Fossile Rohstoffe einfach durch Biomasse zu ersetzen, bringt uns nicht weiter: Gesucht werden neue Denkansätze. Foto: pixabay/Stan Petersen
Dezember 2023 - Während der zweijährigen Projektlaufzeit haben wir ein NABU-Kriterien-Set für eine naturverträgliche Bioökonomie erarbeitet und auf dieser Grundlage mit ausgewählten Aktuer*innen aus der Praxis Interviews durchgeführt. Ergänzend wurden auf europäischer (BirdLife) und nationaler Ebene (NABU) Stakeholder-Workshops organisiert.
Der NABU beauftragte das ITA mit der Gestaltung eines spannenden Workshops zur partizipativen Technikfolgenabschätzung, um Chancen und Konfliktpotenziale biotechnologischer Innovationen in der Bioökonomie genauer unter die Lupe zu nehmen. Die im Rahmen der Recherche, Interviews, Veranstaltungen und Workshops gewonnenen Erkenntnisse flossen zum Schluss in unser Ideen-Heft, das eine Inspirations- und Informationsquelle darstellt.
Das entwickelte Ideenheft baut eine Brücke zwischen unser NABU-Bioökonomie-Position und konkreten Beispielen aus der Praxis und veranschaulicht somit leicht verständlich, dass es bereits möglich ist, bioökonomisch und naturverträglich zu wirtschaften.
Die Forderungen, wie eine zukunftsfähige und naturverträgliche Bioökonomie tatsächlich umgesetzt werden könnte, klingen manchmal ziemlich abstrakt. Aus diesem Grund haben wir uns auf die Suche nach Akteur*innen aus der Praxis begeben, die bereits heute einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Bioökonomie leisten und diesen mit Umwelt- und Klimaschutz kombinieren.
Die Vielfalt dieser Projekte ist groß: Sie reicht von multifunktionalen Klimalandschaften, über die Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten, bis hin zu Pilzmycel als Proteinalternative oder Konzepten des gemeinschaftlichen Gärtnerns im urbanen Raum.
Einblicke in unser Ideenheft: Wie wird eine nachhaltige Bioökonomie bereits praktisch umgesetzt?
Gemüseheld*innen: Graue Stadtlandschaften blühen auf: lokale Nahrungsmittelproduktion mit artenreichen Rückzugs- und Erholungsorten - Foto: GemüseheldInnen
Infinite Roots: Pilzmyzel als Game-Changer in der Lebensmittelindustrie, um eine Alternative zu tierischen Proteinen zu etablieren - Foto: Infinite Roots
Baumfeldwirtschaft: Neue Strukturen für robuste und multifunktionale Klimalandschaften - Foto: Baumfeldwirtschaft
Katz Biotech AG: Im Gartenbau Blattläuse und Co statt mit chemischen Pflanzenschutzmitteln mit Nützlingen begrenzen - Foto: NABU/ Nils Steinke
Zimmerei Grünspecht eG: Energieintensive, fossilbasierte Baustoffe werden durch nachwachsende Materialien wie Stroh ersetzt, die ressourcenschonender, chemikalienfrei und recyclebar sind - Foto: Zimmerei Grünspecht eG
FungiFacturing: Die versteckten Potenziale von Pilzen erkennen und nutzen: Sie bilden stabile Biopolymere, die vielfältig eingesetzt werden könnten – beispielsweise als Schallabsorber oder Baustoff - Foto: FungiFacturing
BLUU Seafood GmbH: Aus den Zellen von Lachs, Forelle und Karpfen kultivierter Fisch als das zukünftige New-Normal, um Meeresökosysteme zu entlasten - Foto: Bluu/Duong Nguyen
VERN e.V.: Mehr Biodiversität wagen: Alte Nutzpflanzensorten anbauen, ihre genetischen Ressourcen erhalten und ihre Formen-, Farben- und Geschmacksvielfalt wieder erlebbar machen - Foto: VERN e.V.
Urbane Waldgärten: Neue Konzepte auf städtischen Grünflächen, die sowohl soziale Begegnungs- und Lernorte darstellen, als auch vielfältige ökologische Funktionen erfüllen - Foto: Urbane Waldgärten/Jennifer Schulz
ZirkulierBAR: Mit Rohstoffen aus Trockentoiletten können Recyclingdünger für Landwirtschaft und Gartenbau hergestellt werden, die regionale Nährstoffkreisläufe schließen - Foto: ZirkulierBAR
Haslachhof: Naturschutz, Biodiversität, Energieerzeugung und Lebensmittelanbau intelligent und in Kreisläufen miteinander verknüpfen - Foto: Haslachhof
01. September 2019 - Der Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Gas ist unabdingbar, um die notwendigen Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen. Die Ausweitung der Biomasseproduktion erscheint als logische Konsequenz. Übersehen wird dabei:
Eine Landwirtschaft mit Raum für Artenvielfalt - Foto: Achim Kluck/www.naturgucker.de
Ein vollständiger Ersatz fossiler Stoffe durch Biomasse ohne Veränderung der Wirtschaftsweise würde die bereits jetzt bestehende, massive Konkurrenz um Flächen endgültig eskalieren. Sie würde die Probleme der Land- und Forstwirtschaft weiter befeuern, statt sie zu entschärfen.
