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Technische Kohlenstoffsenken

NABU-Standpunkt erkennt technische Senken als Baustein im Klimaschutz an

Um das Klima zu stabilisieren, reichen Emissionsminderungen allein nicht aus. Es braucht natürliche und technische Kohlenstoffsenken. Der NABU begleitet die Debatte um Technologien wie CCS, CCU oder DACCS kritisch und bringt sich mit eigenen Bewertungen ein.

Können Technologien zur Speicherung von Kohlenstoff, wie hier in der Industrie, einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten? - Foto: Getty Images/IGphotography

Können Technologien zur Speicherung von Kohlenstoff, wie hier in der Industrie, einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten? - Foto: Getty Images/IGphotography


Verantwortung übernehmen, Risiken minimieren

Thesenpapier mit BDI, DGB und WWF

Gemeinsam mit BDI, DGB und WWF spricht sich der NABU für eine gemeinsame Industrie- und Klimastrategie aus. Ziel ist es, Restemissionen in schwer dekarbonisierbaren Sektoren zu vermeiden – mit klaren Regeln, gesellschaftlicher Beteiligung und Priorität für naturbasierte Lösungen. 

Als Vertreter*innen von Industrie, Gewerkschaften und Umweltverbänden bekennen wir uns zur Minderung von CO₂-Emissionen, zu einem ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien, zu mehr Effizienz und der Förderung natürlicher CO₂-Senken wie Wäldern und Mooren.

In einigen wenigen Bereichen wie der Zement- und Kalkindustrie werden wir jedoch nicht umhinkommen, auch technische Senken wie CCS (Carbon Capture and Storage) zum Einsatz zu bringen. Wir fordern die Bundesregierung auf, im Rahmen der Carbon-Management-Strategie und deren Umsetzung einen klaren Rahmen für diese technischen Senken zu stecken. Außerdem setzen wir uns gemeinsam für eine aktive und frühe Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, Länder und Kommunen ein, um die Akzeptanz solcher Lösungen sicherzustellen.


- Thesenpapier mit BDI, DGB und WWF: Industrietransformation aus einem Guss (01/2024)

Was sind technische Kohlenstoffsenken?

Technische Senken sollen CO₂ aus der Atmosphäre binden und dauerhaft speichern. Dabei gibt es verschiedene Ansätze – mit ganz unterschiedlichen Wirkungen, Risiken und Reifegraden:


CCS

Kurz erklärt wird bei CCS das CO₂ nach der Abtrennung unterirdisch oder im Meeresuntergrund dauerhaft und vollständig gespeichert. Unterirdisch geht das in salzhaltigen Grundwasserleitern, sogenannten salinen Aquiferen. Das ist technisch möglich, aber bislang kaum skaliert. 


Wie funktioniert CCS?

CCS (Carbon Capture and Storage) ist die Abtrennung von CO₂ an punktuellen Emissionsquellen (zum Beispiel an Industrieanlagen) und die anschließende langfristige Deponierung in unterirdischen geologischen Formationen. CO₂ wird aus Emissionen industrieller Anlagen abgetrennt. Durch CCS können unvermeidbare Restemissionen in der Industrie reduziert werden. Dieser Prozess kann bestenfalls klimaneutral sein und erzeugt keine negativen Emissionen.  

Inwieweit wird CCS bereits heute eingesetzt?

Das Verfahren Carbon Capture (CC) ist bereits gut erforscht und im großtechnischen Maßstab etabliert. Allerdings wird dafür sehr viel Energie benötigt.

In Deutschland, westlich von Berlin, wurde der Pilotspeicher Ketzin zwischen 2008 und 2013 betrieben und dann planmäßig stillgelegt. In der Zeit wurden rund 67.000 Tonnen CO₂ in einem salzhaltigem Grundwasserleiter in einer Tiefe von 630 bis 650 Metern gespeichert. Im Rahmen dieses Projekts konnte die Sicherheit und Verlässlichkeit der CO₂-Speicherung nachgewiesen werden. Während der gesamten Betriebszeit des Speichers fand das Projekt lokale und regionale Akzeptanz. Momentan werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die nationale und internationale Standardisierung solcher Anlage verwendet.

Im Europa existieren mehrere Pilotanlagen für CCS, etwa in Neccus in der schottischen Nordsee, Greensand vor der dänischen Küste und Porthos im Hafen von Rotterdam. In Norwegen wurden vor kurzem Pläne für eine der weltweit größten CCS-Anlagen genehmigt.

