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Mehr Informationen zur Patenschaft!LNG-Terminal vor Rügen bedroht Natur und Umwelt
Wie wirkt sich das Vorhaben auf die Meeresumwelt aus?
Das von der Bundesregierung geplante Vorhaben „Ostsee LNG”, ein Flüssiggas-Terminal vor der Ostseeinsel Rügen, würde mehrere Meeresschutzgebiete und ihre Bewohner stark gefährden. Der Bau einer neuen Gaspipeline, die das Terminal mit Lubmin verbindet, und der massiv erhöhte Schiffsverkehr würden eine erhebliche zusätzliche Belastung für das bereits angeschlagene und über seine Belastungsgrenze hinaus genutzte Ökosystem bedeuten.
Betroffen wären:
- zwei Vogelschutzgebiete des internationalen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 („Westliche Pommersche Bucht” und „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund”)
- zwei Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung („Greifswalder Boddenrandschwelle und Teile der Pommerschen Bucht” und „Greifswalder Bodden, Teile des Strelasundes und Nordspitze Usedom”)
- das Landschaftsschutzgebiet „Greifswalder Bodden”.
Bauarbeiten und Betrieb bedrohen zahlreiche Arten und ihre Lebensräume
Der Bau des Megaprojektes würde empfindliche und zu schützende Lebensräume zerstören und hochgradig bedrohte Meeressäugetiere, Rastvögel und Zugvögel dauerhaft bedrohen.
- Für die Schweinswale der Ostsee stellen nicht nur die umfassenden Bauarbeiten, inklusive Ausbaggerung des Meeresbodens, einen enormen Stresszuwachs dar. Der durch Schiffe, Bagger und andere Maschinen verursachte Lärm beeinträchtigt den Schweinswal in seiner Orientierung. Schweinswale nutzen ein spezielles Biosonar, um sich ein akustisches Bild von ihrer Umgebung zu machen. Mit Hilfe dieses „siebten Sinnes“ jagen, navigieren und unterhalten sie sich mit Artgenossen. Der durch das LNG-Projekt zunehmende Unterwasserlärm vertreibt die Schweinswale aus ihrem Lebensraum.
- Auch ein Teil ihrer Nahrungsgrundlage, verschiedene Fischarten wie beispielsweise der Hering, wird geschwächt. Die geplante Gaspipeline soll durch den Greifswalder Bodden, eines der bedeutendsten Heringslaichgebiete der westlichen Ostsee, führen. Das durch den Bau aufgewirbelte Sediment trübt das Wasser. Zudem sind im Sediment viele Nährstoffe gespeichert. Werden diese beim Baggern freigesetzt, befeuert das Algenblüten und das Wasser wird noch trüber. Dadurch gelangt weniger Sonnenlicht an z. B. Seegraspflanzen, was wiederum den Ablauf der für die Pflanzen lebensnotwendigen Photosynthese stört und im schlimmsten Fall zum Absterben führt. Dabei sind Seegräser essenziell für den Hering als Laichplatz und Kinderstube.
- Im Greifswalder Bodden halten sich auch Tiere der sich gerade erst wieder ansiedelnden Kegelrobbenpopulation der südlichen Ostsee auf, die ebenso auf den Hering als Nahrungsgrundlage angewiesen sind. Die unter Schutz stehenden Robben werden in den von RWE vorgelegten Antragsunterlagen für den Pipeline-Bau nicht berücksichtigt – solche Lücken sind inakzeptabel für dieses Riesenprojekt und seine Auswirkungen.
Darüber hinaus würden im Bereich der Greifswalder Boddenrandschwelle wichtige Riffe und damit zu schützende Biotope durch den Bau der Pipeline verloren gehen. Dabei sind gerade Riffe wahre ökologische Oasen: Sie sind Lebensraum zahlreicher Arten wie z.B. von Muscheln, Schwämmen und Seenelken und bieten kleinen Krebsen und Fischen Verstecke und Rückzugsräume.
An den auf Riffen wachsenden Algen laichen auch viele Fischarten. Diese Artenvielfalt ist wiederum Nahrungsgrundlage für viele größere Meeressäuger und Seevogelarten. Selbst wenn neue, künstlich Riffe geschaffen würden, könnten diese die alten Strukturen niemals adäquat ersetzen. Außerdem dient die Greifswalder Boddenrandschwelle mit ihren überspülten Sandbänken und eingelagerten Riffstrukturen vielen Arten als Schutz – ihre Unterwasserlandschaft darf nicht durch den Bau einer zusätzlichen Pipeline durch den Greifswalder Bodden weiter zerstört werden.
