NABU-Ranger der Gruppa Bars - Foto: NABU
Kirgisistan
Naturschutz im Tian Shan-Gebirge
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Issyk-Kul -Foto: NABU
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Kirgisische Jurten. - Foto: NABU/Thomas Tennhardt
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Wildpferde. - Foto: NABU/Klemens Karkow
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Kirgise auf Esel. - Foto: NABU
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Kirgisische Bergwelt. - Foto: NABU
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Schneeleopard. - Foto: Martin Forster
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Kirgisische Wildnis. - Foto: NABU/Thomas Tennhardt
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Kirgisische Weiten. - Foto: NABU
Schutz für den Schneeleoparden – die seltene Großkatze im ewigen Eis
Der Schneeleopard ist wegen seines Fells und seiner Knochen durch Jagd, Wilderei und illegalen Handel vom Aussterben bedroht. Um die Tierart zu erhalten, leitet der NABU zusammen mit der kirgisischen Regierung ein Schutzprogramm für Schneeleoparden. Wichtiger Bestandteil des Programms ist die Eindämmung der illegalen Jagd und des Handels mit bedrohten Arten. Eine Anti-Wilderer-Einheit spürt Jägern und Händlern nach und beschlagnahmt auch immer wieder lebende Schneeleoparden.
Drei dieser lebend beschlagnahmten Schneeleoparden befinden sich heute im weltgrößten Freigehege in Kirgisistan, das von Care for the Wild international mitunterstützt wird. Aufgrund schwerer Pfotenverletzungen durch die Schlagfallen der Wilderer sind Alcu, Kunak und Bagira nicht mehr wildbahntauglich. Ein anderes Tier, das Weibchen Dshamilja wurde aufgrund schwerer Verletzungen nach Deutschland gebracht und befindet sich heute im Züricher Zoo. Dort ist sie Teil des Europäischen Erhaltungszucht-Programms und hilft auf diese Weise, das Überleben der Art außerhalb ihres Lebensraums zu sichern.
Schutzgebiete als wichtiges Rückzugsgebiet
In langjähriger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Technische Zusammen-arbeit (GTZ) wurde 1996 das 43.000 Quadratkilometer große UNESCO-Biosphärenreservat Issyk Kul eingerichtet. Das Gebiet umfasst mit 6.200 Quadratkilometer den zweitgrößten Hochgebirgssee der Welt sowie die umliegenden Berge des Tien Shan-Gebirges, der Heimat vieler seltener und bedrohter Tierarten.
Da die staatlichen Naturschutzbehörden aufgrund fehlender Finanzmittel mit dem Management der Gebiete oftmals überfordert sind, setzt der NABU auf das Konzept der privaten Schutzgebiete mit entsprechender Umweltbildung in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung. Erste Modell-Gebiete wurden an den Ufern des Issyk Kul-Sees eingerichtet, um die Orchideenwiesen und seltene Vogelwelt vor Ort zu schützen.
Stärkung der Zivilgesellschaft
Die Naturschutzarbeit vor Ort wird von unserem Partner NABU Kirgisistan durchgeführt. Die im Jahre 2002 mit Unterstützung des NABU gegründete Organisation gilt als wichtigster Verband für Natur- und Artenschutz im Land und befindet sich im Aufnahmeverfahren als kirgisischer Partner beim Dachverband BirdLife International. Der Verein führt für die kirgisische Regierung das landesweite Monitoring zu Tier- und Pflanzenarten zur Erstellung der nationalen Roten Liste durch und setzt sich, neben politischer Arbeit, für Umweltbildungsprogramme und die Einrichtung von Schutzgebieten ein.
Mehr als 50 Freiwillige und 30 Mitglieder unterstützen den Verband mit seinen mehr als 30 hauptamtlichen Mitarbeitern mit Sitz in der Hauptstadt Bischkek.
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Das Land
Die Kirgisische Republik ist mit einer Fläche von fast 200.000 Quadratkilometern eines der kleineren Länder in Zentralasien, umrahmt von den Nachbarstaaten Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und China. Weite Teile des Landes gehören zum Gebirgssystem des Tien Shan. Im Süden erheben sich Alai- und Transalaigebirge sowie Ausläufer des Pamir. Insgesamt liegen mehr als 50 Prozent der Staatsfläche höher als 2.500 Meter. Im Allgemeinen herrschen Steppen und alpine Vegetation vor; über 3 Prozent der Landesfläche sind von Gletschern und ewigem Schnee bedeckt. Das Klima ist kontinental mit geringen Niederschlägen.
Die kirgisische Republik ist ein Agrar- und Industrieland, wobei der landwirtschaftliche Sektor den größeren Stellenwert besitzt. Mit Hilfe intensiver Bewässerung können Baumwolle, Getreide, Obst, Tabak und Seide produziert werden. Kirgisistan gehört noch heute zu den ärmsten Ländern der Welt; 34 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Der intensive Reformationsprozess des Wirtschaftssystems dauert weiter an, das Land hat immer noch mit den Folgen des Wegfallens der alten Handelsbeziehungen der Sowjetzeit zu kämpfen. Trotz der Vorkommen an Bodenschätzen, ist Kirgisistan in vielen Bereichen auf Importe angewiesen, so auch beispielsweise für Erdöl und -gas.
