Forests for Future
Erhalt der Waldlandschaften Südwestäthiopiens für Ernährungssicherheit und Klimaanpassung
Die letzten Hochlandwälder Südwestäthiopiens sind besonders wertvolle Schlüsselökosysteme. Das extrem variable Gelände, das von Hochebenen auf über 2.000 Metern bis zu Flachländern mit nur 400 Metern Höhe über dem Meeresspiegel reicht, bietet Lebensraum für viele spezialisierte Arten. Dazu zählen zum Beispiel der Mantelaffe (Colobus guereza), der Sperbergeier (Gyps rueppelli), die Ethiopian-Highlander-Libelle (Atoconeura aethiopica ) sowie andere, teils nur dort vorkommende Arten. Zudem spielen die Wälder eine zentrale Rolle als Wasserproduzent und -speicher. Aufgrund hoher Niederschlagsmengen, fruchtbarer Böden und der Vielfalt an Ökosystemen gilt die Waldregion trotz allgemein armer Bevölkerung als eine der ernährungssichersten des Landes.
Degradierung und Reduzierung von Wald stellen auch in Äthiopien ein ernsthaftes Hindernis für die Beseitigung von Armut und Hunger und den Erhalt der biologischen Vielfalt dar. Auch die Wälder im Südwesten des Landes wurden in ihrer ursprünglichen Fläche und Konnektivität stark reduziert und gestört. Dies führt zur Reduzierung von Ökosystemleistungen und zudem zur Isolation einzelner Waldflächen, was wiederum den Genfluss verhindert und den allgemeinen Genpool der Wälder verringert. Als Folge sind die Wälder und die von und mit ihnen lebenden zwei Millionen Menschen verwundbarer gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und anderen Phänomenen. Daher müssen die letzten Wälder dringend stabilisiert und Gemeindebasierte Renaturierungs- und Nutzungskonzepte entwickelt und angewendet werden.
Der NABU hat deshalb in Partnerschaft mit NABU Ethiopia und der Ethio Wetlands and Natural Resources Association (EWNRA) ein Projekt ins Leben gerufen, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt wird.
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Die lokalen Gemeinden leben in Abhängigkeit von den Ökosystemleistungen der letzten naturbelassenen Wälder - Foto: Mathias Putze
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Kaffee aus den Wäldern und Heimgärten ist die Haupteinkommensquelle der lokalen Bevölkerung - Foto: Maheder Haileselassie
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Die fortschreitende Entwaldung bedroht nicht nur Artenvielfalt, sondern auch Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung - Foto: Maheder Haileselassie
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Die durch Entwaldung verursachte Erosion beeinträchtigt natürliche Ökosysteme und landwirtschaftliche Flächen - Foto: Mathias Putze
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Das Projekt zielt darauf ab, die Gemeinden bei einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und dem Erhalt des Waldes zu unterstützen - Foto: Maheder Haileselassie
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Stärkung der Wälder durch Nachpflanzen heimischer Baumarten - Foto: Abdurazak Sahile
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Pflanzen von Setzlingen mit der Bevölkerung – Foto: Abdurazak Sahile
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Im Rahmen des Projekts wurde die Southwest Forest Alliance gegründet, eine Plattform für Wissens- und Erfahrungsaustauch zum gemeinsamen Waldschutz - Foto: Abdurazak Sahile
Projektdaten
Projekttitel
Forests for Future – Erhalt der Waldlandschaften Südwestäthiopiens für Ernährungssicherheit und Klimaanpassung
Land/Region
Südwestäthiopien
Zeitraum
Januar 2020 bis Oktober 2023
Partner
siehe Auswahlmenü unten
Finanzierung / Unterstützung
Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem NABU gefördert.
Mit diesem Projekt tragen wir zu den folgenden Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) bei
SDG 2, SDG 12, SDG 13, SDG 15, SDG 17
Weiterführende Informationen
Projektziel und -ansatz
Wir wollen das Wissen und Bewusstsein von Gemeindevertreter*innen, lokalen NGO und wichtigen Regierungsmitgliedern weiter entwickeln und Strukturen und Methoden für eine gemeindebasierte Renaturierung, naturschonende Nutzung und Einkommensmöglichkeiten schaffen, um die Waldlandschaften in Bench-Sheko, Kafa und Sheka langfristig als Kohlenstoffsenken und Garant für Ökosystemdienstleistungen zu erhalten.
