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Jetzt NABU-Mitglied werden!Wirksame Bioökonomie-Gesetzgebung
Rechtsinstrumente für eine umweltgerechte Biomassenutzung
Um den Verbrauch fossiler Ressourcen und die damit verbundenen Klima- und Umweltauswirkungen zu begrenzen, richtet sich die politische Aufmerksamkeit seit einigen Jahren vermehrt auf die energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse im Wirtschaftssystem – die Bioökonomie.
Was ist Bioökonomie?
Die Bioökonomie zielt darauf ab, einen Großteil der weltweit verwendeten fossilen Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas durch alternative Rohstoffe zu ersetzen. Hierzu dienen nicht nur Pflanzen, Holz und Nutztiere, sondern auch organische Reststoffe, Mikroorganismen, Algen oder Insekten.
Nach wie vor ungelöst ist in diesem Zusammenhang jedoch die Frage, welche rechtlichen Möglichkeiten und politischen Steuerungsoptionen bestehen, um nicht-nachhaltige Muster der Ressourcennutzung grundlegend zu verändern und eine dauerhaft umweltgerechte und ressourcenschonende Wirtschaftsweise zu etablieren.
Diese Lücke schließt eine neue Studie der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik im Auftrag des NABU: Sie zeigt, welche Steuerungsoptionen für die Bioökonomie-Gesetzgebung auf nationaler und europäischer Ebene möglich sind.
Rechtliche und politische Steuerinstrumente
Für die Umsetzung einer nachhaltigen Bioökonomie, die sich an den im Paris-Agreement vereinbarten Klima- und Biodiversitätszielen ausrichtet, identifiziert die Studie, insbesondere auf EU-Ebene, folgende politisch-rechtliche Maßnahmen als zielführend:
- Mengensteuerung durch Emissionshandel: Dafür ist die Ausweitung und Verschärfung des Europäischen Emissionshandels (EU ETS) auf sämtliche fossile Brennstoffe, tierische Produkte (Fleisch-, aber auch Milchprodukte) sowie Pestizide notwendig. Der EU Emissionshandel funktioniert nach dem Prinzip „Begrenzen und Handeln“ oder Cap and Trade. Mit der staatlich festgelegten Obergrenze (Cap) muss politisch entschieden werden, wie viele Treibhausgase höchstens emittiert, wie viele Nutztiere geschlachtet, wie viele Liter Milch verarbeitet oder wie viele Pestizide ausgebracht werden dürfen. Entsprechende Unternehmen, Pestizidproduzenten, Schlachthöfe oder Molkereien werden eine begrenzte Anzahl an Berechtigungen zur Verfügung gestellt. Unternehmen, bei denen die Zuteilung nicht ausreicht, müssten weitere Berechtigungen dann in Auktionen ersteigern oder von anderen Unternehmen kaufen, die bereits weniger in Anspruch nehmen. Die Obergrenzen werden in den folgenden Jahren schrittweise gesenkt. Dadurch werden die Zertifikate teurer und der Anreiz, den eigenen Produktionsumfang und die Emissionen zu senken, größer.
- Grenzausgleichsmaßnahmen an den EU-Außengrenzen: Wirksame EU-Klimapolitik gelingt am besten dann, wenn man zugleich mit möglichst vielen anderen Staaten, die ähnliche Maßnahmen ergreifen, eine Art globalen Klimaclub bildet und zugleich Grenzausgleichsmaßnahmen an den Außengrenzen (sog. Border Adjustments) gegenüber solchen Staaten einführt, die nicht mitmachen. Andernfalls würde man Emissionen und schädliche Umweltfolgen einfach dorthin verlagern und gleichzeitig ökonomische Nachteile in Kauf nehmen. Mit derartigen Ökozöllen schafft man zudem Anreize, dass andere Staaten beim Klimaclub mitmachen.
Darüber hinaus präsentiert die Studie folgende Maßnahmen, die ordnungsrechtlich verankert werden sollten:
- Nahezu ausnahmsloser Schutz von alten Wäldern und Mooren sowie ein Wiedervernässungsgebot
- Ausweitung der im Ökolandbau etablierten Tierhaltungs-Flächenbindung auf die gesamte agrarische Fläche
- Weitgehende Beschränkung der Bioenergie-Nutzung auf bestimmte Reststoffe, flankiert durch Importverbote
- National und international vollständige Umstellung aller Agrar- und Forstsubventionen auf „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“, um ergänzend zu den Mengensteuerungssystemen Naturschutz und Aufforstung voranzutreiben
- Klarere Definition von Wäldern
- Völliges Verbot bestimmter Einwegprodukte unabhängig vom verwendeten Material
- Verpflichtung zu möglichst weitgehender Kreislaufführung und (nachrangig) Bioabbaubarkeit bei Biokunststoffprodukten
- Strengere schadstoffrechtliche Regeln (auch) für biobasiertes (Mikro-)Plastik
Fazit
Die vereinbarten Klimaschutz- und Biodiversitätsziele sind nur mit einer Loslösung der Industrie von fossilen Rohstoffen zu erreichen. Die dafür benötigte stoffliche Grundlage wird vorrangig Biomasse sein. Es bedarf dabei einer schonenden Nutzung der nur begrenzt zur Verfügung stehenden nachwachsenden Rohstoffe, wenn diese natur- und klimaverträglich angebaut werden sollen. Die vorgelegte Studie zeigt das Potenzial und die Notwendigkeit, diesen Schutz gesetzlich verbindlich zu verankern. Der NABU strebt als einen ersten wichtigen Schritt die Umsetzung eines starken, nationalen Ressourcenschutzes sowie den Start einer politischen Diskussion zur Ausweitung des Emissionshandels auf der europäischen Ebene an.
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Einfach erklärt, ist Bioökonomie ein auf nachwachsenden Rohstoffen basierendes Wirtschaftssystem. Als Rohstoffe können dabei nicht nur Pflanzen, Holz und Nutztiere eingesetzt werden – sondern auch organische Reststoffe, Mikroorganismen, Algen oder Insekten. Mehr →
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