8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
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Schleiereulen benötigen unsere Hilfe
Die Sonne ist untergegangen. Im spärlichen Licht der späten Dämmerung erkenne ich nur schemenhaft die Böschung vor mir. Plötzlich gaukelt lautlos ein krähengroßer, heller Vogel mit langen Flügeln vorüber. Im langsamen Flug patrouilliert er wenige Meter über dem Boden den Hang entlang bis er plötzlich herabstößt. Eine Schleiereule bei der Mäusejagd!
-> Zum Porträt der Schleiereule
Mit ihrem herzförmigen Gesicht und den kleinen dunklen Augen ist die Schleiereule vielleicht unsere schönste Eule. Das Gefieder ist oberseits gelbbraun und unterseits weiß. Federohren, wie viele ihrer Verwandten, tragen Schleiereulen nicht. Die Ohren liegen unter den Federn des Gesichtes verborgen. Wie ein Trichter sammelt das Gesicht den Schall und bündelt ihn zu den großen Ohröffnungen hin. Schleiereulen verfügen dadurch über ein perfektes Richtungshören, mit dem sie in stockdunkler Nacht jagen.
Blitzschnelle Drehung
Zum Jagderfolg trägt maßgeblich der lautlose Flug bei, mit dem Schleiereulen ihre Beute überraschen. Weiches, mit Flaum gepolstertes Gefieder und spezielle Zähnelungen an den äußeren Federn reduzieren das Flugpfeifen. So können Fluggeräusche die Beute nicht warnen und die Eulen beim Hören nicht stören.
Leibspeise Feldmäuse
Schleiereulen bevorzugen offene Niederungen mit Feldern und Dörfern, die ihnen Nahrung und Brutplätze bieten. Die Schleiereule ist die einzige mittelgroße Eule, die in Gebäuden nistet. In Kontinentaleuropa brütet sie oft in Scheunen, Speichern, Taubenschlägen, Ruinen und Kirchtürmen, anderswo auch in Bäumen und Felsen.
Nahrungsfavorit der Schleiereule ist die Feldmaus. Von deren Bestand hängt der Bruterfolg ab: viele Mäuse viel Nachwuchs, wenige Mäuse wenig oder kein Eulennachwuchs. Schleiereulen sind ein Paradebeispiel dafür, dass Beutegreifer vom Bestand ihrer Beute reguliert werden und nicht umgekehrt. Ohne Zugriff auf Beute erleiden Schleiereulen in strengen Wintern herbe Verluste, die sich erst über Jahre wieder ausgleichen. Deshalb leben Schleiereulen auch nicht in Regionen über 800 Metern Höhe und mit mehr als 40 Schneetagen.
Versteck in der Scheune
Die hohe Tür der Feldscheune quietscht, als ich sie öffne. Modriger Duft empfängt mich im Halbdunkel. Langsam lasse ich den Lichtkegel der Taschenlampe über die Dachbalken wandern. Ganz hinten in der Ecke sitzt sie: dicht an den Balken gedrückt, auf gestreckten Beinen hoch aufgerichtet und mit engem Gesichtsschleier – eine Schleiereule in typischer Tarnstellung. Für die ortstreue und ganzjährig anwesende Schleiereule sind Scheunen und Ställe nicht nur Brutplatz, sondern auch wichtige Tages- und Wintereinstände. Hier verdösen sie den Tag und notfalls kann man bei Schnee und Frost hier drinnen noch eine Maus erhaschen. Deshalb besitzen traditionelle Scheunen einen Euleneinflug
Dunkle, geräumige Nischen mit freiem Zuflug sind ideale Brutplätze. Schleiereulen bauen kein Nest. Die Eier liegen auf dem Boden, allenfalls eine Schicht zerfallener Gewölle dient als Unterlage. Wegen der Brutortstreue führen die meisten Schleiereulen monogame Dauerehen.
Vier bis sieben Eier
Ab April/Mai liegen vier bis sieben langovale, weiße Eier im Nest. Da Schleiereulen alle zwei bis drei Tage ein Ei legen und ab dem ersten Ei zu brüten beginnen, schlüpfen die Jungen asynchron und es finden sich unterschiedlich entwickelte Jungvögel im Nest. Das hat einen scheinbar grausamen, aber praktischen Grund: Bei knapper Nahrung haben immerhin ältere Junge eine Überlebenschance, die jüngsten müssen im Ernstfall verhungern und werden sogar aufgefressen. Die Brut- und Nestlingszeit dauert jeweils etwa einen Monat. Das Männchen versorgt seine brütende Partnerin und anfangs auch die zunächst blinden Jungen mit Futter. Sind die Jungeulen größer, gehen beide auf Jagd.
In den letzten 50 Jahren weisen die Schleiereulenbestände in vielen Ländern negative Trends auf, denn moderne Bauweisen bieten ihnen weniger Nischen, gegen Tauben vergitterte Kirchtürme sperren Eulen aus, massive Veränderungen der Kulturlandschaft nehmen den Vögeln ihre Jagdgebiete und die gerne straßennah jagenden Schleiereulen werden oft Verkehrsopfer.
Rückgang gestoppt
Doch dank gezielter Schutzmaßnahmen ließ sich vielerorts wenigstens eine Bestandsstabilisierung erzielen. Besonders Kirchen und Bauernhöfe in ländlicher Umgebung haben zentrale Bedeutung bei den Schutzbemühungen, denn die Kombination aus eulenfreundlichem Gebäude und mit wenigen Schwingenschlägen erreichbarer, zur Mäusejagd tauglicher Landschaft macht es aus. Viele Naturschützer arbeiten bundesweit daran, wieder in jedem geeigneten Dorf ein Eulenpaar zu etablieren. Dazu klettern sie in Kirchtürme, zimmern dort Brutnischen, schaffen Eulenlöcher, pflegen Nistplätze, kontrollieren den Bruterfolg und beraten bei Umbau- und Renovierungsarbeiten.
von Stefan Bosch