale eines erwachsenen Wolfes sind sein heller Schnauzenbereich, seine kleinen, dreieckigen Ohren und ein dunkler Sattelfleck auf dem Rücken. Das Bauchfell ist eher hellbraun, auf dem Rücken etwas dunkler mit schwarz durchsetzt. Darüber hinaus hängt der Schwanz fast immer herunter und hat eine dunkle Spitze. Wölfe haben eine auffällige Mähne im Winterfell, erscheinen aber im Sommerfell sehr hochbeinig und mager.
Stimmt es, dass Wolfsspuren anders aussehen als die von Hunden?
Der Unterschied ist minimal und kann selbst von Expert*innen nur in seltenen Fällen ganz eindeutig erkannt werden. Generell gilt, dass man anhand eines einzelnen Pfoten-Abdrucks keine Aussage machen kann.
Allerdings trabt der Wolf auf langen Strecken so, dass die Hinterpfote genau an die Stelle gesetzt wird, wo zuvor die Vorderpfote abgesetzt wurde. Man spricht bei diesem speziellen Abdrücken (Trittsiegeln) vom „Tritt-in-Tritt“. Findet man diesen Tritt-in-Tritt als Fährte über eine längere Distanz, ist das ein Hinweis auf einen Wolf. Den „geschnürten Trab“ kennt man sonst noch von Füchsen – nur eben auf viel kleineren Pfoten. Hunde hingegen nutzen diese Gangart nur selten so ausdauernd wie der Wolf. Umgekehrt bewegt sich ein Wolf auch manchmal nicht im Trab. Die sichere Unterscheidung zwischen Fährten von Wolf und Hund kann deshalb nur durch Expert*innen unter Betrachtung verschiedener Merkmale erfolgen.
Wie erkenne ich, ob ein Wolf in der Region ist?
In der Regel bleibt die Anwesenheit des Wolfes für die Bevölkerung unentdeckt. Zufällige Beobachtungen und Spurenfunde sind oft die ersten Anzeichen, die aber nur durch kundige Expert*innen bestätigt werden können. Eine aktive Suche nach Hinweisen wird durch speziell geschulte Personen, oft Naturschützer*innen oder Jäger*innen, im Rahmen des sogenannten Monitorings durchgeführt. In der Regel informieren dann die regional zuständigen Ämter und Personen die Presse sowie Nutztierhalter*innen, wenn ein Wolf in einer Region nachgewiesen wurde.
Sind Wölfe Einzelgänger?
Jein. Je nachdem, in welcher Lebensphase sich ein Wolf befindet, ist er Familien- oder Einzelwolf. Die übliche Sozialstruktur der Wölfe ist das Rudel – vergleichbar mit einer menschlichen Kleinfamilie. Junge, erwachsene Wölfe verlassen ihr Elternrudel mit etwa zwei Jahren, um sich ein eigenes Territorium und einen Partner zur Gründung eines Rudels zu suchen. Diese Jungwölfe gehen meistens allein auf Wanderschaft. Sie können sich dann auch gut allein ernähren, indem sie Rehe oder junge Wildschweine erbeuten.
Welche Sozialstruktur hat ein Rudel?
Das Rudel ähnelt einer menschlichen Kleinfamilie: Es gibt ein Elternpaar, das meist lebenslang zusammenlebt und gemeinsam ein Revier besetzt. Darin dulden sie außer ihrem eigenen Nachwuchs keine anderen Wölfe. In der Regel bringt eine Wölfin jedes Jahr drei bis acht Welpen zur Welt. Die Welpen des Vorjahres nennt man Jährlinge – gewissermaßen die Jugendlichen der Familie. Meist werden die Jährlinge mit zehn bis 22 Monaten geschlechtsreif und wandern auf der Suche nach einem eigenen Revier und eigenem Partner ab.
Wie viele Tiere leben in einem Rudel?
Im langjährigen Mittel, also schwankend zwischen der jährlichen Geburt, der hohen Welpensterblichkeit sowie der Abwanderung der Jungwölfe pendelt sich die Anzahl der Tiere bei rund acht Wölfen pro Rudel ein.
Wie hoch ist die natürliche Sterblichkeit von Wölfen?
Wie bei allen Säugetieren ist die natürliche Sterblichkeit vor allem in den ersten zwei Lebensjahren sehr hoch und kann – insbesondere durch Nahrungsmangel oder Krankheiten – bis zu 50 Prozent erreichen. Verkehrsunfälle und illegale Tötungen tragen darüber hinaus zur Sterblichkeit bei.
Wovon ernährt sich der Wolf?
Die Hauptnahrung des Wolfes in Deutschland ist das Reh (51 Prozent), gefolgt von Wildschweinen (20 Prozent) und Rotwild (13 Prozent). Dies haben Untersuchungen des Senckenberg Museums für Naturkunde (Görlitz) an über 8.700 gesammelten Kotproben aus den Jahren 2001 bis 2019 ergeben (siehe Webseite der DBBW). Zu einem kleinen Teil (14 Prozent) stehen auch Damhirsch, Muffelschaf, Hase und andere kleine und mittelgroße Säuger auf dem Speiseplan. Mit etwa ein, zwei Prozent der erbeuteten Biomasse sind Nutztierrisse die Ausnahme und spielen als Nahrung für das Überleben der Wölfe keine Rolle.
Je nach Region und Jahreszeit schwankt die Nahrungszusammensetzung allerdings. In Sachsen-Anhalt beispielsweise haben Damhirsche eine größere Bedeutung für die Ernährung des Wolfes, in der Königsbrücker Heide in Sachsen stehen auch Biber auf dem Speiseplan (Kontaktbüro Wölfe in Sachsen, 2014).
Wie viel frisst ein Wolf?
Es gibt in der wissenschaftlichen Literatur verschiedene, zum Teil stark unterschiedliche Zahlen dazu, wie viel Beute ein Wolf benötigt. Demnach liegt der durchschnittliche Bedarf zwischen zwei und fünf Kilogramm reinem Fleisch pro Tier und Tag. Es ist für Wölfe jedoch völlig normal, mehrere Tage lang keine Nahrung aufzunehmen. Die Berechnung der Nahrungsmenge ist auch deshalb so schwer, weil Beutetiere nicht nur aus Fleisch sondern auch aus Fell und Knochen bestehen, die in unterschiedlicher Weise verwertet werden.
Gibt es für Wölfe in Deutschland ausreichend natürliche Beute?