Vielmehr braucht es Lösungen, um den Einsatz fossiler Ressourcen zu begrenzen und gleichzeitig die Welternährung zu sichern sowie ökologische Rückzugsorte zu erhalten. Das Wirtschaftswachstum muss vom Verbrauch natürlicher Ressourcen entkoppelt werden.
Die Bioökonomie, als ein auf nachwachsenden Rohstoffen basierendes Wirtschaftssystem, bietet vor dem Hintergrund der Arten- und Klimakrise eine Reihe von Chancen. Sie könnte ein wichtiger Baustein für eine sozial-ökologische Transformation sein. Wenn sie nachhaltig gestaltet wird, kann sie die Produktion von gesunden Futter- und Lebensmitteln, industriellen Rohstoffen oder Baumaterialien ermöglichen sowie wichtige Entwicklungsimpulse im ländlichen Raum setzen. Zudem kann sie lebensnotwendige Ökosystemleistungen wie Bestäubung, Kohlenstoffspeicherung, Luftfiltration und Mikroklimaregulierung fördern.
Obstbäume können im Agroforst-System oder auf Streuobstwiesen einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität leisten - Foto: NABU/Hannes Huber
Doch der Weg hin zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Bioökonomie ist noch weit: Visionen sowie Visionär*innen sind gefragt. Und hier möchten wir ansetzen:
Das Projekt „Vorreiter für eine zukunftsfähige Bioökonomie – Lösungsideen für eine nachhaltige, naturverträgliche und zirkuläre Bioökonomie“ sucht nach spannenden Ansätzen, bei denen Biomasse sinnvoll verwendet und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag für den Klima-, Umwelt- und Naturschutz geleistet wird.
Es wird mit Geldern der Europäischen Umweltschutzinitiative (EURENI) gemeinsam mit dem BMUV, unserem europäischen Dachverband BirdLife und dem Wiener Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) umgesetzt. Mit dem Projekt wollen wir einen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen Bioökonomie in Deutschland leisten.
Während der zweijährigen Projektlaufzeit haben wir ein NABU-Kriterien-Set für eine naturverträgliche Bioökonomie erarbeitet und auf dieser Grundlage mit ausgewählten Bioökonomie-Praxisakteur*innen Interviews durchgeführt. Ergänzend wurden auf europäischer (BirdLife) und nationaler Ebene (NABU) Stakeholder-Workshops organisiert.
Der NABU beauftragte das ITA mit der Gestaltung eines spannenden Workshops zur partizipativen Technikfolgenabschätzung, um Chancen und Konfliktpotenziale biotechnologischer Innovationen in der Bioökonomie genauer unter die Lupe zu nehmen. Die im Rahmen der Recherche, Interviews, Veranstaltungen und Workshops gewonnenen Erkenntnisse flossen zum Schluss in unser Ideen-Heft, das eine Inspirations- und Informationsquelle darstellt.
Während des NABU-Talks am 11. Dezember 2023 wurden vielversprechende und innovative Bioökonomie-Projekte vorgestellt. Im Mittelpunkt standen neue Rohstoffquellen, neue Formen des gesellschaftlichen Miteinanders und neue Ideen für klimaangepasste Landschaften. Mehr →
Am 01. Juni fand der NABU-Online-Talk „Welche Ökonomie braucht die Bioökonomie?“ mit über 90 Teilnehmer*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden, Behörden und der Zivilgesellschaft statt. Die von Christiane Grefe (Die ZEIT) moderierte Diskursveranstaltung markierte den Ausgangspunkt, um politische und wirtschaftliche Instrumente auf dem Weg in ein nachhaltigeres Wirtschaften zu diskutieren. Mehr →
Am 8. Mai 23 fand der NABU-Online-Talk mit über 95 Teilnehmer*innen statt. Vorgestellt wurden ausgewählte biotechnologische Ideen, die Flächen und fossile Abhängigkeiten entlasten sollen. Ihre Rolle im Natur- und Klimaschutz ist jedoch noch zu klären. Mehr →
Mit Mengensteuerung und Grenzausgleichsmaßnahmen ans Ziel: Effektive Wege, um eine an Klima- und Biodiversitätszielen ausgerichtete Bioökonomie umzusetzen, zeigt eine neue Studie, die im Auftrag des NABU durchgeführt wurde. Mehr →
Weil wir den Verbrauch an Kohle, Öl und Gas massiv reduzieren müssen, wird Biomasse wird als Rohstoff immer wichtiger für Industrie und Politik. Bioökonomie, also die stoffliche und energetische Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, befindet sich im Aufwind. Mehr →
Um Klimawandel und Umweltzerstörung zu begrenzen, muss unser Verbrauch fossiler Energieträger eingeschränkt und unser Wirtschaftssystem auf biobasierte Rohstoffe umgestellt werden. Doch für ein grundsätzliches Umdenken fehlt der Politik (noch) der Mut. Mehr →
