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Jetzt informieren!LNG ist nur eine Scheinlösung
Neue fossile Abhängigkeiten in der Klimakrise
Die deutsche Bundesregierung setzt große Hoffnungen auf importiertes Flüssiggas (LNG) und schließt dafür auch langfristig bindende Verträge. Im Eilverfahren wurden Anträge für LNG-Terminals in Nord- und Ostsee durchgewunken, die teilweise bis 2043 betrieben werden sollen. Doch dadurch wird der notwendige Wandel des Energiesektors massiv behindert. Europa bleibt weiter abhängig von russischen (LNG) Importen. Die Bekämpfung der Klimakrise und der Schutz der biologischen Vielfalt rücken zum anderen weiter in den Hintergrund.
Hinzu kommt: Die von der Bundesregierung angesetzten Bedarfe sind viel zu hoch. Auch Ostdeutschland und Osteuropa könnten etwa ohne ein LNG-Terminal vor Rügen versorgt werden, wie eine Studie belegt.
Was ist LNG?
LNG (Englisch: liquefied natural gas) ist aufbereitetes Erdgas, das durch Kühlung und Komprimierung verflüssigt wird. Das resultierende fast reine, flüssige Methan kann bei einer Temperatur von etwa -160°C sehr kompakt etwa in Schiffen transportiert werden. Dies ist bei sehr großen Distanzen praktikabler als der Transport per Pipeline. Allerdings verbraucht die Verflüssigung viel Energie, mindestens zehn Prozent des Energiegehaltes der schlussendlichen Transportmenge.
Die Gewinnung von LNG ist unter anderem in den USA, einem der größten Exporteure, als sehr kritisch anzusehen. Da die konventionellen Erdgasvorräte der USA zur Neige gehen, wird zunehmend auf Fracking gesetzt. Dabei werden durch Tiefbohrungen bislang nicht genutzte Erdgasvorkommen angezapft. Fracking erzeugt allerdings multiple Umweltprobleme: Es werden riesige Mengen Grundwasser benötigt und mit gefährlichen Chemikalien versetzt – eine Gefahr für Mensch und Natur. Zusammen mit weiteren Umweltverbänden setzt sich der NABU deshalb dafür ein, dass Fracking hierzulande verboten bleibt.
Europa in der Energiekrise
Russland liefert sowohl Erdgas per Pipeline als auch LNG per Schiff nach Europa. Den Wegfall russischer Erdgasimporte durch die Nord-Stream-Pipelines mit LNG zu kompensieren, mag kurzfristig Linderung versprechen, ist langfristig aber ein Fehler.
In Deutschland wurde durch das Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNG-Beschleunigungsgesetz - LNGG) dafür gesorgt, dass Infrastruktur für die Löschung von LNG möglichst schnell und etwa ohne übliche Beteiligungsverfahren und Umweltprüfungen gebaut werden kann. Dadurch werden Anträge für LNG-Terminals in Wilhelmshaven (Niedersachsen), Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) durchgewunken und Tatsachen geschaffen.
Deutschland hat bisher Lieferverträge mit Katar und den USA geschlossen, die ab 2026 und dann für 15 bis 20 Jahre klimaschädliches Gas garantieren. So läuft etwa eine Vereinbarung mit Katar zum Import von fossilem LNG bis zum Jahr 2041. Dabei geht es um 2,8 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr, nur ein Bruchteil des immensen deutschen Verbrauches von 90 Milliarden Kubikmetern. Weitere Verträge sollen laut der Bundesregierung folgen. Es ist wahrscheinlich, dass diese eine ähnlich lange oder längere Laufzeit aufweisen, da die Gasexporteure sich absichern und möglichst lange viel Gas verkaufen wollen.
Neue fossile Abhängigkeiten
Das Zementieren fossiler Infrastrukturen und langfristige Lieferungsverträge sorgen für einen Lock-In-Effekt: Das heißt, je mehr investiert und gefördert wird, umso größer ist die Gefahr, dass damit Investitionen in Energieeffizienz und CO₂-ärmere Technologien blockiert werden. Auch das Versprechen, dass die nun errichtete Infrastruktur direkt für grünen Wasserstoff nutzbar sei, bewahrheitet sich nur sehr eingeschränkt – zu unterschiedlich sind die Anforderungen der beiden Gase. Die aktuelle Planung würde außerdem mehr LNG-Import ermöglichen als nötig ist.
Ein weiteres Problem der LNG-Terminals sind Biozide: Mit diesen Chemikalien wird gegen Meeres-Lebewesen vorgegangen, die sich in Rohren ansiedeln. Diese Biozide gelangen im Anschluss ins Meer und damit in die sensiblen Küsten-Ökosysteme.
Es sollte deswegen versucht werden, die jetzt gebauten LNG-Ports nur kurzfristig und mit klarem Ausstiegs- und Umbaupfad zu nutzen. Der parallele Wandel zu unvermeidbarem grünem Wasserstoff muss mitgeplant werden. Das Augenmerk in der Energiekrise sollte nun aber viel stärker auf Energiesparen, Energieeffizienz und dem Ausbau der naturverträglichen erneuerbaren Energien liegen, statt dass sich Deutschland erneut von fossilen Energieimporten abhängig macht.
Im Winter 2022/23 und darüber hinaus haben die Menschen außerdem bewiesen, dass sie Gas einsparen können. Dadurch sind auch die Preise gesunken. Ein Einsatz, den die Bundesregierung honorieren und fördern sollte.
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