In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Wolfsrüde Rolf ist tot
Nahe Senftenbergs wurde der Vater des Milkeler Rudels überfahren
17. Januar 2011 -
„Rolf“, der Vater des Milkeler Rudels im sächsisch-brandenburgischen Grenzgebiet ist gestern Abend in der Nähe von Senftenberg bei einem Verkehrsunfall getötet worden. Damit fehlt nun schon dem zweiten Wolfsrudel in Deutschland ein Elternteil. Erst im November verlor der Vater des Welzower Rudels auf der Straße sein Leben. Durch einen solchen Verlust steht die Zukunft des gesamten Rudels auf dem Spiel.
Die Rückkehr des einst ausgerotteten Wolfes nach Deutschland gehört zu einer der großen Erfolgsgeschichten im Naturschutz. Die fünf Rudel belegen, dass Wölfe nicht zwingend an ein Leben in der Wildnis gebunden sind, sondern auch die vom Menschen modern genutzte Kulturlandschaft Mitteleuropas ein geeigneter Lebensraum ist. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen wurde nun schmerzlich bewusst, dass Wölfe auch einen hohen Preis für das Leben in der Kulturlandschaft zahlen müssen. Ihre gut ausgeprägten Sinne schützen sie nicht vollständig vor den Gefahren des Straßenverkehrs. Der fordert unter Wölfen wie unter allen Wildtieren seine Opfer.
Besonders schwer wiegt, dass diesmal wieder ein Elterntier zu Tode gekommen ist. Wölfe leben im monogamen Familienverband. Sollte kein neues Männchen die Vaterrolle übernehmen, wird dieses Rudel zerfallen. Eine ebenfalls so offene Situation besteht derzeit im ehemaligen Welzower Rudel, wo letzten November auch der Vater überfahren wurde. In beiden Rudeln ist akuter Bedarf an wölfischen Junggesellen. Für das Weibchen des Milkeler Rudels kann die Suche nach einem neuen Männchen knapp werden. Sie befindet sich schon in der Vorranz. Das heißt in wenigen Wochen, vielleicht schon Tagen ist Paarungszeit, in der sie eigentlich mit Rolf neue Welpen gezeugt hätte. Es ist sehr fragwürdig, ob sich so rasch ein neues Männchen einfinden kann.
Früher wurde angenommen, dass Wölfe in einer Rangfolge um das Recht der Paarung kämpfen. Diese an in Gefangenschaft gemachten Beobachtungen konnten sich allerdings auf frei lebende Wölfe nicht übertragen lassen. In freier Natur leben Wölfe in Familienverbänden, bei denen die Eltern die einzigen erwachsenen Wölfe sind und ihren Nachwuchs aus zwei Jahren aufziehen.
Seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland wurden in sechs Jahren zwölf Tiere durch Verkehrsunfälle getötet. Damit ist in diesem Winter die Anzahl der deutschen Wolfsrudel von sieben auf fünf gefallen. Auch wenn eine Chance bestehen, dass die Lücken durch noch ungebundene Männchen ersetzt werden, gibt es dafür keine Garantie. Dieser hohe Blutzoll zeigt deutlich, wie weit der vom Aussterben bedrohte Wolf davon entfernt ist, einen gesicherten Bestand zu haben.