Ja. Deutschland hat einen sehr hohen Bestand an Rehen, Rothirschen und Wildschweinen, was die beständig hohen Abschusszahlen der Jäger*innen belegen.
Sind einheimische Beutetiere im Wolfsgebiet von der Ausrottung bedroht?
Nein. Wölfe erbeuten nur einen Teil des Wildes, wie es für andere Räuber-Beute-Beziehungen in der Natur generell gilt. Die Befürchtung, Wölfe im Revier würden den ganzen Wald leer fressen, ist daher unbegründet – das zeigen die Beobachtungen in der Lausitz, wo das Wechselspiel zwischen Beute (Wild) und Räuber (Wolf) seit nunmehr über 20 Jahren funktioniert. Das Wild stellt sich nach und nach in seinem Verhalten wieder auf den Wolf ein und wendet dabei seine im Laufe der Evolution entwickelten Feindvermeidungsstrategien an. Zum Beispiel ändert es häufiger seine Einstände (Aufenthaltsorte) und nutzt andere Wechsel (Wege).
Wird das Muffelschaf durch den Wolf ausgerottet?
Muffelschafe gehören nicht zur einheimischen Tierwelt Deutschlands. Sie wurden mehrfach aus Sardinien und Korsika für jagdliche Zwecke in Deutschland eingeführt und weisen hier nur geringe Bestände auf. In ihrem ursprünglichen, kargen, steinigen Lebensraum flüchten sie vor Angreifern auf Felsen oder Hügel.
In ihren Verbreitungsgebieten in Deutschland haben sie diese Möglichkeit nicht, weshalb sie für den Wolf eine leichte Beute darstellen. Zudem verschlechtern sich die Fluchtmöglichkeiten des Muffelschafs durch Krankheiten wie die Moderhinke, welche durch unsere eher feuchten Böden verursacht wird. Diese körperlichen Leiden, ebenso wie der Wolf, können also dazu beitragen, dass die Bestände des Muffelwilds mancherorts erlöschen.
Warum wird manchmal ein Wolf gefunden, der von einem anderen Wolf tot gebissen wurde?
Wölfe sind sehr territoriale Tiere. Es ist möglich, dass bei der Auseinandersetzung zweier Rudel an den Grenzen der Territorien nicht nur gedroht, sondern in seltenen Fällen auch gekämpft wird. Wie bei vielen anderen Tierarten ist es möglich, dass bei diesen Kämpfen auch einmal ein Wolf zu Tode kommt. Derzeit sind solche Vorfälle in Deutschland sehr selten, denn die Rudel können dem Konflikt ausweichen, indem sie sich auf Flächen begeben, die noch nicht von anderen Wölfen besiedelt sind. Für die Zukunft kann man damit rechnen, dass diese Form der natürlichen Regulation des Wolfsbestandes auch in Deutschland häufiger wird.
Was sind Hybriden?
Wölfe und Hunde können sich erfolgreich miteinander fortpflanzen. Daraus resultierende Nachkommen werden Hybriden oder auch Mischlinge genannt. Hybridisierungen zwischen Haus- und Wildtieren können, insbesondere bei kleinen Beständen, zum Erlöschen einzelner Populationen und sogar ganzer Arten führen. Deshalb ist es wichtig, im Rahmen eines intensiven Monitorings Hybridisierungen frühzeitig festzustellen und Mischlinge der Natur zu entnehmen.
Die Verpaarung eines Wolfes mit einem Hund passiert jedoch äußerst selten und ist eine absolute Notlösung. Wölfe sind monogam und suchen einen Wolfspartner für das ganze Leben und wählen Hunde nur dann als Fortpflanzungspartner, wenn kein anderer Wolf für die Paarung zur Verfügung steht.
Hund-Wolf-Mischlinge haben in den ersten vier Generationen den Schutzstatus der strenger geschützten Ausgangsart. Es herrscht in Deutschland jedoch Einigkeit, dass die Vermischung von Hund und Wolf nicht gewünscht ist. Bisher gab es nur zwei Fälle: 2003 in Sachsen, die Tiere wurden umgehend eingefangen oder sind noch im Welpenalter verschwunden, weswegen die Wissenschaftler vor Ort davon überzeugt sind, dass alle Mischlinge noch im ersten Lebensjahr gestorben sind. Desweiteren hat sich eine Fähe in Thüringen mit einem Hund verpaart, ein Teil der Nachkommen wurde über eine Ausnahmegenehmigung getötet. Die Fähe hat sich später mangels Partner mit ihrem Sohn verpaart, was sehr selten vorkommt. Auch diese Nachkommen wurden geschossen oder überfahren. Letztendlich wanderte ein Wolfsrüde zu, mit dem sie ein Rudel gründete. Ansonsten wurde im Rahmen des engen genetischen Monitorings kein einziger Fall von Wolf-Hund-Hybriden in Deutschland gefunden.
Was sind Wolfhunde?
Dies sind Hunderassen, die erst in jüngster Zeit (vor etwa 50 Jahren) aus einer Vermischung von Hunden und Wölfen gezüchtet wurden und inzwischen eine offizielle Anerkennung als Hunderasse haben. Das Ziel dieser Zucht ist, einen Hund mit dem Aussehen eines Wolfes zu züchten, zum Beispiel der Tschechoslowakische Wolfhund.
Wolf und Nutztiere
Fressen Wölfe auch Nutztiere?
Wölfe bevorzugen Huftiere als Nahrungsgrundlage. Neben Wildtierarten wie Rehen, Rothirschen und Wildschweinen zählen zu den Huftieren auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen. 2021 wurden in Deutschland 3.374 Weidetiere getötet oder verletzt, bei denen Wölfe als Verursacher nachgewiesen oder nicht ausgeschlossen werden konnten. Zu 85 Prozent waren Schafe und Ziegen betroffen. Gerade für kleine Weidetiere müssen in Wolfsregionen flächendeckend Schutzmaßnahmen ergriffen werden, denn sie sind für Wölfe im Vergleich zu Wild einfache Beute. Bei der Mehrzahl der Angriffe war kein oder mangelhafter Herdenschutz vorhanden. Neben Ziegen und Schafen sind seltener auch Rinder, Pferde oder Gehegewild betroffen.
Kommt es zu Übergriffen auf Rinder?
