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Kann Kohlendioxid sicher unter dem Meeresboden gespeichert werden?
CO₂ der Atmosphäre entziehen oder direkt dort abscheiden, wo es entsteht – und dann unter dem Boden speichern: Was nach einer einfachen Lösung für die Klimakrise klingt, ist weiterhin mit großen Fragezeichen versehen. Das Ökoinstitut hat in einer vom NABU begleiteten Studie untersucht, welche Risiken es dabei gibt und wie sie kontrolliert werden können. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei auf der Offshore-Speicherung, also der Speicherung von CO₂ unter dem Meeresboden.
Warum erwägt die Bundesregierung, CO₂ im Meeresboden zu speichern?
Das Gas CO₂ (Kohlendioxid) ist der Haupttreiber der Klimakrise. Es gelangt vor allem bei Verbrennungsprozessen von fossilen Ressourcen wie Kohl, Öl oder Erdgas in die Atmosphäre, wo es über viele Jahre das Klima beeinflusst und zur Erderwärmung beiträgt. Der effektivste Klimaschutz bleibt weiterhin die Vermeidung der CO₂-Emissionen. Gleichzeitig wird daran geforscht, wie unvermeidbare CO₂-Emissionen sicher gespeichert werden können, zum Beispiel in Gesteinsformationen unter der Erde. Zusammengefasst wird das unter dem Begriff „Carbon Capture and Storage“, kurz CCS.
Die Studie befasst sich primär mit vier Bereichen:
1. Regulatorischer und technischer Rahmen
Die EU-Direktive zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) bietet eine Grundlage für die Regulierung der CO₂-Speicherung, aber es gibt noch Raum für Verbesserung. So soll ein unabhängiges Monitoring durch Dritte, harmonisierte CO₂-Reinheitsstandards und verpflichtende Berichtsmechanismen eingeführt werden, um die Transparenz und das öffentliche Vertrauen zu stärken. Ein Mangel an regulatorischer Standardisierung in den EU-Mitgliedstaaten führt zu Ineffizienz und höheren Betriebskosten, was unnötige Risiken für die Projektbetreiber mit sich bringt.
2. Betriebliche Herausforderungen
Bei früheren Offshore-CO₂-Speicherprojekten kam es während der Speicherung zu betrieblichen Unregelmäßigkeiten, die zu erheblichen Kostenüberschreitungen führten. Diese Erfahrungen machen deutlich, wie wichtig die richtige Auswahl des Standorts und die Kontrolle des Prozesses ist, um die Risiken zu mindern. Die Wiederverwendung bestehender Infrastrukturen, wie beispielsweise Erdgas-Pipelines, mag kosteneffizient erscheinen, birgt aber aufgrund anderer technischer Schwierigkeiten zusätzliche Risiken.
3. Sicherheit für Umwelt und Menschen
Obwohl die Offshore-CO₂-Speicherung mit relativ überschaubaren Umweltrisiken verbunden ist, können diese nicht ignoriert werden. Mögliche CO₂-Leckagen, Lärm durch den zusätzlich nötigen Schiffsverkehr und die notwendige Infrastruktur werden sich negativ auf die marinen Ökosysteme auswirken. Das Risiko zusätzlicher CO₂-Emissionen durch Lecks bei der Onshore-Speicherung ist zwar für die menschliche Bevölkerung gering. Trotzdem empfiehlt die Studie, Speicherstätten in der Nähe von städtischen Gebieten zu vermeiden.
4. Überwachung und langfristige Haftung
Um Risiken und Gefahren früh zu erkennen, müssen die Speicherstätten permanent gesteuert und überwacht werden. Das gilt für die Zeit, während aktiv CO₂ eingelagert wird, aber auch darüber hinaus. Standortauswahl, Genehmigung und laufende Bewertungen sollten von einer unabhängigen dritten Stelle begleitet werden. Auch die langfristige Haftung, unter anderem für Sanierungs- und Wartungskosten, müssen geklärt sein.
Die EU-Leitlinien schreiben derzeit eine 20-jährige Nachsorgephase vor, nach der die staatlichen Behörden die Verantwortung übernehmen. In Deutschland sind 40 Jahre vorgeschrieben. Sowohl das Übergabeprotokoll als auch die Finanzierung. Sowohl das Übergabeprotokoll als auch die Finanzierung über einen Fonds für Langzeitfolgen und Insolvenzfälle müssen im Voraus geregelt sein.
Weitere konkrete Empfehlungen des Öko-Instituts und technische Details finden Sie in der deutsch- und englischsprachigen Zusammenfassung und dem englischen Volltext der Studie:
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