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Negative Emissionstechnologien

Der NABU-Standpunkt zu CCU und CCS

Jedes Zehntelgrad Erderhitzung mehr vernichtet Arten und Lebensräume. Deshalb ist es wichtig, klimaschädliche Emissionen zu minimieren. Der NABU beantwortet Fragen zu negativen Emissionstechnologien und bewertet Chancen und Risiken aus Sicht des Naturschutzes.

Können Technologien zur Speicherung von Kohlenstoff, wie hier in der Industrie, einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten? - Foto: Getty Images/IGphotography

Können Technologien zur Speicherung von Kohlenstoff, wie hier in der Industrie, einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten? - Foto: Getty Images/IGphotography

Wollen wir weiter von funktionierenden Ökosystemen profitieren, müssen wir die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen und CO₂-arme Lösungen für industrielle Prozesse finden. Das ist nicht überall einfach: Zum Beispiel Stahl und Zement können nicht kurzfristig CO₂-neutral erzeugt werden. Um trotzdem die klimaschädlichen Emissionen zu minimieren, plant die Bundesregierung eine umfangreiche Carbon Management Strategie. Hierbei spielen Technologien zur Speicherung von Kohlenstoff eine Rolle. Mit ihnen kann man Treibhausgase binden und speichern. Aber auch nicht-technischen Maßnahmen wie Aufforstung, Bodenverbesserung oder generell die Reparatur geschädigter Ökosysteme gehören dazu.

Der NABU beantwortet auf diesen Seiten grundlegende Fragen zu negativen Emissionstechnologien und positioniert sich aus der Sicht des Naturschutzes zu dieser Strategie. Denn die Nutzung und Weiterentwicklung dieser Technologien werden kontrovers diskutiert. Wir wollen einen gesellschaftlichen Diskurs zu Chancen und Risiken ermöglichen. Dazu zählt, Alternativen zu kennen: Wenn wir mehr CO₂-freie Materialien verwenden und natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder und Moore fördern, hilft das, Emissionen zu senken.


Vorsicht beim Umgang mit dem Begriff "negative Emissionstechnologien"

Nur wenn Kohlenstoff aus der Atmosphäre entnommen und dauerhaft gespeichert wird, erreichen wir negative Emissionen. Das ist zum Beispiel der Fall bei natürlichen Kohlenstoffsenken oder CO₂-Filterung direkt aus der Luft mit anschließender Speicherung. Wird Kohlenstoff aus der Verbrennung von fossilen Rohstoffen abgefangen und anschließend für neue Produkte genutzt, kann dies den Prozess maximal CO₂-neutral machen.

Wie lässt sich CO₂ wieder einfangen?

Wenn Emissionen bereits in die Luft gelangt sind, kann das CO₂ mit energieintensiven Verfahren wieder abgeschieden werden:

  • Direkt an der Quelle: In Kohle und Gaskraftwerken wird die Abschneidung und Speicherung von CO₂ schon lange erforscht. Trotzdem ist sie noch im Entwicklungs- und Pilotstadium: Aktuell werden drei Verfahren (Post-Combustion, Pre-Combustion und Oxyfuel) parallel entwickelt und getestet. Noch ist unklar, welches Verfahren besser skalierbar ist.
  • Aus der Luft: Bei der Abschneidung von Kohlenstoff aus der Luft wird die Luft in Berührung mit chemischen Sorptionsmitteln gebracht, die das CO₂ herausfiltern und binden. Dieses Verfahren heißt Direct Air Capture, und wird oft als DAC abgekürzt. Hier haben sich zwei Verfahren durchgesetzt: Das High Temperature-DAC-Verfahren und das Low Temperature-DAC-Verfahren. Diese Verfahren erscheinen vielversprechend, sind aber mit hohen Kosten verbunden. Wird CO₂ aus der Luft filtriert und dann direkt gespeichert, spricht man von Direct Air Carbon Dioxide Capture and Storage, DACCS.

Speicherung – Carbon Capture and Storage

Bei Carbon Capture and Storage, kurz CCS, wird CO₂ unterirdisch oder im Meeresuntergrund dauerhaft und vollständig gespeichert. Unterirdisch geht das in salzhaltigen Grundwasserleitern, sogenannten salinen Aquiferen. CCS-Technologien existieren aktuell nicht in einem Umfang, der für das 1,5 Grad Ziel benötigt wird.