Zusätzlicher Stress für zu schützende Vogelarten
Durch den Bau und den erhöhten Schiffsverkehr für die Pipeline und später das LNG-Terminal nimmt der Stress auch für die zahlreich gefährdeten Vogelarten zu. Viele Seevogelarten rasten, überwintern und brüten, in dem eigens für ihren Schutz eingerichteten Natura-2000-Gebiet „Westliche Pommersche Bucht”. Darunter befinden sich auch zahlreiche sehr störungsanfällige Arten: Stern- und Prachttaucher weisen Fluchtdistanzen von 750 bzw. 721 m auf. Trauerenten fliehen bereits, wenn eine Distanz von 1.600 Metern zwischen ihnen und einem Schiff unterschritten wird. Dieses auch bei vielen anderen Arten auftretende Meide- und Fluchtverhalten führt zu einer Verkleinerung und Zerschneidung der Rast- und Brutgebiete und wirkt sich so auf den Artenbestand aus.
NABU fordert den Stopp des Vorhabens
Während noch unklar ist, was für weitere Auswirkungen dieses Megaprojekt auf das sensible Ökosystem der bereits angeschlagenen Ostsee haben könnte, werden Tatsachen geschaffen. Die Bundesregierung versucht, es gegen jeglichen Widerstand im Schnellverfahren durchzudrücken.
Dabei wären durch die Umsetzung des Projekts nicht nur die Natur und der Klimaschutz direkt betroffen, auch die Anwohner*innen, die Fischerei und der Tourismus in der Region würden leiden. Aufgrund der Auswirkungen des Megaprojekts auf die Ostsee und der fehlenden Notwendigkeit dieses Vorhabens für die Gasversorgung fordert der NABU den sofortigen Stopp des Vorhabens und damit der Zerstörung der Natur!
Was ist genau geplant?
Bei dem Vorhaben „Ostsee LNG“ soll ein Flüssiggas-Terminal mit FSRU (Floating Storage Regasification Units = Spezialschiffe zur Gas-Rückumwandlung) im Hafen Mukran auf Rügen gebaut werden.
Von diesen Stationen soll eine Offshore-Gaspipeline in den Hafen nach Lubmin verlegt werden, von wo aus das Gas über bereits vorhandene Leitungen weiter verteilt wird. Das Terminal soll später eine jährliche Kapazität von 10 bis 15 Milliarden Kubikmeter besitzen.
26. Januar 2024: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat einen Eilantrag des NABU gegen die aktuellen Bauarbeiten an der LNG-Pipeline durch den Greifswalder Bodden abgelehnt. Damit darf auch im Januar und Februar im Greifswalder Bodden weitergebaggert werden. Eine Entscheidung im Klageverfahren steht weiterhin aus.
15. September 2023: Das Bundesverwaltungsgericht hat den Eilantrag und damit einen sofortigen Baustopp abgelehnt. Der NABU Mecklenburg-Vorpommern kritisiert die Entscheidung als „Niederlage für die Natur“.
06. September 2023: Mit der Änderung des LNG-Beschleunigungsgesetzes hatte die Bundesregierung noch vor der Sommerpause den Weg für das LNG-Terminal vor Rügen frei gemacht. Nun wurde bekannt, dass im Greifswalder Bodden bereits erste Baggerarbeiten stattfinden, trotz noch laufender juristischer Auseinandersetzungen. Der NABU befürchtet, dass Fakten geschaffen werden und irreversible Schäden in dem sensiblen Ökosystem angerichtet werden. Deswegen hat der NABU Landesverband Mecklenburg-Vorpommern am 1. September im Eilverfahren einen sofortigen Baustopp vor dem Bundesverwaltungsgericht gefordert. Weitere Informationen zu dem juristischen Verfahren auf dieser Seite.
14. August 2023: Der NABU Mecklenburg-Vorpommern rügt in seiner Stellungnahme, dass die Genehmigung der Pipeline in zwei Abschnitten erfolgt. Das führt dazu, dass in einem Abschnitt bereits gebaut werden kann bevor der andere Abschnitt überhaupt genehmigt ist. So werden aus naturschutzfachlicher Sicht bereits Tatsachen geschaffen.
16. Mai 2023: Die Bundesregierung hat ihre Pläne geändert und will das Flüssiggas-Terminal nun im Hafen Mukran, in Sassnitz, errichten. Im Eilverfahren will sie nun das LNG-Beschleunigungsgesetz ändern, um den neuen Standort zu legitimieren. Während Umweltverbände nicht einmal 24 Stunden Zeit bekommen, um eine Stellungnahme zum geänderten Beschleunigungsgesetz einzureichen, wischt die Bundesregierung jegliche Kritik beiseite und versucht überstürzt Tatsachen zu schaffen.
04. April 2023: Derzeit streiten sich die Bundesregierung und das Land Mecklenburg-Vorpommern darüber, wo das Terminal entstehen soll, denn der Widerstand der Anwohner*innen auf Rügen hat dazu geführt, dass der Standort vor Sellin ausgeschlossen wurde. Doch auch an anderen Standorten in der Ostsee drohen Umweltschäden und auch für andere Standorte fehlt der Bedarf. Deshalb spricht sich der NABU weiterhin gegen das Vorhaben aus.
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