Buschwindröschen - Foto: Helge May
Erste Farbtupfer im Wald
Frühblüher nutzen die Zeit vor der Belaubung der Bäume
Wir freuen uns über die dichten Bestände des gelbblühenden Scharbockskrauts, die weißen und purpurnen Blüten des Hohlen Lerchensporns, das blaue Leberblümchen, die violetten Waldveilchen, das grüne Moschuskraut und die Farbtupfer weiterer Frühblüher.
Licht ist Leben
Die Vegetationsperiode dieser zarten Frühlingsboten währt allerdings nicht lange. Schon im Februar treiben manche von ihnen aus, etwa das Schneeglöckchen oder der Märzenbecher, aber bereits im Mai sind bei einigen Arten die oberirdischen Teile verblüht und verwelkt. Dann schmücken sich nämlich Bäume und Sträucher mit neuem Grün, und das allmählich dichter werdende Blätterdach lässt nur noch wenig Sonnenstrahlen bis zum Waldboden vordringen.
Den lichtliebenden Frühblühern steht nun nicht mehr ausreichend Sonnenenergie für die Photosynthese zur Verfügung. Der Aufbau lebenswichtiger organischer Stoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette wird verlangsamt und schließlich ganz eingestellt: Die Pflanzen verblühen. Indem Buschwindröschen und andere Frühblüher das schmale Zeitfenster vor der Belaubung für Wachstum und Entwicklung nutzen, vermeiden sie, beim Kampf ums Licht den Bäumen und Sträuchern zu unterliegen. Der Anteil des Sonnenlichts, das bis zur Krautschicht gelangt, ist vor der Laubentfaltung ziemlich groß. Er beträgt rund 50 Prozent der Gesamteinstrahlung.
Altes Laub als Wärmespeicher
Wegen ihrer dunkleren Farbtönung absorbiert die auf dem Waldboden angesammelte Laubstreu die Sonnenwärme recht gut, so dass ihre Temperatur je nach Witterungsbedingungen auf 30 bis 40 Grad Celsius ansteigt. Das beschleunigt die Stoffwechselvorgänge, was ebenfalls den früh einsetzenden Wachstumsschub und das schnelle Erblühen und Fruchten der krautigen Frühlingsblumen begünstigt.
Frühblühende Bäume und StrÄucher
Offene Blüten mit fünf weißen Blütenblättern. Mit dieser Beschreibung kommt man beim Frühlingsspaziergang leider nicht sehr weit. Dass zahlreiche Gehölze genau nach diesem Muster verfahren, hat zwei Gründe: Das strahlende Weiß lockt erfolgreich Bestäuber-Insekten an und viele der Arten sind eng miteinander verwandt. Mehr →
Manche Frühblüher wie Kriechender Günsel, Waldmeister, Wald-Bingelkraut und Lungenkraut behalten ihre Blätter auch später im Schatten des belaubten Waldes bei. Dann beträgt der Anteil des bis zur Krautschicht dringenden Sonnenlichts nur noch rund zwei Prozent der Gesamteinstrahlung. Diese Pflanzen stellen ihren Stoffwechsel entsprechend um und können auch in der lichtarmen Zeit ausreichend Photosynthese betreiben.
Optimal angepasst an die besonderen Bedingungen im zeitigen Frühjahr sind die so genannten Geophyten unter den Frühblühern, zu Deutsch „Erdpflanzen“. Sie besitzen unterirdische Speicher- und Erneuerungsorgane, in denen sie im Laufe der letzten Vegetationsperiode Nährstoffe angesammelt haben. So können diese Pflanzen Jahreszeiten mit ungünstigen Klimabedingungen im Boden überdauern, ohne dass Lichtmangel, Trockenheit oder extreme Temperaturen sie das Leben kosten.
Die in Wurzelstöcken, Knollen oder Zwiebeln gespeicherten Vorratsstoffe, vor allem das Kohlenhydrat Stärke, geben diesen Frühblühern die Kraft, im Frühling rasch aus dem Boden zu sprießen und genügend Blätter für die Photosynthese zu bilden. Mit einsetzender Belaubung und damit verbundener Beschattung des Waldbodens geben die Geophyten ihre oberirdischen Teile auf und existieren im Boden weiter. Nicht aber ohne ihre Speicherorgane zuvor erneut mit Vorräten für die kommende Saison gefüllt zu haben. Frühblüher mit Speicherorganen sind beispielsweise Leberblümchen und Buschwindröschen mit ihren Wurzelstöcken, Hohler Lerchensporn und Scharbockskraut mit Knollen sowie Schneeglöckchen und Bärlauch mit ihren Zwiebeln.
Vitamine aus dem Wald
Solange sich die Vegetation noch nicht voll entfaltet hat, sind die Frühblüher wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten. Aber auch der Mensch kann einige frühblühende Kräuter nutzen. Sie können seinen Speisezettel bereichern oder als Heilpflanzen eine wohltuende Wirkung entfalten. So sind die Vitamin-C-reichen Blätter des Scharbockskrauts als Salat genossen eine gesunde Frühjahrskost. Nach der Blüte allerdings ist vom Verzehr dringend abzuraten, da sie dann das giftige Protoanemonin enthalten, das unter anderem Übelkeit und Durchfall verursachen kann. Früher verabreichte man die Blätter als Heilmittel gegen die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut, ehemals Scharbock genannt. Daher rührt auch der Name.