Weiternutzung – Carbon Capture an Utilization

CCU steht als Abkürzung für Carbon Capture and Utilization und bezeichnet die Abscheidung von CO₂ und dessen anschließender Nutzung in weiteren chemischen Prozessen. Das CO₂ fließt also wieder in neue Produkte. Dazu gehören zum Beispiel chemische Grundstoffe, Plastikprodukte, sowie synthetische Kraftstoffe (siehe Power-to-X Technologien). Stammt der in der Produktion verwendete Strom aus erneuerbaren Quellen, kann CCU kann einen Beitrag zur Dekarbonisierung einiger Industriezweige leisten. CCU ist dennoch nie klimaneutral, weil das CO₂ in den neuen Produkten nur für eine gewisse Zeit gebunden wird. CCU kann deshalb nur eine Verzögerung der Freisetzung bewirken.

Wie schnell das CO₂ wieder in der Atmosphäre landet, hängt vom Produkt ab. Bei synthetischen Kraftstoffen dauert es nur wenige Tage bis Wochen, bei der Verarbeitung zu Plastik kann es Jahre, bei Verarbeitung zu Zement sogar Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern.

CCU-Technologien befinden sich in vielen Fällen noch auf dem Niveau von Demonstrationsanlagen und werden zurzeit für den Einsatz in der Industrie hochskaliert.


Emissionsreduktion bei der Nutzung von Biomasse

Auch bei der Nutzung von Energie aus Biomasse entsteht CO₂. Zum Beispiel in Biogasanlagen: Hier werden Pflanzen sowie andere Substrate wie Blühwiesen, Rest- und Abfallstoffe verwertet und anschließend zur Strom- oder Wärmeerzeugung verbrannt oder zur Gewinnung von Bio-Ethanol vergoren. Dieser Prozess setzt den in den Pflanzen gespeicherter Kohlenstoff unter anderem in Form von CO₂ frei. Dementsprechend gibt es auch hier Lösungen, das CO₂ aufzufangen und zu speichern. Der Fachbegriff dafür ist BioEnergy Carbon Capture and Storage, kurz BECCS.


Technologien noch im Entwicklungsstadium

CCU-Technologien befinden sich in vielen Fällen noch auf dem Niveau von Demonstrationsanlagen und werden zurzeit für einen großindustriellen Einsatz hochskaliert. Auch das DAC-Verfahren (Direct Air Capture) befindet sich noch einem Frühstadium der Entwicklung. Insgesamt muss bedacht werden, dass sowohl die Abscheidung von CO₂ als auch die Herstellung der Produkte sehr energieintensiv ist. Deshalb muss die verwendete Energie zwingend aus Erneuerbaren Energien stammen, was angesichts der mangelnden Kapazitäten ein zusätzliches Problem für die Industrie darstellt.

Viele Fragen - hier finden Sie Antworten

Welche Verfahren sind nachhaltig? Wie gelingt ein verantwortungsvoller Einsatz? Diese Seite gibt Antworten.


Auf welchem Entwicklungsstand befinden sich CCU-Technologien?

In der Kreislaufwirtschaft kann CCU in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. In emissionsreichen Industrien ist das Potenzial groß, CO₂ direkt an der Quelle aufzufangen und in neue Wertschöpfungsketten zu geben. An konkreten Produkten wird intensiv geforscht.

CCU-Techniken befinden sich in vielen Fällen auf dem Niveau von Demonstrationsanlagen und werden auf einen industriellen Einsatz hochskaliert: Die breiteste Nutzung ist im Bereich der Power-to-X-Anwendungen vorgesehen.

Warum sind CCU-Technologien kontrovers?

In der Industrie ist Kohlenstoff die Grundlage vieler industrieller und chemischer Prozesse. Zum Beispiel die Zementherstellung lässt sich laut aktuellem Stand der Forschung nicht vollständig dekarbonisieren. Debattiert wird, in welchen Industriebranchen die Weiterentwicklung und Nutzung von CCU-Technologien am sinnvollsten ist.

Darüber hinaus ist aktuell noch unklar, wie man ein effizientes System zur Anwendung dieser Technologie schafft. In vielen Fällen wäre eine Anwendung von CCU in Verbindung mit CCS sinnvoll. Allerdings liegen geeignete CCU-Standorte und günstige Lagerstätten für CCS oft weit auseinander.

