Wildkaffeebohne - Foto: Bruno D'Amicis
Unterwegs im dichten Kaffeewald Äthiopiens
Ein Reisebericht von Svane Bender
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Wildkaffeesammler im Wald - Foto: NABU/Svane Bender
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Transport der Kaffeekrischen - Foto: NABU/Svane Bender
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Baumriesen in Kafa - Foto: NABU/Svane Bender
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Wilder Pfeffer - Foto: NABU/Svane Bender
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Meerkatze in Kafa - Foto: NABU/Svane Bender
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Einer von vielen Flüssen in Kafa - Foto: NABU/Svane Bender
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Menschen - Foto: NABU/Svane Bender
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Trocknung der Kaffeekrischen - Foto: NABU/Svane Bender
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Getrocknete Kaffeekirschen auf dem lokalen Markt - Foto: NABU/Svane Bender
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Bergnebelwald - Foto: NABU / Svane Bender
Kalt umspült das blau-grüne Wasser die Füße, Bauern mit bepackten Pferden warten geduldig auf der anderen Seite des Flusses auf die Überquerung. Über all dem liegt der laute Singsang der tropischen Vögel, der mit dem Rauschen des Flusses zu konkurrieren scheint. Wir befinden uns auf dem Weg in einen abgelegen Bergnebelwald und der dazugehörigen Gemeinde auf einer Hochebene. Dort soll das eigentliche Ursprungsgebiet für Kaffee in Äthiopien liegen.
Die Äthiopier munkeln vom „Mutterbaum des Kaffees“, irgendwo in diesem Wald. Unterwegs auf dem Waldweg aus roter tropischer Erde, sehen wir wilden Pfeffer und falschen Kardamom, in den riesigen Bäumen summen die Wildbienen. Und überall im Wald stehen Kaffeebäume mit Kaffeekirschen, die gerade rot und damit erntereif werden. Die Bauern pflücken den Wildkaffee in diesen Wäldern seit Generationen auf traditionelle Weise.
Ein Gemeinschaftsprojekt des NABU mit Partnern aus Wirtschaft, Staat und Naturschutz stärkt das schonende und eigenverantwortliche Waldmanagement durch die Gemeinden, die langfristige Nutzungsrechte vom Staat erhalten.
Zudem wird den Kaffeepflückern ein Training angeboten, um Standards für ein ökologisches Zertifizierungsverfahren zu erfüllen. Als zertifizierter Pflücker können die Bauern ihre Kaffeekirschen der Kooperative zu einem höheren Verkaufspreis anbieten und erhalten damit ein besseres Einkommen. Auf diese Weise haben die Bauern einen direkten Nutzen vom Schutz des Waldes und erkennen die wichtige Bedeutung eines angepassten Waldmanagements. Nach eigenen Aussagen kommen zunehmend Tierarten zurück in diese Wälder, die aufgrund der starken Nutzung bereits verschwunden waren.
Gleichzeitig fördert das Projekt Aufklärung über HIV / Aids und Verhütung in den Gemeinden und stattet Geburtshelferinnen mit dringend benötigten Materialien aus. Auf diese Weise konnte in einigen Gemeinden die Zahl der Kinder pro Familie bereits um die Hälfte reduziert werden. Der Druck auf die natürlichen Ressourcen des Waldes verringert sich so auf sanfte Weise.
Als wir nach einigen schweißtreibenden Stunden Fußmarsch die kleine Gemeinde des Waldes auf dem Hochplateau erreichen, werden wir von den Bewohnern begeistert empfangen. Nur wenige Fremde verirren sich hierher. Erst vor rund 120 Jahren wurde das Königreich Kafa durch den damaligen äthiopischen Kaiser Menelik besiegt und die riesigen Waldflächen erstmals auch von Weißen betreten. Historische Reiseberichte aus dieser Zeit berichten von geschlossenen Waldflächen soweit das Auge reichte, umherstreifenden Löwen und ungenutzten Kaffeebäumen überall in den Wäldern. Heute findet man nur noch an wenigen Stellen natürliche Primärwälder, der Wald musste der Landwirtschaft und hochproduktiveren Kaffee- und Teeplantagen weichen.
Wir haben Glück. Die Kaffee-Pflücker haben heute ihre Kooperativen-Versammlung und laden uns ein, teil zu nehmen. Mit rund 60 Menschen sitzen wir in einem Lehmbau und erhalten die Möglichkeit, direkt mit den Kooperativenmitgliedern über ihre Verantwortung für den Wald, die Bedeutung des Wildkaffees und die Chance zur Einrichtung eines Biosphärenreservats zu sprechen.
Als wir den Rückweg antreten werden wir durch dichten Kaffeewald geführt, der Mutterbaum des Kaffees sei ganz in der Nähe. Nach einer halben Stunde Fußmarsch durch flirrendes Grün unterm Gebrüll der Affen stehen wir vor DEM Baum. Leicht enttäuscht betrachten wir den etwas dickeren Stamm; der Baum kann nicht älter als 120 Jahre sein. Der Bauer ist sich seiner Sache jedoch sehr sicher und wir erfahren, dass es noch weitere Waldbauern in der Gegend gibt, die sich sicher sind, den einzig echten Mutterbaum in ihrem Wald zu beherbergen. Zwei Tage später entdecken wir bei einem Bauern einen prächtig-großen Kaffeebaum mit starkem Stammdurchmesser und küren den Baum zu „unserem“ Mutterbaum des Kaffees in Kafa.
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