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Jetzt informieren!Moor in der Ukraine wird wieder lebendig
NABU-Osteuropa-Experte Ivan Tymofeiev im Interview
Das Moor „Chorne Bagno“ (kyrillisch Чорне Багно) befindet sich in der ukrainischen Region Transkarpatien im Westen des Landes. Es hat in der Vergangenheit unter menschlichen Einflüssen gelitten und wurde trockengelegt. 2021 startete der NABU daher gemeinsam mit seinem ukrainischen BirdLife-Partner USPB (Ukrainian Society for the Protection of Birds) und dem Nationalpark ein Projekt zu dessen Wiederherstellung. NABU-Mitarbeiter Ivan Tymofeiev gibt Einblicke in das Projekt: Es konnte nun erfolgreich abgeschlossen werden und das, obwohl der Angriffskrieg auf die Ukraine alle Mitarbeitenden vor enorme Herausforderungen gestellt hat. Ivan Tymofeiev hat auch in schweren Zeiten unermüdlich für das Projekt gerarbeitet. Für ihn steht außer Frage: „Chorne Bagno“ muss langfristig erhalten werden.
Die Projektfläche „Chorne Bagno“ ist ein Moorgebiet von internationaler Bedeutung. Warum ist das so?
Es ist tatsächlich eine Kombination unterschiedlicher Faktoren. So ist zum Beispiel der Standort dieses Hochmoores bemerkenswert: Es liegt mehr als 800 Meter über dem Meeresspiegel auf einem Berg und ist abhängig vom Niederschlag. Zudem ist es von alten Wäldern umschlossen, die Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ sind. Außerdem ist die Mächtigkeit des Moores mit mehr als sechs Metern entscheidend – und seine Größe, die im Rahmen des Projekts von 15 auf 20 Hektar erweitert wurde. Dadurch entsteht ein einzigartiges Mikroklima, in dem sich hochmoortypische Pflanzenarten besonders gut entwickeln können.
Welche Maßnahmen wurden in dem Projekt realisiert und worauf bist du besonders stolz?
Unser Projekt in den Karpaten umfasst verschiedene Komponenten. Die wichtigste Maßnahme war die Beseitigung des Hauptentwässerungsgrabens. Dieser wurde vor einem halben Jahrhundert angelegt und war fast 300 Meter lang. Es dauerte mehrere Tage und Nächte, in denen ein spezieller Kleinbagger über 1.500 Kubikmeter Torf bewegt hat, um den Graben zu verschließen. Jetzt, wo das Wasser im Moor bleiben kann, wird es sich langsam wieder erholen. Der Erfolg unserer Maßnahmen soll in Zukunft durch ein Monitoring überwacht werden. Für mich ist der spannendste Teil die Wiederherstellung des Moores. Da es sich um mein erstes Moorschutz-Projekt handelte, waren viele Dinge neu für mich. Es war sehr bereichernd, mehr über Moore und die Möglichkeiten ihrer Wiederherstellung zu lernen. Gemeinsam mit dem Team Internationaler Moorschutz des NABU-Bundesverbandes verlief das Projekt sehr erfolgreich.
Was war im Laufe des Projekts besonders herausfordernd?
Herausfordernd waren zunächst einmal die örtlichen Gegebenheiten: Es ist nämlich gar nicht so einfach, dorthin zu gelangen! Man braucht über vier Stunden zu Fuß oder mindestens zwei Stunden mit einem Geländewagen. Der Weg führt durch den Wald, die Straßen sind schlammig und kurvig, was auch die Lieferung der Technik betraf, wie etwa dem Bagger, um die Wiederherstellungsmaßnahmen durchführen zu können. Die zweite, eher bürokratische Herausforderung des Projekts war der Umgang mit den ukrainischen Regierungsstrukturen, da wir auf dem Gebiet eines Nationalparks gearbeitet haben und ein Teil des Moores in dessen Kernzone liegt. Für jede Aktivität mussten wir eine Sondergenehmigung der ukrainischen Ministerien, des Nationalparks und der lokalen Behörden einholen. Das war ein langer Prozess, der uns viel Zeit und Mühe gekostet hat.
Das Projektgebiet befindet sich ja im äußersten Westen der Ukraine und ist vom direkten Kriegsgeschehen bisher zum Glück unberührt geblieben. Aber natürlich hat diese schreckliche Situation ganz direkt auch eure Arbeit beeinflusst. Kannst du ein Beispiel nennen?
Ja, ich kann ein ganz konkretes Beispiel nennen. Wir haben schon im ersten Projektjahr Infotafeln produziert. Wir wollten sie in diesem Jahr anbringen. Erst waren die Wetterbedingungen nicht gut, um sie zu installieren, da noch lange Schnee lag. Danach gab es Komplikationen bei der Installation. Es gab einfach kein Benzin, um die Infotafeln durch das schwer zugängliche Gelände zu transportieren. Irgendwann gelang es Vasyl Fennych, stellvertrender Direktor des Nationalparks „Verzaubertes Land“, schließlich doch noch, den Transport und die Installation zu organisieren. Noch sind die Parks für den Besucher*innenverkehr geschlossen, aber die Parkmitarbeitenden arbeiten weiter. Sie helfen dabei, alles zu ordnen und einzurichten.
Wie genau sahen die letzten Schritte im Projekt aus?
Nachdem wir die anspruchsvollen Wiederherstellungsmaßnahmen im Moor abgeschlossen hatten, stand für uns am Ende das Thema Ökotourismus im Fokus. Wir haben Infostände, Wegmarkierungen und andere Teile der zukünftigen touristischen Infrastruktur vorbereitet. Außerdem haben wir Umweltbildungsaktivitäten mit den Menschen hier vor Ort umgesetzt. Denn auch sie spielen eine große Rolle bei der Rettung und dem Schutz dieses einzigartigen Naturgeschenks.
Das Moor hat unter der Entwässerung durch die Menschen enorm gelitten. Hinzu kommt die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre. Wie werden nun die Projekterfolge langfristig gesichert?
Das waren auch meine Gedanken und Fragen, nachdem wir einen ersten Entwurf des Projekts erhalten hatten. Um zu gewährleisten, dass das Moorgebiet in Zukunft ordnungsgemäß
verwaltet wird, haben wir Vorschläge für den Managementplan des Nationalparks erarbeitet. Die Betreuung von „Chorne Bagno“ wird in jedem Fall Teil der zukünftigen Planung. Der Nationalpark hat sich außerdem bereit erklärt, unsere Methoden zur Überwachung des hydrologischen Regimes, der Flora und der Fauna weiter anzuwenden und uns nach dem Ende des Projekts mit aktuellen Informationen zu beliefern.
Sind weitere Projekte in den Karpaten geplant? Worauf freust du dich besonders?
Ja, natürlich gibt es einige Ideen, die unser ukrainischer Partner zusammen mit dem NABU in diesem einzigartigen Naturparadies – den Karpaten – nach Ende des Krieges realisieren möchte. Dieses kleine, aber feine Projekt war nur ein erster Schritt. Ich wäre stolz, auch in anderen Teilen der Ukraine Projekte zur Wiederherstellung von Ökosystemen umzusetzen, sobald es die Situation im Land wieder zulässt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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