Auch wenn CCU-Technologien einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele bis 2045 leisten können, wenn der dazu benötigten Strom aus erneuerbaren Energien stammt, bleibt zu Bedenken: Das in neuen Produkten gebundene CO₂ wird immer am Ende der Nutzungskette in die Atmosphäre gelangt.

Die Einschätzung des NABU zum Einsatz von CCS und CCU finden sich hier.

Was sind Power-to-X Technologien?

Power-to-X Technologien ermöglichen die Herstellung synthetischer Brenn-, Kraft- und Grundstoffe aus elektrischer Energie. Sie spielen zum Beispiel eine wichtige Rolle für Luftverkehr und Schifffahrt. Wasserstoff und CO₂ bilden die Grundlage dieser synthetischen Brenn-, Kraft- und Grundstoffe.

Eine gute Erklärung der Technologie bietet das Bundesumweltministerium.

Wozu dienen CCS, BECCS und DACCS?

CCS-, BECCS- und DACCS- Technologien wurden in erster Linie entwickelt, um einen schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu ermöglichen. Durch die Abscheidung, den Transport und die geologische Speicherung von CO₂ aus der Industrie können zwischen 65 Prozent und 80 Prozent CO₂-Emissionen eingespart werden. Demgegenüber steht allerdings ein erhöhter Energieverbrauch der gesamten Prozesskette um etwa 40 Prozent. Fest steht: Nur wenn das eingelagerte CO₂ dauerhaft und vollständig in den Speichern verbleibt, können diese Technologien einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eine Speicherung ist in ausgeförderten Kohlenwasserstofflagerstätten, in salzhaltigen Grundwasserleitern, in Kohleflözen oder im Meeresuntergrund möglich.

Inwieweit wird CCS bereits heute eingesetzt?

Das Verfahren Carbon Capture (CC) ist bereits gut erforscht und im großtechnischen Maßstab etabliert. Allerdings wird dafür sehr viel Energie benötigt.

In Deutschland, westlich von Berlin, wurde der Pilotspeicher Ketzin zwischen 2008 und 2013 betrieben und dann planmäßig stillgelegt. In der Zeit wurden ca. 67 Tausend Tonnen CO₂ in einem salzhaltigem Grundwasserleiter in einer Tiefe von 630 bis 650 m gespeichert. Im Rahmen dieses Projekts konnte die Sicherheit und Verlässlichkeit der CO₂-Speicherung nachgewiesen werden. Während der gesamten Betriebszeit des Speichers fand das Projekt lokale und regionale Akzeptanz. Momentan werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die nationale und internationale Standardisierung solcher Anlage verwendet.

Im Europa existieren mehrere Pilotanlagen für CCS, etwa in Neccus in der schottischen Nordsee, Greensand vor der dänischen Küste und Porthos im Hafen von Rotterdam. In Norwegen wurden vor kurzem Pläne für eine der weltweit größten CCS-Anlagen genehmigt.

Inwieweit wird BECCS bereits eingesetzt?

BECCS befindet sich noch auf dem Level von Demonstrationsanlagen. Deswegen ist eine Berechnung des genauen Einsparpotentials und der Kosten nur unter Vorbehalt möglich. Verschiedene Institutionen kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen: Während Forscher der Agora Energiewende das Potenzial hoch einschätzen, sieht die Deutsche Energie-Agentur Dena ein mittleres Potenzial, während Experten des BDI es für sehr gering halten. Zu Bedenken bleibt auch die begrenzte Verfügbarkeit nachhaltiger Biomasse.

Wie ist der Stand der Forschung bei DACCS?

Für Anlagen zur Filterung von CO₂ direkt aus der Luft gibt es heutzutage verschiedene Grundkonstruktionen. Eine der Konstruktionsarten umfasst mehrere Ventilatoren, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums große Luftmengen zwischen Filterstoffen, sogenannten Sorptionsmitteln, umwälzen können. Eine andere Konstruktionsart sieht die Erstellung künstlicher Bäume vor, bei denen große Flächen von Sorptionsmitteln mit der Atmosphäre in Kontakt kommen. So wird der Prozess der Photosynthese nachgeahmt, bei dem die Blätter natürlicher Bäume CO₂ aufnehmen. Hierfür gibt es eine Pilotanlage der Arizona State University. Bei beiden Konzepten können die Sorptionsmittel nach der Entfernung des CO₂ wiederverwendet werden. Hilfreiche Übersichtsseiten zu den Projekten weltweit gibt es hier und hier.