Bei den 2021 von Wölfen getöteten oder verletzten Weidetieren in Deutschland handelte es sich zu 7,4 Prozent um Rinder, größtenteils Kälber. 59 Prozent der geschädigten Rinder waren jünger als 14 Tage, weitere 16 Prozent jünger als zwei Monate. Ausgewachsene Rinder sind nur sehr selten betroffen, da sie aufgrund ihrer Größe und Wehrhaftigkeit keine einfache Beute für Wölfe darstellen. Je nach Größe und Haltungsform kann es auch bei Rindern zumindest zeitweise empfehlenswert sein, zum Beispiel während der Abkalbungszeit, Herdenschutzmaßnahmen anzuwenden.
Welche Gefahren bestehen für Pferde?
In Deutschland sind Angriffe von Wölfen auf Pferde selten. Von 2015 bis 2021 wurden laut der öffentlichen Rissstatistiken der Länder 34 Pferde getötet und 18 verletzt, bei denen Wölfe als Verursacher bestätigt oder nicht ausgeschlossen werden können. Es handelte sich vor allem um Ponys oder Fohlen beziehungsweise um alte oder kranke Tiere. Ausgewachsene Großpferde stellen eine Ausnahme dar.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Wölfe Pferde angreifen, ist jedoch gering. Einer der Gründe liegt darin, dass Pferde als ausgesprochen wehrhaft und speziell Stuten als erbitterte Verteidiger ihrer Fohlen gelten. Fohlen und Ponys sind nichtsdestotrotz potenziell stärker gefährdet, weshalb es wichtig ist, dass Halter*innen in Wolfsgebieten auf entsprechende Schutzmaßnahmen achten: Dazu gehören an Pferde angepasste Herdenschutzzäune und gegebenenfalls die nächtliche Einstallung.
Erlegen Wölfe mehr Nutztiere als sie sofort fressen können?
Das kann vorkommen. Das „Überangebot“ von Beute auf einer Weide stellt für den Wolf eine unnatürliche Situation dar, weshalb er eventuell mehr Tiere tötet als er sofort verspeist. Vom sogenannten „Beuteschlag-Reflex“ (umgangssprachlich auch „Blutrausch“) spricht man, weil die eingezäunten Weidetiere nicht flüchten können und der Jagdtrieb des Wolfes dadurch immer wieder ausgelöst wird. Normalerweise würden Wölfe, die auch Aas zu sich nehmen, später zurückkehren, um die „überschüssige“ Beute zu fressen.
Wie verhindert man, dass Wölfe an Nutztiere gelangen?
Der sogenannte „Mindestschutz“ wird in den Managementplänen der einzelnen Bundesländer – abgesehen von kleinen Abweichungen – als ein mindestens 90 Zentimeter hoher Elektrozaun aus Litzen oder einem sogenannten Euronetz definiert, an dem mindestens 2.000 Volt Spannung anliegen. Basierend auf internationalen Erfahrungen empfiehlt sich jedoch eine Höhe von mindestens 120 Zentimetern und 4.000 Volt Spannung (sogenannter „empfohlener Schutz“).
Damit ein Zaun nicht untergraben wird, darf der unterste stromführende Draht nicht mehr als 20 Zentimeter über dem Boden verlaufen. Außerdem muss ein Zaun täglich kontrolliert werden, um zum Beispiel sicherzustellen, dass die hohe Spannung an allen Zaunabschnitten gewährleistet ist. Eine weitere Option ist, bei wiederholten Übergriffen an derselben Weide, der zeitlich begrenzte Einsatz von Flatterbändern als Übersprungschutz.
Immer häufiger werden auch Herdenschutzhunde eingesetzt, die Nutztiere schützen sollen. Je nach Rasse und Haltungsform können auch bei Pferden und Rindern zumindest zeitweise (zum Beispiel während der Abkalbungszeit) Herdenschutzmaßnahmen erforderlich sein. Informationen zu Möglichkeiten im Herdenschutz gibt es zum Beispiel bei Herdenschutz Niedersachsen.
Was sind Herdenschutzhunde?
Herdenschutzhunde sind ausgebildete Hunde, die den Wolf (oder auch wildernde Hunde, Füchse, Rabenvögel und Diebe) als Bedrohung für die Schafherde ansehen und sich ihnen in den Weg stellen. Als Welpen werden sie in die Schafherde integriert. Herdenschutzhunde sehen die Schaf- oder Ziegenherde daher als ihr Rudel an, das sie bereit sind, zu verteidigen. In den allermeisten Fällen werden Wölfe allein durch die Präsenz und das laute Bellen der Herdenschutzhunde davon abgehalten, Schafe anzugreifen: Wölfe müssen stets Aufwand beziehungsweise Verletzungsrisiko und Erfolg gegeneinander abwägen. Ein großer Hund ist eine Gefahr, der ein Wolf in der Regel aus dem Weg geht und dann nach leichterer Beute sucht.
Welche Rassen werden in Deutschland als Herdenschutzhunde eingesetzt?
In Deutschland werden unter anderem die Rassen Pyrenäenberghund, Maremmen-Abruzzen-Schäferhund und Kangal eingesetzt. Herdenschutzhunde sind spezielle Arbeitshunde, die entsprechend gezüchtet, trainiert und zertifiziert sein müssen. Die Rasse alleine macht noch keinen Herdenschutzhund aus, somit ist vom Einsatz von unausgebildeten Hunden abzuraten. Obwohl arbeitende Herdenschutzhunde sehr eigenständig agieren, ist es wichtig, dass sie auch an Menschen gewöhnt sind.
Übrigens: Neben den Herdenschutzhunden werden auch andere Hunderassen als Arbeitstiere auf der Weide eingesetzt. Bei der Schafhaltung sind das zum Beispiel Hütehunde: Border Collies oder auch Altdeutscher Hütehund sollen die Herde tagsüber zusammenhalten, wenn zum Beispiel der Weg zu einer neuen Weide bewältigt werden muss. Es ist grundsätzlich möglich, beide Arbeitshund-Typen in denselben Herden einzusetzen, da sich nicht nur ihre Aufgaben sondern auch ihre Einsatzzeiten teilweise unterscheiden: Im Gegensatz zum Hütehund sind Schutzhunde vor allem nachts wachsam und aktiv.
Was kostet die Anschaffung und Unterhaltung eines Herdenschutzhundes?
Die Kosten für zertifizierte Herdenschutzhunden aus geprüften Zuchtlinien variieren erheblich, je nach Züchter*in und Alter bzw. Ausbildung des Hundes kosten sie zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Hinzu kommen laufende Kosten für Ausbildung, Futter und medizinische Versorgung von rund 1.000 Euro pro Jahr. Einige Bundesländer unterstützen die Anschaffung und Unterhalt von Herdenschutzhunden finanziell.
