Frauen und Energie
Umweltbewusste Frauen für grüne Energien und Waldschutz in Äthiopien
Äthiopien deckt derzeit 95 Prozent seines Energiebedarfs mit Biomasse. Das dafür verwendete Holz, beziehungsweise die daraus verarbeitete Holzkohle, stammt allerdings aus den letzten natürlichen Waldbeständen des Landes. Insbesondere in ländlichen Regionen, wo wenige alternative Energiequellen vorhanden sind, schwinden die Wälder. Allein in der Stadt Bonga, wo sich das NABU-Projektbüro vor Ort befindet, werden zirka 71.000 Bäume im Jahr zur Energieerzeugung gefällt. Auch das Kafa-Biosphärenreservat, die Ursprungsregion des Arabica-Kaffees, ist davon betroffen: Der tägliche Holzbedarf, beispielsweise für Kochen mit traditionellen Öfen und Brennmaterialien, setzt die Ökosysteme der afromontanen Bergnebelwälder unter Druck. Die Wälder, die als wichtige Kohlenstoffspeicher, Wasserquellen und –speicher fungieren, sind zunehmend gefährdet.
Um die Bergregenwälder zu erhalten und langfristig die Energieversorgung der Haushalte zu sichern, entwickelte der NABU Kaffeeschalenbriketts aus Kaffeeschalen – ein bisher ungenutztes Abfallprodukt aus der Kaffeeproduktion. Die Briketts sind ein umweltschonender, alternativer Brennstoff und erzeugen zudem geringe Rauchbelastung, was die gesundheitlichen Folgen für Frauen und Kinder reduziert. Die Hauptzielgruppe des Projekts sind Frauen, da sie traditionell für das Kochen zuständig sind. Zudem sind sie oft mit fehlenden Möglichkeiten für Bildung, Selbstbestimmung sowie ökonomische und gesellschaftliche Teilhabe konfrontiert. Für das Bekanntmachen des neuen Brennstoffs sind unter anderem Frauen der Bonga Birhan Tesfa HIV Positive Association zuständig und werden entsprechend ausgebildet.
Die Nutzung der Kaffeeschalenbriketts soll einen Bewusstseinswandel hin zu langfristigem Waldschutz und gesundheitsverträglicherem Kochen erreichen.
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Aus Reststoffen werden Wertstoffe: Kaffeeschalen, Abfall aus der Kaffeeproduktion, belasten bei nicht ordnungsgemäßer Lagerung oder Verbrennung Grundwasser und Luft - Foto: NABU
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Mit Kaffeeschalenbriketts lässt sich umweltfreundlich kochen, ohne dass Holz benötigt wird - Foto: NABU / Bruno D\'Amicis
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Die Kaffeeschalen werden verkohlt und anschließend zu Briketts gepresst - Foto: NABU
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Nach der Pressung werden die Kaffeeschalenbriketts getrocknet, bevor sie in den Verkauf gehen - Foto: NABU
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Durch die Produktion und den Verkauf werden insbesondere Frauen gefördert - Foto: NABU
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Die zukünftigen Unternehmer*innen werden vom NABU geschult, um die die grüne Energiequelle vor Ort professionell vertreiben zu können - Foto: NABU
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Die Nutzung der nachhaltigen Briketts reduziert Entwaldung und Treibhausemissionen und fördert Frauen - Foto: NABU
Projektdaten
Projekttitel
Umweltbewusste Frauen für regenerative Energien und Waldschutz im äthiopischen Kafa-Biosphärenreservat
Land/Region
Südwestäthiopien – Kafa-Biosphärenreservat
Zeitraum
Mai 2021 bis Dezember 2022
Partner
Kafa Zone Administration, Bonga Birhan Tesfa HIV Positive Association
Finanzierung / Unterstützung
Bayerische Staatskanzlei, NABU
Mit diesem Projekt tragen wir zu den folgenden Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) bei
SDG 1, SDG 3, SDG 5, SDG 7, SDG 11, SDG 12, SDG 13
Weiterführende Informationen
Woher kommen die Kaffeeschalen für die Briketts?
Trockene Kaffeeschalen sind ein Nebenprodukt der natürlichen, auf Sonnentrocknung basierenden Kaffeeproduktion und sind durch die (Wild-)Kaffeeproduktion überall in der Region verfügbar. Vor diesem Projekt wurden die Schalen lediglich auf dem Gelände der weiterverarbeitenden Betriebe verbrannt. Dies führte zu Rauchbelästigung der Anwohner, Klimagasen und Beeinträchtigung des Grundwassers. Werden die Schalen verkohlt und zu handlichen Briketts verarbeitet, stellen sie hingegen einen umweltschonenden alternativen Brennstoff mit geringer Rauchbelastung dar.