Wie nachhaltig sind CCUS Technologien?

Mit der Abscheidung, dem Transport und der Lagerung von Kohlenstoff geht ein hoher Energie- und Flächenverbrauch einher. Daher beeinträchtigen alle Formen der Kohlenstoffspeicherung die Umwelt – egal ob CCS, BECSS oder DACCS.

In Europa existiert derzeit kein ausgereiftes Pipeline-Netz für den Transport des Kohlenstoffs von der Abscheidungsanlage zum finalen Lagerort. Der Bau neuer Pipelines erfordert wiederum neuen Flächenverbrauch sowie Lärmbelastung in der Nordsee, wenn die Speicherung Offshore erfolgt. Wenn alternativ der Transport von CO₂ auf einem Schiff erfolgt, werden Treibhausgase emittiert. Auch für die Lagerung wird Energie benötigt: etwa für die Trocknung und anschließende Pressung von CO₂ in Porenspeicher oder für die Lösung von CO₂ in Wasser mittels Pumpen.

Wie nachhaltig ist BECCS?

Der Einsatz von Kohlenstoffabscheidungs- und Speicherungstechnologien an Biogasanlagen (BECCS) ist hochproblematisch, da die Produktion von Biomasse für die Energiegewinnung in Konkurrenz mit dem Erhalt der Biodiversität und der Verwendung der begrenzten Flächen für die Landwirtschaft steht. Bei der Förderung von BECCS wird davon ausgegangen, dass Bioenergie emissionsfrei sei, da Pflanzen beim Wachsen CO₂ aufnehmen. Nur unter dieser Annahme der CO₂-Neutralität der Biomasse kann BECCS zu einer relevanten CO₂-Reduktion beitragen. Allerdings ist diese vermeintliche Neutralität nicht haltbar, sie entspricht nicht der wissenschaftlichen Datenlage. Biomasse, insbesondere Wälder, brauchen bis zu 80 Jahren, um wieder nachzuwachsen. Wenn sie gefällt sind, fehlen die Speicherfunktionen dieser Bäume im Wald, was zusätzlich zu einer Belastung der Kohlendioxidbilanz beiträgt.

Wie nachhaltig ist DACCS?

Verfahren zur Filterung von CO₂ aus der Luft (DACCS) sind technisch aufwändig, da die normale Umgebungsluft nur in sehr geringen Maße CO₂ enthält, nämlich 0,04 Prozent. Entsprechend viel Luft muss gefiltert werden, um eine große Menge an CO₂ einzufangen. DACCS-Anlagen sind somit weniger effizient als Anlagen, die direkt die Emissionen fossiler Kraftwerke mit einer höheren CO₂-Konzentration filtern.

Beide Air-Capture -Verfahren benötigen viel Energie für die Extraktion von CO₂. Deshalb ist für eine Abschätzung der Umweltauswirkungen dieser Verfahren die Art der Stromversorgung ausschlaggebend.

Die Auswirkungen von DACS-Anlagen auf Wasservorkommen sind ambivalent zu betrachten: Einerseits verbrauchen die Anlagen selbst kein Wasser. Andererseits kann der Wasserverbrauch bei der Herstellung von chemischen Mitteln für die Filteranlagen erheblich sein. Und nicht zuletzt sollte die Entsorgung der Filtermittel nach Nutzungsende bedacht werden: Das in einigen DACCS-Anlagen verwendete Natriumhydroxid ist hochgradig korrosiv, und das verwendete Chlorgas ist hochgiftig.

Insgesamt zeigt das DACCS-Verfahren Vorteile gegenüber konventionellen CCS-Verfahren. DACCS-Anlagen können überall aufgestellt werden, sofern kohlenstoffarme Energieträger und geeignete CO₂-Speicher oder Transportmöglichkeiten zu geeigneten Speicherstätten verfügbar sind. Sie müssen nicht, wie bei der konventionellen CCS-Technologie, zusammen mit fossilen Kraftwerken oder industriellen Produktionsanlagen errichtet werden, sie könnten sogar auf hoher See stehen. Das bedeutet, dass DACCS im Prinzip die CO₂-Emissionen aus stark verteilten Quellen wie Verkehr, Gebäuden und der Landnutzung in der Forst- und Landwirtschaft auffangen könnte. Um Negativemissionen zu erreichen, muss die bei dieser Anwendung verwendete Energie klimaneutral erzeugt werden. Darüber hinaus zeigt DACCS-Verfahren Vorteile gegenüber BECCS. DACCS hat einen viel geringeren Fußabdruck hinsichtlich der Wasser- und Flächennutzung, somit bietet es Vorteile für den Biodiversitätsschutz und die Gewährleistung der Ernährungssicherheit.