Reicht die Anschaffung eines Herdenschutzhundes, um Sicherheit für Schafherden zu haben?
Nein, die Hunde müssen professionell ausgebildet und betreut werden. Eine erfahrene Person muss das Verhalten der Hunde regelmäßig kontrollieren. Je nach Herdengröße sind mehrere Hunde nötig, um den Schutz zu gewährleisten und die Hunde nicht zu überfordern. Grundsätzlich sollen Herdenschutzhunde nicht alleine, sondern mindestens zu zweit gehalten werden.
Die Eignung eines Herdenschutzhundes ist in der Regel im Alter von zwei bis drei Jahren erreicht. Da er in dieser Zeit aber von einem erfahrenen Hund angeleitet wird, besteht auch in der „Ausbildungszeit“ in der Regel ein guter Schutz für die Weidetiere.
Ist der Einsatz von Herdenschutzhunden etwas Neues?
Nein, sie wurden einst auch in Deutschland eingesetzt. Mit der Ausrottung des Wolfs in Deutschland haben Schäfereibetriebe die Haltung von Herdenschutzhunden aufgegeben, obwohl es auch weiterhin noch wildernde Hunde gab. In anderen Ländern Europas wie zum Beispiel Italien, Rumänien und Bulgarien, in denen Wolf und Bär nie ausgerottet wurden, lebt die Tradition der Herdenschutzhunde bis heute fort. Von den Schäfereibetrieben dort können wir heute wichtige Hinweise für den Herdenschutz in Deutschland erhalten.
Warum setzt sich der NABU für den Herdenschutz bei Schäfereien ein?
Der NABU möchte grundsätzlich zu einem konfliktarmen Miteinander von Wolf und Mensch beitragen und so zur Koexistenz der für den Naturschutz so wichtigen Weidetierhaltung und des Wolfes beitragen. Die traditionelle Schäferei hat über Jahrtausende in den Mittelgebirgen (Fränkischer Jura, Schwäbische Alb etc.), in den Alpen und in der norddeutschen Tiefebene (zum Beispiel Lüneburger Heide) Deutschlands einmalige Kulturlandschaften geschaffen. Ohne eine zukunftsfähige Schäferei können diese wertvollen Landschaften nicht erhalten werden.
Schafhaltung ist ein Knochenjob: Von früh bis spät, bei Wind und Wetter sind Schäfer*innen das ganze Jahr über pausenlos im Einsatz – bei sehr geringer Entlohnung und sinkenden Preisen für Wolle, Milch und Fleisch. Schafe und Ziegen sind aber auch die Nutztiergruppen, die am stärksten von Wolfsangriffen betroffen sein können.
Deswegen nimmt der NABU die Sorgen der Nutztierhalter*innen sehr ernst und setzt sich zum Beispiel auf politischer Ebene für eine umfangreiche Unterstützung ein und sucht den Kontakt zu Schäfer*innen in gemeinsamen Projekten.
Gibt es einen hundertprozentigen Schutz vor Wolfübergriffen auf Nutztiere?
Jede Weide ist anders und Schutzmaßnahmen müssen individuell angepasst werden. Einen hundertprozentigen Schutz vor Wolfsübergriffen gibt es nicht. Jedoch zeigt sich, dass die Übergriffe von Wölfen dort, wo flächendeckend Herdenschutzmaßnahmen entsprechend dem Mindestschutz eingesetzt werden, stark reduziert werden.
Werden Landwirt*innen bei dem Schutz ihrer Herden unterstützt?
Ja, aber in vielen Fällen könnte die Unterstützung verbessert werden. In fast allen Bundesländern mit dauerhaftem Wolfsvorkommen gibt es über die Umwelt- bzw. Landwirtschaftsministerien Regelungen, wie Nutztierhalter*innen beim Schutz ihrer Herden finanziell unterstützt werden. Herdenschutzzäune und in manchen Bundesländern auch Herdenschutzhunde werden teilfinanziert. Außerdem gibt es Personen, die Nutztierhalter*innen auf Wunsch persönlich vor Ort beraten.
Bedeutet die Anwesenheit von Wölfen für Nutztierbetriebe einen erhöhten Arbeitsaufwand?
Ja. Nutztierbetriebe müssen die Betriebsabläufe auch auf die Anwesenheit des Wolfes anpassen. Die entsprechenden Schutzmaßnahmen müssen Teil der guten fachlichen Praxis werden. Um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten, müssen die Weideflächen vorbereitet werden, Zäune aufgestellt und regelmäßig kontrolliert werden. Das kostet Zeit und Geld.
Gibt es Schadensausgleich für den Tierhalter*innen, wenn ein Tier durch den Wolf gerissen wurde?
Ja, in den Bundesländern mit dauerhaften Wolfsvorkommen ist geregelt, dass der wirtschaftliche Schaden (Marktwert des Tieres) aufgefangen wird, wenn der Wolf als Verursacher nachgewiesen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen wird. Dies wird durch Rissgutachter*innen und genetische Analysen festgestellt. Die emotionale Belastung durch den Verlust von Tieren kann nicht durch Geld entschädigt werden. Umso wichtiger, die Weidetierhalter in präventiven Maßnahmen wie praktikablem Herdenschutz zu unterstützen.
Gibt es Fälle, in denen kein Schadensausgleich gezahlt wird?
Bemerken Nutztierhalter*innen einen Übergriff auf ihre Tiere, sollten sie innerhalb von 24 Stunden eine*n Rissgutachter*in informieren. Diese*r untersucht die toten oder verletzten Tiere und ermittelt die Todesursachen. Neben dem Wolf sind auch der Fuchs, wildernde Hunde, Krankheiten oder Totgeburten häufig festgestellte Todesursachen. Wenn der Wolf nachweislich nicht der Verursacher war oder wenn in einem Gebiet, das seit mehr als einem Jahr als offizielles Wolfsgebiet gilt, keine Herdenschutzmaßnahmen angewendet wurden, wird je nach Bundesland kein Schadensausgleich gezahlt.
Besteht die Gefahr, dass eingezäunte Nutztiere ausbrechen?
Herden können durch verschiedene Ursachen aus ihrem Pferch ausbrechen. Dazu gehören zum Beispiel Hunde, laute Geräusche durch Menschen, umgestürzte Bäume oder ähnliches. Solche Fälle sind selten und werden in der Regel über die Haftpflichtversicherung der Nutztierhalter*innen geregelt, sofern die Einzäunung der guten fachlichen Praxis entspricht und somit die sogenannte „Hütesicherheit“ gewährleistet war. Grundsätzlich gilt dies auch für Ausbrüche der Herde aufgrund von Wölfen. Im Einzelfall sei dennoch empfohlen, sich bei der jeweiligen Police zu erkundigen.
