Nachhaltige Yak-Haltung im Tien-Shan-Gebirge
Ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Schneeleoparden
Die ursprüngliche Rinderrasse wird in Kirgisistan bereits seit etwa 100 Jahren gehalten. Die Tiere zeichnen sich vor allem durch ihre Anspruchslosigkeit und Anpassung an extreme klimatische Bedingungen aus. Sie leben das ganze Jahr über im Freien und auf Höhenlagen von bis zu 4.500 Metern. Diese Eigenschaften machen sie zu idealen Nutztieren in alpinen Regionen wie dem Tien-Shan-Gebirge. Sie liefern der lokalen Bevölkerung nicht nur Grundnahrungsmittel wie Milch und Fleisch, sondern auch Leder und Wolle für Kleidung, Werkzeuge und Behausungen. All diese Vorzüge brachte die kirgisische Regierung dazu, die Erhöhung der Yak-Zahlen landesweit zu subventionieren, vor allem um der Bevölkerung der abgelegenen Bergregionen eine bessere wirtschaftliche Perspektive bieten zu können. Inzwischen ist die Anzahl der Yaks auf etwa 100.000 Tiere gestiegen und lokale Komitees kontrollieren die Beweidung der meist alpinen Flächen.
Yaks und Nachhaltigkeit
Yaks sind selten Opfer von Raubtieren, da sie mit Abwehrmechanismen ausgestattet sind und Angriffe abwehren können - im Gegensatz zu Schafen und Ziegen. Daher müssen sich die lokalen Hirtenfamilien weniger Sorgen machen, dass sie ihren Lebensunterhalt durch Raubtierangriffe, insbesondere durch den Schneeleoparden, verlieren. Dementsprechend jagen sie die Raubtiere weniger oft. Zweitens verursachen Yaks weniger Trittschäden als andere Nutztiere und weiden, ohne die Wurzeln der Pflanzen zu schädigen. Daher sind sie an fragile alpine Regionen angepasst und tragen dazu bei, den Lebensraum für den Schneeleoparden und seine Beute, hauptsächlich den Steinbock und das Wildschaf, zu erhalten. Außerdem können Yaks ohne Hirten oder Hirtenhunde weiden, weswegen sich die Wildtiere weniger gestört fühlen.
Die Projektregion rund um das Kara-Kujur-Tal und die angrenzenden Gebiete von Naryn im zentralen Tien Shan-Gebirge könnte mehr Tiere weiden lassen als derzeit. Lokale Kleinbauern nutzen jedoch tendenziell nur die tiefer gelegenen Weiden, da der organisatorische und finanzielle Aufwand, das Vieh auf die abgelegenen Sommerweiden zu treiben, einfach zu hoch ist. Infolgedessen werden die Winterweideflächen überbeansprucht, und gleichzeitig mit dem Verlust von Arten und der Bodendegradation nimmt die Qualität der Weiden ab.
-
Yaks können sich mit ihren spitzen Hörnern gut gegen Raubtierangriffe wehren. - Foto: chekart/ stock.adobe.com
-
Yaks auf einer Wiese in Kirgisistan. - Foto: NABU/ Katja Kaupisch
-
Yaks verursachen weniger Trittschäden als andere Tiere und weiden, ohne die Wurzeln der Pflanzen zu schädigen. - Foto: NABU/ Katja Kaupisch
Entwicklung eines nachhaltigen Weidemanagements
Der NABU arbeitet eng mit den lokalen Gemeinschaften und Weideausschüssen zusammen, um nachhaltige Weidemanagementpläne zu entwickeln. Dadurch sollen die wertvolle Biodiversität in diesem Gebiet geschützt und die Weiden so lange wie möglich für die Hirtenfamilien erhalten bleiben. Um den erhöhten Aufwand für die Schutzmaßnahmen auszugleichen, werden Maßnahmen ergriffen. Im Rahmen des Projekts wird auch eine Marketingstrategie für Yak-Produkte entwickelt, die auf nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten und ein angemessenes Einkommen für die Bauern und Bäuerinnen abzielt. Eine bereits durchgeführte Marktanalyse in der Projektregion und in Bischkek zeigt Potenziale für den Verkauf von Yak-Produkten auf. Im Rahmen einer Bildungsreise nach Deutschland hatten einige Vertreter der Weideausschüsse zudem die Möglichkeit, Kenntnisse über die Vermarktungsstrategien von Kleinbauern und -bäuerinnen im Bereich Yak-Produkte zu erlangen.
Um das Bewusstsein der Hirtenfamilien für eine nachhaltige Yak-Haltung zu erhöhen, baute der NABU im Jahr 2018 ein Umweltbildungszentrum in der NABU-Projekteregion. Das Zentrum wird zu Bildungszwecken genutzt und auch für Öko-Tourismus zugänglich gemacht, um der lokalen Bevölkerung eine weitere, nachhaltige Einkommensquelle zu bieten. Vor Ort werden Kindern, Jugendlichen und Interessierten Einblicke in die Projektarbeit gegeben.
Fakten zum Projekt
Projektname
Nachhaltige Yak-Haltung im kirgisischen Tien-Shan-Gebirge
Land/ Region
Kirgisistan/ Tal von Kara-Kujur und die angrenzenden Gebiete von Naryn im zentralen Tien Shan
Laufzeit
Januar 2016 bis heute
Partner
NABU Kirgisistan
Gefördert/ unterstützt durch
VGP Foundation, UBA and BfN
Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden Nachhaltigkeitszielen („SDGs“) der Vereinten Nationen
SDG 1, SDG 12, SDG 15
In einem Großstadtbüro sitzen und etwas über Naturschutz lernen? Schwierig. Deswegen steht das neue NABU-Umweltbildungszentrum mitten im Kara-Kujur-Tal in Kirgisistan, umgeben von den Bergketten des Nördlichen Tian-Shan – mehrere tausend Meter hoch. Mehr →
Die Hauptbedrohungen des Schneeleoparden sind der Lebensraumverlust, Mensch-Wildtier-Konflikte und die Wilderei auf sein schönes Fell und seine Knochen. Der NABU setzt sich mit Umweltbildung für den Schutz des Schneeleoparden ein. Mehr →
Yaks können sich gut an die extremen Bedingungen in Kirgisistan anpassen. Sie leben ganzjährig im Freien in einer Höhe von bis zu 4500 Metern. Die Tiere liefern den Halter*innen Fleisch und Milch. Wolle, Haare und Leder werden für Werkzeuge und Häuser genutzt. Mehr →