Wie riskant sind die CCS-, BECCS- und DACCS-Technologien?

Bei all diesen Technologien bestehen Risiken beim Transport des CO₂ durch Pipelines, per Schiff, Schiene oder Straße zum Speicherort: Die Befürworter*innen dieser Technologien halten diese Risiken durch eine angemessene Wartung der Anlagen für bewältigbar.

Viele Wissenschaftler*innen halten die Speicherung von CO₂ in Kohlenwasserstofflagerstätten für wenig problematisch, da sich im Laufe der Erdgeschichte auf natürlichem Wege Öl oder Gas in Kohlenwasserstoff-Speichergesteinen gesammelt haben und dort verblieben sind. Um die dauerhafte Speicherung sicherzustellen, kann die Dichtigkeit der Bohrlöcher durch Druckmessungen, Gassensoren und Temperaturmessungen kontrolliert werden. Ähnliches würde für die Speicherung in salzhaltigen Grundwasserleitern gelten. Das Umweltbundesamt plädiert für die Gewährleistung einer maximalen jährlichen Leckagerate von 0,01 Prozent.

Welche Notwendigkeit gibt es für den Einsatz von CCS-Technologien?

Die Debatte um CCS-Technologien brodelt seit 20 Jahren: Einige Wissenschaftler*innen sehen diese Technologien als wesentlichen Bestandteil einer Übergangsphase zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Dazu zählen zum Beispiel die Autor*innen des IPPC-Berichts 2005. Andere sehen in den Technologien nur eine Ausrede für eine längere Nutzung fossiler Energieträger. Sie stellen auch infrage, ob erneuerbare Energien ausreichend zur Verfügung stehen, um Filter- und Speicheranlagen zu betreiben.

In Deutschland sind die bisher beschlossenen Instrumente zur Eindämmung des Klimawandels unzureichend, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Das Umweltbundesamt legt zwar in einer Studie dar, dass es möglich ist, Klimaneutralität durch natürliche Senken wie Wälder zu erreichen, wenn drastische Maßnahmen zur Senkung der CO₂-Emissionen ergriffen werden. Allerdings gehen die Autor*innen aktueller Szenario-Studien davon aus, dass diese Maßnahmen nicht in ausreichendem Maße umgesetzt werden - und somit auch Technologien für Negativemissionen notwendig sein werden.

Fest steht: Je später und je schwächer Maßnahmen im Energiesektor eingeführt werden, desto größer wird der Bedarf, negative Emissionen zu erzielen, um die Klimaziele zu erreichen. Damit die notwendigen Technologien in Zukunft verfügbar sein werden, muss heute in ihre Erforschung investiert werden.


Bedarf an Beteiligung

Der NABU fördert ein transparentes Verfahren unter Beteiligung von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Wir empfehlen, einen transdisziplinären Beirat (oder Klima-Tisch) zu gründen, um sozial robuste und akzeptable Lösungen zu schaffen. Ein solches Gremium hätte die Aufgabe, die Implementierung der Infrastruktur für negative Emissionstechnologien zu begleiten, zu geeigneten Förderinstrumente zu beraten, sowie die Technologien auf ein notwendiges Maß zu begrenzen, damit im Jahr 2045 CCS nur noch für unvermeidliche Restemissionen eingesetzt wird.

Im Projekt „Umsetzung eines zukunftsfähigen Vorsorgeprinzips – Innovationen hinsichtlich der Risiken für Umwelt und Gesundheit bewerten und nachhaltig gestalten“ entwickelt NABU einen Verfahrensvorschlag zur Governance von risikobehafteten Innovationen unter Beteiligung der Gesellschaft. Die Einschätzung des NABU zum Einsatz von CCS und CCU finden Sie hier.


Downloads

0.5 MB - NABU-Standpunkt: CCU und CCS in der Industrie – Können diese Technologien einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten?
0.8 MB - Studie im Auftrag des NABU: Wie ökologisch und sozial verträglich sind CCS, BECCS und CCU Technologien?
 
Forschung und Innovation. - Foto: unsplash/John Adams
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