Welche Notwendigkeit gibt es für den Einsatz von CCS-Technologien?

Die Debatte um CCS-Technologien brodelt seit 20 Jahren: Einige Wissenschaftler*innen sehen diese Technologien als wesentlichen Bestandteil einer Übergangsphase zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Dazu zählen zum Beispiel die Autor*innen des IPCC-Berichts 2005. Andere sehen in den Technologien nur eine Ausrede für eine längere Nutzung fossiler Energieträger. Sie stellen auch infrage, ob erneuerbare Energien ausreichend zur Verfügung stehen, um Filter- und Speicheranlagen zu betreiben.

In Deutschland sind die bisher beschlossenen Instrumente zur Eindämmung des Klimawandels unzureichend, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Das Umweltbundesamt legt zwar in einer Studie dar, dass es möglich ist, Klimaneutralität durch natürliche Senken wie Wälder zu erreichen, wenn drastische Maßnahmen zur Senkung der CO₂-Emissionen ergriffen werden. Allerdings gehen die Autor*innen aktueller Szenario-Studien davon aus, dass diese Maßnahmen nicht in ausreichendem Maße umgesetzt werden - und somit auch Technologien für Negativemissionen notwendig sein werden.

Fest steht: Je später und je schwächer Maßnahmen im Energiesektor eingeführt werden, desto größer wird der Bedarf, negative Emissionen zu erzielen, um die Klimaziele zu erreichen. Damit die notwendigen Technologien in Zukunft verfügbar sein werden, muss heute in ihre Erforschung investiert werden.

CCU

Kurz erklärt wird bei CCU CO₂ nach der Abscheidung in Produkten weiterverarbeitet. Bisher zeigt sich hier nur ein begrenzter Nutzen für das Klima.


Wie funktioniert CCU?

Bei CCU (Carbon Capture and Utilization) wird das technisch abgeschiedene CO₂, entweder aus der Atmosphäre oder von Emissionen, in verschiedenen Produkten weiterverarbeitet. Es können Energieträger, Produkte der chemischen Industrie (Düngemittel, Kunststoffe) oder auch Baustoffe hergestellt werden. Wesentlich für die Klimabilanz ist die Beständigkeit der Produkte. Kohlenstoff aus E-Fuels gelangen sofort wieder in die Atmosphäre. Baustoffe hingegen können langfristige Speicher darstellen.    

Auf welchem Entwicklungsstand befinden sich CCU-Technologien?

In der Kreislaufwirtschaft kann CCU in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. In emissionsreichen Industrien ist das Potenzial groß, CO₂ direkt an der Quelle aufzufangen und in neue Wertschöpfungsketten zu geben. An konkreten Produkten wird intensiv geforscht.

CCU-Techniken befinden sich in vielen Fällen auf dem Niveau von Demonstrationsanlagen und werden auf einen industriellen Einsatz hochskaliert: Die breiteste Nutzung ist im Bereich der Power-to-X-Anwendungen vorgesehen.

Warum sind CCU-Technologien kontrovers?

In der Industrie ist Kohlenstoff die Grundlage vieler industrieller und chemischer Prozesse. Zum Beispiel die Zementherstellung lässt sich laut aktuellem Stand der Forschung nicht vollständig dekarbonisieren. Debattiert wird, in welchen Industriebranchen die Weiterentwicklung und Nutzung von CCU-Technologien am sinnvollsten ist.

Darüber hinaus ist aktuell noch unklar, wie man ein effizientes System zur Anwendung dieser Technologie schafft. In vielen Fällen wäre eine Anwendung von CCU in Verbindung mit CCS sinnvoll. Allerdings liegen geeignete CCU-Standorte und günstige Lagerstätten für CCS oft weit auseinander.

Auch wenn CCU-Technologien einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele bis 2045 leisten können, wenn der dazu benötigten Strom aus erneuerbaren Energien stammt, bleibt zu Bedenken: Das in neuen Produkten gebundene CO₂ wird immer am Ende der Nutzungskette in die Atmosphäre gelangt.

Die Einschätzung des NABU zum Einsatz von CCS und CCU finden sich hier.

Was sind Power-to-X Technologien?

Power-to-X-Technologien ermöglichen die Herstellung synthetischer Brenn-, Kraft- und Grundstoffe aus elektrischer Energie. Sie spielen zum Beispiel eine wichtige Rolle für Luftverkehr und Schifffahrt. Wasserstoff und CO₂ bilden die Grundlage dieser synthetischen Brenn-, Kraft- und Grundstoffe.