Mit unserem Projekt haben kleine Familienbetriebe die Briketts aus verkohlten Kaffeeschalen hergestellt. Die Briketts wurden nicht nur in lokalen und regionalen Märkten vorgestellt, sondern wurden auch von Straßenhändlern, Cafes, Bauernhöfen und zivilgesellschaftlichen Organisationen aufgenommen. Die Familienbetriebe, die die Briketts produzieren, haben Verträge mit der Kaffee-Gewerkschaft in Bonga.
Durch Bewusstseinssteigerung und den alltäglichen Wandel weg von Brennholz hin zu den Briketts hat der NABU die nachhaltige Entwicklung der Region gefördert und Bonga zum Vorbild bei der alternativen Energieerzeugung sowie beim Abfallmanagement gemacht.
Welchen Nutzen hat die Verwendung von Kaffeeschalen als Briketts?
Wenn verstärkt Kaffeeschalenbriketts genutzt werden, reduziert sich automatisch der Brennholzbedarf und damit der Druck auf die Wälder. So können Treibhausgasemissionen sowie Abholzung verringert werden. Mit dem Projekt wurde das Bewusstsein für Waldschutz und alternative Energien gesteigert.
Welche Rolle spielten Frauen in dem Projekt?
Wie vielerorts auf der Welt sind es auch in Bonga die Frauen, die als Gruppe überwiegend mit den natürlichen Ressourcen interagieren. Deshalb haben die lokalen Frauen auch eine Schlüsselrolle bei der Einführung von Kaffeeschalenbriketts gespielt und sind weiterhin wesentliche Akteurinnen bei der gesellschaftlichen Normalisierung der Nutzung.
Teilnehmer*innen wurden auf der Basis von Kriterien ausgewählt, die aus der Zusammenarbeit mit lokalen Interessenvertret*innen aus Zivilgesellschaft, Regierung und traditionellen Institutionen entstanden sind.
136 Frauen wurden im Projekt ausgebildet. Das Training fokussierte sich auf umweltfreundliche, nachhaltige alternative Energienutzung, sowie auf Unternehmensgründung und -management. 71 Frauen, die hohes Potenzial und Interesse daran gezeigt haben, die Briketts als Teil eines Geschäftsmodells aufzunehmen, haben zusätzliche Förderung dabei bekommen, ihr eigenes Kleinunternehmen zu gründen. Mitglieder*innen der Bonga Birhan Tesfa HIV Positive Association (19 Frauen und 3 Männer) wurden als Promoter*innen der Briketts ausgewählt.
Was wurde mit dem Projekt erreicht?
Das Projekt war höchst erfolgreich und hat zur Stärkung lokaler (Frauen-)Verbände und Strukturen geführt, sowie Bewusstseinsbildung für erneuerbare Energienutzung unter mehr als 8.000 Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft beigetragen. Darüber hinaus hat das Projekt wesentlich zur Umsetzung der grünen Entwicklungsstrategie der äthiopischen Regierung beigetragen (einschließlich ihrer 'Climate Resilience and Green Economy Strategy, CRGE'). Außerdem unterstützt das Projekt die Erfüllung nationaler Richtlinien auch in Sachen Umwelt- und Energiepolitik, zum Beispiel mit Blick auf das Ziel von grüner Entwicklung ohne CO2-Ausstoß bis 2030.
Während der Projektlaufzeit hat der NABU intensiv mit anderen Akteuren in der Region zusammengearbeitet. Die Bewohner*innen von Bonga sind heutzutage ein hervorragendes Beispiel von hoher Akzeptanz von und Nachfrage für Kaffeeschalenbriketts im Alltag. In anderen Regionen mit ähnlichen Problemen rund um das Thema Energiequellen und Nutzung hat d. outstanding example of high acceptance of and demand for briquettes from coffee husks. In other regions, amid similar problems with energy sources and usage, the unfamiliarity of these briquettes have made attempts to use coffee husks as a sustainable energy source difficult.
Die Degradierung von Wäldern ist in Äthiopien ein ernsthaftes Hindernis bei der Bekämpfung von Armut und Hunger sowie für den Erhalt der Biodiversität. Deshalb haben der NABU und seine Partner vor Ort Aktionspläne zur Wiederherstellung der Wälder entwickelt. Mehr →
In Äthiopien werden neue kaffeebasierte Produkte wie Bio-zertifizierter Kafa-Gartenkaffee, Getränke aus Kaffeekirschen und Briketts aus Kaffeeschalen entwickelt. Sie tragen zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung und grünen Wirtschaft bei. Mehr →