Das kirgisische Volk, das sich aus verschiedenen nomadisierenden Turkvölkern in Zentralasien entwickelte, wurde erstmals im Jahre 201 v. C. schriftlich erwähnt. Als am 31. August 1991 die Kirgisische Republik ihre Unabhängigkeit erklärte, gingen fast 150 Jahre unter russischer Herrschaft zu Ende. Der Staat ist ein Vielvölkerstaat mit Kirgisen, Russen, Usbeken, Deutschen und anderen; die Mehrheit der Bevölkerung sind sunnitische Moslems.
Aufgrund der Fülle von Lebensräumen, die Hochgebirgs- bis zu Wüstenhabitaten einschließen, konnte sich eine Vielzahl von Arten etablieren. Viele davon sind endemisch, d.h. sie kommen weltweit nur hier vor. Das Tien Shan-Gebirge Kirgisistans zählt zu den weltweiten Hotspots der Biodiversität.
20.000 Arten (das entspricht 8 Prozent der global klassifizierten Arten) leben auf 0,13 Prozent der Weltlandmasse: Rund 4.500 höhere Pflanzenarten, 83 Säugetierarten, 368 Vogelarten, 28 Reptilienarten und 3000 Insektenarten wurden bisher nachgewiesen.
Bedrohung für die Natur
Kirgisistan weist eine Fülle von Bodenschätzen auf, auch wenn diese meist nur in geringen Vorkommen vorhanden sind. So wird im Land auch das größte Goldvorkommen der Erde vermutet. Doch die Ausbeutung der Rohstoffreserven wie bei-spielsweise in der Goldmine Kumtor im Süden des Landes, bringen gravierende Umweltverschmutzung und –zerstörung mit sich. Berge und Gletscher werden durch Sprengungen zerstört, Luft, Boden und Gewässer wie beispielsweise im Chu Tal, den Provinzen Osh und Jalal-Abad sowie Gebiete entlang der Zuflüsse zum Issyk Kul-See sind großräumig durch Chemikalien, Schwermetalle, Öl und radioaktives Gestein vergiftet.
Gleichzeitig leiden Kirgisistans Natur und Umwelt unter ineffizienten landwirtschaftlichen Nutzungssystemen mit veralteten, maroden Bewässerungssystemen und Land-Degradierung. Ungefähr 60 Prozent der Böden des Landes sind von Bodenerosion betroffen, 6 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche sind durch Versalzung aufgrund falscher Bewässerungsmethoden unbrauchbar. Ungeklärte Landbesitzverhältnisse führten zu einer Konzentration auf traditionelle Landnutzungsformen wie die Tierhaltung. Überweidung, Entwaldung und Bodenerosion sind die langfristigen Folgen.
Die zunehmende Verarmung zwingt die Bevölkerung für das tägliche Auskommen auf die natürlichen Ressourcen zurückzugreifen. Über 600 Arten wilder Pflanzen werden als Heil – oder Nutzpflanzen eingesetzt. Illegale Fischerei und Jagd auf Huftiere wie beispielsweise den Sibirische Steinbock oder das Marco-Polo-Schaf bedeuten einerseits Fleischversorgung, andererseits ein hohes Cash-Einkommen, das oft das Jahreseinkommen um ein Vielfaches übersteigt.
Das Naturparadies Kirgisistan mit majestätischen Berggipfeln und seltenen Tierarten wie dem Marco-Polo-Schaf, dem Isabell-Braunbären oder dem Sibirischen Steinbock ist außerdem Anziehungspunkt für den internationalen Trophäen-Jagdtourismus. Korrupte Staatsvertreter, mehrfach vergebene Abschusslizenzen, laxe Zollkontrollen und hohe Gewinne stellen einen schwer zu durchbrechenden Kreislauf dar. Die Zahl der nationalen Jagdfirmen stieg innerhalb weniger Jahre auf mehr als 80 Unternehmen. In ähnlicher Weise profitiert der internationale Artenschmuggel von den unsicheren Zuständen im Land und bedroht die schon reduzierten und durch Habitatverlust instabilen Populationen noch weiter.
In einem Großstadtbüro sitzen und etwas über Naturschutz lernen? Schwierig. Deswegen steht das neue NABU-Umweltbildungszentrum mitten im Kara-Kujur-Tal in Kirgisistan, umgeben von den Bergketten des Nördlichen Tian-Shan – mehrere tausend Meter hoch. Mehr →
Die Hauptbedrohungen des Schneeleoparden sind der Lebensraumverlust, Mensch-Wildtier-Konflikte und die Wilderei auf sein schönes Fell und seine Knochen. Der NABU setzt sich mit Umweltbildung für den Schutz des Schneeleoparden ein. Mehr →
Unter sowjetischer Herrschaft in den 70ern und 80ern waren Fang und Export wilder Tiere ein kontrolliertes Geschäft. Die Öffnung der kirgisischen Grenzen und der internationale Handel schufen neue Märkte, die den Schneeleoparden zum Verhängnis wurden. Mehr →