Eine gute Erklärung der Technologie bietet das Bundesumweltministerium.

DACCS

Kurz erklärt geschieht bei DACCS die CO₂-Abscheidung direkt aus der Luft. Die Hoffnungen sind groß, das Verfahren ist allerdings sehr energieintensiv.


Wie funktioniert DACCS?

DACCS (Direct Air Carbon Capture and Storage) ist die Abtrennung von CO₂ aus der Atmosphäre und anschließende langfristige Speicherung in unterirdischen geologischen Formationen.  Anders als bei CCS wird das CO₂ direkt aus der Atmosphäre entnommen. Allerdings ist der Prozess noch sehr teuer und nicht für große Mengen verfügbar. 

Wie ist der Stand der Forschung bei DACCS?

Für Anlagen zur Filterung von CO₂ direkt aus der Luft gibt es heutzutage verschiedene Grundkonstruktionen. Eine der Konstruktionsarten umfasst mehrere Ventilatoren, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums große Luftmengen zwischen Filterstoffen, sogenannten Sorptionsmitteln, umwälzen können. Eine andere Konstruktionsart sieht die Erstellung künstlicher Bäume vor, bei denen große Flächen von Sorptionsmitteln mit der Atmosphäre in Kontakt kommen. So wird der Prozess der Photosynthese nachgeahmt, bei dem die Blätter natürlicher Bäume CO₂ aufnehmen. Hierfür gibt es eine Pilotanlage der Arizona State University. Bei beiden Konzepten können die Sorptionsmittel nach der Entfernung des CO₂ wiederverwendet werden. Hilfreiche Übersichtsseiten zu den Projekten weltweit gibt es hier und hier.

Wie nachhaltig ist DACCS?

Verfahren zur Filterung von CO₂ aus der Luft (DACCS) sind technisch aufwändig, da die normale Umgebungsluft nur in sehr geringen Maße CO₂ enthält, nämlich 0,04 Prozent. Entsprechend viel Luft muss gefiltert werden, um eine große Menge an CO₂ einzufangen. DACCS-Anlagen sind somit weniger effizient als Anlagen, die direkt die Emissionen fossiler Kraftwerke mit einer höheren CO₂-Konzentration filtern.

Beide Air-Capture-Verfahren benötigen viel Energie für die Extraktion von CO₂. Deshalb ist für eine Abschätzung der Umweltauswirkungen dieser Verfahren die Art der Stromversorgung ausschlaggebend.

Die Auswirkungen von DACS-Anlagen auf Wasservorkommen sind ambivalent zu betrachten: Einerseits verbrauchen die Anlagen selbst kein Wasser. Andererseits kann der Wasserverbrauch bei der Herstellung von chemischen Mitteln für die Filteranlagen erheblich sein. Und nicht zuletzt sollte die Entsorgung der Filtermittel nach Nutzungsende bedacht werden: Das in einigen DACCS-Anlagen verwendete Natriumhydroxid ist hochgradig korrosiv, und das verwendete Chlorgas ist hochgiftig.

Insgesamt zeigt das DACCS-Verfahren Vorteile gegenüber konventionellen CCS-Verfahren. DACCS-Anlagen können überall aufgestellt werden, sofern kohlenstoffarme Energieträger und geeignete CO₂-Speicher oder Transportmöglichkeiten zu geeigneten Speicherstätten verfügbar sind. Sie müssen nicht, wie bei der konventionellen CCS-Technologie, zusammen mit fossilen Kraftwerken oder industriellen Produktionsanlagen errichtet werden, sie könnten sogar auf hoher See stehen. Das bedeutet, dass DACCS im Prinzip die CO₂-Emissionen aus stark verteilten Quellen wie Verkehr, Gebäuden und der Landnutzung in der Forst- und Landwirtschaft auffangen könnte. Um Negativemissionen zu erreichen, muss die bei dieser Anwendung verwendete Energie klimaneutral erzeugt werden. Darüber hinaus zeigt DACCS-Verfahren Vorteile gegenüber BECCS. DACCS hat einen viel geringeren Fußabdruck hinsichtlich der Wasser- und Flächennutzung, somit bietet es Vorteile für den Biodiversitätsschutz und die Gewährleistung der Ernährungssicherheit.

BECCS

Bei BECCS wird das CO₂ an punktuellen Emissionsquellen abgeschieden, die durch Bioenergie verursacht werden.


Wie funktioniert BECCS?