Könnte eine Bejagung der Wölfe helfen, Schäden an Nutztieren zu verhindern?
Nein. Die pauschale Bejagung ist ein völlig ungeeignetes Mittel zum Schutz von Nutztieren. Nach dem Abschuss einzelner Tiere würden zuwandernde Wölfe die entstandene Lücke höchst wahrscheinlich schließen und Nutztiere, die nicht ausreichend geschützt sind, als leichte Beute nutzen. Würde beispielsweise über eine jährliche Quote 20 Prozent der Wölfe getötet, könnten die verbliebenen Wölfe dennoch noch eine Gefahr für ungeschützte Weidetiere darstellen. Wölfe lernen durch Bejagung nicht, Abstand zu Weidetieren zu halten, da sie nicht durch diese den Schaden erleiden. Daher sind Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten unabdinglich und können durch eine Bejagung keinesfalls ersetzt werden.
Müssen Landwirt*innen wegen des Wolfes ihren Betrieb aufgeben?
Nein. Zwar gibt es vielerorts einen Rückgang traditioneller Viehhaltebetriebe – die Rückkehr des Wolfes ist aber nicht der Hauptgrund dafür. Der Rückgang von Schäfereibetrieben zum Beispiel hängt unter anderem mit steigenden Kosten bei gleichzeitig stagnierenden oder fallenden Erlösen, mit dem Verlust von Weideflächen und abnehmenden Leistungen im Vertragsnaturschutz zusammen.
In vielen Fällen findet sich bei Schäfereibetrieben auch schlicht keine Hofnachfolge, da das Berufsbild Schäfer*in besondere Anforderungen an Motivation und Leistungsbereitschaft stellt und mit heutigen Lebensstilen oft nur schwer vereinbar ist. Die Rückkehr des Wolfs und der mit dem Herdenschutz verbundene Mehraufwand können der berühmte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Um dem entgegenzuwirken, wären entsprechende Fördermaßnahmen, die die Einkommenssituation in der traditionellen Weidehaltung verbessern, nötig. Die Fördermaßnahmen müssten so gestaltet sein, dass der wichtige Beitrag, den diese Berufsgruppen zum Erhalt unserer Ökosysteme leisten, insgesamt angemessen entlohnt wird.
Können Esel als Herdenschutztiere eingesetzt werden?
Tendenziell eignen sich Esel nicht als alleiniger Herdenschutz. Sie selbst sind zwar relativ wehrhaft gegenüber Caniden, verteidigen jedoch nicht aktiv eine Schafherde. Ein Nutzen von Eseln könnte sein, dass sie bei Gefahr mit ihren lauten Rufen reagieren. Sind die Tierhaltenden tags und nachts in der Nähe, könnten sie Wölfe und andere Angreifer verscheuchen. Als langfristig praktikabel haben sich jedoch nur Elektrozäune oder Herdenschutzhunde erwiesen. Zudem muss auf den unterschiedlichen Nahrungsanspruch von Eseln und Schafen geachtet werden.
Bekannt wurden Esel als Schutztiere aus der Wanderschäferei im Mittelmeerraum. Dabei ziehen die Hirt*innen mit ihren Tieren im Frühjahr von den warmen, tief gelegenen Winterflächen hinauf auf die alpinen Hochlagenwiesen mit hochwertigem Futter. Während dieser langen Wanderungen werden die Lämmer geboren. Diese können diese Strecken noch nicht selbstständig laufen und werden von Eseln in Taschen getragen. Dabei stellte man fest, dass die Esel sich gegen Wölfe wehren, vor allem aber auch nachts mit Rufen Alarm schlagen, woraufhin die Hirte*innen die Wölfe vertreiben können.
Mensch und Wolf
Sind Wölfe für Menschen gefährlich?
Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar. Seit dem Jahr 2000 – seitdem es Wölfe wieder in Deutschland gibt – hat es keine Situation gegeben, bei der sich freilebende Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben. Die sogenannte NINA-Studie hat Übergriffe von Wölfen auf Menschen weltweit untersucht. Die Zusammenfassung finden Sie hier >>
Wichtig ist, jede Wolfsbegegnung der zuständigen Behörde zu melden, damit diese frühzeitig auffälliges Verhalten reagieren kann.
Wieso zeigen sich Wölfe von Autos und Traktoren oft unbeeindruckt?
Beobachtungen zeigen, dass Wölfe Personen in Autos oder auf Traktoren in der Regel nicht als solche wahrnehmen. Daher kommt es manchmal zu Sichtungen, bei denen Wölfe recht nah an Fahrzeuge herankommen.
Diese Begegnungen belegen keinesfalls ein auffälliges Verhalten. Vielmehr sind Fahrzeuge für Wölfe weder besonders interessant noch nehmen sie diese als Bedrohung war. Erst wenn Menschen aussteigen und sich gegebenenfalls mit lauter Stimme oder ähnlichem bemerkbar machen, ziehen sich Wölfe zurück.
Hat es anderswo auf der Welt Übergriffe von Wölfen auf Menschen gegeben?
Eine wissenschaftliche Untersuchung (NINA Institut, 2001) hat weltweit dokumentierte Fälle zusammengestellt und untersucht, in denen Menschen von Wölfen angegriffen wurden. Zwischen 1950 und 2000 hat es in Europa (ausgenommen Russland) und Nordamerika insgesamt 68 Menschen von Wölfen verletzt, in acht Fällen tödlich. In fünf dieser Fälle waren die Wölfe an Tollwut erkrankt. Bei den anderen Vorkommnissen – mit nachweislich nicht tollwütigen Wölfen – wurde bestätigt, dass die Tiere zuvor angefüttert oder provoziert wurden. Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei.
Die Studie wurde wiederholt und bildet nun den Zeitraum von 2002-2020 ab. Es wurden in Europa und Nordamerika 14 Menschen durch Wölfe verletzt, zwei davon tödlich. Weltweit wurden in diesem Zeitraum 463 Menschen von Wölfen verletzt und 26 getötet, wobei die Tollwut 78 Prozent der Fälle der Grund war. Sie ist in vielen zentralasiatischen Ländern und in Indien noch weit verbreitet.