Zu den geplanten Aktivitäten gehören:
- Vernetzung und gemeinsamer Kapazitätsaufbau auf regionaler Ebene durch die Einführung der Southwest Forest Alliance Platform für Akteure des Waldsektors, die in Südwestäthiopien tätig sind
- Partizipative Bestandsaufnahme der Wälder
- Programm zur Förderung von Kapazitäten im Bereich Waldschädigung und -erhalt auf lokaler Ebene
- Partizipative Entwicklung und Umsetzung von gemeindebasierten Forest Action Plans (FAP) als leicht anwendbares Instrument für Waldwiederaufbau und nachhaltiges Waldmanagement
- Programm zur Einkommensschaffung für Waldnutzergruppen und Gemeinden, die partizipatives Waldmanagement (PFM) anwenden
- Projektbegleitende Kommunikationskampagne zur Sensibilisierung für das drängende Problem der Walddegradierung und des Verlusts der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen
- Aufbau NABU Ethiopia als starke, lokale NGO für Naturschutz in Äthiopien
Ungefähr zwei Millionen Menschen, vor allem Kleinbauern und –bäuerinnen in den Zielgebieten, profitieren indirekt vom Projekt. Insbesondere werden Waldnutzergruppen, partizipative Waldmanagementgruppen, Gemeindemitglieder, Regierungsvertreter sowie lokale Nichtregierungs-/gemeindebasierte Organisationen Teil des Projekts sein.
Unsere Projektstandorte
Das Projekt wird umgesetzt in der Bench-Sheko-Zone, dem Kafa-Biosphärenreservat und dem Sheka-Biosphärenreservat, die sich alle im Südwesten Äthiopiens in der South West Ethiopia Peoples‘ Region (SWEPR) befinden.
Die Bench-Sheko-Zone ist die Region mit dem größten Tieflands-Anteil und hat einen starken Waldrückgang zu verzeichnen. Die Waldbedeckung ging zwischen 1986 und 2001 von rund 20 Prozent auf nur 12 Prozent (2.881 Quadratkilometer) zurück, insbesondere in den Regionen, in denen Flüchtlinge aus den Trockenregionen Äthiopiens angesiedelt wurden. Studien belegen die Abhängigkeit der Bevölkerung von Waldressourcen: Einkommen aus Waldressourcen ist neben der Landwirtschaft die wichtigste Quelle für den Lebensunterhalt der Bevölkerung.
Die Kafa-Zone (größtenteils UNESCO-Biosphärenreservat) zeichnet sich durch ihren Artenendemismus in afromontanen Bergnebel-, Regen- und Bambuswäldern aus und ist ein überregional wichtiger Wasserlieferant. Die Wälder und Feuchtgebiete sind durch Auswirkungen des Klimawandels und durch Kaffee-/ und Teeinvestoren unter Druck und bereits stark fragmentiert. Arbeits- und Perspektivlosigkeit führt insbesondere bei Jugendlichen zu Frustration, politischen Aufständen und der Suche nach Einkommen zum Beispiel durch illegalen Holzeinschlag. Durch die NABU-Arbeit seit 2009 sind Teile der Wälder gut erfasst und werden regelmäßig durch Ranger begutachtet.
Die Sheka-Zone (größtenteils UNESCO-Biosphärenreservat) umfasst einzigartige Naturlandschaften von rund 240.000 Hektar, die sich vom kühlen, feuchten Hochland bis zu heißen Tieflandgebieten erstrecken. Der charakteristische afromontane Regenwald enthält im Unterholz Coffea arabica. In der Vergangenheit wurden große Waldflächen in industrielle Teeproduktion umgewandelt. Dennoch sind sowohl die lokale Regierung als auch die lokale Bevölkerung bestrebt, die Wälder zu erhalten, die stark mit spirituellen Überzeugungen und Traditionen verbunden sind und eine wichtige Lebensgrundlage darstellen.
Partner
Das Projekt wird vom NABU Äthiopien in Kooperation mit EWNRA koordiniert. Die folgenden SWEPR Institutionen sind Partner des Projekts:
- Bureau of Finance and Economy Development (BoFED)
- Bureau of Agriculture (BoA)
- Bureau of Women, Children and Youths (BoWCY)
- Bureau of Forest, Environmental Protection and Climate Change (BoFEPCC)
Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziell unterstützt.
FOLGEPROJEKT
Zerstückelung und Degradierung bedrohen die vielfältigen Waldlandschaften Äthiopiens und damit auch die Biodiversität und Ernährungssicherheit des Landes. Im Südwesten setzen der NABU und seine Partner daher Aktionspläne zur Wiederherstellung der Wälder um.
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