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Der Raubbau an Natur und Umwelt muss aufgehalten werden



Abholzung für die Pelletindustrie - Foto: Dogwood Alliance
Aus Biomasse können Strom, Wärme und Kraftstoffe erzeugt werden. Hierzu wird Holz in der Regel verbrannt, manchmal auch vergast. Aus landwirtschaftlicher Biomasse, Reststoffen und Abfällen können Biogas oder Biokraftstoffe erzeugt werden. Bioenergie wird vom Gesetzgeber als erneuerbar und klimaneutral gefördert, was zu erheblichen Auswirkungen auf Natur und Umwelt führt. So bestimmen mittlerweile Mais- und Rapsmonokulturen für die Produktion von Biogas und Biokraftstoffen in vielen Teilen Deutschlands die Agrarlandschaft – mit negativen Auswirkungen auf Boden, Wasser und Artenvielfalt. Wälder werden für die Produktion von Pellets eingeschlagen und werden künftig noch mehr gerodet, da der Bedarf aufgrund der gesetzlichen Förderung und Anreize fortlaufend zunimmt. Der NABU setzt sich dafür ein, diese Entwicklung aufzuhalten und die Energieerzeugung aus Biomasse auf ein naturverträgliches Maß zu reduzieren.
Bioenergie ist mit negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt verbunden
Neben den Auswirkungen auf Natur und Umwelt ist auch der Beitrag von Bioenergie zur Senkung der Treibhausgasemissionen zu bezweifeln, denn Bioenergie aus Wald- und Landwirtschaft ist bis auf wenige Ausnahmen keinesfalls klimaneutral:
- Die Energiedichte von Biomasse ist weitaus niedriger als die von fossilen Energieträgern. Daher müssen große Mengen eingesetzt werden, was mit einem hohen CO₂-Ausstoß verbunden ist. So wird beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO₂ als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe freigesetzt.
- Durch das Abholzen von Wäldern gehen wertvolle Kohlenstoffspeicher verloren, die für das Aufhalten der Erderwärmung unerlässlich sind.
- Durch die intensive Bodenbewirtschaftung, die sich auch zunehmend auf Grünlandflächen ausdehnt, und die Trockenlegung von Feuchtgebieten, können mehr Treibhausgase freigesetzt werden, als durch die fossile Energieerzeugung.
In Holz steckt weniger Energie als in Kohle, Öl oder Gas. Deshalb muss mehr davon verbrannt werden, um die gleiche Energiemenge zu erzielen. Nach Berechnungen des Weltklimarates wird beim Heizen mit Holz fast doppelt so viel Kohlendioxid (CO₂) freigesetzt wie beim Einsatz von Erdgas. Selbst wenn Bäume auf der gerodeten Fläche nachwachsen und so wieder CO₂ speichern, ergibt sich über klimarelevante Zeiträume eine noch schlechtere Klima-Bilanz als bei fossilen Brennstoffen.
Biomasse ist oftmals auch nicht erneuerbar. Ökologisch wertvolle Wälder, Grünland und Moore werden von Mono- und Intensivkulturen verdrängt, mit Auswirkungen auf Boden, Grund- und Oberflächenwasser sowie auf die Artenvielfalt.
Der Anbau von Energiepflanzen in Intensivkultur, in erster Linie Mais und Raps für Biokraftstoffe und Biogas, ist mit vielen negativen Folgen auf Natur und Umwelt verbunden:
- Verlust von Lebensräumen und Artenvielfalt durch die Intensivierung der Landwirtschaft
- Gefahr für das Oberflächen- und Grundwasser durch den verstärkten Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln
- Verdrängung der Nahrungsmittelproduktion auf ökologisch wertvolle Standorte
Durch den Anbau von Energiemais und Raps gelangt gesundheitsschädliches Nitrat ins Grundwasser. Die Überschreitung der zulässigen Grenzwerte konnte in Deutschland an vielen Stellen nachgewiesen werden. Zudem entweichen durch den Anbau von Mais auf Moorböden jährlich über 40 Tonnen CO₂ pro Hektar.