Eine andere Ursache ist, dass Menschen in ländlichen Gegenden dort oftmals in großer Armut leben und häufig nur sehr schwer effektive Schutzmaßnahmen für sich und ihre Nutztiere treffen können. Kaum bewachte und in ihrer Konstitution geschwächte Nutztiere sowie allgegenwärtige, leicht zugängliche menschliche Abfälle oder Nutztierkadaver können zudem eine Nahrungsquelle für Wölfe darstellen – insbesondere, da in diesen Ländern zum Beispiel die Wildtierdichten äußerst gering sind, unter anderem aufgrund von Entwaldung und intensiver Landnutzung, und dem Wolf somit Beutetiere als natürliche Nahrungsgrundlage fehlen. Die Studie finden Sie hier >>
Wieso gehen Wölfe in Siedlungen?
Wölfe brauchen keine Wildnis und leben mit uns in der Kulturlandschaft. Daher ist die Sichtung eines Wolfs in der Nähe von Siedlungen an sich nichts Ungewöhnliches. Bei einer Reviergröße von 200 bis 300 Quadratkilometern liegen immer Ortschaften und Gehöfte mitten im Wolfsrevier. Bei ihrer Wanderung wählen Wölfe schlicht den kürzesten und oftmals auch bequemsten Weg – und der kann schon mal mitten durch eine Siedlung gehen.
Gemeldet werden sollte jede Wolfssichtung an die zuständige Behörde. Nahrungsquellen wie Müll sollten generell für Wildtiere unzugänglich gemacht werden.
Wie soll ich mich verhalten, wenn ich einem Wolf begegne?
Bei Begegnungen mit Wölfen werden sowohl in den USA als auch in den europäischen Nachbarländern, die seit jeher „Wolfsländer“ sind, eine Reihe von Empfehlungen gegeben, die auch für den Umgang mit anderen Wildtieren gelten:
Beobachten Sie das Tier ruhig. Lassen Sie ihm genug Raum, damit es sich zurück ziehen kann. Wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen Sie sich groß. Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben. Laufen oder fahren Sie einem Wolf nicht hinterher, versuchen Sie niemals, in anzulocken oder zu füttern. Wenn möglich, machen Sie aus der Distanz Fotos.
Ziehen sie sich langsam zurück und melden Sie Ihre Beobachtung an die zuständige Wolfsberatung oder an die zuständige Behörde im Landratsamt. Wolfsberater*innen und Wolfsbeauftragte sammeln in den einzelnen Bundesländern Hinweise auf Wölfe und können Ihnen über Wölfe Auskunft geben. Die Ansprechpersonen in Ihrem Bundesland finden Sie unter www.dbb-wolf.de.
Können sich gefährliche Krankheiten von Wölfen auf Menschen übertragen?
Das wäre grundsätzlich bei der Tollwut möglich. Deutschland gilt allerdings seit 2008 als tollwutfrei und auch in Polen kommt sie nur noch in den östlichsten Regionen vor. Der Wolf ist allerdings auch nicht Hauptträger der Krankheit, sie wird vor allem vom Fuchs verbreitet. Ein erkrankter Wolf aus Ostpolen wäre körperlich kaum in der Lage, Deutschland zu erreichen – Wildtierbiolog*innen gehen davon aus, dass er nicht ausreichend ausdauernd laufen könnte und damit noch vor Erreichen der Grenze an der Krankheit versterben würde.
Sind Waldbesucher*innen durch Wölfe gefährdet?
Der Wald wird durch die Rückkehr des Wolfes nicht gefährlicher. Von Wildschweinen beispielsweise geht durch ihre Wehrhaftigkeit und große Anzahl allein statistisch gesehen eine größere Gefahr aus als vom Wolf.
In Deutschland hat es seit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000 keine Situation gegeben, in der sich ein Wolf einem Menschen aggressiv genähert hat. In vielen europäischen Staaten leben Menschen und Wölfe seit Jahrhunderten in der gleichen Region. Trotz aller Vorsicht: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es in der freien Natur ebenso wenig wie beim Zusammenleben mit Haustieren.
Was ist, wenn ich aus Angst vor dem Wolf nicht mehr in die Natur gehen möchte?
Angst ist eine körperliche Reaktion auf eine unbekannte oder unsichere Situation. Man kann dieses Empfinden nicht abschalten. Wer sich jedoch über sachliche Informationen mit der Lebensweise des Wolfes vertraut macht, kann Situationen besser einschätzen. Dann wird klar, dass es unbegründet ist, wegen des Wolfs die Natur zu meiden. In vielen Staaten der Erde gehören Wanderungen durch Wolfsgebiete zur völligen Normalität. Auch deshalb begleitet der NABU die Rückkehr der Wölfe seit dem Jahr 2005 mit umfangreicher Informationsarbeit.
Was muss man beachten, wenn man im Wolfsrevier unterwegs ist?
Wichtig ist es, die Grundregeln im Zusammenleben mit Wildtieren zu beachten: respektvoll Abstand einhalten, kein Nachlaufen hinter Tieren, Jungtiere nie anfassen oder aufnehmen, kein Aufsuchen von Bauten oder Wurfhöhlen, niemals Tiere füttern. Diese Regeln gelten ebenso für den Umgang mit anderen Tieren wie Fuchs und Wildschwein, die wehrhaft sind und fast überall in unseren Wäldern leben.
Was muss ich beachten, wenn ich mit meinem Hund durch ein Wolfsrevier laufe?
Auch für Hundehalter*innen gibt es eine Reihe von Empfehlungen aus „alten“ Wolfsländern wie den USA oder benachbarten europäischen Wolfsländern:
Der Hund sollte sich stets nah am Menschen aufhalten, da er sonst vom Wolf als Eindringling oder potenzieller Paarungspartner wahrgenommen werden kann. Trifft der Hund alleine auf einen Wolf, wird er womöglich angegriffen oder verjagt. Das Beste ist es deshalb, Hunde in Wolfsgebieten anzuleinen und sich bei einer Begegnung gegebenenfalls ebenfalls langsam zurückzuziehen. Die Leinenpflicht ist während der Brut- und Setzzeit und Wäldern mit besonderer Ausweisung – unabhängig von der Anwesenheit von Wölfen – zu beachten.
Kann die schnelle Bewegung beim Joggen, Reiten oder Radfahren den Jagdinstinkt des Wolfs auslösen?
Wissenschaftler*innen schätzen diese Wahrscheinlichkeit als extrem gering ein, da Wölfe den Menschen nicht als Beute wahrnehmen. Überdies werden Menschen auf Pferden oder Fahrrädern von Wölfen völlig anders wahrgenommen. Wenn man einen Wolf bemerkt, sollte man die grundsätzlichen Regeln im Umgang mit Wildtieren beachten (Siehe Frage 43: „Wie soll ich mich verhalten, wenn ich einem Wolf begegne?“).