BECCS (Bioenergy Carbon Capture and Storage) ist die Abtrennung von CO₂ an punktuellen Emissionsquellen, die durch Bioenergie verursacht werden. Zunächst entziehen Pflanzen der Atmosphäre CO₂ und speichern den Kohlenstoff in ihrer Biomasse.

Wird Biomasse anschließend zur Energiegewinnung eingesetzt und verbrannt, wird der Kohlenstoff in Form von CO₂ wieder freigesetzt. An der Emissionsquelle kann das CO₂ dann abgetrennt und langfristig in geologischen Formationen deponiert werden. Allerdings ist nachhaltig errzeugte Biomasse ein knappes Gut, das zu wertvoll zum Verbrennen ist. Eine Intensivierung des Biomasseanbaus in Intensivlandwirtschaft für BECCS lehnen wir ab.

Inwieweit wird BECCS bereits eingesetzt?

BECCS befindet sich noch auf dem Level von Demonstrationsanlagen. Deswegen ist eine Berechnung des genauen Einsparpotentials und der Kosten nur unter Vorbehalt möglich. Verschiedene Institutionen kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen: Während Forscher der Agora Energiewende das Potenzial hoch einschätzen, sieht die Deutsche Energie-Agentur Dena ein mittleres Potenzial, während Experten des BDI es für sehr gering halten. Zu Bedenken bleibt auch die begrenzte Verfügbarkeit nachhaltiger Biomasse.

Wie nachhaltig ist BECCS?

Der Einsatz von Kohlenstoffabscheidungs- und Speicherungstechnologien an Biogasanlagen (BECCS) ist hochproblematisch, da die Produktion von Biomasse für die Energiegewinnung in Konkurrenz mit dem Erhalt der Biodiversität und der Verwendung der begrenzten Flächen für die Landwirtschaft steht. Bei der Förderung von BECCS wird davon ausgegangen, dass Bioenergie emissionsfrei sei, da Pflanzen beim Wachsen CO₂ aufnehmen. Nur unter dieser Annahme der CO₂-Neutralität der Biomasse kann BECCS zu einer relevanten CO₂-Reduktion beitragen. Allerdings ist diese vermeintliche Neutralität nicht haltbar, sie entspricht nicht der wissenschaftlichen Datenlage. Biomasse, insbesondere Wälder, brauchen bis zu 80 Jahren, um wieder nachzuwachsen. Wenn sie gefällt sind, fehlen die Speicherfunktionen dieser Bäume im Wald, was zusätzlich zu einer Belastung der Kohlendioxidbilanz beiträgt.

Sonstige technische Verfahren


Was sind beschleunigte Verwitterung und Ozean-Alkalisierung?

Bei der beschleunigten Verwitterung werden Mineralien zerkleinert und im Boden oder in Ozeanen ausgebracht. Im Boden binden sie CO₂ chemisch. Im Ozean führt die beschleunigte Verwitterung zu einer Alkalisierung des Meerwassers, welches dann wieder mehr CO₂ aufnehmen kann. Die Ozean-Alkalisierung gehört zum Geoenineering.   

Was ist Ozean-Düngung?

Ozean-Düngung ist ein bislang rein experimenteller Ansatz des Geoengineering, bei welchem dem Meer beispielsweise große Mengen Eisen-Phosphat zugesetzt werden sollen. So soll die CO₂ Aufnahme durch Algenwachstum erhöht werden. Weitere Ansätze wir künstlicher Auftrieb werden diskutiert. Grundsätzlich sind alle Ansätze des Geoengineering sehr risikoreich, weil sie eine hohe Eingriffstiefe haben und nicht mehr rückholbar sind.

Was ist Pflanzenkohle?

Durch sauerstoffarme Verbrennung wird Pflanzenkohle aus Biomasse hergestellt. Die Pflanzenkohle wird in der Landwirtschaft genutzt, in den Boden eingebracht und absorbiert hier CO₂.


Risiken, Energiebedarf und Skalierung

Fast alle Verfahren stehen noch am Anfang. Sie brauchen enorme Mengen Energie – und könnten so selbst zum Problem für unser Klima werden, wenn sie nicht mit 100 % Erneuerbarer Energie betrieben werden. Zudem fehlen in vielen Fällen belastbare Nachhaltigkeitskriterien.

CCS-, BECCS- und DACCS-Technologien wurden in erster Linie entwickelt, um einen schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu ermöglichen. Durch die Abscheidung, den Transport und die geologische Speicherung von CO₂ aus der Industrie können zwischen 65 Prozent und 80 Prozent CO₂-Emissionen eingespart werden. Demgegenüber steht allerdings ein erhöhter Energieverbrauch der gesamten Prozesskette um etwa 40 Prozent.