Die aromatisch nach Knoblauch riechenden und schmeckenden Blätter des Bärlauchs finden in der Küche vielseitige Verwendung. Kleingehackt passen sie ausgezeichnet zu Salaten, Suppen, Saucen und Gemüse, aber nur, wenn sie vor der Blütezeit geerntet sind. Beim Pflücken ist allerdings darauf zu achten, dass die ähnlich geformten Blätter von Maiglöckchen und Herbstzeitlose nicht dazwischen geraten, denn sie sind sehr giftig. Sie lassen sich daran erkennen, dass ihnen der markante Knoblauchgeruch fehlt.
Um die Bestände des nur örtlich massenhaft vorkommenden Bärlauchs zu schonen, sollte man von jeder Pflanze nur ein bis zwei Blätter abpflücken. Der entzündungshemmend und entschlackend wirkende Bärlauch bringt den Stoffwechsel nach der dunklen Jahreszeit wieder in Schwung. Der Ursprung seines Namens ist nicht bekannt. Vielleicht heißt dieser Frühblüher ja so, weil uns der gesunde Genuss seiner frischen Blätter geradezu „Bärenkräfte“ verleiht.
Thomas Schmidt
Wildpflanzenküche
Früchte bietet uns die Natur im Frühling noch keine. Dafür sprießt überall zartes Blatt- und Stängelgrün, das sich ebenso wie junge Blütenknospen in der Küche vielfältig verwenden lässt. In Wäldern, an Wiesen und Wegrändern ist das Angebot groß, zudem wachsen manche Wildkräuter auch ungefragt im Garten. Mehr →
Die knoblauchduftigen Blätter des wild wachsenden Bärlauchs werden in der Frühjahrsküche immer beliebter. Beim Pflücken im Wald sollte man jedoch genau hinschauen, denn es besteht Verwechslungsgefahr mit giftigen Maiglöckchen und Herbstzeitlosen. Mehr →
Brennessel, Giersch und Löwenzahn: Diese Wildkräuter wachsen in jedem Garten und schmecken nicht nur den Insekten richtig gut. Für uns Menschen sind sie ebenfalls ein echtes Superfood, denn in ihnen stecken viele gute Inhaltsstoffe. Also: Ran an die Salatschüssel! Mehr →
Das kleine sattgrüne Pflänzchen hat es in sich. Cumarin heißt der Schlüssel zum Frühlingsglück und der in unseren Wäldern wachsende Waldmeister enthält davon reichlich. Maibowle hat eine uralte Tradition und für den Frühlingsklassiker gibt es viele Rezepte. Mehr →
Pflanzenporträts
In seiner Service-Reihe zeigt der NABU, wo, wann und wie Naturfreunde auf eigene Faust oder in fachkundiger Begleitung blühende Landschaften erleben können. Mehr →
Das Duftveilchen ist als Frühlingsbote und Lieferant von ätherischen Ölen für die Parfümherstellung bekannt. Außerdem wird die Pflanze als Arzneimittel verwendet und als Delikatesse von Kennern geschätzt. Mehr →
In der Blumensprache stehen die Anemonen als Symbol für Unschuld, Vertrauen und Vergänglichkeit. Doch trotz ihrer scheinbaren Verletzlichkeit sind Anemonen im Garten ausgesprochen anspruchslos und pflegeleicht. Mehr →
Von Europa bis Mittelasien kommen rund 50 wilde Narzissenarten vor. Auch in der Eifel sind sie im Frühjahr zu bewundern. Den ganzen April über bietet der Naturpark Hohes Venn/Eifel geführte Narzissen-Wanderungen an. Die dreistündigen Touren finden bei jedem Wetter statt. Mehr →
Die sattgelben Blüten schmücken zur Osterzeit in vielen Gegenden Deutschlands Wiesen, Wegränder und Böschungen. Dennoch wird die Wiesenschlüsselblume in vielen Gebieten immer seltener. Die Anordnung der Blüten erinnert an einen Schlüsselbund, daher der Name der Blume. Mehr →
Wildpflanzen im Garten
Wo Licht ist, ist auch Schatten - und das ist auch gut so, denn sonst könnten wir die prächtige Pflanzenvielfalt nicht genießen, die Naturgärten für Menschen und Tiere bereithält. Als natürlicher Lebensraum gibt der Wald hier ein gutes Vorbild ab, nach welchem man einen Schattengarten umwerfend schön und geheimnisvoll gestalten kann. Mehr →
Auf einer Blumenwiese ist immer was los: Hummeln brummen, Bienen summen und prächtige Schmetterlinge flattern elegant von Blüte zu Blüte. Doch die Blumenwiese ist nicht nur ein Ort des bunten Treibens, sie macht auch wesentlich weniger Arbeit als ein Rasen. Mehr →
Knallbunte Farbexplosion oder lieber feine Töne? Ganz nach dem Geschmack der Gärtner*innen, denn die prächtigen Stauden lassen sich je nach Farbvorliebe arrangieren. Das Ergebnis ist in jedem Fall ein Genuss für Auge und Ohr. Mehr →