Der steigende Bedarf an Holzbiomasse hat den Einschlag von Wäldern über Europas Grenzen hinweg sprunghaft ansteigen lassen, was mit negativen Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Klima verbunden ist:
- Verlust der Artenvielfalt
- Zerstörung wertvoller Waldböden, was eine Wiederaufforstung oftmals unmöglich macht
- Umwandlung naturnaher Wälder in Monokulturen
- Beeinträchtigung der Kohlenstoffspeicherung von Wäldern bis hin zur Zerstörung
- Herabsetzung der Fähigkeit der Wälder zur Kohlenstoffspeicherung
Naturverträgliche Biomasse
Anbaubiomasse kann naturverträglich sein, wenn sie vormals intensiv genutzte und degradierte Flächen aufwertet. Blühkulturen auf ehemaligen Maisflächen können Humus aufbauen und Lebensraum für Insekten schaffen, wenn mindestens 10 Prozent nicht abgemäht werden.
Reststoffe und Abfälle haben Potenzial, Bioenergie naturverträglich und klimafreundlich zu erzeugen, wenn die Anforderungen des Naturschutzes berücksichtigt werden:
- Die stoffliche Verarbeitung von Biomasse – möglichst in langlebige Produkte – ist der energetischen Verwertung vorzuziehen.
- Nur Biomasse, die stofflich nicht verwertet werden kann, sowie Abfallprodukte aus der stofflichen Produktion sollten für eine naturverträgliche Energieerzeugung verwendet werden.
- Bei der energetischen Verwendung land- und forstwirtschaftlicher Reststoffe muss sichergestellt werden, dass ausreichend Biomasse zum Humusaufbau auf der Fläche verbleibt.
Der NABU setzt sich zusammen mit dem europäischen Dachverband BirdLife dafür ein, die Energieproduktion auf biogene Reststoffe und Abfälle aus Biomasse, die stofflich nicht (oder nicht mehr) nutzbar sind, zu beschränken. Wir fordern von der Politik, Bioenergie aus Holz und aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen nicht weiterhin als vermeintlich klimaneutrale erneuerbare Energie zu fördern.
Naturverträgliche Bioenergie sinnvoll einsetzen
Naturverträglich erzeugte Bioenergie kann einen wertvollen Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung liefern, auch wenn die Menge an Biomasse begrenzt ist. Ein Vorteil der Bioenergie ist, dass diese – im Unterschied zur Energie aus Wind und Sonne – immer verfügbar ist. Zudem sind Biogas und Biomethan speicherbar. So kann Strom aus Biogas bei Bedarf ins Netz eingespeist werden – und zwar dann, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Die bei der Verstromung anfallende Wärme kann in Wärmenetzen genutzt werden. Wenn in der Nähe der Biogasanlage eine Gasleitung liegt, kann zu Biomethan aufbereitetes Biogas ins Erdgasnetz eingespeist werden – eine weitere Möglichkeit der Bioenergie, zur Versorgungssicherheit beizutragen.
Auch der dezentrale Einsatz von Bioenergie in Nahwärmenetzen oder in regionalen Energieversorgungssystemen stellt eine sinnvolle Option dar. Wenn Bioenergie dort verwendet wird, wo sie erzeugt wird, können Emissionen, die während des Transports anfallen, auf ein Minimum beschränkt werden. Eine Nahwärmeversorgung von Dörfern, Gemeinden und Quartieren bietet sich an, wenn mit KWK-Anlagen (KWK-Kraftwärmekopplung) gekoppelte Biogasanlagen in der Nähe sind, wie zum Beispiel Bioabfallvergärungsanlagen am Siedlungsrand oder Biogasanlagen im ländlichen Raum.
In regionalen Energieversorgungssystemen kann Bioenergie, aufgrund der begrenzten Mengen, nur zusammen mit anderen Energieträgern naturverträglich für die Wärme- und Stromversorgung eingesetzt werden. Bei der Konzeption eines regionalen Energieversorgungssystems sollte der Beitrag der Bioenergie auf die naturverträglich verfügbaren Biomassemengen beschränkt werden.
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