Sich langsam zurückzuziehen ist die beste Voraussetzung, um einen guten Überblick über die Situation zu behalten. Grundsätzlich ist es nicht empfehlenswert, sich beim Laufen im Freien durch Kopfhörer mit Musik von seiner Umwelt abzuschotten.
Wird es für den Menschen schwieriger, Wildtiere zu bejagen?
Bei sehr statischen Jagdmethoden ist dies wahrscheinlich, denn die potenziellen Beutetiere des Wolfs ändern zum Teil ihr Verhalten, um unberechenbarer für den Wolf zu sein. Seitdem Wölfe in der Lausitz wieder heimisch sind, kann man anhand der weiterhin hohen Abschusszahlen zum Beispiel von Rehen feststellen, dass trotz der Anwesenheit von Wölfen weiterhin erfolgreich gejagt werden kann. Es kann aber sinnvoll oder notwendig sein, dass Jäger*innen ihre Jagdstrategien anpassen.
Können sich Hunde und Wölfe verpaaren?
Ja, es ist biologisch möglich, jedoch unwahrscheinlich, da Wölfe es bevorzugen, sich untereinander zu paaren (siehe Frage 25: „Was sind Hybriden?“).
Welche Erfahrungen gibt es bisher zu Begegnungen zwischen Mensch und Wolf?
Die Erfahrungen seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland im Jahr 2000 zeigen, dass Wölfe Menschen in der Regel aus dem Weg gehen. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass Wölfe sofort die Flucht ergreifen, sobald sie auf einen Menschen treffen. Jungtiere sind teilweise neugieriger und unbedarfter als erwachsene Wölfe. Im Normalfall ziehen sich Wölfe aber zurück.
Dennoch gibt es einzelne Situationen, in denen Nahbegegnungen von Mensch und Wolf geschildert werden – in diesen Fällen zeigten die Wölfe jedoch nie eine Aggression gegenüber den Menschen. Als Gründe hierfür kommen äußere Ursachen in Frage: Einzelne Wölfe, die beispielsweise gefüttert werden bzw. regelmäßig menschliche Speiseabfälle fressen oder sich anderweitig an den Menschen gewöhnen, können sich auffällig vertraut gegenüber Menschen verhalten. In jedem Fall ist die zuständige Behörde zu informieren.
Was ist die Aufgabe des Wolfsmanagements?
Durch das Wolfsmanagement, das in einigen Ländern bereits gut etabliert ist, sollen Konflikte zwischen Mensch und Wolf minimiert werden. So werden in Managementplänen und Richtlinien Hinweise für die Bevölkerung gegeben, Herdenschutzmaßnahmen und Ausgleichsregelungen erläutert und Handlungsabläufe für den Umgang mit verletzten und auffälligen Wölfen dargestellt. Eine weitere wichtige Aufgabe des Managements ist darüber hinaus die Öffentlichkeitsarbeit und der Informationsaustausch.
Was sind auffällige Wölfe und was ist mit ihnen zu tun?
Einzelne Wölfe, die ihre Distanz gegenüber Menschen dauerhaft aufgeben und sich dreist oder aggressiv gegenüber Menschen zeigen oder sich auf geschützte Nutztiere beim Nahrungserwerb spezialisieren, können als „auffällig“ bezeichnet werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat Kriterien erarbeitet, ab wann ein Wolf als auffällig einzustufen ist und welche Maßnahmen dann ergriffen werden müssen (BfN Skript 201, 2007).
Seit 2016 steht den Bundesländern die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) zur Seite, die eine Einschätzung von Wolfsverhalten und die Empfehlung von entsprechenden Maßnahmen vornehmen kann. In Abhängigkeit vom Verhalten des Wolfes sollten auffällige Wölfe demnach zunächst per Satellitensender überwacht werden. Gegebenenfalls sind für eine Verhaltensänderung des Tieres weitere Vergrämungsmaßnahmen notwendig, zum Beispiel der Einsatz von Gummigeschossen. Die Entnahme eines Tieres erfolgt nur im absoluten Ausnahmefall, wenn diese Vergrämungsmaßnahmen keine Wirkung zeigen oder Gefahr im Verzug ist.
Was bedeutet „Entnahme“ und wann darf ein Wolf getötet werden?
Die Entnahme schließt das Fangen aber auch das Töten einzelner Tiere ein. Wenn eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde des entsprechenden Bundeslandes vorliegt, kann die Entnahme in Einzelfällen durch fachkundige Personen angeordnet werden.
Wann kann eine zuständige Naturschutzbehörde das Töten eines bestimmten Wolfes anordnen?
Wenn ein Wolf sich Menschen gegenüber aufdringlich zeigt, er wiederholt und trotz Schutzmaßnahmen Nutztiere in großem Maße tötet („ernster wirtschaftlicher Schaden“) oder wenn er aufgrund eines Unfalls, illegaler Verfolgung oder Krankheiten Schmerzen leidet und eine Behandlung nicht erfolgversprechend ist, dann kann ein Wölf getötet werden. Diese Regelungen sind durch § 45 des Bundesnaturschutzgesetzes definiert.
Schutz und Gefährdung der Wölfe
Warum wurde der Wolf nahezu ausgerottet?
Viele Jahre lang galt der Wolf als Feind des Menschen und wurde intensiv verfolgt: Die Gesellschaft früherer Jahrhunderte war durch eine kleinbäuerliche Bevölkerung ohne soziale Sicherungssysteme geprägt. Die harte Arbeit aller Familienmitglieder diente der Selbstversorgung und somit hing das Überleben einer Familie von den eigenen Nutztieren ab. Schafe, Schweine und Ziegen wurden in den Wald und auf die Weiden getrieben und waren – ohne funktionierenden Herdenschutz, denn stromführende Zäune gab es noch nicht – eine leichte Beute für Wölfe. Der Verlust jedes einzelnen Tieres war ein existenzgefährdender Einschnitt für die Familie und somit wurde der Wolf als große Bedrohung wahrgenommen.
