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Mehr Tiger in Gefangenschaft als in Freiheit

Keine Entwarnung trotz steigender Bestandszahlen des Indischen Tigers

Indiens Tigerbestände sind in den letzten drei Jahren auf 1.706 Tiere angewachsen. Diese unsicheren Zahlen geben aber noch lange keine Entwarnung.

 1900 gab es weltweit noch 100.000 wilde Tiger. - Foto: NHPA / Dave Watts

1900 gab es weltweit noch 100.000 wilde Tiger. - Foto: NHPA / Dave Watts

11. Mai 2011 - Die kürzlich von der indischen Regierung veröffentlichten Populationszahlen des Indischen Tigers geben laut NABU International Grund zur Hoffnung, jedoch noch lange keine Entwarnung: Seit der letzten Zählung in 2008 soll Indiens Tigerbestand um 295 Tiere auf 1706 zugenommen haben.

Doch wie viel diese Zahlen tatsächlich bedeuten ist unklar, da die diesjährige Zählung erstmals die Tigerbestände der weitläufigen Dschungel- und Sumpfregion des Sunderban-Nationalparks beinhalten, in der allein 70 Bengalische Tiger gezählt wurden. Außerdem beruhen die Zahlen auf automatischen Kamerazählungen, einer weitaus verlässlichere Methode als die sonstige Spurenzählung, da sie Individuen klar voneinander unterscheidet.

2010, im Internationalen Jahr des Tigers, erreichte der weltweite Tigerbestand einen historischen Tiefpunkt. Lebensraumverlust und gnadenlose Verfolgung dezimierten die globale Population des Tigers von einst 100.000 auf nur 3200 Tiere – ein Verlust von 97 Prozent in nur einem Jahrhundert. Zudem wurden sie mittlerweile auf nur sieben Prozent ihres ursprünglichen Lebensraumes zurückgedrängt.


Der Handel mit Tigerknochen wächst

Sumatratiger

Die wenigen Tiger in Freiheit müssen besser geschützt werden - Foto: T. Herzog

„Schlechte Bezahlung und Moral sowie Nachlässigkeit unter Aufsehern und Rangern an der Front des Tigerschutzes stellen eine massive Herausforderung dar. Im Rahmen der wachsenden Nachfrage für Körperteile und Knochen ist diese Situation tödlich“, erklärt Ashok Kumar, Vizepräsident des Wildlife Trusts of India, NABU’s Projektpartner, und einer der bekanntesten Tigerschützer seines Landes. Nachgefragt werden Tigerknochen vor allem in China und anderen Teilen Asiens, wo trotz Verbot der Markt für Produkte von Tigern und anderen gefährdeten Tierarten, wie beispielsweise Elefanten, blüht. Durch steigende Konflikte mit Indiens expandierender Bevölkerung geraten Tiger zusätzlich unter Existenzdruck.

„Wir leben in einer Welt, in der es mittlerweile mehr Tiger in Gefangenschaft als in freier Wildbahn gibt“, sagt Barbara Maas, Leiterin Internationaler Artenschutz bei der NABU-Stiftung. „Etwa 5000 Tiere vegetieren unter verheerenden Bedingungen in chinesischen Käfigen vor sich hin, ebenso viele sind in den USA in privater Hand. Das ist ein sehr bedauernswerter Zustand.“

Im vergangenen Jahr wurden in Indien, wo fast die Hälfte aller Tiger lebt, mindestens 42 Tiere getötet. In diesem Jahr sind es bereits jetzt 24. Auch in den beiden Schutzgebieten, in denen die NABU-Stiftung aktiv ist, haben schon neun Tiger ihr Leben verloren.


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