In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Giftmorde an Greifvögeln
Mehrere Tausend Tiere werden jährlich getötet
01. März 2011 - In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein häufen sich die Meldungen, aber nicht nur dort – in ganz Deutschland werden immer wieder Greifvögel vergiftet. Allein in Nordrhein-Westfalen kamen in den letzten beiden Monaten 120 Tiere auf diese Weise zu Tode. In Baden-Württemberg wurde unlängst der bisher spektakulärste Fall bekannt. Dort entdeckten Vogelschützer Ende Januar 28 tote Mäusebussarde, die mit dem verbotenen Pestizid Carbofuran vergiftet worden waren.
Nur die wenigsten Fälle werden aufgedeckt
„Greifvogelverfolgung ist eine Straftat, gegen die konsequent ermittelt werden muss“, so NABU-Vogelschutzexperte Dr. Markus Nipkow. „Je mehr Vergiftungsfälle zur Anzeige gebracht werden, desto bekannter wird auch das Ausmaß dieser kriminellen Handlungen.“ Bisher werden die wenigsten Fälle aufgedeckt und die Dunkelziffer ist entsprechend hoch. Vermutlich werden in Deutschland jedes Jahr mehrere Tausend Greifvögel von Unbekannten vergiftet - und das, obwohl sie seit mehr als 40 Jahren nach dem Bundesnaturschutzgesetz als streng geschützt gelten. Die Bestände der meisten Arten waren damals durch massive Nachstellungen auf nur noch kleine Reste geschrumpft. Als unliebsame Konkurrenten um Fasanen, Rebhühner, Tauben, Hasen und Kaninchen wurden „Raubvögel“ und andere „Krummschnäbel“ lange Zeit erbarmungslos verfolgt. „Gottseidank teilen heute nur Wenige diese Auffassung und die Mehrzahl der Jäger steht hinter der für Greifvögel geltenden ganzjährigen Schonzeit“, erklärt Nipkow. Doch das sinnlose Töten findet nun öfters im Verborgenen statt, beklagen Vogelschützer.
In der Brutzeit ermordet
So werden von den unbekannten Tätern vergiftete Fleischstücke oder mit Gift präparierte Tierkadaver als Köder ausgelegt. Auch mit Insektiziden vergiftete Hühnereier wurden schon auf Äckern gefunden. Ziel der Giftanschläge sind vor allem Habichte und Bussarde, doch oft sind es auch Rotmilane, die sich als Aasfresser schnell auf herumliegende Fleischstücke stürzen. Das ist umso katastrophaler, da rund 60 Prozent der weltweiten Rotmilanbestände hier in Deutschland brüten – für keine andere Vogelart besitzen wir eine so große Verantwortung, ihren Fortbestand zu sichern. Besonders besorgniserregend ist, dass viele Verfolgungsaktionen in den Monaten März und April begangen werden, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Arten oft schon mit der Brut begonnen haben.
Information ist wichtig
Der NABU fordert ein härteres Vorgehen gegen die illegalen Greifvogelverfolgungen. Wer Greifvögel abschießt, fängt oder vergiftet, sollte mit empfindlichen Strafen rechnen müssen. Umweltbehörden und Naturschutzverbände können durch eine enge und verbesserte Zusammenarbeit viel zu einer häufigeren Aufdeckung solcher Fälle beitragen; ebenso eine aufmerksame und für das Thema sensibilisierte Bevölkerung. Als vorbildlich gilt die schon 2005 in Düsseldorf eingerichtete Stabsstelle Umweltkriminalität, die alle in Nordrhein-Westfalen bekannt gewordenen Fälle erfasst und an die Strafverfolgungsbehörden weiterleitet. Zur Information der Bevölkerung und der Behörden haben das Komitee gegen den Vogelmord, der NABU Landesverband NRW und die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft eine Informationsbroschüre „Illegale Greifvogelverfolgung - Erkennen, Bekämpfen, Verhindern“ herausgegeben.