Die Feudalherrschaften sahen im Wolf zudem einen Jagdkonkurrenten, der sich ohne Rücksicht auf königliche oder herrschaftliche Jagdrechte am Wild vergriff. Zur Beruhigung der Bevölkerung und um den Jagdkonkurrenten auszuschalten, wurden Wölfe intensiv bejagt. Soziale Anerkennung für ihr Heldentum erhielten jene, die den Wolf als „Kulturfeind“ erfolgreich bekämpften. Der wahrscheinlich vorerst letzte deutsche Wolf wurde 1904 bei Hoyerswerda (Oberlausitz, Sachsen) zur Strecke gebracht. Bis auf von Polen aus einwandernde Einzeltiere, die zeitnah erschossen wurden, war Deutschland, bis zur Rückkehr des Wolfes im Jahre 2000, also fast 100 Jahre wolfsfrei.
Warum kommen Wölfe zurück?
Wölfe stehen seit vielen Jahren in Deutschland und Europa unter strengem Schutz und dürfen nicht mehr geschossen werden. Unsere Landschaft ist für den Wolf geeignet und die Bestände der Beutetiere wie Reh, Rothirsch und Wildschwein sind vielerorts hoch. Da Wölfe sehr wanderfreudig sind, können sie weite Wege zurücklegen und aus Wolfspopulationen angrenzender Länder, in denen Wölfe nie ausgerottet wurden, nach Deutschland in Teile ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets zurückkehren.
Welchen gesetzlichen Schutzstatus genießt der Wolf?
Der Wolf ist durch internationale und nationale Gesetze streng geschützt. In der Europäischen Union unterliegt er den Anhängen II, IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Auf Bundesebene ist der Wolf durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Er hat damit den höchstmöglichen Schutzstatus.
Welche Maßnahmen können gegen Verkehrsunfälle mit Wölfen sinnvoll sein?
Aufmerksames Fahren und gemäßigte Geschwindigkeiten dienen grundsätzlich dazu, dass Risiko für Verkehrsunfälle aller Art – also auch mit Wildtieren – zu verringern. Zäune und Querungshilfen wie Grünbrücken können verhindern, dass Tiere (egal ob Wolf, Reh oder Wildschwein) sich der Fahrbahn überhaupt nähern. Außerdem können Wildwarnanlagen und Hinweisschilder die Aufmerksamkeit der Autofahrer*innen auf Wildtiere erhöhen. Aus Skandinavien ist bekannt, dass ein Grünstreifen zwischen Fahrbahnrand und Wald zudem die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Autofahrer*innen Tiere frühzeitig erkennen.
Wo sollten Maßnahmen gegen Verkehrsunfälle mit Wölfen angewendet werden?
Wölfe nutzen sehr große Reviere und können bei ihren täglichen, etwa 40 Kilometer langen Wanderungen häufig Straßen überqueren. Da das Revier einer Wolfsfamilie rund 250 Quadratkilometer groß ist, können viele Maßnahmen nicht flächendeckend umgesetzt werden. Eine Zäunung aller Straßen im Wolfsgebiet hätte auch ökologische Auswirkungen, da somit Lebensräume für viele andere Tierarten zerschnitten würden. Daher ist es sinnvoll Maßnahmen nur dort einzusetzen, wo es bereits wiederholt zu Wildunfällen gekommen ist.
Zwischen den sächsischen Orten Weißwasser und Boxberg wurden beispielsweise auf einem acht Kilometer langen Straßenabschnitt, auf dem bereits viele Wölfe und andere Wildtiere umgekommen sind, Hinweisschilder aufgestellt, eine bereits vorhandene Brücke wurde naturnah gestaltet und der Straßenrand gehölzfrei gehalten – mit Erfolg.
Müssen Wolfsbestände durch menschliche Bejagung reguliert werden?
Nein. Als Spitzenprädator hat der Wolf zwar keine natürlichen Feinde in Form von anderen, größeren Tieren, die Verfügbarkeit von Nahrung und geeigneter unbesetzter Gebiete bestimmt jedoch die Bestandsgröße der Wolfspopulation. Daraus ergibt sich ein natürliches Wechselspiel von Vermehrung, Zu- und Abwanderung und Sterblichkeit, die auch von Krankheiten beeinflusst wird. Diese ökologischen Mechanismen regulieren die Wolfspopulation auf natürliche Weise. Eine Regulierung durch den Menschen ist biologisch gesehen nicht notwendig.
Was ist der Unterschied zwischen Bejagung und Entnahme von Wölfen?
Bei der Bejagung wird regelmäßig, meist jährlich, eine bestimmte Anzahl von Tieren geschossen. Dafür wird für die Tierart eine reguläre Jagdzeit und ggf. eine Abschussquote festgelegt. Für das Töten eines Tieres muss es dazu eine Begründung, wie zum Beispiel das Nutzen des Fleisches, geben. Die Bejagung ist in Deutschland grundsätzlich über die Jagdgesetze der Länder geregelt. Eine Bejagung ist beim Wolf in Deutschland zum Beispiel aufgrund der FFH-Richtlinie der EU derzeit gesetzlich verboten.
Die Entnahme dagegen ist die Tötung eines bestimmten Wolfes aus besonderen Gründen wie Krankheit, Sicherheit oder hohen wirtschaftlichen Schäden. Die Entnahme eines Wolfes ist über das Bundesnaturschutzgesetz (§ 45a) geregelt und zudem Bestandteil des Wolfsmanagements der Länder.
Wieso ist der Wolf in Sachsen und Niedersachsen dem Jagdrecht unterstellt?
Der Wolf ist im Bundesjagdgesetz nicht als jagdbare Tierart geführt. Die Bundesländer können aber weitere Tiere unter die Landesjagdgesetzgebung stellen. Sachsen hat sich 2012 dazu entschieden, den Wolf unter das Jagdrecht zu stellen, da sich die damalige Landesregierung dadurch eine größere Akzeptanz unter den Jäger*innen erhoffte. Da der Wolf aber bundesweit unter besonderem Schutz steht, ist er ganzjährig mit einer sogenannten Schonzeit belegt, darf also trotzdem nicht bejagt werden.
In Niedersachsen wurden Wölfe 2022 ins Jagdrecht mit ganzjähriger Schonzeit aufgenommen, eine Steigerung der Akzeptanz konnte dadurch bisher nicht erreicht werden.
Wie bewertet der NABU die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht?
Der NABU bewertet das Wolfsmanagement in Sachsen als positiv und praxistauglich. Die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht lehnt der NABU jedoch strikt ab, da der Erhaltungszustand der Art auf absehbare Zeit keine Nutzung der Tierart zulässt, die eine Einordnung ins Jagdrecht rechtfertigen würde. Dass die Aufnahme ins Jagdrecht die Akzeptanz in der Jägerschaft steigert, bezweifelt der NABU allerdings.
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