Fest steht: Nur wenn das eingelagerte CO₂ dauerhaft und vollständig in den Speichern verbleibt, können diese Technologien einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eine Speicherung ist in ausgeförderten Kohlenwasserstofflagerstätten, in salzhaltigen Grundwasserleitern, in Kohleflözen oder im Meeresuntergrund möglich.


Wie riskant sind diese Technologien?

Bei all diesen Technologien bestehen Risiken beim Transport des CO₂ durch Pipelines, per Schiff, Schiene oder Straße zum Speicherort: Die Befürworter*innen dieser Technologien halten diese Risiken durch eine angemessene Wartung der Anlagen für bewältigbar.

Viele Wissenschaftler*innen halten die Speicherung von CO₂ in Kohlenwasserstofflagerstätten für wenig problematisch, da sich im Laufe der Erdgeschichte auf natürlichem Wege Öl oder Gas in Kohlenwasserstoff-Speichergesteinen gesammelt haben und dort verblieben sind. Um die dauerhafte Speicherung sicherzustellen, kann die Dichtigkeit der Bohrlöcher durch Druckmessungen, Gassensoren und Temperaturmessungen kontrolliert werden. Ähnliches würde für die Speicherung in salzhaltigen Grundwasserleitern gelten. Das Umweltbundesamt plädiert für die Gewährleistung einer maximalen jährlichen Leckagerate von 0,01 Prozent.



Wie gehen wir mit Emissionen um, die sich einfach nicht vermeiden lassen? - Foto: Pixabay/Svetlanabar

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Warum der Begriff „Negativemissionen“ trügerisch sein kann

Nur wenn CO₂ dauerhaft entfernt und gespeichert wird, sprechen wir von echten Negativemissionen. Das ist zum Beispiel der Fall bei natürlichen Kohlenstoffsenken oder CO₂-Filterung direkt aus der Luft mit anschließender Speicherung. Viele Verfahren sind aber nicht dauerhaft – oder kaschieren lediglich eine verlängerte Nutzung fossiler Energien. Wird Kohlenstoff aus der Verbrennung von fossilen Rohstoffen abgefangen und anschließend für neue Produkte genutzt, kann dies den Prozess maximal CO₂-neutral machen.

Beteiligung ermöglichen – Vertrauen schaffen

Für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz braucht es Mitsprache. Der NABU schlägt dafür die Einrichtung eines transdisziplinären Beirats vor – um Forschung, Standards und Grenzen technischer Senken gemeinsam zu entwickeln.

Der NABU fördert ein transparentes Verfahren unter Beteiligung von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Wir empfehlen, einen transdisziplinären Beirat (oder Klima-Tisch) zu gründen, um sozial robuste und akzeptable Lösungen zu schaffen. Ein solches Gremium hätte die Aufgabe, die Implementierung der Infrastruktur für negative Emissionstechnologien zu begleiten, zu geeigneten Förderinstrumente zu beraten sowie die Technologien auf ein notwendiges Maß zu begrenzen, damit im Jahr 2045 CCS nur noch für unvermeidliche Restemissionen eingesetzt wird.

Im Projekt „Umsetzung eines zukunftsfähigen Vorsorgeprinzips – Innovationen hinsichtlich der Risiken für Umwelt und Gesundheit bewerten und nachhaltig gestalten“ entwickelt NABU einen Verfahrensvorschlag zur Governance von risikobehafteten Innovationen unter Beteiligung der Gesellschaft. Die Einschätzung des NABU zum Einsatz von CCS und CCU finden Sie hier.


Downloads

0.3 MB - Offener Brief: Umweltverbände warnen vor Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (CCS) für technisch vermeidbare Emissionen (09/25)
0.2 MB - NABU-Stellungnahme: Reform des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (07/2025)
2 MB - NABU-Positionspapier: Klima- und Biodiversitätskrise zusammendenken (06/25)
0.1 MB - FAQ: Carbon Capture and Storage (CCS) (01/2024)
0.1 MB - Thesenpapier mit BDI, DGB und WWF: Industrietransformation aus einem Guss (01/2024)
0.2 MB - Eckpunktepapier: Voraussetzungen für eine erfolgreiche und breit akzeptierte Carbon-Management-Strategie (3/2023)
0.8 MB - Studie im Auftrag des NABU: Wie ökologisch und sozial verträglich sind CCS-, BECCS- und CCU-Technologien? (10/2022)
 

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Katharina Fey
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