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Lebensräume und Lebewesen sind nicht nur vom Klima abhängig
Städte sind für den Menschen gebaut. Hier wohnen, arbeiten und leben wir, ohne weite Wege zurücklegen zu müssen. Diese Tatsache hat seit Beginn des Städtebaus die Natur nicht daran gehindert, sich an diesen neuen, vom Menschen gestalteten Lebensraum anzupassen. Denn in der Stadt ist nicht nur das Klima verändert. Sie bietet auf engstem Raum, in Mauerritzen, Gärten und Brachflächen unterschiedlichste Bedingungen für Pflanzen und Tiere. Entsprechend groß ist die biologische Vielfalt in der Stadt. Wegen der vielen „Allerweltsarten“ ist sie sogar größer als in einem vergleichbar großen Waldgebiet. So wurden im Jahr 2005 allein im Berliner Tiergarten während des GEO-Tages der Artenvielfalt stichprobenartig 1410 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen. Die Aktion fand unter der Schirmherrschaft des Bundesumweltministers statt. Beteiligt waren Experten aus der Wissenschaft ebenso wie Schülergruppen.
Der Begriff biologische Vielfalt steht nicht nur für Artenvielfalt, sondern auch für die Vielfalt der Lebensräume und die Vielfalt der vorhandenen genetischen Ressourcen, die das Überleben und Anpassen von Arten absichern. Deshalb muss die Stadtentwicklung nicht nur darauf achten, funktionale Einheiten für das menschliche Leben und Wirtschaften zu schaffen, sondern auch vernetzte Biotopsysteme für die Stadtnatur mit einplanen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die für ein ausgeglichenes Stadtklima so wichtigen Parkanlagen und Brachflächen auch die artenreichsten Zonen in Städten sind.
Die Interessen der biologischen Vielfalt und der Menschen in der Stadt gehen daher Hand in Hand. Auch kleine ökologische Nischen, wie eine Wasserfläche im Garten oder Innenhof bietet einen wichtigen Lebensraum und ist gleichzeitig Teil einer lokalen Stadtklimaverbesserung. Allerdings ist die Stadt nicht für alle Lebewesen als Lebensraum geeignet. Einige brauchen große Areale oder unberührte Natur um zu überleben.
Strategie zur Biologischen Vielfalt
Daher ist die Sicherung der biologischen Vielfalt eine weltweite Aufgabe, die nicht durch eine einzelne Kommune oder Initiative allein gewährleistet werden kann. Dazu bedarf es flächendeckender Ziele und Maßnahmen. Um die Aufmerksamkeit für das Thema zu steigern, haben die Vereinten Nationen 2010 zum Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt ausgerufen, nachdem mittlerweile 189 Staaten dem Übereinkommen zur biologischen Vielfalt beigetreten sind.
Neben der Unterstützung weltweiter Bemühungen hat Deutschland im Jahr 2007 selbst eine Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt veröffentlicht. In dieser sind etwa 330 Einzelziele formuliert und fast 430 Maßnahmen beschrieben, um die biologische Vielfalt selbst und ihre kostenlosen Leistungen für den Menschen zu bewahren. Sie informiert zunächst über die Notwendigkeit der Strategie und klärt über nötige Veränderungen und Maßnahmen auf. Dies ist auch bitter nötig. Denn nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz sind fast drei Viertel der Lebensräume in Deutschland gefährdet und damit viele Tiere, Pflanzen und Pilze, die in ihnen leben.
40 Prozent unserer Tierarten stehen auf der Roten Liste, drei Prozent sind bereits ausgestorben. Jede zweite einheimische Vogelart gilt als gefährdet, und 30 Prozent unserer Farn- und Blütenpflanzen sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Einen großen Anteil daran hat die intensivierte Landwirtschaft mit ihren großflächigen Monokulturen und der damit verbundenen Zerstörung von vielfältigen Lebensräumen. Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der konventionellen Landwirtschaft und die Zerschneidung und Zerstörung von Lebensräumen durch Flächennutzungen im Infrastrukturausbau spielen eine Rolle. Zunehmend sind Probleme auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu suchen.
Für urbane Landschaften strebt die Strategie an, bis 2020 wohnumfeldnahes Grün und allgemein grüne Strukturen in der Stadt deutlich zu erhöhen. So wird etwa an Wohngebäuden mehr Entsiegelung und Begrünung angestrebt. Eine Herausforderung wird sein, dies im Einklang mit dem erstrebenswerten Ziel der städtischen Innenentwicklung zu bringen und somit gleichzeitig die übermäßige Flächeninanspruchnahme am Stadtrand einzuschränken sowie die grünen Strukturen in der Stadt auszuweiten. Angestrebt wird ein Verhältnis der Innenentwicklung zur Außenentwicklung von 3:1. So soll gewährleistet werden, dass kompakte Städte alle Funktionen für den Menschen bieten und gleichzeitig Tier- und Pflanzenarten ausreichend und gut vernetzten Lebensraum auch in der Stadt vorfinden.
Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die 2009 neu gewählte Bundesregierung hat außerdem angekündigt, das „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ aufzulegen. Mit dem Förderprogramm werden einvernehmlich mit Ländern, Kommunen, Landnutzern, Bildungseinrichtungen und Naturschutzverbänden Maßnahmen abgestimmt und in Pilot- und Beispielprojekten umgesetzt. So wird auch der NABU daran beteiligt sein, dass bundesweit innovative und vorbildliche Projekte zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt umgesetzt werden.
Wichtig für den Erfolg des Bundesprogramms ist, dass kurzfristig wesentliche Impulse in Gang gesetzt und in den Folgejahren weiter unterstützt werden. Im Rahmen des Bundesprogramms sollte sich in Zukunft auch die Möglichkeit eröffnen, dass Kommunen finanzielle Unterstützung für die Ausweisung von Naturerlebnisräume innerhalb eines stadtteilübergreifenden Biotopverbundsystems ausweisen. Naturerlebnisräume können Kindern und Jugendlichen wieder stärker die Möglichkeit geben, ihre Freizeit in Kontakt mit Pflanzen und Tieren zu verbringen und deren Wert schätzen zu lernen. Zur Umsetzung des Programms sind im Jahr 2010 15 Millionen Euro bereit gestellt worden.
Informationen zum Thema:
- Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt
- Infoseiten Stadt und Natur des Bundesamtes für Naturschutz
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