In diesen Zeiten schöpfen wir besonders viel Kraft in der Natur. Werden Sie NABU-Mitglied und helfen Sie mit, damit wir die Natur auch in Zukunft genießen können.
Jetzt NABU-Mitglied werden!Rückblick auf das Herbstcamp auf Malta
Der Einsatz der rund 60 Vogelschützer hat sich gelohnt
21. Oktober 2011 -
Nach dem Springwatch-Camp auf Malta, das der Überwachung der Frühjahrsjagd auf Wachteln und Turteltauben galt, fand vom 14. September bis 2. Oktober das diesjährige Raptor-Camp mit rund 60 engagierten Vogelfreunden aus allen Teilen Europas statt. Der NABU unterstützte das internationale Herbstcamp bereits zum achten Mal aus Mitteln der Zugvogelpatenschaften. Die Organisation vor Ort liegt traditionell in den Händen unseres maltesischen BirdLife Partners.
„Raptors“ – damit sind nicht die Übertäter gemeint, die noch immer skrupellos auf geschützte Vogelarten schießen. Die englische Bezeichnung gilt den wunderbaren Greifvögeln, die alljährlich zu Tausenden den kleinen Inselstaat im Mittelmeer überqueren. Für Arten wie den Wespenbussard gilt Malta als einer der wichtigsten Rastplätze auf der sogenannten Mittleren Zugschiene, die über Italien bis zur nordafrikanischen Küste verläuft. Es sind vor allem die jungen Wespenbussarde, die hier noch ein letztes Mal rasten, bevor sie die kräftezehrende, letzte Etappe über das Meer antreten. Ihre Einflüge auf Malta führen zu regelrechten Exzessen unter Maltas Vogeljägern – und dies, obwohl sie nach Gesetzeslage auch dort nicht geschossen werden dürften. Doch es ranken sich bis heute Mythen um die Jagd auf Wespenbussarde, die ebenso irrsinnig wie unzeitgemäß erscheinen: So soll ein junger Mann auf Malta mindestens einen Wespenbussard erlegt haben, bevor er heiraten darf.
Kleiner Erfolg: Fallenjagd ist endlich verboten!
Tradition hin oder her – die Campteilnehmer versuchten alles ihnen mögliche zu tun, um unzähligen Wespenbussarden, aber auch anderen Greifvögeln, sowie Störchen, Reihern, Bienenfressern und anderen Vögeln das Leben zu retten. Vom frühen Morgen bis zum Abend führten sie Kontrollen quer über die Insel durch, dokumentierten mehrere hundert Jagdvergehen und versuchten, die Bevölkerung für den Schutz der faszinierenden Wanderer zwischen den Kontinenten zu sensibilisieren. Im Gelände reichte oft schon die einfache Präsenz eines Vogelschützer-Teams, um die Jäger an der Ausübung ihres fragwürdigen „Sports“ und illegaler Abschüsse zu hindern. So spürten viele ganz unmittelbar, dass sich ihr Einsatz gelohnt hatte. Er diente im übrigen auch dazu, den jüngsten politischen Erfolg zu überwachen: Maltas Regierung hatte sich erneut einen kleinen Schritt nach vorne bewegt und kurz vor Beginn der Herbstjagd erstmals die lang umstrittene Fallenjagd von Wachteln, Turteltauben, Goldregenpfeifern und Singdrosseln untersagt. Zuvor hatte die Europäische Kommission unmissverständlich klar gemacht, dass es für eine Fallenjagd auf Malta keine Ausnahmegenehmigung mehr geben dürfe.
Der größte Teil der Vogeljäger – so zeigte sich - beachtete offenbar das Verbot der Fallenjagd. Dennoch dürfte es nach Einschätzung des NABU noch einige Jahre dauern, bis Malta von Zugvögeln gefahrlos überquert werden kann. Denn auch diesmal wurden geschützte Arten von Vogeljägern verfolgt und getötet, darunter ein Schlangenadler und ein Schwarzstorch, die durch Schrotkugeln starben. Campteilnehmer konnten Beweismaterial sicherstellen, doch die Täter entkamen. Zur Bilanz des diesjährigen Herbstcamps wird BirdLife Malta einen ausführlichen Bericht vorgelegt, der in Kürze über den NABU erhältlich ist.
Ansprechpartner beim NABU:
Lars Lachmann
NABU-Vogelschutzexperte
Tel.: 030-284984-1620
Lars.Lachmann@NABU.de